kenken lönnTe, bis zum letzlen Äugenblicke bak er dick, geliebt. Aber so entgleiten, wie ein Schatten, das macht all seine Güte und Freundschaft schattenhast. 13. Zur Schnittzeit in demselben Jahre'begab sich etwas Außerordentliches. Die Gemeinde führte ein lang gehegtes Vorhaben aus; sie kaufte für ihre bisher von einem Pferde- göpel betriebene Dreschmaschine ein Lokomobil. Auf der Visenbahnstation wurde es abgeholt und zog sechsspännig, mit Blumen bekränzt, ins Dorf ein. Stolz schritten die Bauern neben ihm: es verdarb keinem die Freude an der wertvollen Erwerbung, daß man nur die erste der zehn Raten, in denen sie bezahlt werden sollte, erlegt hatte und vorläufig noch nicht wußte, woher das Geld nehmen für die übrigen Neun. Unweit von Pavels Hütte lag, frei auf der Anhöhe, das Dorf beherrschend, der Hof des neugewählten Bürgermeisters. Dort eröffnete das Lokomobil seine Tätigkeit; es dampfte und schnob, und die mit ihm in Verbindung gesetzte Dreschmaschine schluckte die dargereichten Garben und spie mit nie dagewesener Geschwindigkeit die ausgelösten Körnlein aus und das zer- knitterte Stroh. Anfangs drängte sich viel Publikum zu dem hübschen Schauspiel, allmählich jedoch ließ bei den meisten das Interesse an dem ewigen Einerlei nach, und erhielt sich nur bei einem armen Jungen unvermindert, der wohl keine Aussicht hatte, die Maschine jemals in Verwendung zu nehmen— bei Pavel. Er hatte Arbeit beim Holzschlag im herrschaftlichen Wald erhalten und machte auf dem Gang dahin täglich einen kleinen Umweg, um den Anblick des schnau- benden Ungeheuers zu genießen, dem er sich mit stillem Stau- Nen hingab, bis es hieß:„Mach, daß du fortkommst!"— „Wenn der einem die Maschine wegschauen könnte, er tät's," meinte der Bürgermeister. Pavel ging, nahm aber die Er- innerung an die Bewunderte mit sich und hatte ein deutlicheres Bild von ihr im Kopfe als die Bauern, die in ihrer nächsten Nachbarschaft auf der Bank an der Scheune saßen und die Hantierung der Taglöhner überwachten. Wohlgefällig sahen die Eigentümer des Getreides, das fcb 'en gedroschen wurde, zu und freuten sich, wenn die fleißige Maschine die Arbeit in wenigen Tagen fertig brachte, die Ujnen wochenlang zu tun gegeben hätte. Bald kam die Frage zur Beratung, ob man nicht einen Teil der vielen jetzt übrig bleibenden Zeit dem für den Bauer so außerordentlich locken- den Vergnügen der Jagd widmen solle? Im nächsten Jahre lief der Pachtkontrakt mit der Herrschaft ab, und man gedachte sich's dann wohl zu überlegen, ehe man ihn erneuern würde. Die Sache wurde oft besprochen und fand in der Gemeinde nur wenige Gegner, unter ihnen jedoch einen sehr einsluß- reichen und sehr entschiedenen, nämlich Peter. Aus lauter Geiz, behaupteten seine Feinde; ihn reue das Geld für die Jagdkarte, für Pulver und Blei. Er ließ das gelten und erklärte, er brauche sein Geld„zu was Gescheiterem". Nun höhnten die Spötter regelmäßig:„bei ihm ginge eben alles in Hafer auf für die Kohlfuchsen, daß die doch ein hjßchen zu Kräften kämen." Damit gelang es immer, Peter wild zu machen. .lFortsetzung folgt.)