812 Herrlichkeit nichts mehr übrig blieb als rauchende Ruine«. Hierauf gogen sie nach Mandeville. einem anderen ScdloK der Madame de Montsiquet. Hier trat ihnen der Hofmeister des Fräuleins de Montsiquet, ein glatter Abbä. mit einer wohlgescyten Rede entgegen, worin er ihnen vorhielt, daß sie als brave Leute dock nicht, um i(re einzige, vielleicht gar nickt schuldige Person zu bestrafen, das ganze Dorf in FeuerSgefahr dringen sollten. Die Streikenden ließen daS Argument gelten und antworteten dem Pfaffen sehr höflick, daß er sie überzeugt hätte. Sie hätten sich enricklossen, das Sckloß nicht anzuzünden, sondern zu demolieren, bis kein Stein auf dem anderen bleibe. Gesagt, getan. In weniger als drei Stunden einer in vollkommener Ruhe, mit Disziplin und professioneller Sachkundigkeil ausgeführten Spatenardeit war daS Schloß rasiert. Dann entschuldigten sich die Streikenden wegen der Ungelegenheit, grüßten und zogen ab, ohne den zwölf Stückfäffern Most, die sie aus dem Keller gezogen hatten. auch nur eine Kanne abgezapft zu haben. Einer unter ihnen aber, der ein Taschentuch aus die Seite gebracht hatte, mußte es sich gefallen lassen, daß man ihm nach einer energischen Strafpredigt ein Ohr abschnitt. An demselben Tag mußte noch ein drittes Schloß der Madame de Montsiquet daran glauben. Vor seiner Ricderlegung aber wohnten die Streikenden dem Leichenbegängnis des ermordeten Kameraden bei. Sie ließen in der Folge, mitten in der Schreckenszeit, auch 30 Messen für sein Seelenheil lesen, was übrigens, da der Artikel sehr tief im Kurse stand, nicht mehr als t8 LivreS kostete. Am Morgen nach der Sühneexpedition nahmen die Bergleute pünktlich die Arbeit wieder auf. Da die Besitzenden der Gegend Angst vor weiteren Gewalttaten hatten, er- klärten sie, daß man von ihnen nickt weiter hören werde, da nun Gerechtigkeit geschehen sei. Und als ein Lump unter ihnen die Furcht der Aristokraien zu einer Erpressung an einer anderen Schloß befitzerin ausgebeutet hatte, schleppten sie den Schuldigen ins Schloß und zwangen ihn, auf den Kuieu um Verzeihung zu bitten. Dann verjagten sie ihn von der Grube und erklärten dem Direktor, seine Wiedereinstellung mit dem Streik beantworten zu wollen. Eine gegen sie eingeleitete Untersuchung wurde bald eingestellt und von allen Seiten wurden ihnen Synipalhien kundgegeben. Madame de Montsiquet aber traute sich erst nach 17 Jahren, unter dem Schutze der kaiserlichen Polizei ins Land. Kirnst. Schweizer Graphik.(In der Bibliothek des Aunfd gewerbemuseumS, wochentags von 1010, unentgeltlich.) ES wäre übertrieben, zu sagen, daß diese Schweizer   Graphiker sich bemerkbar aus dem europäischen   Niveau sonderten. Gute Europäer, nicht mehr »ind nicht wemger; nur daß hier und da die Naiurvorlage, das Motiv, an die Alpen   mahnt, an die Armbrustschützen und an die Kühe auf den grünen Matten. Immerhin, die gezeigten Arbeiten verdienen einiges Jntereffe: sie gewönnen es in höherem Maße, wenn die Auswahl noch sorgfältiger getroffen wäre. Doch bleibt noch genug des Erfreulichen. Ein famoser Plakatier sPlakatkünstler zu sagen, wäre um einen Ton zu schwer), ist Plinio Eolomdi', er läßt die Farben aufblitzen und kreisen, er arrangiert mit flotten Fingern einige Blumenkroiien, reduziert sie auf ein Schema und gewinnt so eine amüsante Affiche.