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gegnen wir einem Bäd'... ich reiß' ihm sein' Broiforb weg und find' ich kein' Kellerlud'n offen... i renn' mit dem Schädel ein Loch durch die Mauer!"
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Und der Schnauzl halt' schon Bach' derweil vor dem Karren gelt, Schnauzl, bis wir fommen Und er ftreichelt das Hündchen und traut ihm das zottige Fell und tut ihm schön, wie noch nie. Es fehlte nicht viel und der harte Karrner hätte wässerige Augen bekommen.
Der Schnauzl wedelt und heftet seine flugen, schwarzen, bläulich Schillernden Acuglein ganz vorwurfsvell auf seinen Herrn, als wollte er fagen:
bitten!"
" Hab' ich vielleicht einmal nicht Wach gehalten? Tät' schon Sie torfeln felbander dem Dorfe zu, er und sie; alles liegt still. Die feuchten Herbstnebel trochen über die Gaffe. Sie tappten von Haus zu Haus, bon Tür zu Tür. Niemand öffnete. Die Bauern Tagen schon in den Federn oder hinter dem Ofen. Ja, wenn es gegen den Spätherbst geht, werden die Bauern faul wie Murmeltiere. Und wo sich ein Fenster auftat und man sah das Karrnervaar, da hieß es:
Schert euch; Diebsleuten gibt man nichts1" Und flirr das Fenster wieder zu. Kein Bäder mit Brot fam des Weges; keine Kellerlude war offen. Und mit dem Schädel durch die Mauer ist leichter gesagt als getan.
Also wieder heim, ohne Zehrung und Futter. Die Karrnerin redet kein Wort und läßt den Kopf hängen; der Karrner geht in der herbstlichen Dämmerung neben ihr her und hört ihr eu. Schon von weitem vernahmen sie den wilden Chorus der Kinder:
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Die Carnivorie"( Fleischfresserei) und die mit ihr berbundenen Ein richtungen geben uns ein Bild davon, bis zu welcher Höchstleistung die Anpassung des pflanzlichen Drganismus fortzufchreiten fähig ist. So vermag eine genauere Kenntnis diefer absonderlichen Gewächse uns in höherem Maße einen Einblick in die feinere Organisation der Pflanze zu gewähren, als es vielleicht zuerst den Anschein haben möchte. Die neuere Zeit hat mit ihrer den Erdball umspannenden Forschertätigkeit, mit ihrem geschärften Blid und den verfeinerten Methoden gerade für das Berständnis diefer Pflanzengruppe viel Aufklärendes geleistet, so daß es heute möglich ist, ein ziemlich einheitliches und in der Hauptfache zuverlässiges Bild zu entwerfen, wenn auch noch vieles und wer weiß, wie bedeutungsvolles!- fünftiger Forschung vorbehalten bleibt.
Für die Zeit, da die Pflanzenbiologie in ihrer ersten Entwide flung stand, war zunächst die Vorstellung der Reizbarkeit und dann die des Vorkommens einer Verdauung tierischer Stoffe bei einer Pflanze allerdings ein Riefensprung. Für unser heutiges Wissen fügen sich die Eigentümlichkeiten diefer biologischen Gruppe der fleisch freifenden Pflanzen zwanglos in eine Reihe pflanzlicher Ere nährungsarten ein.
Bekanntlich vermag die heutige Wissenschaft, sobald sie die Ges famtheit der Tier- und Pflanzenwelt in Betracht zieht, feinen durch greifenden Gegensatz zwischen beiden Organismenreichen namhaft zu machen. Sie sind beide mit den allgemeinen Lebensfunktionen ausgerüstet; wenn zwischen den höher entwidelten Formen beider Entividelungslinien einschneidende Unterschiede vorhanden sind, so betreffen diese entweder bloß den Grad der Ausbildung der einzelnen Lebensfunktionen oder find überhaupt bloß sefundärer Natur. Gerade jene Merkmale, die einftens als die zweifellos ausa " schlaggebenden für die Definition des Zierischen" galten: Reizbar feit( Empfindungsvermögen) und aktive Bewegung, mußten in diefer Bedeutung zu allererst aufgegeben werden. Gerade hierin find und Pflanze prinzipiell am wenigsten Tier verschieden. Hingegen weist die Ernährung bei Pflanzen und Tieren die bedeutsamsten Differenzen auf. In dieser Beziehung gingen die beiden Entwicklungslinien am weitesten auseinander. Trotzdem tam es auch hier au feiner allseitigen Gegensäglichkeit.
