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Augen; denn fie hat zum Feuern grünes Holz genommen; bas macht so viel Rauch. Schlägt auch den Kindern mit dem Kochlöffel auf die Finger; denn die Rangen können es kaum mehr erwarten. Wollen das Häschen" halb roh aus der Pfanne greifen.
Die Mutter sieht ihnen zu und seufzt vor sich hin: " So schön Brabl geben hat er können.. und wachsam Tag und Nacht immer drei Schritt' vor dem Karren!" Und wischt sich heftig über die Augen, denn der Abendwind blies ihr den Rauch von dem erlöschenden Feuer gerade mitten in das Gesicht. Der Vater sitt abseits.
Die Kinder nagen jedes Beinlein glatt und sauber wie Elfenbein; nur das Schimmelföpfl läßt ein winziges Fleischstückchen an dem letzten Knöchelchen hängen. Ein kleines, kleines Brödlein will es für den Schnauzl sparen; der Schnauzt war ja so brav und hat das Häschen aufgejagt. Kleinschimmelchen steht vom Essen auf, rafft mit seinen fettigen Batschhändchen alle Beinlein zusammen und lockt und ruft in den Wald hinein:
Snauzl... Snauzl! Jetzt ist er nit da, weil i für ihn einmal Knöchelen hätt'. Snauzl... Enauzl..." Aber da wurde der Vater wild:
Marsch ins Stroh! Kein' Mudser mehr! Oder schlag' euch alle tot!" Da forchten sich die Kinder und frochen nacheinander in den Karren; hinter ihnen die beiden Alten. Schliefen auch bald ein. Collen die Aerzte hundertmal anders sagen- mit vollem Magen schläft sich's doch besser.
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Der Vater hatte eine unruhige Nacht. Immer wieder fuhr er Schlaftrunken aus dem Karrenstroh. Er hörte im halben Schlafe den Schnauzl bellen.
Was er nur heut' hat...", murrt er zwischen Schlafen und Wachen, und stedt den Kopf unter der Plache hervor: Bft! Schnauz!! Sei still!"
GO
Albanien; nur wenige lönnen mühsam lesen, ein paar ihren Namen schreiben. Von den Erzeugnissen der technischen Entwickelung lennen fie nur, was zum Kriegshandwerk gehört. Noch heute dienen hie und da aufgeblafene Biegenschläuche als Fahrzeuge auf den Flüffen. Sie befizen teine geschichtlichen Aufzeichnungen, überhaupt feine geschriebene Literatur. Nur ein Schatz von Märchen, vers sprengten Schößlingen der großen einheitlichen Phantasie- Inter nationale, von Liedern, Sprichwörtern, Rätseln pflanzen sich münd lich fort.
Die Albanesen gehören zu den schönsten Rassen des Ballans. Hochgewachsen, ſchlant, fehnig, mit feurigen Augen in dem reinen Oval ihres Gefichts sind sie unermüdliche Kletterer und Gänger, immer bewaffnet, mit einem natürlichen sofort schlüssigen Scharfblid begabt, zeigen fie in jedem Zug ihren nationalen Stolz und tragen in leichter, etwas theatralischer Bewegung ihr griechisches Faltene rödchen.
Wer 500 Ziegen und Schafe befigt, gilt als reich, wessen Herden 1500 Stück erreichen, als sehr reich. Der Ackerbau ist untergeordnet: Mais, Gerste, Wein find die Haupterzeugnisse. Die Armut trieb sie, ihren Leib in Kriegsdiensten zu verkaufen. Christliche Albanesen bildeten ganze Regimenter der Neapolitaner, die mohammedanischen Albanesen stellen sehr wertvolle Truppenteile des türkischen Heeres. Das Kriegshandwerk spiegelt sich in den albanischen Rätseln:„ Einer, der fortgeht und niemals zurückschaut"( die Kugel des Gewehrs); oder:„ Einer, der Schwarzes frißt und Notes ausspeit"( das Gewehr). Ihre Lebensbedingungen erklären ihre Lebensverfassung. Die Wohl habenden wohnen in einzelnen Höfen mit festen Türmen, die ärmeren in weitverstreuten Weilern. In ihren Wohnungen findet sich kaum Hausrat, die Hütten sind manchmal ohne Türen, der Rauch zieht durch ein einfaches Loch in der Decke ab, die Fenster sind ohne Glas und werden im Winter mit Papier verklebt. Sie schlafen an gekleidet auf dem Boden, Reis und Mais ist ihre Hauptnahrung.