! UXzlfxkhbctzc. Von I. C. S ö r e n s e n, (Schluß.) Der Schütze stand oben auf der Brücke und untersuchte die Si- tuation durch das Fernglas. Der Walfisch ging draußen in der Oberfläche des Wassers vorwärts, so weit die Leine reichte und blies. Er hatte bei der Fahrt in die Tiefe den Atem verloren und schwamm nun und sammelte Kräfte und blies Blutwolke auf Blut- Wolke über das Meer empor. Er bewegte sich im Wasser vorwärts, wie jeder andere Wal , vielleicht ein wenig schwerfälliger. Der Schütze hatte einige Orders hinuntergerufen, und die Ma- fchine war für das Nachspiel instand gesetzt worden. Dann hatte der Wal die Leine straff gezerrt und begann zu ziehen. Das Boot bekam einen Ruck und die Leine wurde über Deck gc- spannt. Der Steven beugte sich zum Wasser hinab, als ob das Schiff sich vor seinem Gegner draußen verneigte. Dann begann die Jagd über das Meer. Einen Augenblick dauerte es, ehe das Boot richtig in Gang kam. Dann schoß es vorwärts, als würde es von xinem Schleppboot geschleppt. Der Schütze rief eine Order in den Dlaschineffxaum hinab, uüL das Boot begann langsam rückwärts zu gehen. Die Stempel bei gannen zu arbeiten. Die Schraube platschte herum. Das Book setzte sich mit dem Achterende tiefer ins Wasier und erhob den> Steven. Es wehrte sich, aber das half nichts. Es ging immer hef-> tiger vorwärts. Ter Wal arbeitet draußen. Er ist ständig kurzatmig und pustet klagend, daß es weit über das Wasser tönt. Er erhebt sich höher als zuvor und rollt vornüber. Der Schütze vorfolgt oben vom Turm aus auftnerksam jede! seiner Bewegungen. Das Tier wendet ihnen den Rücken zu. Sein großer Körper schneidet sich bei jeder Vorwärtsbewegung wie eine breite, stumpfe Eiche hoch aus dem Meere heraus. Ganz deutlich zeigt es die fürchterliche Wunde in der Seite, aus der die Trosse herabhängt. Nicht das kleinste Stückchen ist von der Harpune zgi sehen, sie ist vollständig im Körper des Tieres verborgen. „Vollkraft back!" kommandiert der Schütze, als er gesehen hak� wie gut die Harpune sitzt. Die Maschine verdoppelt ihre Arbeit. Der Stempelschlag wird klar und scharf, er tönt wie schwerer, takts fester Hammerschlag von dort unten herauf.» Die Schraube wirbelt mit doppeller Eile herum, versucht zahne» knirschend sich im Meere festzubeißen. Das Boot setzt sich schwer in! die See, der Steven hebt sich ein bißchen. Aber das nützt alles mit» einander nichts. Der Koloß draußen setzt nur um so mehr Kraft ein, und seine Bewegungen verstärken sich gleichmäßig und sicher. Die Maschine arbcllet, pustet und stöhnt, die Schraube wirbelt hinter dem Schiffe in ohnmächtiger Raserei herum. Der Schiffs» körper knirscht und kracht, als sollte er in der Mitte auseinander» gerissen werden. Die Leine geht stramm gespannt über dem Vorder» teil und schräg im Wasser hinab. Das Wasser schäumt vor dem Bug und wirbelt an den Boots» wänden entlang. Der Walfisch draußen ist offenbar im Begriff. zu Kräften zu kommen, er bläst seltener als vorher und nicht so stöhnend. Die Atemsäulen sind nicht so blutig wie zuvor. Er hat seinen Gegner entdeckt und ist entschlossen, zu kämpfen. Er schießt nun vorwärts und hinterläßt ein breites Kielwasser, rotgefärbt von! dem Blut, das aus seiner Wunde strömt. Er begreift nicht, daß jeder einzige Schlag seines Schwanzes verlorene Mühe ist. Er preßt sich so hoch wie möglich, spannt die Muskeln seines Körpers und geht über das Meer