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Ben, Löpfen und Scherben, würdig des Pinsels eines Karrner vorgestern abend fein Bündchen geschlachtet. Heute noch ift das ganze Dorf gegen den rohschlächtigen Karrner auf. Aber wer Realisten. hat denn nur auch das Lügengesätzlein erfunden:„ Jedes Hasert findet ſein Graferl?"
Zwischen dem Gerümpel hatte Pavel eine Lagerstätte für Milada zurechtgemacht, auf der sie ruhte, zusammengerollt twie ein Käßlein. Er streckte sich auf dem Boden, dicht neben dem Herde aus, und wenn die Kleine im Laufe der Nacht erwachte, griff sie gleich mit den Händen nach ihn, zupfte ihn an den Haaren und fragte:
Bist da, Pavlicek?"
Er brummte fie an:„ Bin da, schlaf Du nur," biß fie twohl auch zum Spaß in den Finger, und sie stieß zum Spaß einen Schrei aus, und Virgil wetterte aus der Stube her über: Still, Ihr Raubgesindel, Ihr Galgenvögel!"
Bebend schwieg Milada, und Bavel erhob sich unhörbar auf seine Anie, streichelte das Kind und flüsterte ihm leise zu, bis es einschlief.
Als er zum ersten Male ohne die Schwester zur Ruhe gegangen war, hatte er gedacht: Heut wird's gut, heut wedt er mich wenigstens nicht auf, der Balg." Am frühesten Morgen aber befand er sich schon auf der Dorfstraße und lief geraden Weges zum Schloffe. Das stand mitten im Garten, der von einem Drahtgitter umgeben war; ein dichtes, immer grüncs Fichtengebüsch verwehrte ringsum den Einblick in diefes Heiligtum. Pavel pflanzte sich am Tore auf, das dem des Hauses gegenüberlag, preßte das Geficht an die eisernen Stäbe und wartete. Sehr lange blieb alles still; plötzlich jedoch meinte Babel das Zuschlagen von Fenstern und Türen und verworrenes Geschrei zu hören, meinte auch, die Stimme Miladas erkannt zu haben. Zugleich erbraufte ein heftiger Windstoß, schüttelte die toten Zweige von den Bäumen und trieb die dürren Blätter im rauschenden Tanze durch die Luft. Zwei Mägde kamen aus dem Dienertrafte zum Hause gelaufen; eine von ihnen wäre beinah über den alten Pfau gestolpert, der im Hofe auf und ab stelzte. Er sprang mit einem so fomischen Satz zur Seite, daß Babel laut auflachen mußte. Im Schlosse und in seiner Umgebung wurde es nun lebendig; es tamen aud, Leute zum Gartentor; wer aber durch dieses ein und ausging, sperrte es langsam hinter sich ab. Eine Vorsichtsmaßregel, die ihrer Neuheit wegen manchem Vorübergehenden auffiel. Das Gartentor absperren bei Das Gartentor absperren bei Hellichtem Tage; was soll denn das heißen? Wird sich schwer. lich lange halten, die unbequeme Einführung.
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Aber sie hielt sich doch zum allgemeinen und mißbilligenden Erstaunen der Dorfbewohner, und nach und nach erfuhr man auch ihren Grund.
Dem Pavel wurde er durch Vinska, des häßlichen Hirten hübsche Tochter, in folgender Weise mitgeteilt:
Ein Jemand hat so den armen Mann mit der Stube voll Kinder getröstet. Und der drauf mit einem tiefen Seufzer: Ach ja, wär' alles recht! Aber meine Kinder, Gott sei's ges flagt, die effen kein Gras!"
"
Jm Spridrig" draußen, wo der Karrnerwagen steht, denkt euch, da hätte es nicht einmal ein Mäulchen voll Gras gegeben, fo glatt gerupft waren Ader und Wiese. Die Karrnertinder hätten es vielleicht gegessen, denn die waren wie hungrige Wölfe. Unter der schmierigen Blache des Wagens steden sie zu fünft die zaufigen Stöpfe hervor und schreien, wie die hungrigen Raben:
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Bater, o, Muetter, ol Kochen... fied'n und brat'n...
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Das Kleinste, so ein weißblondes Schimmelchen, das war der ärgfte Schreihals. Schrie so arg, daß selbst der Schnauzl, der drei Schritte vor dem Karren liegt und scharfe Wacht hält, nur so verwundert aufschaut. Ihm knurrt ja auch sein Hundemagen. Wenn da jedes gleich so schreien wollte!
Die Mutter fauert vor dem Karren auf dem Boden; sie hat die hochgezogenen Snie mit den Armen umspannt und späht wie ein Raubbogel die Gegend nach Nahrung ab; um und um nichts; feinen Erdapfel in der Furche, fein einziges Maistölbchen haben die Bauern bei der Fechsung vergessen. Denn es ist ein hungriges Jahr, und die geizigen Bauern muß man nur fennen. Der Vater scheucht die zaufigen Schreihälse mit dem Stock in Wagenfond zurück.
den
"
Und Du, fleiner Schimmel... fein' Mudfer mehr!" Drücken sich die Kinder auf ein Weilchen ins Stroh und ficher
untereinander:
ist
„ Der Vater, ha! Der hat ein' guten Schnellsieder! Mit dent gleich" focht!"
Der Vater tut nur so grob. Gab' ihnen auch lieber zu essen. Aber wenn nichts da ist da sied' oder brat'!"