Bis ihn die talte Nachtluft anwehte und vollends munter Nur bei den Festen geht es stattlicher her, da werden üppigere machte. Da befann er sich:
n
Ach, ja so! Der bellt nimmer!"
Und warf sich schwer fluchend wieder aufs Chr. Und es war eine lange Nacht.
Albanelen.
Albanesen haben ben albanesischen Soldaten standrechtlich erschoffen, dessen Ehrgefühl durch die Betätigung preußischen Militärdrills zur Blutrache gereizt wurde. Albanesische Soldaten bietet die Türkei auch auf, um die immer unruhigen Gebirgler im nördlichen Gebiet Albaniens zu bändigen. Es ist eine alte Uebung, daß die Türkei die tiefwurzelnde Stammesfeindschaft, die besonders zwischen den Albanern des Nordens und des Südens besteht, zu ihrer gegenseitigen Unterdrückung und Vernichtung benützt.
Speisen aufgetragen, da wird gefungen und getanzt. Jede Horde hat ihren eigenen Sänger, gewöhnlich einen Familiengreis, der den Enkeln von den Taten ihrer Vorfahren und den Leistungen des gegenwärtigen Häuptlings singt. Es herrscht ein weitgehender Familienkommunismus, unter der harten Diktatur der väterlichen Gewalt, die bis zum höchsten Alter bleibt. Väter und Söhne haben fein Sondergut, alles wird gemeinsam verwaltet, auch wenn die Söhne in der Ferne irgendwo ihr Brot sich verdienen. Da die Männer meist in der Fremde find, liegt den Frauen die Sorge des Hauses ob, fie bestellen die Felder und Weinberge, pflegen das Vieh. Das Los der Frauen ist Sie sind wie überall auf dieser Entwickelungsstufe, schwer. Sllavinnen, mehr noch der Schwiegereltern als des Mannes. Der Vater verlobt seine Söhne schon als Kinder, als Knaben heiraten sie schon Mädchen mit 12 Jahren. Der Bräutigam kauft die Braut die nicht einmal ihre eigenen Kleider früher wurde sie geranbi behält. Der Gatte ist der unbeschränkte Herr seines Weibes. Er tann sie prügeln, auch wegschicken; noch größere Gewalt hat der Schwiegervater über die Schwiegertochter. Auch in den äußeren Sitten prägt sich diese Verachtung der Frau aus. Es gilt als un schicklich, wenn die Frau im Beisein von anderen mit ihrem Manne plaudert, ja, sie darf ihn nicht einmal beim Namen nennen. Und niemals wird der Ehemann vor andern seiner Frau eine Zärtlichkeit erweisen oder nur mit ihr scherzen. Herrisch und rauh spricht er mit ihr.
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Die Bewohner Albaniens , jenes Gebietes der Baltanhalbinsel am Adriatischen Meer , das im Norden von Serbien , im Süden von Griechenland begrenzt wird, bieten in der europäischen Zivilisation das Schauspiel eines Boltes, an dem die technischen, wirtschaftlichen, politischen und geistigen Fortschritte der Jahrhunderte fast spurlos borübergegangen find. Die Abgeschlossenheit ihres Landes von den großen Berkehrsstraßen hat die fulturelle Unberührtheit, aber auch Die Familie haftet solidarisch für alle Bergehen eines einzelnen zugleich die nationale Selbsterhaltung der Albanesen bewirkt. Ein Mitgliedes. Zwischen den einzelnen Stammeshorden wird Blutrache armes, rauhes, fräftiges Volt von Hirten, Ackerbauern und Soldaten, geübt, die man in neueren Zeiten aber auch, um die Ausrottung die fich seit alten Seiten auf alle Schlachtfelder der Welt verkauften, ganzer Familien zu verhindern, mit Geld ablöst. Die Verfassung ist hat es stolz und tapfer bisher seine eigentümliche Unabhängigkeit patriarchalisch- demokratisch. Die höchste Gewalt übt das Bolt selbst bon jeder Regierungsgewalt bewahrt, obwohl es nur einmal auf in Volksveriammlungen aus, die im Laufe des Jahres mehrmals furze Zeit im 15. Jahrhundert, damals als ihr noch heute legendarisch gefeierter Nationalheld Slanderberg sich siegreich gegen die Türken behauptete, ein wirklicher selbständiger Staat gewesen und seitdem türkischer Herrschaft formell unterworfen ist.