vorwärts, blind und gewaitsam. Das Boot schleppt ihm mit guter Geschwindigkeit nach, während die Schraube im Wasser hcrummahlt wie ein wüten» der kleiner Köter, der über einen Bürgersteig hingezerrt wird. SlZ verstreicht eine Stunde und noch eine Stunde. Dies ist unbegreiflich und kolossal. Ja, es ist gar nicht z» der» stehen, eine solche Riesenkraft in einem zu Tode verwundeten Tier. Dies ist kein Kampf, es ist Meuchelmord. Hätte das Tiev draußen außer seiner Krast ein bißchen Intelligenz, dann hätte es das Boot hier schon längst zu Splittern und Eisenspänen zerdrückt. Aber es kennt seine eigene Kraft nicht und weiß nicht, wie man! kämpft, deshalb jagt es über das Meer vorwärts wie ein scheuer! Hirsch. Es steht einfach gar nicht in der Rdacht eines Menschen, sich die Kraftentfaltung vorzustellen, die dazu gehört, einen Dampfer von 20 Tonnen Gehalt, der in den Eingcweiden des Tieres Anker geworfen hat, zwei Stunden durch das Meer vorwärts zu schleppen, mit einer Geschwindigkeit von mehreren Meilen in der Stunde, trotz einer Dampfmaschine, die ununterbrochen mit zweihundert Pferde» kräften zurückgeht, und trotz eines Blutverlustes von mehreren! Tonnen.„ Es ist die höchste Krastentfaltung des Lebens, die gegen Men» schenklughcit und Menschenschlauheit von Jahrtausenden kämpft. Es ist Fleisch und Blut im Kampfe gegen Stahl. Zwei Stunden dauerte der Kampf, und so lange er währte« mochte niemand an Bord richtig den Mund auftun. Ständig hämmern die Stempel, ständig mahlt die Schraube. Die Ofentüren werden auf- und zugeschlagen. Ter Scheiterhaufen wird erneuert« die Kessel werden gefüllt. Doch wer ersetzt das Blut, das da draußen aus der Wunde lief, wer erseht die zermarterten Nerven. Aber das Boot ist Stahl und nur Stahl. Es hat toeder Herz noch Nerven, es atmet Kohlen und hat kein Blut, es hat kein Gefühl, eS kennt keine Müdigkeit, keine Angst, keinen Schmerz, keine Wut. Es mahlt nur mit der Schraube herum, mahlt und mahlt. Es sitzt aufrecht in der See und mahlt, und es kann acht Tage lang so sitzen und mahlen. Dieses kleine, verdammte Stahlgeschöpf, das seine eiserne Klaue in das Tier draußen geschlagen hat, kann nicht aufgeben und nicht müde werden. Es muß siegen in diesem Kampfe, der kein Kampf ist. Und der Sieg kommt, langsam und sicher. Der Wal arbeitet schwer und gewaltsam. Die Hälfte des großen Riesenkörpers wälzt sich über das Meer empor, jedesmal, wenn er anzieht und vorwärts geht. Ständig schäumt das Blut aus der fürchterlichen Wunde, welche die Harpune in die Seite des Tieres gerissen hat. Die enorme Arbeit und der Blutverlust ermüden es. Es taumelt! draußen, schwankt. Tie Bewegungen werden langsamer, hören auf. Das Boot hält sich nun auf demselben Fleck. Das große Tier wälzt sich hilflos in der Mccresfläche. Noch zieht es, aber in schwachen, kurzen, zwecklosen Stößen. Der Stahl der Maschine schlägt scharf und taktfest dort unten« hart und klangvoll wie zuvor. Es ist ein Stahlhcrz, das leiden, schaftslos und unbarmherzig schlägt. Das Mahlen der Sckraube wird ruhig und sicher, man hört, daß sie im Begriff ist, sich festzubeißen. Der Wal draußen stöhnt
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28 (10.5.1911) 89
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