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sole er die Augen auf und niederschlägt und mit den Brauen zudt, wie er die Lippen öffnet und schließt, er borcht auf den Ton seiner Stimme. Er vermeidet es, ihn mit der Hand zu berühren und füßt thm nur selten die Stirn zum Zeichen der Verehrung, weil dort die göttliche Schönheit strahlt."
Der Knabenliebe ist auch dieses gbegische Lied gewidmet:
Du findest keinen Vogel, der fingt,
Alle fißen und weinen.
Der ärmste Liebhaber, wie schwer duldet er!
Denn fie trennen ihn von dem Liebling.
Die Sonne, welche am Morgen aufgeht,
st wie du, o Knabe, wenn du um mich bist; Wenn sich mir das schwarze Auge zuwendet,
Treibst du mir Leben und Verstand aus dem Kopfe. Die dem anderen Geschlecht gewidmeten Liebeslieder sind im Gegensatz zu dem schwärmerisch sentimentalen Weisen der KnabenLiebe voll berben Spottes, und zeigen wiederum die Berachtung der Frau. So heißt es in einem Frühlingslied an ein Mädchen:
Der Früng ist gekommen,
Die Rose ist aufgesprungen, Die Knospen öffnen fich.
Möge das fünftige Jahr
Auch keinen Knochen mehr von dir finden.
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felber bas Wunder vom Sehenlernen des Lichtes und der Luft, bes Staubes und der perlenden Feuchtigkeit zu erfahren. Bis dahin hatte er mehr das Psychologische als das Optische gemalt. Er hatte frühzeitig die Tiere tennen gelernt; mit seines Vaters Schafen lag er auf der Weide und wurde der Seele des Tieres vertraut, die sich in dem Blick der Augen, in dem Falten des Felles, in dem Pendeln des Schwanzes offenbart. Es gibt einen Zusammenhang zwischen der modernen Naturforschung und der Malerei von Bügel und deren um ihn. Gewiß, am Anfang zeigen Bügels Bilder oft eine Episode, einen Schafmarkt oder eine Schafwäsche, mit all dem Darum und Daran des Dorfes und der Bauern. Da weiß man noch nicht recht, ob as die Tiere oder die Menschen sind, die ihn am meisten interefieren. Bald aber wird das deutlich, und wenn man dann sieht, wie ihn die schlottrige Hilflosigkeit neugeborener Lämmer tief rührt und heftig erregt, wie er das Knacken in den Gelenken einer jungen Ziege erhört, wieviel Freude ihm die feuchte Weichheit eines Ochsenmaules bereitet, welches Behagen ihm die sonnentrunkene Faulheit gelagerter Schafe verschafft, man fo sieht, wie Zügels Instinkt sich auf alle Regungen des Animalischen einstellt, dann erkennt man den Maler des Tieres, den Porträtisten der Schafe und der Rinder. Die große, dem Blut des Schäfersohnes innewehnende Leidenschaft zum Tier hat Zügel auch später nicht darangegeben; auch als er die Sonne entdeckte, blieb er ein Herdengenosse und hatte nun doppelte Freude, feine Lieblinge mit dem Zaubermantel aus goldenem Feuer
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Ein tieferes und weicheres Gefühl verrät das Abschiedslieb des und farbig zudenden Flammen zu schmüden. Seine Tiere wurden Goldaten, der seine Gefährtin daheim lassen muß:
Sch ging hinaus, Kameraden, hinaus ging ich,
Ich nahm die Fahne und wanderte;
Durch die Bergipalte ging ich über das Gebirge; Ja wandte meinen Kopf und schaute zurück; Die Augen wurden mir voll Tränen.
Ich ließ dich zurüd, o Hausfrau,
Ich ließ dich hinter mir als Stellvertreterin zurüd, Als Stellvertreterin in meiner Sache, Durch dich besteht noch mein Haus.
In neuerer Zeit sind auch politische Lieder entstanden, die den Siegeszug rebolutionärer Stultur beweisen. In den Tagen des Berliner Kongresses fangen die Albaner eine Marseillaise .
Das Volk wird in diesem Kampflied aufgerufen, sich nicht durch bie Religion trennen zu lassen:
Hört nicht auf die Hodichas und Priester, Denn Gott ist für alle Einer;
Die wollen unter uns Unkraut fäen Und unsere Bruderschaft zerstören.
Kleines feuilleton.
Kunft.
ihm zu Gefäßen und Offenbarern der atmosphärischen Feste. Nun wetterleuchten die Kühe in Blau und Violett und die Schafe in Violett und Blau. R. Br.
Medizinisches.
8ur Verhütung der Masern. Die Mafern haben ben für die Wissenschaft peinlichen Nuhm, eine der am weitesten vers breiteten Krankheiten zu sein, deren Erreger bis auf den heutigen Tag noch nicht entdeckt worden ist. Vielleicht hat der Umstand, daß nur verhältnismäßig wenige Menschen auch unter den Kindern an dieser Krautheit sterben, dazu geführt, daß die ihr gewidmete Auf merksamkeit nicht so lebhaft gewesen ist, wie bei anderen ansteckenden Krankheiten. Auch der Umstand, daß eine einmalige Erkrankung in den meisten Fällen emen dauernden Schutz verleiht, mag in derfelben Nichtung mitgewirkt haben. Immerhin ist diese Lücke unseres Wissens umso mehr zu bedauern, als die Masern zu den ansteckendsten von allen Leiden gehören und in dieser Hinsicht nur mit den Bocken und dem echten Typhus ver glichen werden können. Auch müssen wir es als eine Schmach be trachten, daß durch die Einschleppung von Masern aus Europa nach fernen Ländern und besonders nach den Inselgruppen der Südfee Epidemien erzeugt worden find, die an Heftigkeit mit jeder anderen Seuche wetteiferten. Das bekannteste Beispiel ist die Majernepidemie auf den Fidschi- Inseln , wo im Jahre 1875 in vier Monaten 40 000 Eingeborene starben, deren Gesamizahl überhaupt nur 150 000 be trug. Diese Tragödie ist der stärkste Beweis dafür, wie verheerend Krankheiten, die in anderen Ländern als vergleichsweise harmlos gelten, unter Bölkern auftreten, denen sie bis dahin ganz unbekannt gewesen waren. Da ähnliche Fälle noch jetzt jederzeit eintreten tönnen, so sollte die Bekämpfung der Majern in jedem Lande mit möglichster Tatfraft betrieben werden. Die darauf gerichtete Arbeit wird dem Menschen von der Natur sehr erleichtert.