(Etwas, wa» auf kurze Zeit an die Mauer geheftet werden soll,) Merkwürdigerl weise versagt dieser Colombi vollständig, wenn er an die Landschaft gerät! er sollte daS also bleiben lasten. Gute Plakate macht auch Rudolf Dürrioang: ein knieender. gelber Schütze hat starke Fernwirkung. Das gleiche gilt von einem Turner, der mit roter Fahne auf gelbem Grund steht i Eduard Stiefel   hat ihn in großen Flächen gestattet. Bon den Lithographien, die als Wandschmuck diene» möchten, will ein Stein- orbeiter von Eduard Boß   angeschaut sei»! frisch empfunden und rnutig durchgeführt wurde die Szene aus Grün und Rot aufgebaut. Ein wenig konventioneller ist Beat Wieland  , auch sentimental! er liebt das Lyrische, etwas wie.Letzte? Leuchten". Stark und mächtig wirkt, selbst in so kleinem Format Ferdinand Hobler: wir sehen vier zwei verschiedene Fastungen des bekannten Rückzuges von Marignano. Das bei Teubner erschienene Blatt mit der blauen Fahne und den hellgelben Wamsen ist das bester«. Interessante Holz» schnitte zeigt Oskar Tröndle: er hat nicht ohne Erfolg die japanischen Naturdokumente studiert. Co kann er jetzt eine Fuchstenblüie auf eine äußerst schlichte und doch sinnlich wahre, auch linear klingende Formel bringen. Die Radierungen von Albert Welti   find zum größten Teil recht problematisch und ohne literarische Erläuterung kaum zu verstehen. Man sollte aber mit der Radiernadel nur daS formen, ivas sich eben durch den Griffel und allein durch ihn ver- rnitteln läßt. Ebensowenig wie ein guter Roman der Illustrationen bedarf, ebensowenig darf eine Radierung nach dem Worte verlangen. L. Er. Schach. llitiet Leitung von S. Alapin. Der russische Meister Snoöko-BorowSki hat linkängst eine beachtenswerte Monographie über eine wesentliche Variante deS bei Amatenr-Spielern sehr beliebten.M u z i o g a m b i t s" heraus­gegeben. AuS dieser Broschüre entnehmen wir die nachstehende Korrespondenzpartie zur Beleuchtung der höchst iitteressanten Er öffnung. Vergeblich würbe man übrigens in der modemen Meister» Praxis eine entsprechende Illustration suchen. Denn die modernen Meisler vermeiden meistens das kombinationsreiche Gebiet des Königsgambits und verlegen sich vielmehr auf daS sogenannte PositionS spiel". Da mit dem Gegensatz vom.KombtnationSspiel" zum .Positionsspiel' in der modernen Schachpreffe sehr häufig manipuliert wird, eine genaue Definition dieser Kimstausdrücke jedoch fast nirgends zu finden ist, wollen wir unsere Leser hierüber in mög- lichster Kürze aufklären. Im allgemeinen decken sich die Begriffe Denken undKam» binieren" fast völlig. In diesem allzrneinen Sinne wäre also das.Kombinationsspiel" die Grundform oer schachlichen Methodik, weil sich jeder schachliche Jdcengang lediglich nur auZ Schach. kombinalionen zusammenstellt..Kombination" ist eben alles l Der wesentlichste Inhalt des Begriffes.Kombination" besteht im Schach in einer Feststellung binnen einer gewissen s ch a ch l i ch e n Zeit(Tempi oder Zugreihensolge), eines gewissen BerHältnisteZ zwischen Material(Steine) und Terrain(Brett), meistens in Form von Beherrschung des Terrains durch das Material, Ist wie meistens die Kombination oder die schachliche Zeit, auf die sie sich erstreckt, mehrzügig, so gestaltet sich da? erwähnte Ver» hältnis zwüchen Material und Terrain zu einer variable« Größe, weil mit jedem Zuge eines Steines die Beherrschung gewisser Felder preisgegeben und die anderer Felder erreicht wird. Hierdurch entstehen sowohl im Verlauf der belreffendeu Kombination als nach deren Abschluß fortwährend Licht- und Schattenseiten (Stärken und Schwächen) in bezug auf Beherrschung des Terrains