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Kleines feuilleton.

Kunst.

sondern mur: Schriftleitung des Rheinischer Lokalanzeiger; und nicht: Das Schwäbische Tagblatt' schreibt", sondern: Das , Schwäbisches Tagblatt' schreibt"; nicht: ein Aufsatz der Welt am Montag, sondern: ein Aufsatz der Die Welt am Die neueste Malerei. Louis Corinth  , der neue Montag"" und entsprechend nicht:" Ich habe in, Raufmännisches Bräsident der Berliner Sezession  , behandelt in einem Aufsatz des Zentralblatt' gelesen..." Also müssen wir nun wohl auch aus Ban die neueste Malerei". Seine Betrachtungen, die zumeist der Die Jungfrau von Orleans" vorlesen und uns im Theater negativer Natur sind, entbehren nicht eines besonderen Reizes, da ja den Der Troubadour  " anhören! Da sieht man also doch wohl die neueste Malerei in der Sezeffionsausstellung ziemlich stark ver- flar, wie falsch die Verteidiger dieser Fügungen folgern. treten ist. Da Corinth   ein erfahrener und tüchtiger Maler ist, der wenn nun wirklich die Gänsefüßchen solche erstarrende Gewalt Freilich durch seine derbe Natur vor Jrrwegen und Spekulationen hätten und man könnte wirklich so schreiben wird aber ein wohl stets bewahrt geblieben ist, mag hier gehört werden, wo die Mensch auch so sprechen? Papier   ist geduldig und läßt schließ­Motive und Tendenzen der Jüngsten bereits öfter behandelt lich auch die Anführungsstriche ihres den Sprachgeist so oft ertötenden worden sind. Amtes walten, vor dem frischen Hauche des lebendigen gesprochenen Wortes aber verlieren sie ihre Macht.

Corinth   fieht die Ahnen der jüngsten Malerei in Cézanne  , Gauguin  , van Gogh  , Munch und deren Nachahmern. Aber während er den Franzosen und auch dem Norweger einen durch die Luft- und Lichtverhältnisse ihrer Heimat bedingten Naturuntergrund zugesteht, sieht er in der neuesten Phase bloß nachahmende Dekadenz. Nach­dem alle Kulturen bis zur Neige ausgekostet waren, und die Blasiert heit der überkultivierten Franzosen eine gewissermaßen Konzentrierte Primitivität ersehnte, warf man sich auf die kindischen Stammeleien der Naturvölker. Die jetzigen Bilder der Neger und Malayen, die Malereien auf indianischen Zeltdächern wurden das Ideal in Form und Farbe für diese Modernsten."

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Völkerkunde.