Vater, o, Muetter, o! Sieben... braten... essen Je näher sie famen, desto wilder schwoll das Geschrei. Nur Ser Schnauz! liegt unentivegt drei Schritte vor dem Karren und lugt scharf ausspähend ins Weite; ein guter, ein getreuer Wächter. Als Vater und Mutter an den Karren tamen, gellt ihnen das Getobe der Kinder entgegen. Sagt die Mutter so vor sich hin: Wie fett der Schnauzl ist!"
Und mustert gierig das Hündchen.
Da wurde der Karrner gar wild. Schreit und tobf, daß ihm wohl gibt es tein Tier, das sich nach Art der grünen Pflanzen die Halsadern toie fleine Stride schwellen:
" Fett oder nit fett!"
nährt; aber es gibt reichlich viele nicht- grüne Bflanzen, welche in ihrer Ernährungsweise( physiologisch!) den Tieren gleichzustellen sind.
Langt nach seinem Stod und haut seine Alte, daß sie tanzt. und unter den grünen Pflanzen gibt es wiederum einige, bei denen beide Ernährungsarten kombiniert sind. Dann wildauf gegen die Kinder:
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Still... auf der Stell'! Oder schlag' euch alle tot!" Aber die Kinder sind nicht mehr still. Nur um so länger reden Sie ihre Hälse aus dem Karren und schreien wie offene Rebellen: Schlag zu. mit Dein' Schnellfieder! Schlag uns ab! Ersparst das Es'n!" Läßt der Karrner den Stod langsam sinken; seht sich neben dem Karren auf den Boden; beginnt zwischen den Zähnen zu pfeifen.
Die Mutter weiß nichts Gescheites anzufangen; zählt mechanisch die zaufigen Köpfe:
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Eins, zwei, drei, bier... eins, awei, drei, bier Und wo ist der fünfte? Der fleine Schimmelfopf ist nicht da; der wildeste, ungeberdigste Schreihals. Die Mutter tritt näher; sieht unter die Plache. Da fißt das Schimmelchen zusammengefaueri im Karrenstroh; nagt und saugt woran denn nur? Jefus Marial An alten Lederfled nagt's an, das Schimmeltöpfll" Und Mutters Stimme schnitt wie ein Messer.
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( Schluß folgt.)
fleischfreffende Pflanzen.*)
Diefer Prozeß der unmittelbaren Kohlenstoffgewinnung aus der Rohlensäure und die Synthese der Kohlehydrate aus den Elementen im Chlorophyll unter Einwirkung des Lichtes ist ein ErnährungsSpezifitum der grünen Pflanzen. Da der Tierwelt diese Möglichkeit der Ernährung auf allen Stufen ihrer Entwicklung versagt ist, so ist fie in ihrer Egifteng legten Endes durchaus von der grünen Pflanzenwelt abhängig.
Aber auch einem Zeile der Pflanzenwelt geht es nicht beffer. Im Laufe der Entwickelung haben fich im Pflanzenreiche gewiffe ernährungsphysiologische Typen herangebildet, bei denen, ganz wie beim Tiere, schon vorhandene organische Stoffe die Nahrungs quelle bilden.
Wenn aber die in Nede stehenden Pflanzen wirklich fleisch freffende sein sollen, so müssen sie( da in die Pflanze die Nahrung von Anbeginn an nur von der äußeren Oberfläche aus in die gellen gelangen, also nur in flüffiger Form überhaupt aufgenommen werden kann) zugleich fleisch verdauende Pflanzen sein. Es muß an ihnen die Ausscheidung lösender Stoffe von einer dem Magenfafte gleichwertigen, d. h. peptonifierenden Wirkung ftatt finden. Nur folche mit dieser Fähigkeit ausgerüstete Pflanzen find im eigentlichen Sinne als fleischfreffende zu bezeichnen.
