' DS? MkS hüstelt. � Meiundachtzig hak kr zurückgelegt, ja,Hölle Kveiundachtzig. Aber er lächelt nur und schweigt.„Wie alt seid Ihr, Kunz?" fragt ihn der Tödi-Mayer.Kunz blinzelt rasch zum Amtsdiener hinüber bnd sagt:'-„Vierundsiebzig, lieber Freund, vierundsiebzig."„Zeigt doch mal die Zähne, Alter," ruft der Gastwirt vonMainau.Kunz blickt wieder zum Amtsdiener hinüber, öffnet die aus»getrockneten Lippen und zeigt seine noch ganz gesunden Zähne.Das Publikum beginnt zu lachen.„Namil" ruft jemand,„der kann noch einen Knochen zer-kauen."„Vor Brot wird er nicht zurückschrecken!" fügt ein andrerhinzu.Der Leu-Peter, der Tischlermeister, bückt sich hinüber.„Hol doch mal mit dem Arm aus, Alterl Vorwärts!"Wunderli macht einen Schritt nach vorwärts, hebt den Kopf,richtet den Rücken gerade und holt einigemal mit dem Arm aus,wobei die geballte Faust in dem langen Bermel des ausgeborgtenOberrockes verschwindet. Jedesmal fällt ihm die Hand herunterwie ein abgebrochener Zweig. In den Gelenken kracht es un-heimlich.„Na, was? Fuchielt gar wicht schlecht!" ruft jemand vonden Bänkem„Phi..." meint pessimistisch ein zweiter, in dem Bewusisein,Sah die Bemerkung der Galerie für die Jnteresienten niemalsverloren gehen.„Und wie ist es mit den Beinen?" fragt wieder der Töbi»Mayer, der offenbar auf Kunz Lust hat.„Marschiere ein wenig,Alterl"Aber der Alte wird sichtlich verwirrt. Die Beine, daS istja eben seine schwache Seite. Ah, wenn nicht diese Beine...lind sogar nicht so sehr die Beine als die Knie. Beim blohenGedanken, sie gerade zu dehnen, fühlt er darin ein Zwicken. AberKunz Wunderli wird die Gemeinde nicht beschämen. Mit derhöcksten Anstrengung hebt er daS eine Bein und läßt eS gleichauf dieselbe Stelle zurücksinken. Nein... nein... er hat sichgeirrt. Das war nicht das richtige. Das war das schlimmere.hebt also das zweite, läßt es aber noch rascher sinken, mit lautem,schmerzlichem Zischen. Was. zum Teufel? Wieder nicht dasrichtige? Scheint, das war eben das schwächere Bein...Die Interessenten furchen die Stirnen und schweigen. DieGalerie, die sich von den Bänken erhoben hatte und näher ge-treten war, beginnt laut zu lachen.„Vorwärts, vorwärts I" rufen sie.„Marschieren, marschieren,Alter!"Der Herr Rat blickt strenge auf die kachende Galerie, dannwendet er sich an den Alten und ruft mit ungeduldiger Stimme:„Was stehst du? So rühr dich doch von der Stelle!"Kunz Wunderli lächelt befangen, schmerzlich. Gleich, gleich...Natürlich!... WaS soll er ba stehen? Gleich wird er sichausmachen... Sofort...Und plötzlich nimmt er alle Kräfte zusammen, erhebt denZkopf, sperrt die verblaßten Augen weit auf, reckt den Hals wieein Geier hervor, richtet sich gerade, drückt mit den Händen gegendie Knie und beginnt gegen die Türe zu marschieren.Der Anblick ist so komisch, dah die ganze Gesellschaft in lautesLachen ausbricht. Die den Bänken näher Stehenden sinken aufsie nieder und fassen sich bei den Seiten, der Herr Rat verhülltsich den Mund mit dem Gesetz, dah er in der Hand hält, undder AmtSdiener wendet sich ab und kichert in die Faust hinein.„Gut, gut!" rufen mehrere Stimmen von den Bänken,„Weiter, weiter!" antworten andre.,�Fortsetzung folgt.HSckeiterkaufen, Rad und Kuhhaut.Im letzten Jahre der Regierung Friedrichs U.. 1788, wurde,ein gewisser H öp ner zu Berlin vom„peinlichen Halsgericht" wegenBrandstiftung zum Tode durch Verbrennen verurteilt unddaS Urteil wurde von dem„großen König" unter Ablehnung mch-rerer Gnadengesuche bestätigt. Am Ib. August 17SS— zwei Tagevor dem Tode deS„Philosophen von Sanssouci"— wurde Höpnerin der Tat verbrannt. Wir möchten dieser erbaulichen Mitteilungeine andere hinzufügen. DaS„Cottasche Morgenblatt für gebildeteStände" brachte 1813 in seiner Nummer 158 am Schlüsse einerBerliner Theaterkorrespondenz die Mitteilung:„Am 28. Mai wurden die Brandstifter Peter Horst und LouiseDeltz, er 88, sie 21 Jahre alt, verbrannt. Beide zeigten sichbei Anhörung de? Erkenntnisses am Tage vorher und auch bei derExekution sehr verwegen. Er warf bei dem Einsteigen in denWagen ein Spiel Karten als sein Gesangbuch, wie er sichausdrückte, unter da? Volk und am Scheiterhaufen keck seinen Hutin die Höhe. Sie versicherte einem ihr nabestehendenPolizeioffizianten, ihr schlage kein Puls höher als sonst, und siemöchte bloß wissen, ob Horst seine Lustigkeit behielte. Aber aufdem Scheiterhaufen trat bei ihr ein Moment des Entsetzens ein z erschritt rüstig hinan, umarmte sie noch einmal und nahm dann fernenPlatz ein. In wenigen Minuten war das Urteilvollzogen."Dos ist also, Kenn da»„Morgenbkatt� recht hak, geschehet!,während daS gute preußische Volk sich im„Filrstenfreiheitslrirg" inSachsen und Schlesien gegen Napoleon schlug und sich zr»Tausenden opferte. Die Reformära Stein-Hardenberg hattedie Scheiterhaufen nicht beseitigen könne»Noch 1837 wurde in Berlin eine Frau wegen Gattermrordes ge»rädert, d. h. es wurden ihr mit dem„Brechrad" erst die Gliederzerschmettert und ihr dann der Gnadenstoß gegeben. DaS Brechraderschein! in Preußen sogar noch nach 1848. Am 14. Juni 1848wollte ein Student die von Lucilie Lenz, der Barrikaden-käinpferin, für den Demokratischen Klub gestickt« rote— eigent-lich schwarz-rot-goldene— Fahne nach einem sicheren Orte bringen.ES war der Tag deS ZeughaussturmeS, Berlin war in großer Be-wegung und der Student— er hieß FriederichS— stieß in de»Landsberger Straße auf eine Barrikade,'von der der Ruf ertönte:„Es lebe die Republik I" Man wollte ihn bewegen, die Fahne aufder Barrikade aufzupflanzen, allein er tat eS nicht. Die Fahne wurdeihm von der Polizeidienste leistenden Bürgerwehr abgeuommur, aberdem Demokratischen Klub wieder zurückgegeben. Der StudentFriederichs wurde später wegen Hochverrat« angeklagt und de»Staatsanwalt beantragte gegen ihn die Todesstrafe mit demRade vonunten auf. Es erfolgte indessen Freisprechung. Dies istdas„von unten auf" der Reaktion im Gegensatz zu dem von Freilig»ralh verkündeten„von unten aus" der Revolution.Die so grimmig verfolgte Fahne entging indessen den Fängender Reaktion. Der dies schreibt, sah sie vor etwa dreißig Jahrenzu Hamburg in dem Hause eines ausgewiesenen Berliner Sozialisten.Die Kuhbaut, auf der verurteilte Hochverräter und MajestätS«Verbrecher zun, Richwlotze geschleift werden sollten, spukte auch nochin neuerer Zeit in der preußischen Justiz umher. Doch wurde sisschon vor der Revolution nicht mehr ernst genommen. Der belanntoHeld wurde 1847 wegen eines in seiner„Lokomotive" enthaltenenArtikels