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anderen und erhob sich. Also Du gehft dort hinüber?" fragte| Augen. Indes er so eine Stunde des sonnenheißen Tages berfallet Frizzi. erwachten die Weiblein vor dem Altar aus dem Schlaf oder vom Buerst nach Fiumalbo, dann nach Magliafina und Bentivegno." Gebet, richteten einen dankbaren Blick auf das Rochusbild und Jch ziehe nach Albino, Biteccio und Bezzio, und in vier Tagen hoben fich aus der Bank. bin ich in Bentivegno. Wirf doch den Silberling zu den Quattrini!" bat Frizzi noch einmal.

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Nuto nidte ihm zu, ohne ihm Antwort zu geben, pfiff dem Hunde und ging davon. Frizzi sah ihm nach, drohte mit seiner diden Faust, als Nuto hinter einem Delbaum verschwunden war: Den Silberling bergeffe ich Dir nicht!" und grinste:" Du Narr, ich hätte nur zwei Quattrini in Rapallo   gefangen? Fünf find's gewesen." Faul streckte er sich wieder in den Schatten. Lauf Du mur hin und bettle Quattrini. Wir wollen sie schon teilen."

Ruto trottete langsam den Weg hinauf, sah die weißen und roten Häuschen Albinos durch das Baumgrün schimmern und ging am Dorf vorbei. An der Wegkreuzung blieb er stehen. Da ging's hinab nach Fiumalbo, da hinauf nach Magliafina, dort hinunter nach Bentivegno. Mummo sezte sich und wartete geduldig, welchen Weg sein Herr wählte.

Nuto erwog: Bis Fiumalbo find's bier Miglien, bis Benti­Begno drei, bis Magliafina faft fünf. In Fiumalbo ist die Best, in Bentivegno war fie. Bis Magliafina ist's so weit. Weis' Du mich zurecht!" Nuto nahm den Silberling:" Wappen bedeutet Benti­begno." Er warf die Münze: Die Kugeln der Medici lagen oben. Nuto wischte den Staub von dem Silberling, knotete das Beutelchen über ihm zu und ging hinunter nach Bentivegno.

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Wie fie durchs Mittelschiff tappten und auf der Seilenbank den Schläfer sahen, blieben sie stehen, betrachteten ihn neugierig und stedten die Köpfe zusammen.

" Der kommt von weit her, ganz bestaubt ist er!" sagte die alle

Safira.

Ein frommer Bilger ist's sicherlich," meinte die Rosana. Die Carlotta rief leise: Einen Beinschaden hat er auch da seht!"

Gerade wie der heilige Rochus sieht er aus," sagte die Safira. So lang und mager!" Die Augen der Weiber flogen zum Heiligens bild." Bloß der Hund fehlt ihm," erklärte die Rosana, der heilige Rochus hat immer den Hund bei sich."

Habt Ihr nicht gehört, was Fra Bartolomeo   gepredigt hat? Daß der heilige Rochus zu denen kommt, die ihn um Hilfe gegen die Best bitten," flüsterte die Carlotta.

Und wenn er nun nach Bentivegno gekommen wäre?" fragfe die Safira. Haben wir nicht Tag und Nacht gebetet?" Aber der Hund fehlt ihm. Nein- der heilige Rochus ist's nicht," beharrte Rosana. ( Schluß folgt.)

Die Beförderungsmittel der

Polarexpeditionen.

Obwohl er sich im fargen Schatten der Delbäume und Maul­beerbäume hielt, stach ihn die Sonne wie mit heißen Nadeln, und feine Tropfen bildeten sich auf seiner Stirn und glitten über sein Hageres, braunes Gesicht. Jezt breiteten fich Weingärten zu beiden Seiten des Weges aus. Die roten und grünen Beerentrauben sahen Die Mittel, die zur Besiegung der ungeheuren Schwierigkeifen feist und stroßend von Saft unter dem Reblaub und Gerant hin- bei Polarreisen angewandt werden, haben sich seit dem letzten burch. Nuto plagte der Durst, er bog vom Wege ab, letterte über die niedrige Einzäunung und pflüdte ein paar Hände voll Trauben. Mummo hielt Wache am Baun. Die füßen Früchte halfen nicht biel gegen den Durst. Wasser gab's nicht ringsum. Nuto mußte fich bis Bentivegno gedulden.

