Und pustek, Sie«In Undichter Blasebalg. Jehl schleudert er ausdem Blastoch nicht allein Luft empor, sondern die Körperwärmeselbst, die er in seiner Not und seinem Elend von fich gibt. Ertaumelt an der Oberfläche umher, wild und eingeschüchtert, baldnach rechts und bald nach linkZ. Aber er kommt nicht vorwärts, erwirst fich fast aus dem Waffer heraus und torkelt wie ein betrun-kener Mann. Das Hilst alles miteinander nichts. Das Meer istihm verschlossen, wohin er sich auch wendet; das kleine, unbarm-herzige Stahltier hat fich mit seiner wirbelnden Eiscnschraube imMeere festgebohrt, die Leine gibt nach, der Walfisch wälzt fichdraußen, schwindelig vom Blutverlust, zischend vor Atemnot, ge-quält von Schmerzen.Das Boot hat gesiegt, die kleine unermüdliche Eisenschraubehat gesiegt, langsam schraubt fich das Boot zurück, den Walfischrückwärts an der Leine nachziehend wie einen erschöpften Hund.„Halb-Kraft!" kommandiert der Schütze. Der bebende Stahl»schlag der Maschine verlangsamt fich, wird ruhig, überlegen. Hiergibt es ja nichts zu jagen, nur noch ein wenig gewartet, dann gehtalles von selbst. Der Wirbel der Schraube wird langsamer, nichtweil sie müde ist, sondern weil sie gesiegt hat...«Die Cisbeiligen.�... Bon Dr. Richard Hennig.'Wer die Heiligen Mamertus, Pankratius und Servatius der-einst im Leben waren, dürfte der Mehrzahl der Menschen völlig un-bekannt sein. Und doch ist ihr Name alljährlich"in unzähligerMenschen Munde, wenn in der Frühlingszeit die Gedenktage nahen,die vor langen Jahrhunderten die katholische Kirche dem Andenkender im 3. und 4. Jahrhundert hingerichteten oder verstorbene»christlichen Märtyrer und Heiligen dieses Namens geweiht hat.Für uns sind Mamertus, Pankratius und Servatius keine histo-rischen Menschen von Fleisch und Blut und auch keine Heiligen.sondern drei Kalendertage, der lt., 12. und 13. Mai, und nichtsweiter. Man nennt sie stets zusammen, obwohl sie bei Lebzeitenin keiner noch so entfernten Beziehung zueinander gestanden haben,und man bezeichnet sie gemeinsam als die drei Eisheiligen, obwohlihr Lebenslauf, ihr Sterben, ihre Stellung in der katholischenKirche absolut nichts mit Eis und Winterkälte zu tun hat. �Der Grund ist allbekannt: Das Volk behauptet, daß in denTagen vom 11.— 13. Mai stets jene gesürchteten und weit berüch-tigten Kälterücksälle der Temperatur eintreten, die wir die„kaltenTage des Mai„ nennen und die in so vielen Jahren in Feld undFlur der erwachenden Natur durch Nachtstöste, Reif und Schneeschweren Schaden zufügen. Gärtner pslcgen bekanntlich ihreSchützlinge vor dem Tage Servatii nicht dauernd ins Freie zubringen, und wie recht sie daran tun. erfuhr besonders dcuttich zuseinem eigenen Schaden Friedrich II., der die Furcht vor den Eis-heiligen als Volksaberglauben verlachte und dem seine allzu frühins Freihe gebrachte Orangerie eines Nachts, als die Eisheiligenihr Szepter schwangen, erfror!Was sagt nun die meteorologische Fachwissenschaft zu den„Eisheiligen"? Sieht auch sie die alte Meinung des Volkes alstörichten Aberglauben an, oder hat sie auch diesem Volksglauben,wie so manchem anderen, wissenschaftliches Bürgerrecht verliehen?Frühzeitig haben sich die Meteorologen mit dem Glauben an dieWirksamkeit der Eisheiligen beschäftigt— die erste Erwähnungin der Fachliteratur findet fich 1777 in einem Werke des italienischenGelehrten Toaldo— und je mehr die Männer von Fach dem Pro-blem ihre Aufmerksamkeit schenkten, um so mehr kamen sie zu.derUeberzeugung, daß hier tatsächlich ein ziemlich regelmäßig alljähr-lich wiederkehrender Kälterückfall vorliege, der eine besondereEigentümlichkeit