Die Albanesen, die sich selbst Schtjipetaren, d. i. Felsbewohner, Hochländer nennen, die Arnauten nach der türkischen Bezeichnung, werden heute auf 1900 000 geichätzt. Darin sind einbegriffen die 200 000 Albanesen, die in Griechenland wohnen, sich dort mit den Griechen vermischt, ihre Stammesart aufgegeben, dafür aber den Griechen bedeutende Freiheitskämpfer geschenkt haben, und die 100000 in Italien versprengten und aufgelösten Stammesgenossen. In dem Völkerwirrwarr des Balkans bilden sie wohl den ältesten Bestandteil; illyrischer Herkunft, find sie wohl noch früher als die Griechen eingewandert, mit denen sie verwandt sind. Sie zerfallen in eine große Anzahl fleiner Stämme, die miteinander verfeindet sind, sich in blutigen Fehden gegenseitig aufreiben; man fondert fie in zwei Hauptgruppen: die Ghegen im Norden, die Tosten im Süden. Sie haben es zu feiner einheitlichen Schriftsprache gebracht, nicht einmal zu einheitlicher Schrift. Ihre Sprache ist mit romanischen, türkischen, griechischen Elementen reich bersetzt. Auch religiös find fie ger splittert: zwei Drittel, und zwar die Wohlhabenden, sind Moham medaner, das letzte Drittel verteilt sich zum größeren Teil auf die griechischen und zum fleineren Teil auf die römischen Katholiken. Sie legen wenig Wert auf ihr religiöses Bekenntnis. So eifersüchtig fie ihre Nationalität wahren, gleichgültig ist ihnen die Kirche, der fie angehören:" da, wo das Schwert ist, da ist auch der Glaube," so Lautet einer ihrer Weisheitsjäge. Es gibt feinerlei Voltsbildung in
stattfinden. In der Volksversammlung muß von jedem Hause wenigstens ein Vertreter erscheinen. Wer ausbleibt, muß eine Strafe von zwei bis vier Schafen zahlen. Die Voltsversammlung entscheidet über alle Angelegenheiten des Bezirks, der Gesetzgebung, der Verwaltung und der Justiz. Der Stammeshäuptling leitet die Verhandlung und unterbreitet die Vorschläge. Vier bis sechs Häuser stellen je einen Unterhäuptling, die Gjobaren. In den Volksversammlungen werden namentlich die Bußen festgesetzt, die durch Uebertretung der bestehenden Weidesagungen, durch Feldfrevel entstehen. Die Bußen werden in der Regel in Schafen bezahlt, während der Versammlung eingetrieben und dann unter die Gjobaren verteilt. Diese Volts versammlungen entscheiden auch über Einschränkungen der Blutrache.
Durch das Kriegshandwerk bedingt ist die weitverbreitete Gitte der Bruderschaften. Zwei junge Leute können sich als Brüder adoptieren und sind sich dann auf Tod und Leben verpflichtet. Solche Paare bilden auch größere Verbände. Aus diesen Verhältnissen er lärt sich wohl auch die Sitte der Knabenliebe , die besonders bei den Ghegen herrscht. Schilderungen, die die Ghegen selbst von dieser Knabenliebe geben, erinnern in ihrer schwärmerischen Reinheit an die Darstellungen von Platon Symposion. So schilderte ein Ghege dem besten Kenner Albaniens seine Gefühle: Veranlassung zur Liebe gibt der Anblick eines schönen Jünglings; dieser erzeugt in dem Betrachtenden das Gefühl der Bewunderung und öffnet die Türen seines Herzens dem Genuß, welche die Betrachtung dieser Schönheit gewährt. Nach und nach stellt sich die Liebe ein und bemächtigt sich des Liebenden in dem Grade, daß sein Denken und Fühlen in ihr aufgeht. Er beobachtet, wie der Liebling geht, wie er sich bewegt,