Ein Ziermaler. Bei Schulte, Unter den Linden , zeigt Heinrich 3ügel eine Reihe trefflicher Bilder von Tieren und all den Geschehnissen, die das Licht auf dem Fell der Rinder und in der Wolle der Schafe vollbringt. Es ist heute nicht mehr notwendig zu beweisen, daß eine Ziege blau und ein Ochs Der Erreger der Masern, wie er auch beschaffen fein mag, ist biolett und die Luft wie ein zerstäubter Regenbogen aus jedenfalls ein empfindliches Wesen, das schon durch Sonnenlicht und schauen kann; das haben die Leute mittlerweile gelernt. Einst frische Luft getötet werden kann, ganz zu schweigen bon ärgerten fie fich darüber und hielten den Maler, der die Kühe eigentlichen Desinfektionsmitteln. Es müßte also sehr wohl nicht braun und die Geißlein nicht schneeweiß machte, für möglich sein, die weitere Verbreitung der Wafern zu verhindern, einen Tollhäusler. Auch das wollte ihnen gar nicht gefallen, wenn eine Erfrantung eingetreten ist. Die Schwierigkeit besteht nur daß die Tiere nicht fein artig, bis auf das einzelne Haar des darin, daß die Ansteckung anderer Familienmitglieder gewöhnlich Schwames durchgezeichnet waren, so etwa wie die Spize von bereits erfolgt ist, wenn der unverkennbare Hautausschlag bei einem Ludwig Richter . Heute haben sie sich auch daran gewöhnt, fie von ihnen sich erst zu zeigen beginnt. Dennoch läßt sich die An glauben es jetzt, daß die, lockere Elastizität eines Schaffelles durch steckung meist vermeiden, wenn die ersten Merkmale der Krankheit temperamentvoll lodere und elastische Binselstriche, durch Farbfloden genügend beachtet werden. Diese bestehen gewöhnlich in schnupfen am besten wiederzugeben ist. Sie glauben auch, daß die Kühe nicht artigen fatharrhalischen Erscheinungen, die zunächst frisiert herumlaufen und der Maler recht tut, wenn er von dem den Folgen einer gewöhnlicheu Erkältung gleichen. Atmen und dem Dunstkreis der Kreatur, von dem Bittern der Rüstern, während dieser Zeit ist infolge der starten Ausscheidungen der etwas von dem ewig Kauenden in seine Bilder mit hineinmalt. So Nase und des Schlundes die Ansteckungsgefahr besonders groß. Daweit wären wir also heute, und wer nicht just blind oder ein une her sollten es sich Eltern zur Pflicht machen, ein Kind schon dann heilbarer Philister ist, der nimmt die in Farben sprühenden und von seinen Geschwisteru zu trennen, wenn es noch nicht sicher ist, unter prasselnder Sonne aufbrennenden, die dampfenden und ob es nur an einer leichteren Erkältung oder an Majern ertrantt brüllenden Tiere, wie fie Bügel malt, als bas Selbst ist. Hat der Hautausschlag fich zu zeigen begonnen, so ist es dazu berständliche. Solche Bandlung der Zuschauer ist erfreulich, fie be- eben gewöhnlich zu spät. Der Krante follte also möglichst bald deutet eine Bereicherung, eine Höherentwickelung des Auges. Man in einen entlegenen Raum gebannt und nur von einer einzigen follte darob nie vergessen, daß der Künstler es war, der den Weg in das Neuland wies. Man sollte an dem Beispiele der Bilder Zügele ein für allemal verlernen, über einen Maler zu lachen, auch wenn er noch so merkwürdige und bisher unbekannte Dinge auf feiner Leinewand verkündet.
und
Gerade
Person bedient und gepflegt werden, die schon eine Majern erkrankung hinter sich hat. Dem Arzt sollte ein leinenes Ueberkleid zur Verfügung gestellt werden, das er nur in dem Krankenzimmer selbst trägt und bei seinem Verlassen wieder ablegt. Vor allem muß aber für eine gründliche Desinfektion aller Gegenstände Sorge getragen Nicht immer ließ Zügel das Fell der Rinder in bunten Spielen werden, die mit dem Kranten in Berührung gekommen find. Bücher Leuchten und die Wunder des Himmels sich auf den schwarzen und Spielzeug find am besten ganz zu vernichten. Die Zeit der Roloffen spiegeln, nicht immer wandelte er Kühe und Absperrung muß auf mindestens drei Wochen bemessen werden, Dchsen in tönende Instrumente, die Hymne der Sonne wenn keine Berwidelungen eintreten. Das Strantenzimmer felbft au berkünden. Dazu kam er erst später, nachdem er durch muß danach besonders gründlich gelüftet und der Sonne ausgefent, Frankreich und Belgien gereist tvar, um bort an fich außerdem noch mit Formaldehydämpfen besinfiziert werden. Berantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin . Drud u. Verlag: VorwärtsBuchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW