Echon recht, schon recht, ich weiß doch, baß ich in den ßrimnen mäf," sprach sie seufzend:heiraten kann ja mein Liebster mich armes Mädel nicht." Heiraten, der Dich?" Pavel brach in ein plumpes 'Gelächter aus,heiraten?... Ms hast Dir aedacht?" Nie ," entgegnete Vinska schwermütig.Ich Hab mir nie etwas anderes gedacht als: er ist halt mein erster Schatz: ich werd schon loskommen von ihm, kommen ja so viele los von ihrem ersten Schatz... Jetzt aber merk ich, .ich kann's nicht, und tvemt's heute heißt: der Peter gehorcht dem Vater und heiratet die reiche Miloslava, sag ich kein Wort und geh nur in den Brunnen." Mädel! Mädel I" schrie Peter, stampfte mit dem Fuße, faßte ihr rundes Köpfchen mit seinen beiden Händen und drückte einen leidenschaftlichen Kuß auf ihren Mund. Pavel stürzte aus der Hütte. Draußen schiittelte er sich, als ob er in einen Bremsen- schwärm geraten wäre und das giftige Getier, das ihn von allen Seiten anfiel, loszuwerden suche. Dann begann er, so müde er war. ein rastloses Wandern durch das Dorf. Daß die Vinska, trotz des Versprechens, das er ihr abgerungen, die Geliebte Peters geblieben war, daran suchte er sich ein- zureden lag ihm nichts mehr. Aber daß sie, die Tochter des Trunkenbolds Virgil und seines verachteten Weibes, es darauf abgesehen hatte, die Frau des Bürgermeistersohnes zu werden, das erschien ihm unverzeihlich und frevelhaft: da- für konnte die Strafe nicht ausbleiben, und dafür mußte die Vinska am Ende wirklich in den Brunnen. Bei dem Gedanken ergriff ihn ein schneidendes, un- erträgliches Weh und zugleich eine wütende Lust, den anderen etwas mitzuteilen von seiner Pein. Die Dunkelheit war hereingebrochen, tiefe Ruhe herrschte, und ihr Frieden em- pörte den Friedlosen, der umherirrte, grollend, mit kochendem Blut. Er hatte das Bereich der Häuslerhütten verlassen, er schlich am hocheingeplankten Wirtsgarten dahin, dem gegen- über das Haus des Bürgermeisters sich erhob. Die Tür des- selben wurde eben geöffnet, zwei Männer traten heraus, Pavel erkannte sie an ihren Stimmen, als sie jetzt über die Straße herüberkam: es waren die zwei ältesten Ge- schworenen. Steht schlecht mit ihm. wird's nicht mehr lang machen was meinst?" sagte der eine. Kaum mehr lang," erwiderte der andere. Wer? um Gottes willen, wer wird's nicht mehr lang machen?... Der Bürgermeister... Pavel besann sich Plötz- lich, daß er dem Manne jüngst begegnet war und ihn erst nicht erkannt hatte, weil er so verändert ausgesehen... Der Bürgermeister ist krank und wird sterben, und dann ist Peter fein eigner Herr und kann die Vinska heimführen... wenn er will.., .(Fortsetzung folgt.)' cNaSdruck vervoten.1 Jens IMrnrnelreid?. Von Karin Michaelis . Uebersetzung von H. Kiy. Dcr Student war mit einem geistlichen Buch unterm Arm über die Heide zum Meere gegangen. Ann-Sofi grübelte, er müsse wohl Liebeskummer haben obschon das ja eine sonderbare alberne Dirne sein mutzte, die nicht mit beiden Händen zugriff, wenn ihr Junge ein Auge auf sie warf. Er, der auf der Schwelle zum heiligen Pfarramte stand! Vielleicht war es ein Mädchen aus vornehmem, reichem Ge- schlecht? Aber man hatte es doch dazu, die Schwiegertochter würdig zu empfangen! Und als der Sohn über die Heide nach Hause zurückkehrte, die Westsonne in seinem Cbristusgesicht und das geistliche Buch unterm Arm, da stand Ann-Sofi vor dem Hause und nahm ihn in Emp- fang. Sie führte ihn geradeaus in den Saal, vor die Truhe. Dann zog sie die Schubladen heraus. Da lagen die Strümpfe mit dem Gelde und die Unterröcke mit den silbernen Medaillen und Bechern:Alles dies sollst Du haben, mein Junge, wenn wir in der Erde liegen!" Ter Sohn lächelte und streichelte ihre Wange, aber dann fügte sie unvorsicktigerwcise hinzu:Und für alles das können wir uns bei Jens Himmelreich betanken... Ja, Gott hat ihn wirklich gesegnet!" Der Sohn wurde wieder blutrot; er zuckte zusammen und legte die Hand auf ihren Mund. Und ehe sie mutzte, was sie sagen sollte, war er mitten in einer langen Rede von der Sünde Sold und von dem Schivefelpfuhl, darin die verlorenen Seelen in alle Ewigkeit verbrennen sollen. Ann-Sofi zitterte wi, im Schüttelfrost; sie kam sich auf ein- mal so sündig und unglücklich vor» daß die Beine ihr den Dienst zu versagen drohten. Er hatte das Geldunreinen Mammon" genannt. Sie fühlte das Bedürfnis, die Arme auszustrecken und zu rufen:Na! Na!" Aber der Sohn ließ ihr keine Zeit dazu. Seine Worte überhasteten sich, als entständen sie in seinem Rachen ebenso geschwind, wie er sie auszuspeien vermochte. Zum min- desten jetzt sprach der heilige Geist aus ihm. Als er endlich schwieg, war seine Stirn ebenso mit Schweiß bedeckt wie die Ann-Sofis; doch nun schlang er so zart und schön seinen Arm um ihren Leib und sagte:Hat mein Mütterchen nun verstanden, wie grauenhaft es für mich ist, mich hier inmitten all der Sünde und Not zu bewegen! Aber ich will Tag und Nacht für Euch beten, bis Ihr einseht, daß es noch Zeit ist, umzukehren und das Knie vor dem Herrn zu beugen!" Ann-Sofi dünkte es, als umgäbe ein goldner Glorienschein seine Stirn; sie wäre so gern sofort in die Knie gefallen, aber sie hatte das Gefühl, daß er es am liebsten sah, wenn sie noch eine Weile damit wartete. Kristian reiste nach dem Pfarrhofe ab, und die Eltern waren wieder allein. Es hatte sich aber etwas in ihrem Dasein um- gekehrt. Kren Pappel freute sich nicht mehr wie bisher. Wenn er auf dem Felde stand und sah wie die Leute vom Festlande mit ihren schwarzen und roten Kühen herangezogen kamen, dann jaudjzte sein Herz nicht mehr auf. und der Mund wurde ihan nicht wässerig gemacht. Und wenn er Ann-Sofi das liebe Geld brachte, dann tat er das nicht mehr mit derben Worten über Jens Himmelreichs Appetit, sondern holte es auS der Tasche hervor, als wäre es nur ein rostiger Hosenknopf oder ein zerbrochener Nagel. Und dann kam der Brief. Ann-Sofi fing an, ihn chrem Manne laut vorzulesen; aber je mehr sie von dem Inhalt des Briefes verstand, desto deutlicher hatte sie das Gefühl, als hinge ihr ein schwerer Mühlstein um den Hals; und sie verlor zuletzt ganz die Sprache. Nun begann Kren. Er hatte sonst eine grobe Stimme, jetzt aber klang sie dünn und mager, als wäre sie durch eine Wring- Maschine hindurchgegangen, die alle Kraft aus ihr ausgepreßt hätte. Kristian Fredrik schrieb, mm könne er es nicht mehr aus- hatten; denn es sei ihm zumute, als müsse er zerspringen, wenn es nicht gesagt werde; und darum wolle er es aussprechen: er schäme sich tief, und er getraue sich nicht mehr, dem Herrgott in d�e Augen zu sehen. Und wenn er daran denke, daß er«inst im Himmel sitzen werde, zur Rechten Gottvaters des Allmächtigen, und von dort in die Hölle hinabschauen werde, wo seine armen Eltern in dem ewigen Fegefeuer furchtbare Qualen erlitten..« nein, das sei nicht auszuhalten. Auch er sei ein Kind der Sünde gewesen und habe mit seinen unschuldigen Augen all das Entsetzliche und Verruchte mit- angesehen, das sich in seinem Vaterhanse als ein tägliches, Gott wohlgefälliges Werk abspiele. Aber jetzt sei er gerettet, und dafür danke er Gott immerdar. Bis hierher kam Kren, dann hing auch um seinen Hals der Mühlstein.* Mit nassen Fingern und tropfenden Augen griff Ann-Sofi nach dem Brief und suchte weiterzulesen. Der Brief bestand aus vier grotzen Bogen und war auch an allen Ecken und Kanten vollbeschricben. Kren saß ganz still da und blickte zu Boden, Ann-Sofi des- gleichen. Keines mutzte etwas zu sagen, so bekümmert waren sie beide. Der Knecht hämmerte gegen die Tür und meldete die An. kunst einer schweren, schwarzfleckigen 5ttch, die so freudig war, daß man Mühe hatte, sie zu bändigen. KreN Pappet schielte nach Ann-Sofi hin, dann holte er schwer Atem, richtete sich auf und ging hinaus. Ann-Sofi sah erst eine Weile und hörte dem Summen der Fliegen zu; dann klang es wie Streit oder laute Rede zu ihr herauf. Sie trat ans Fenster und sah den Mann mit der freudigen Kuh dastehen und die Arme bewegen und gehörig den Mund gebrauchen. Und nach kurzer Zeit sah sie ihn dann den Weg entlangziehen mit der Kuh, die sich ebenso aufgeregt benahm wie der Mann. Ann-Sofi pretzte die Hände zusammen wie in der Kirche; sie mutzte nich warum, aber es wurde ihr ganz licht zumut, als der Mann mit seiner Kuh wieder abzog obwohl ja ein Stück Geld verloren ging. Als aber Kren wieder in die Stube zurückkam und ebenso geduckt in dem Lehnstuhl vor dem Tischende Platz nahm, ohne einen Laut von sich zu geben, da schwieg auch Ann-Sofi. Doch als Kren zu seufzen anfing, da seufzte auch Ann-Sofi. Und als Kren alle seine Finger über den Knien spreizte, da spreizte auch Ann- Sofi die ihren. Denn beide dachten ja an eine und dieselbe traurige Tatsache, datz der Sohn wünschte, sie sollten sich von Jens Himmelreich trennen. Das war der erste Schritt auf dem Wege der Be» kehrung. Kren machte sich klar, datz er sich von so mancherlei recht gut trennen könnte, ohne dadurch einen Verlust zu erleiden: er konnte die Schafe verkaufen, das Kleinvieh hingeben, all dem schönen