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Er späht scharf feldeinwärts nach seinem ältesten Buben aus, den er auf Bettel und Dieberei ausgefchidt hat. Jeden Augenblic muß er fommen, und der fommt gewiß mit vollen Taschen. Denn für den Liriler gibt es nicht Schloß noch Riegel; der schlüpft durch jedes Stellerloch. Der Ligileg ist ein junger Meisterdieb. Es währt fein Vaterunser lang, da wagen sich die zaufigen Stöpfe wieder unter der Blache hervor; zuerst zaghaft, das weißblonde Schimmelföpfchen, dann die anderen der Reihe nach. eins.. eins... zwei... brei... vier..
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" Vater, o, Muetter, o, wenn focht's denn amal Der Vater greift wieder nach seinem Schnellsieder"; im Nu verschwinden die Köpfe. Die Mutter späht wie ein Raubvogel nady Nahrung aus. Um und um nichts.
" Da fied oder brat'!"
Feldwärts kommt der Liriler. Der fommt wie gerufen.
" Der Ligileg! Kinder! Der bringt Zehrung... Der bringk alle Tasch'n voll!" schreit die Mutter.
Da geht es im Starren funterbunt durcheinander; ein Geschrei und ein Kreischen wie von jungen Raben.
Du Lump, Du, Deine Schwester ist just so ein Lump wie Du: Die Petruschka aus der herrschaftlichen Küche fagt, daß die gnädige Frau es mit Deiner Schwester treibt wie mit Der Vater mustert den näherkommenden Leg mit scharfen einem eigenen Kinde, und Deine Schwester will immer auf und niederschweifen; dann fängt er an die Stirn zu runzeln; denn Augen. Läßt seine prüfenden Blide an dem dürren Jungen aufand davon. Darum wird das Schloß icht abgesperrt wie eine nirgendwo erspäht er an den Taschen des Ligileg eine Ausbuchtung, Geldtruhe. Wenn ich die gnädige Frau wäre, ich möcht solde die auf Beute schließen ließe. Dafür hat der Karrner einen guten Geschichten nicht machen; was ich tät, weiß ich. Deinen Blid. Der Junge hat es nicht eilig mit dem Näherkommen; mögen Water hat man am Hals aufgehängt, Deine Schwester würde die Kinder noch so schreien und die Hälse aus dem Karren streden. ich an den Händen und Füßen binden und an die Wand" Ligileg! Lauf! Lauf! Was hast kriegt, Erdäpfel und Brot.. hängen." Dieses Bild schwebte dem Pavel den ganzen Tag vor Augen, und nachts verschwamm es ihm mit einem anderen, dessen er sich aus der Kindheit besann.
Da hatte er gefehen, wie der Heger ein gefangenes blutjunges Reh aus dem Walde getragen hatte. Die Läufe waren ihm mit einem Strid zusammengeschmürt, und an denen hing es am Stock über des Hegers Rüden. Pavel erinnerte fich, wie es den schlanken Hals gebogen, die Ohren gespizt und das Haupt emporzuheben gesucht; er erinnerte sich der Verzweiflung, die dem feinen Geschöpf aus den Augen gefchaut hatte.
Im Traume famen ihm diese Augen nun vor wie Miladas Augen, ( Fortjehung folgt.)]
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aber
( Nachdrud verboten.)
Nahe dem Spridrigwäldchen", in der„ Buit'n", ist eine leine Froschlade; wer den Mund recht voll nehmen will, mag sie, wie es der Befiber tut, auch„ Waldsee" nennen.
Dort an der Froschlade hinter dem dichten Erlenbusch hat ein
und Sped?"
An Dred!" schreit ihnen der Junge entgegen. voll Schlag' hab' i fricgt!" und bedeutſcht den Water:
Den Budel
In der Kellerlude beim Kürbisbauer bin ich steden blieben, und da haben sie mich gedroschen, der alte Kürbis und die Kürbisin Aber schon ganz anders!" Und reibt sich den schmerzenden Rüden.
Nun drischt ihn der Vater. Die erboften Kinder ballen unter der Plache hervor die Fäufte gegen den Leg und eifern den Bater an:
"
Bater! Nur fest; mit dem Schnellfieder!"
nach dem Jungen. Aber der nimmt das Leben nicht schwer. Stredt Das Heine Schimmelchen wirft gar einen alten Hafendedel die Zunge heraus, lacht zu den Schlägen und freut sich wie ein Schneekönig, daß Schimmelchens Wurfgeschoß sein Ziel verfehlt hat: „ Schled' auf... Echimmelfopf!"
Die Mutter späht wie ein Raubbogel die Gegend nach Nahrung ab. Um und um nichts!
„ Da fied' oder brat'!"
Bleiben ihre Augen plötzlich an dem wachehaltenden Schnauz Hangen ; begehrlich aufleuchtend wie Habichtsaugen. Das merkt der Karrner. Er sieht die Mutter eine Weile nur so groß an. Ganz angftvoll. Dann sagt er drohend, langsam:
" Du! Alte! Salt' Deine Augen im Baum1"
Seine Blide funkeln wie ein bloßes Messer. Die Mutter hat ja nur den Schnauzt ein bißchen figiert. Aber der Karrner fam davon ganz aus dem Häuschen. Eine richtige Angst hatte ihn gepadt:
Auf, Mtel Jus Dorf! Wir zwei ,,, ich und Du! Und bes