des mitteleuropäischen Klimas darstellt. Heutezweifelt kein Meteorologe mehr an der Macht der Eisheiligen, undnur in einem allerdings wesentlichen Punkte ist der alte Volks-glaube berichtigt worden, nämlich darin, daß der Kältcrückfall nichtimmer genau an den Tagen des 11., 12. und 13. Mai eintritt, son-dcrn nur ungefähr um diese Jahreszeit. Diese Tatsache müssenfreilich aufmerksame Beobachter auch ohne den streng Wissenschaft-lichen Nachweis längst erkannt haben, denn die Fälle sind durchausnicht gar selten, in denen zur Zeit der Eisheiligen eine recht an-sehnliche Sommerwärme herrscht; ja, erst in neuerer Zeit, 1907,ereignete sich der sonderbare Fall, daß der Eisheilige Pankratius,der 12. Mai, für Deutschland der heißeste Tag des ganzen Som-mers wurde, während am Tage des Eisheiligen Servatius(13. Mai)die Maximaltempcraturcn des ganzen JahrcS abgelesen wurden!Der unfehlbare Kälterücksall folgte dann allerdings ein paar Tagespäter prompt nach und verdarb uns das Pfingstwetter in kläglichster Weise l— Wenn man jedoch von solchen Ausnahmefällen ab-sieht, so ist im langjährigen Durchschnitt eine gewisse Vorliebe derMaikälte für die Zeit vom Ist— 15. oder doch sicher vom 11.— 20.Mai unverkennbar. Der Eintritt des Kälterückfnlls schwankt frei-lich in weiten Grenzen: 1886 stellte er sich schon in den Tagen vom30. April bis 3. Mai ein, 1800 hingegen erst in der Zeit vom 30. Maibis st. Juni. Auch beträgt die Zahl der„kalten Tage" nicht immergenau drei, obwohl in der Mehrzahl der Fälle tatsächlich geradedrei kalte Tage zu verzeichnen sind.Was ist nun die Ursache dieser seltsamen und für das mitteleuropäische Klima so unerfreulich charakteristischen WitkerüngS-erscheinung? Zahlreiche zum Teil recht phantastische Hypothcsenihat man im Laufe der Zeit aufgestellt; so dachte man zdtlveilig,,daß vielleicht um diese Jahreszeit gewaltige Meteorschwärmszwischen Sonne und Erde ständen, die uns einen Teil der Sonnen-wärme wegfangen. Aber diese Erklärung und manche andere mibihr würde natürlich nur in Betracht kommen können, wenn derKälterückfall im Mai gleichmäßig auf der ganzen Erde einträte.Das ist jedoch keineswegs der Fall! Er erstreckt sich zwar über eintsehr weites Gebiet: von Nordskandinavien bis hinunter nach Ober-iitalien und von Island bis Siebenbürgen find die Wirkungen depkalten Tage des Mai spürbar, aber sonst auf Erden ist diese«Kälterückfall doch unbekannt. Andere regelmäßig wiederkehrenden!Abnormitäten des Temperaturganges, zu anderen Zeiten desJahres, treten an seine Stelle; in Chile z. B., wo bekanntlich derFrühling in den Oktober und November fällt, ist ein Kälterückfall!sehr gefürchtet, der fich ungefähr zur Zeit des AllerheiligcntagcS(1. November) einstellt und der noch weit gefährlicher zu seittlscheint als die Wirksamkeit unserer Eisheiligen. ,ilWorin die den Kälterückfall bedingenden Vorgänge aber be*stehen, läßt sich nur teilweise angeben: es ist konstatiert worden;daß bestimmte, charakteristische Verteilungen des Luftdrucks zwdiesen Zeiten immer wiederkehren, und es läßt sich auch beweisen,,daß und weshalb gerade diese Lustdruckverteilung einen Tem-pcratursturz zur Folge haben muß. Aber die weitergehende, inier-essante Frage, warum denn nun eigentlich gerade diese kälte-bringende Verteilung des Luftdrucks stets um dieselbe Jahreszeit!wiederkehrt, läßt sich nicht befriedigend beantworten. Wir müssen!uns vielmehr mit der Erkenntnis der Tatsache begnügen, daß iimLauf des Jahres verschiedentlich Epochen vorkommen, in denen einsNeigung zur Ausprägung bestimmter typischer Wetterlagen besteht.Kälterückfälle, wie sie gegen Mitte Mai, zur Zeit der„Eisheiligen"'in Deutschland die Regel bilden, sind für unser Klima auch gegewMitte Februar, Mitte März und Mitte Juni charakteristisch. Esist sogar berechnet worden, daß im Februar, im März und vorallem im Juni der Kälterückfall meist erheblich stärker als im Mai!zu sein pflegt; wenn trotzdem die kalten Tage des Mai eine so aus-nehmend große Berühmtheit genießen, so ist lediglich die Tatsachedaran schuld, daß um diese Jahreszeit jede Temperaturerniedrigungmit verdoppelter Besorgnis verfolgt wird, weil gerade dann einekalte Nacht unberechenbaren Schaden anzurichten vermag.,Die charakteristische Wetterlage nun, die die Entstehung derMaikälte verursacht, besteht in einem umfangreichen barometrischen)Maximum, das um diese Zeit den Nordatlantischen Ozean bedeckt-Je nach Höhe und Ausdehnung dieses Hochdruckgebiets, je nach derLage und Zugrichtung der gleichzeitig Europa durchziehenden oderberührenden Depressionen wird der Kälterückfall des Mai baldschwächer, bald stärker empfunden: in manchen Jahren hcrndelftes sich nur um ein paar etwas kühlere Tage inmitten prächtigsterSommerwitterung, in anderen gibt es Böenwetter, Regen-, Grau-pcl- und Schneeschauer mit nachfolgenden kalten, klaren Nächten-und in noch anderen Jahren wiegt das wolkenlose, ruhige Metiervor. das dann aber nach angenehmen Tagesstunden sehr ftarkonächtliche Abkühlung mit einer gleichfalls höchst gefährlichen Nei-gung zur Reifbildung bringt. Da ein Maximum auf dem Nord-atlantischen Ozean die hauptsächlichste auslösende Ursache zu sein!scheint, ist es nur natürlich, wenn der Kälterückfall sich zunächst)meist im nördlichsten Europa bemerkbar macht, um sich alsdanwlangsam aber sicher gegen Süden auszubreiten. Während in Nord-dcuischland der Beginn der kalten Tage auf den Tag Mamertii, den11. Mai, angesetzt wird, gilt im Norden Skandinaviens schon der8. Mai als erster kalter Tag, und in Süddeutschland verspätet sich!der Beginn der kalten Tage gegenüber Norddeutschland um24 Stunden. Charakteristischerweise sind deshalb dort, z. B. inBayern, nicht der 11., 12. und 13. Mai, sondern der 12., 13. und14. Mai als„Eisheilige" verrufen, der Pankratius-, Servatius,und Bonifaciustag.Im allgemeinen kann man behaupten, daß Süd- und West-dcuischland stärker und häufiger unter der Maikälte zu leiden)haben, als Mittel- oder gar Ostdeutschland; einmal weil in den,ersteren Gegenden die Vegetation weiter fortgeschritten zu sein!pflegt als in den letzteren, dann aber auch, weil die vom Nord-atlantisch,! Ozean daherwehenden sehr kalten Winde oft nur das)westliche Europa bestreichen, während das östliche durch die jeweiligherrschende Luftdruckverteilung dagegen geschützt ist. ZuWeile»!kann sogar zur selben Zeit, da im Westen und Süden ein Kälte-rücksall gefährlichster Art eintritt, in Ostdeutschland wie auch intRußland, Schweden usw. abnorme Frühjahrswärme herrschen. Be-sonders deutlich in dieser Hinsicht war der vorjährige Mai, ins-besondere der 11. Mai 1910. In Königsberg stieg an diesem Tagsdas Thermometer auf die ganz ungewöhnliche Höhe von 28 GradCelsius, und gleichzeitig gab es in den Alpen und selbst noch iryOberitalien vielfach Frost und starken Schnee!>Die meteorolgische Wissenschaft hat sich mit dem Problem derdrei Eisheiligen und den Ursachen des durch sie so oft herauf-beschworenen Wettcrschadcns schon viel und eingehend beschäftigt Zsie hat auch die Naturgesetze, nach denen dieser Kälterückschlag sich!zu vollziehen pflegt, größtenteils in feste Formen gekleidet—dennoch bleibt für die vollständige Erforschung der Erscheinungnoch viel zu tun übrig