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For mir? Brigit Briefe und Serftendit fie?" 38
Bor mir? friegit Briefe und verstecst fie?" Ihre hübschen Brauen zogen sich zusammen, um den Mund zuckte ein un bezwingliches Lächeln.„ Meinst denn, daß ich nicht eifer. füchtig bin?"
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Sie scherzte, fie verhöhnte ihn, er wußte es und war befeligt, daß sie so mit ihm scherzte." Ja, just eifersüchtig! Du wirst just eifersüchtig sein," brummte er, und ein Himmel tat sich vor ihm auf bei dem Gedanken, wie es denn wäre, wenn aus dem Spiel, das sie jetzt mit ihm trieb, einmal Ernst werden sollte. Einmal! in der weiten unabsch baren Zukunft, die noch vor ihm lag und der er, wenn auch sonst nichts, doch ein festes Vertrauen auf die eigene Kraft entgegentrug.
Die Vinska hatte eine Hand auf die schlanke Hüfte geStemmt und streďte die andere nach ihm aus:„ Von wem ist Der Brief, Pavlicek?" fragte sie schmeichelnd und schelmisch, der Brief, den Du an Deinem Herzchen versteckst?"
Bon meiner Mutter," antwortete er rasch und wendete
lich ab.
Binska tat einen Ausruf des Erstaunens: Wenn's wahr ift! Ich hätt nicht geglaubt, daß die im Zuchthaus Briefe Schreiben dürfen. Was könnten sie auch schreiben?-gute Rehren vielleicht, wie man's anstellen soll, um zu ihnen zu gelangen, ins freie Quartier."
Bavel nagte gequält an den Lippen.
Wirf den Brief weg." fuhr Vinska fort, und sag nie mandem, daß Du ihn gekriegt hast; es soll nicht heißen, daß zu uns Briefe kommen aus dem Buchthaus. Die Leute sagen uns ohnehin genug Uebles nach."
Noch immer weniger, als hr verdient," rief Babel heftig aus, und Vinska errötete und sagte verwirrt und fanft:
Ich hab Dein Bestes im Sinn; ich hab gestern den ganzen Tag für Dich genäht; ich hab Dir ein ganz neues Hemd gemacht."
„ Ein Hemd
- fo?"
( Nachdrud berboten.]
Der Gemeinde- Alte.
Von M. Konopnida.
Morgennebel schimmert bas bundle Azurblau des Himmels und Die Gemeindeuhr zeigt kurz vor neun. Durch die leichten verkündet herrliches, stilles Wetter.
Vor der Kanzlei fieht man fleine Gruppen, die die Ankunft des Herrn Nate Storch erwarten, dessen grauer Filzhut und filberbeschlagener Spazierstock vor dem nahegelegenen Café Gehr sichtbar ist, beim Tische des Herrn Friedensrichters, der hier bei einem dünnen Kaffee sein Morgenblatt liest.
Der Herr Rat tann jeden Augenblick da sein," so denkt wenigstens der Kanzleidiener, der in halbamtlicher Bose auf dem Balkon der Kanzlei steht und die Grüße der Vorübergehenden erwidert, indem er zwei Finger zu seiner blauen Müke mit den weißen Aufschlägen erhebt.
Vom Café Gehr her dringen die munteren Stimmen der beiden Herren. Der Herr Rat ist nur einen Augenblick stehen geblieben, hat sich sogar nicht niedergefekt, aber das Gespräch mit dem Richter unterhält ihn offenbar, denn von Zeit zu Zeit erklingt sein ungeawungenes Lachen in hellen Tönen, worauf mit furzem Bellen jedesmal der prächtige braune Nöter antwortet, der in der Haltung einer Sphing unter dem Tische liegt.
Inzwischen kommen immer mehr Leute in die Kanzlei, begrüßen einander und bleiben nachlässig plaudernd stehen. Manche gehen direkt in die Kanzlei, andere siken auf den durch lose herabhängende Ketten verbundene Steinfäulchen, die den mittelgroßen, mit Niesel bestreuten Vorplah des Amtsgebäudes von der Straße abgrenzen; wieder andere reden die Köpfe und betrachten das Gebäude. Es ist neu und wurde auf einem früher mit Bäumen Platanen mit zarter, leicht schälbarer Rinde zurüdgeblieben find, bestandenen Plaze aufgeführt, von denen noch zwei breitäſtige deren lebhaftes Grün die Herbstsonne schon zu vergolden beginnt.
Das einfache, graue, fast quadratförmige Gebäude hat um das flache Dach eine eiserne Balustrade mit vergoldeten Spizen, an der Fassade vier Pilaster und eine Gedenktafel mit Aufschrift. Diese Aufschrift blinkt luftig in der Sonne mit ihren vergoldeten Lettern und zieht die Blide der Borübergehenden auf sich. Jeder Antommende erhebt den Kopf und liest sie mit Ernst. Hat er etwa " Aber glaub mir, mit der Mutter sollst Du nichts zu kein Recht dazu? Jeder hat zu der Erbauung der Kanzlei fein fun haben; glaub mir; sie hat den Galgen mehr verdient als Scherflein beigetragen, und das Haus ist das gemeinsame Wert Dein Vater, und er hat gewiß recht gehabt, wie er immer der ganzen Gemeinde. In gleichem Maße sieht die Uhr die Augen ausgesagt hat vor Gericht: das Weib hat mich verführt... auf sich, die Uhr hoch oben an der Spitze des Dreiecks, dessen Basis Er hat nichts von sich gewußt, er war ja immer besoffen; aber fieo, fie hat's hinter den Ohren gehabt!... und es var halt wie im Paradies mit dem Adam und der Eva." Sie sah ihn lauernd von der Seite an und begegnete in seinen Zügen dem Ausdruck einer außerordentlichen Ueber- tonfrontiert. Du lieber Himmel, was hat sich der Mensch zu beeilen, raschung.