Er machte große Schritte, so daß sein schäbiger Rod fich bauschte. So hastig ging er, daß er nicht ein Loch im Boden sah. Er stürzte und stieß sich das linte nie an einem Stein. Fluchend stand er auf, riß ein paar Grasbüschel aus, legte sie auf die abgeschürfte Stelle zur Kühlung, band einen Lappen darüber und ging langsam weiter. Bald mußte er sich ruhen, das Knie schmerzte, doch im Sonnenbrand konnte er nicht liegen bleiben. Weit fonnte es auch nicht mehr bis Bentivegno sein. Er brach sich einen Rebenstod, Türate ihn und schlich an ihm dahin. Jekt sah er das Städtchen, verstreute weiße fleine Häuschen, schmale Gaffen, enge Straßen, die graue Kirche, unweit von ihr das Dominikanerkloster und von einem festen Gemäuer umschlossen Garten und Kloster der Fran­giskaner.

Wie wird's mir dort unten ergehen? Werden sie mich heraus­schlagen wie in Rapallo   oder wird's Quattrini geben? Bird sich der Weg lohnen, Mummo? Der Hund wedelte mit der staubigen Rute und bellte heiser. Armer Teufel, war ein schlechter Sommer für uns. Ich will die Madonna um Gnade bitten."

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Als hätte der schwarze Tod ganz Bentivegno gewürgt, so still Tag das Städtchen, stumm die Gassen, schweigend im Sonnendunst die niedrigen Häufer. Wie ausgestorben waren sie und von Mensch und Tier verlassen.

Die Ruhe lähmte Nutos Schritte." Wag ich's oder nicht?" fragte er sich. Du hast mich hergewiefen." Er flopfte auf den Silberling und schlich weiter. An den letten Häuschen vorbei drückte er fich durch tote Gaffen an die Kirche heran, warf noch einen for­schenden Blick ringsum, drückte die Tür auf und schlüpfte hinein. Mummo drängte ihm nach; Nuto pacte ihn, öffnete die Tür wieder ein wenig, schob den Pudel durch den Spalt und raunte ihm zu: Such Dir Brot, Mummo!"

Ruto schloß die Tür sacht und suchte sich abseits ein Pläbchen zum Beten und Ruhen. Voran stand eine Bank, darauf setzte er fich. Wie wohlig fühl war's hier in den grauen Wänden! Ruto bergaß ganz seinen Durst. Er lehnte den Stock an die Bank, stellte die leere Flasche neben sich und bat die Madonna um gnädigen Beistand; dann sehte er sich zurecht, er wollte nicht gleich wieder Hinaus in den Sonnenbrand.

In der Kirche war's ganz still. Vor dem Altar hodten drei alte Weiber, den Kopf auf die Holzbrüstung gesenkt, in Gebet ver­junken oder in Schlaf. Wo ließ sich's auch besser als hier schlafen? Müde glitten Nutos Augen durch die Kirche. Ueber dem Altar hing ein breites langes Bild, bon verziertem Rahmen umschlossen. Vor ihm flammte in rotem Glase das ewige Licht. Der heilige Rochus war's, der gegen die Best hilft. Von dunklem Grunde hob fich seine hagere Mannesgestalt ab und sein mageres Geficht fah blaß unter den dunkeln Haaren hervor. Den Bilgerstab hielt der Heilige in der Hand. An seiner Seite tauerte ein Sund, ein Stüd Brot in den Zähnen. Auf dem Beinschaden am linten Knie, den der Maler scharf martiert hatte, hafteten Nutos Augen am längsten. Hat sich auch durch sein Erdenleben quälen müssen, der heilige Rochus! dachte Nuto. Jetzt ist ihm freilich geholfen!