der Majestätsbeleidigung angeklagt. In Corvins„Erinne-rungen' heißr es dazu:„Als Held da« von dem Gericht hörte, nahm er daS� auf demTische liegende Landrecht in die Hand, und da er dasselbe sehrgenau kannte, fand er bald den beireffenden Paragraphen und la»mit bewegter Stimme laut, daß„solch ein Verbrecher aus einerKuhhaut zum Richtplatz geschleift werden solle" usw. das ganzeGericht lachte, aber trotz aller Heiterkeit wurde Held zu zwei JahrenFestung und Verlust der Nationalkokarde verurteilt."Dies geschah zu Magdeburg. Im Dezember 1849 stand zuKönigsberg Johann Jacoby vor den Geschworenen, des Hoch-Verrats angeklagt. Wie sein Freund Walesrode mitteilte, freutensich die Reaktionäre sckion darauf, Jacody als Hochverräter auf derKubhaut zum Richtplatz geschleift zu sehen. Diese Hoffnungen warenso übertrieben, wie die in gleicher Richtung sich bewegenden Be«fürchtungen einiger Freunde JacobyS. Die Kuhhaut anzuwendenhatte man zu jener Zeit auch bei einem TodeSurterl nicht mehr ge»wagt. Indessen gelang eS Jacoby, trotzdem die Geschworenensorgfältig gesichtet waren, durch seine ebenso mutig« alS geschickt«Verteidigung seine Freisprechung zu bewirken,Scheiterhaufen, Rad und Kuhhaut find aus der Strafjustiz ver»schwunden. Könnten Junker und Pfaffen, wie sie wollten, so würdensie von diesen Mitteln zur Verteidigung der Klaffenherrschaft so vielnur immer möglich wieder einführen. Vf. B.Bin neuer f und ältester Skulptur»Von Dr. Ludwig Reinhardt.Wenige Kilometer talaufwärts von Le Moustier, dem FundortedeS weitaus ältesten bis jetzt entdeckten Menschen aus dem Ende dervorletzten Zwischeneiszeit, findet sich in einem versteckten, mit Eichenbestandenem Seitentälchen des VäzöretaleS unter einem vor-springenden Fellen eine von einem Trüffelsucher mit seinem Hündchenvor kurzem gefundene Station deS vorgeschichtlichen Menschen, diezurzeit von O. H a u s e r ausgegraben wird und höchstmerkwürdige Funde ergab, von denen im folgenden kurzdie Rede sein soll. Dieser einstige Lagerplatz deS vor»geschichtlichen Menschen von Fongal war. wie die meisten solcher,nach dem Süden geöffnet und barg ausschließlich Werkzeug«typen des Aurignacien, einer zwischen dem älteren Moustorienund dem jüngeren Solutröen befindlichen Stufe, die nach denFunde» einer Höhle bei Aurignac in Südfrankreich so genanntwurde. Die Aurignacienzeit gehört etwa der Mitte der letztenZwischeneiszeit an und war durch ein wärmeres Klima als die vor-angegangene Moustörienzeit ausgezeichnet.. An Stelle der aus»gedehnten Tundren oder Moossteppen mit einer kälteliebenden Tier»weit, wie sie für daS Mouslürien kennzeichnend ist, war damals einwärmeres Klima mit ausgedehnten Grassteppen durch ganz Mittel-curopa getreten. Diese waren vorzugsweise von Herden deS kleinen,derbknochigen WildpferdeS mit ausgestellter kurzer Mähne undvon Büffeln besiedelt. Diese dienten dem damals alSJäger umherschweifenden Menschen vorzugsweise alS Beute-tiere, während sich in, Speisewegwurf seiner einstigenLagerstätten vereinzelt auch Knochen des Loweir, de» Höhlenbären, von Wolf, FuchS, Hyäne, dann Riesenhirsch, Mammut und w oll-haarigem NaShorn finden. Vom Menschen dieser Stufe haben sichbesonder» in Solutrü im Rhonethal nördlich von Lyon Skelett-