durch das Material. Vorausgesetzt, daß die betreffende Kombination zu keinem erzwungenen Matt führt, ist also immer noch daZ Fazit der Kombination zu ziehen, d. h. zu erwägen, ob deren er» zwungenerweise erreichten Zwecke die inzwischen eventuell ein­getretenen Schattenseiten mindestens aufwiegen oder nicht. Es gibt nämlichPhrrhnssiege"!... Um derartige.PyrrhuS  -Schlachten" zu gewinnen, ist nur gute Taktik erforderlich während der Schlacht selbii! um aber auf solcheDanaergeschenke" klüglich zu verzichten, eventuell sie gar dem Gegner als Köder preiszugeben, dazu gehört die höhere Einficht der Strategie!... Die.Strategie der Schachschlachten", also die kühle und vorsichtige Ab» schätzung des SchlußwerteS einzelner Kombinaiionen in bezug auf den Gesamtziveck der jeweiligen Position nennt man.PositionSspicl". Hingegen pflegt man als.Kombinationsspiel im engeren Sinne" ein temperamentvolles Streben nach siegreichen Einzelgefechten ohne sonderliche Rücksicht auf das Gesamtresultat der Partie zu bezeichnen. Man sieht hieraus, daß im großen und ganzen die Begriffe .Kombinationöspieler" und.Positionsspieler" mit den vo« .Taktiker" und.Stratege' sich annähernd decken. In der nachstehenden Partie kommen einige Illustrationen dieses JdeengcmgeS zum Vorschein. Muziogambit. Romanow MirotworSki (Kiew  )(Samara) Weiß. Schwarz. 1. o2 v4 v7 e5 2. 1214..... Das Königsgambit ist taktisch korrekt, weil Weiß bei bestem Spiel noch immer Ausgleich erzielen kann. Strategisch aber ist die Eröfs- nung nicht empschienSwert, weil 8131 dem Gegner mehr Sorgen verur- lachen kann. 2...... oSXttl ES ist strategisch am sichersten. wenigsten» einen Bauer zu erobern, da die Ablehnung des Gambit  » wenig Hoffnung aus die Behauptung d«S Zentrums übrig läßt, z B. 2.... EcS: So3  , Skö; 4. Sa4, 8Xo4: 5. v«S I. 812; 6. to, 0-0; 7. Tgl zc. 8. Sgl 13 g7-g5 4. Iii c4?..... Strategisch ist 4. h4 1 ange­zeigt. um die schwarze Bauernkette zu sprengen. 4...... g5 g4? Strategisch ganz oersehlt. Ersten» ist der Zweck, in 5. 3sS, vl»4s! ö. Kit IC. nicht eillscheideud. Zweitens aber, falls Weiß den 3 ewstebcn läßt, gewinnt er dasür doch Mwde'lenS die 2 Bauern gb und 14. Der angestrebt« materielle Gewinn von Schwarz ist also höchstens aus i'l, Bauern zu taxieren.(Weil 1 8 annähernd 3'/, Bauern wert ist.) Dieser winzige Gewiim rechtsertigt das Risiko der vernachlässigten Entwickelung nicbt. Drittens braucht Schwarz gar keine neuen Ernmgen- schaften an Material, da er mit 4..... Lg7l nebst event. h6 de« Mehrbesitz eine» Bauern behaupten kann, zumal hierdurch noch Eol wei entlich in seiner ErilwickeliMgS» freibeit beschränkt bleibt. Durch den Terlzng wird der Parti« ein rein taktischer Charakter ausgeprägt. 6. 00 1.... Hiervon der Name der Eröffnung. 6...... giXtB 6. DdlX£3 l>d8 18 7. e4! VISXsS 8. 6263 168 siS 9. SM c3 Sg8®7 10. Lol 62 Sb8 06 11. Tal ol Do5 15 12. Sc3 65 KeS-dS 13. D13 c2 II..... Dieser Zug ist eine wichtige Ber- ftärtung des Angriff» und führt wahrscheinlich aus die Dauer»um Sieg. 13...... b7 b5 Bon Mapin herrührend. Oder 13.... 8X65; 14. LXd5, DXdö? 15. LcS ic. 14. Sd5Xe7| 15. Tkl 12 I 18. 162<-3 17. LcSXWJ 18, c2Xd3 Etwa» besser 13. 168 ic. 19. Lh8 16 20. De2 g4 Droht Dg8. 20...... 21. Dg4-h4 6364 nebst T13 e2 entscheidet. DI5 c5f Sc6Xo7 b5Xc4 «4X63 LcS b7? . Laß; 19. 166, IM 18 c7 c8 Rufgegebeid Keraniwortl. Nedalteur: Albert Wachs, Berlin. Druck u. Perlag! LorwärtsBuchdcuckerei u.VerlagsanjtaltPauISingeräiEo., Berlin  !»»