Bom Rochusbild glitten Nutos Augen an den festen Säulen empor, die das Gewölbe trugen, zu den schmalen, bunten Fenstern, Durch die das Licht fich Bahn brach, dann sanken die Lider über seine

Jahrzehnt wesentlich geändert. Im Nordpolargebiet sind freilich die Estimohunde bisher die Trieb raft geblieben, deren sich alle Reisenden, auch Beary, zur Beförderung des Proviants und ande rer Lasten, nach Möglichkeit auch ber Menschen, bedienten. Auf dem großen Feld um den Südpol   aber, auf dem in den nächsten Jahren eine neue Schlacht heißen Wettbewerbs zur Entscheidung gelangen wird, haben die Erfahrungen der letzten großen Reisen ganz neue Motive aufgebracht. Am Vorabend der Abreise der neuen deutschen Südpolarexpedition ist es wohl angebracht, auf diesen hocha wichtigen Punkt der Beförderungsmittel, die für ein solches Unter nehmen zur Verfügung stehen, einen überschauenden Blick zu werfen. The man überhaupt zur ihrer Benukung gelangt, handelt es sich darum, zu Schiff möglichst weit gegen den Pol hin vorzus dringen, aber doch so, daß der Rüdweg nicht abgeschnitten ist. Dazu gehört selbstverständlich ein Fahrzeug von ganz besonderer Baus art und Stärke, und wer sich dessen entsinnt, wie sorgfältig seiners zeit Nansen den Bau seiner Fram" vorbereitete und überwachte hat einen Begriff davon, daß damit bereits über Erfolg und Miß­erfolg einer Bolaregpedition zum guten Teil entschieden wird. Auch Bearh hatte dem Bau des Schiffes für seine lehte Expedition die schärfste Aufmerksamkeit gewidmet und hat ihm zweifellos wenigstens die Vorbereitung seines siegreichen Zuges zu verdanken gehabt.

Die Polarschiffe find fast immer flein. Das von Peach war nur 75 Meter lang und noch nicht 10 Meter breit, übrigens ale Dreimaster getatelt, aber auch mit einer Verbundmaschine mit 1400 Pferdestärten ausgerüstet. Die Schiffsschraube war so ein­gerichtet, daß zwei ihrer Flügel abgenommen werden konnten, weil man früher die Beobachtung gemacht hatte, daß zweiflüglige Schrauben beim Vordringen im Eis bessere Dienste leisten. Der Rumpf bestand aus Eichenholz, die Rippen aus Eichen- oder hartenr Fichtenholz, der Kiel   war 41 Zentimeter stark, der Rumpf über der Wasserlinie mit einer besonderen Holzlage von 8 Zentimetern vers stärkt und außerdem noch mit Dampffeffelplatten belegt. Die bea rühmte Discovery" der englischen Südpolarexpedition von Kapitän Scott hatte nur eine Maschine von 450 Pferdestärken, die Schiffs­schraube war von vornherein nur zweiflüglig angenommen worden und so angebracht, daß sie mit wenigen Handhaben bis zum Deck des Schiffes hinaufgezogen werden konnte.. Ebenso fonnte das Steuerruder leicht eingezogen werden, um es vor dem Eis zu schüßen oder auch nötigenfalls durch ein neues zu ersetzen. Bei dem aweiten englischen Südpolarschiff, der Terra Nova", hatte der Rumpf durch Einfügung von Stahlstücken in eine außerordentlich dice Masse von Eichenholz eine ungewöhnliche Stärke erhalten. Au diese Erfahrungen sind selbstverständlich bei den Vorbereitungen der neuen Expeditionen, auch der deutschen, verwertet worden. So viel aber auch davon abhängt, bleibt doch die Leistung des Schiffs nur die Ouvertüre und der Epilog einer Polarexpedition.

Was die Reisenden auf dem Polarland selbst erreichen, muß durch andere Mittel gewonnen werden. Zum mindesten für das Südpolargebiet läßt sich nichts anderes erwarten. Während der Nordpol   selbst im Meer zu liegen scheint, und es daher nicht als ausgeschlossen gelten kann, daß er irgendwann einmal mit einem Schiff besucht werder tmnte, fommt ein solches Ereignis für die Erforschung des Südpols nicht in Frage. Selbst wenn das große antarktische Festland nicht einheitlich ist, sondern durch einen Meeresarm geteilt wird, ist es doch als sicher anzunehmen, daß der Südpol   selbst auf diesem Festland, und zwar in beträchtlicher Höhe über dem Meeresspiegel, gelegen ist. Da das Südpolarland un