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Und

Die rätselhaften 8wergbölfer fritas haben seit jeher die Aufmerksamkeit der Forscherwelt erregt. Ueber ihre Stellung in der Entwickelungsgeschichte der Menschen wurde und wird noch viel gestritten. Die einen sehen in den Bygmäen die ver­kümmerten Formen der normal entwickelten Völker, während die andern ihnen eine selbständige Existenz als Rasse zuschreiben. P. W. Schmidt in seinem biel besprochenen und angegriffenen Corinth   fährt dann fort: In allen Arbeiten von Matisse  ( dem Werke über die Stellung der Pygmäenvölker geht sogar so weit, daß französischen   Führer dieser Richtung) und seinen Nächsten tritt dieses er in ihnen die Ueberbleibsel der ältesten, einst über die ganze Erde Duellmotiv deutlich zu tage. Wie es nun immer ist, werden die berbreitete Urrasse des Menschen sieht. Bei diesem Widerstreit der Nachkommen noch wilder in ihren Annahmen, was modernste Kunst Meinungen ist es vom Interesse, einige Tatsachen über die anthro­berlangt, und kommen scheinbar ganz auf die Naturvölker zurück; pologischen Merkmale der Pygmäen zu erfahren, die der französische außerdem haben sie für ihre Rätselkunst, die nichts mehr mit der Anthropologe Dr. Boutrin in einer vor kurzem( im L'Anthro­Seine Beobachtungen freien edlen Kunst gemein hat, Lehren aufgestellt, die der Geometrie pologie") publizierten Studie mitteilt. entnommen scheinen. Man versucht die Körperflächen aus Dreiecken, beziehen sich auf die weftafrikanischen Zwergvöller, die unter dem Namen Vierecken und Fünfecken herauszukonstruieren, und es wird oft un- Abongo bekannt sind und ihren Wohnsiz am Flusse Gabun haben. möglich. vor diesem automatischen Herumzirkeln das Dargestellte zu Daß diese Völker ihren Namen als Pygmäen mit Fug und Recht verstehen." tragen, ergibt sich daraus, daß ihre Durchschnittsgröße nur Die blinde Nachäffung dieser Manieren hat nach Corinth   die 148 Bentimeter für Männer und 137 Bentimeter für Frauen aus fast selbständig gewordene Kunst arg gefährdet. Die Nachäffung macht. Ihre Hautfarbe gleicht der des Milchkaffees; sie sind also geht soweit, daß man niemals neue Motive wagt, sondern nur heller als die benachbarten Negerstämme. Nach ihrem Schädel ge immer Vögel, Blumen und Tafelpruntstüde malt. Das Bestreben, hören sie zu dem sogenannten brachyzephalen"( furzköpfigen) Typus; das erotische Vorbild der Naturvölker zu imitieren, hat den Bus bei den drei untersuchten Schädeln betrug die Breite 83,06 Proz. der fammenhang in der Körperkonstruktion und das Organische aus- Länge. Die Kapazität des Schädels ist klein, im Verhältnis gelöscht. Die Jugend fängt damit an, womit die großen Meister aber zu der Körpergröße ebenso groß wie die der Bantuneger. Der aufgehört haben. Nicht durch angestrengtes Ringen gewinnt die Haarwuchs ist gut, doch nicht übermäßig entwickelt. So spärlich jüngste Generation ihre Freiheit und Großzügigkeit, sondern durch diese Angaben sind( ihre Spärlichkeit rührt hauptsächlich davon, daß Teere und bequeme Vernachlässigung aller ernsthaften fünstlerischen die Studien am Körper der Lebenden sehr schwierig waren), so Bemühungen, ohne jede Selbstüberwindung und Selbsterkenntnis. scheinen sie doch die Annahme zu bestätigen, daß die Zwergvöller be­Diese Modemalerei", nicht modernste Malerei, wird sich als das stimmte Rassen find, hervorgegangen wie alle Menschenrassen aus entpuppen, was sie in der Tat ist, nämlich als ein Uebergangs- der Anpassung an die Umgebung. Stadium."

Sprachwissenschaftliches.  

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der Krante tro

Stirbt anzuwenden.