War denn der Adam besoffen?" fragte er mit ehrlicher Wißbegier. Vinsta faßte ihn an beiden Ohren, rüttelte ihn und fachte: O wie dumm! nicht vom Adam, von Deinem Vater ist die Nede, und daß Deine Mutter ihn verleitet hat, den Geistlichen umzubringen."
Schweig!" rief Babel, Du lügst."
sich auf die platten Kapitäle der Pilaster stübt; aber die Zeiger bieser Uhr scheinen sich heute langsamer auf dem runden, glänzenden Zifferblatt zu bewegen. Diefer Meinung ist wenigstens der Eigentümer der nahegelegenen Bierhalle, der jeden Augenblid feine große filberne Zwiebel" hervorzieht und sie mit der Gemeindeuhr die Zeit läuft ohnehin schnell genug.
Nur noch wenige Minuten fehlen bis neun; die Gruppe der Umftehenden beginnen fich vor der Tür der Kanzlei zusammenzudrängen, lachend und laute Gespräche führend. In dieser Verfammlung ist nichts Feierliches, jeder fam, wie er gerade bei der Arbeit stand, gewöhnlich, wie man in Geschäften kommt.
Die werttäglichen Joppen wurden zumeist getragen. Der Schlächtermeister Wallauer erschien im roten, leinenen Bauernfittel, Hans Blank, der Niemermeister aus Höschli, in der grünen,
" Ich lüg nicht, ich sag, was ich glaube und was andere baumwollenen Schürze, die an einer Messingspange mit Stettlein glauben."
Wer, wer glaubt das?"
Sie antwortete ausweichend; aber er packte ihre Arme mit seinen großen Händen, zog fie an sich und wiederholte: Wer sagt das, wer glaubt das?" bis sie geängstigt und gefoltert hervorstieß:
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Der Arnost."
" Mir soll er's sagen, mir; ich schlag ihm die Zähne ein und schmeiß ihn in den Bach."
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" Dir wird er's nicht sagen, vor Dir fürchtet er fich laß mich los, ich fürcht mich auch; laß mich los, guter Babel." „ Aha, fürcht'st Dich, fürcht Dich nur!" sprach er triumphierend und-entwaffnet. Zum Spaß rang er noch ein wenig mit ihr und gab sie plötzlich frei. Reicher Lohn purde ihm für seine Großmut zuteil: die Vinska sah ihn zärtlich an und lehnte einen Augenblid ihren Kopf an seine Schulter. Ein Freudenschauer durchrieselte ihn; aber er rührte sich nicht und bemühte sich, gleichglültig zu scheinen. Babel," begann Vinska nach einer Weile, ich hätt eine Bitte, eine ganz fleine. Willst sie mir erfüllen? es ist leicht." Sein Gesicht verdüsterte sich:„ Das sagst Du immer, ich weiß schon. Was möcht'st Du denn wieder?"
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Der alte Schloßpfau hat noch ein paar schöne Federn," fagte sie ,,, rupf sie ihm aus und schenk sie mir."
( Fortsczung folgt.))
hängt, biele andre tamen, trotz der morgendlichen Kühle, in der blozen Weste, die Witwe Knaus stellte sich ein, mit einem Korb Gemüse und einer Bürste unterm Arm, so wie sie gerade vom Markte kam. Was denn? Hier sind ja alle heimisch, gleichsam eine einzige Familie.
Endlich beginnt die Uhr vom Turme des Neuen Münsters die Viertelstunden zu schlagen, und gleichzeitig läßt sich das muntere Bellen des Hundes bernehmen, der hinter dem Herrn Rat Storch einherläuft. Er eilt voran, fehrt gurüd, läuft wieder voran und ist mit einigen Sprüngen schon wieder bei seinem Herrn, bis fie endlich beide bei vorzüglicher Laune durch die offene Tür der Kanzlei treten. Gleich hinterher kommen die draußen wartenden Gruppen herein.
Die Eintretenden teilen sich schon im Vorraum in zwei Barteien, die der Interessenten und die der Neugierigen. Die ersteren drängen fich in dichter Reihe an das gelbe Holzgeländer heran, das den Saal in einen amtlichen und außeramtlichen Zeil trennt. Die Neugierigen schreiten langsam und nehmen die die Wände entlang laufenden Bänke in Beschlag.
bald bort einander etwas mitzuteilen. Bisweilen erinnert fich Doch ist diese Einteilung nicht strenge. Bald hat man hier, einer der bloß Neugierigen, daß er eigentlich auch interessiert sei, und sucht sich ein Plätzchen am Geländer. Man kann sich ja im legten Augenblick befinnen.
Der Interessierten sind wenige, und sie nehmen einen gewichti geren Platz hier ein. Da ist der Seildreher Sprüngli, der sich soeben mit einer Witwe verheiratet hat und feine Werkstatt bedeutend bergrößern möchte, ferner der Kägi Tobias, der Besizer einer Bierhalle Zur grünen Rose", der Bädermeister Lorche, der Gastwirt von Mainau , dann wieder Dödöli, Besitzer eines Weinberges,
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