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Wenn ferner Insektenfang und Stickstoffnahrung auf diesem Wege zu einer regelmäßigen Tätigkeit werden sollen, dann muß nicht bloß Jedem Naturfreund ist es heute bekannt, daß es fleisch - dafür gesorgt sein, daß herankommende Kleine Tiere feftgehalten daß sie wirklich herankommen. freffende" oder, wie sie auch häufig genannt werden, insekten werden, sondern auch dafür, freffende" Pflanzen gibt. Erftere Bezeichnung ist vorzuziehen, weil Wer sich darauf beschränkt, eine offene Mausfalle hinzustellen und die Ausnügung gefangener tierischer Körper das Ausschlaggebende au warten, bis sich aufällig ein Mäuslein hineinberirrt, der wird ist und es sich dabei ja nicht ausschließlich nur um Insekten handelt. hinsichtlich seiner Ausbeute im Nachteile sein gegen denjenigen, Wer nicht näher auf dem Gebiete der Pflanzenbiologie orientiert ist, der schlau genug ist, in die Falle auch einen berlockenden Köder bat taum eine richtige Vorstellung davon, wie mannigfach die zu legen. Es wäre denn, die Falle stünde an einem Drte, an dem hierhergehörigen Einrichtungen und welche phyfiologische und so zahlreiche Mäuse vorbeikommen, daß eines oder das andere Opfer biologische Probleme mit diesem Gegenstande verbunden unbedingt hineingeraten muß. Diese Erwägungen des berechnenden find. Auch darüber, to a 8 eigentlich hinter dieser Fleisch- Verstandes hat die Natur bei der Ausrüstung der fleischfreffenden frefferei" gewisser Pflanzen stedt, und wie man sich diese für Pflanzen Längst vorweggenommen; wo die Fangapparate so bea Pflanzen fehr absonderliche Ernährungstätigkeit zu denken habe, fchaffen und angebracht sind, daß auf alle Fälle genügend viele dürften in weiteren Streisen manche unrichtige oder wenigstens un- Opfer mit ihnen in Berührung fommen müssen, spielen besondere zulängliche Borstellungen zu finden sein. Uebrigens dürfte( viel Anlodungsmittel leine oder nur eine untergeordnete Rolle. Bo aber leicht neben der Blütenbiologie und den Sinnesorganen) auf diese Bedingungen nicht genügend gesichert find, fommt noch ein dem Gebiete des Pflanzenlebens taum ein Gegenstand zu finden ganzer Apparat von Anlodungsmitteln dazu, die dann zum Teil sein, der auch für den Richtfachmann so anziehend wäre wie der mitunter noch in so raffinierter Weise verwendet werden, daß das borliegende. Und dies zwar schon deshalb, weil die hier zu er Opfer feine Lüfternheit unfehlbar mit dem Tode büßen muß. Es örternden Tatsachen die vielfachsten Beziehungen อน ben ist sicherlich sehr bemerkenswert, daß wir hier ganz denselben wichtigsten Erscheinungen des Pflanzenlebens überhaupt aufweisen. Anlodungsmitteln begegnen, welche die Pflanzen auch anderwärts in mannigfachen Kombinationen anzuwenden gelernt haben, wenn *) Wir entnehmen den vorstehenden Aufsatz dem soeben er auch nicht im Dienste so raubgieriger Bestrebungen, nämlich im fchienenen Bändchen: Die fleis& freffenden PflanzenIntereffe der Bestäubung der Blüten. bon Prof. Dr. Adolf Wagner. Mit 82 Abbildungen im Text Diesen selben Anlockungsmitteln, die hier einer harmlosen und ( Aus Natur und Geisteswelt", Band 344. Berlag von B. G. gewöhnlich beiden Teilen näglichen gegenseitigen Anpassung dienen, Zeubner in Leipzig und Berlin . Preis geh. 1, M., geb. 1,25 m). Begegnen wir wiederum, teilweise wenigstens, bei den Insekten
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