Da Corinth   als aufrechter Malersmann von soziologischen Bu Ein Begräbnis bei ben Hottentotten. Auch die sammenhängen in der Kunst nichts zu wissen scheint, kann er den Hottentotten, die doch zu den tiefstehenden Bewohnern Afrikas  wahren Ursachen der Entwickelung nicht auf den Grund kommen. zählen, haben ihre besonderen Aerzte, die freilich diesen Ehrennamen Wo er nur Nachahmung sieht, sind aber die gleichen Kräfte tätig. nicht recht verdienen, weil sie, wie bei den meisten südafrikanischen Daß das entwickeltste Land( im Sinne der Malerei), Frankreich   den Ton Bölfern weniger mit Wissenschaft oder auch nur Erfahrung als mit angibt, ist naturgemäß. Die Rückkehr zur Primitivität ist in dem Bauberei ihr Geschäft zu betreiben bestrebt sind. Die Aerzte" der Byllus jeder Kulturentwickelung immer eine Phase, die auf einer Hottentotten haben sogar recht unangenehme Gewohnheiten, indem bestimmten Stufe eintritt. Durch die Erweiterung der modernen sie den Kranken einreden, daß böse Nachbarn, schlecht gesinnte Ver­Kunst und Kulturkenntnisse sind die Grenzen der Rüdfehr freilich wandte und andere Feinde die eigentliche Ursache der Krankheit biel weiter gezogen. So primitiv und barbarisch( rein im fultur  - feien. Man kann sich vorstellen, welch eine Summe von Unfug ein technischen Sinne), ist wohl noch nie gemalt worden wie von diesen solcher Mann stiften kann, wenn er dazu aufgelegt ist, seinen Jüngsten! Db freilich der Entwickelungskreis der bürgerlichen Kunst Einfluß bösartig erschöpft und die letzte Phafe zugleich ein Ende absoluter Deladenz den Zauberkünsten des Arztes, so haben selbstverständlich ist, oder aber einen durch den Zwang der Mode, die in der Kunst andere daran schuld, und der Medizinmann scheut sich oftmals nicht, Tängst ihren Einzug gehalten hat, bedingten llebergang oder ein die Verantwortung einzelnen Personen, die er mit Namen nennt, Jungbad und ein Neubesinnen zu neuen Zielen darstellt darüber zuzuschreiben. Früher ging man dann vollends so weit, die vom mögen die Propheten entscheiden. So einfach wie Corinth   es Arzt als schuldig bezeichnete Person zum Tode zu berurteilen, ein meint, läßt sich der Prozeß nicht erklären. Verfahren, wie es widerfinniger auch zur Zeit der schlimmsten Herenprozesse nicht irgendwo bestanden hat. Dr. Biden, der in einem Vortrag vor der Royal Society   für Südafrika   die Bestattungsgebräuche bei den Hottentotten besprochen hat, sagt leider nicht, durch welche Ein­Des Potalanzeiger. Schriftleitung des Lofalanzeiger", fliffe diese Leute bewogen worden sind, wenigstens diesem äußersten Geschäftsstelle des Zentralblatt"," Vorstand des Verein für Grad von Ungerechtigkeit und Willtür bei den Aerzten zu steuern Kaninchenzucht" u. ä., das muß man immer wieder lesen auf un- oder sich wenigstens nicht mehr durch ihre Angebereien so weit hin­zähligen Stempeln, in Brieftöpfen, Anzeigeu usw. Manche glauben reißen zu lassen. Die Vorbereitung des Begräbnisses beginnt un durch Gänsefüßchen das Fehlen der Wesfallbeugung entschuldigen mittelbar nach dem Verscheiden des Kranken. Die Grube, in die er zu können, indem sie schreiben: Schriftleitung des Lofalanzeiger". gebettet werden soll, wird mit einer rohen Holzschaufel und einem Aber zahlreiche Leute meinen diese Fügung wirklich und wahrhaftig Antilopenhorn gegraben. An die Bestattung schließt sich ein Tanz, sogar berteidigen zu müssen, und sie erklären es für ganz falsch, dann eine Festlichkeit, die durch die ganze Nacht dauert. Mehrere daß auch Eigennamen als folche will man diese Titel angesehen Wochen nach dem Tod gehen die männlichen Verwandten jeden wissen gebeugt werden, daß man also sagen müsse des Morgen vor Sonnenaufgang nach dem Grabe und verrichten dort Rheins und nicht des Rhein  , des Frankenwalds und nicht des Gebete an den Geist. Dabei müssen sie völlig unbekleidet sein. Frankenwald  . Wäre das wirklich falsch, des Rheins" zu sagen Später fümmert man sich nicht mehr um das Grab, wenn der Geist, statt des Rhein  "? Keineswegs, es ist vielmehr wirklich ganz falsch, wie angenommen wird, aus dem Grabe verschwunden und in einen des Rhein  " zu sagen, und auch Anführungsstriche stempeln Wort Schakal gefahren ist. fügungen teineswegs zu einem starren, unveränderlichen Klumpen. Man erkennt das aber besonders deutlich, wenn man bedenkt, wie die Verteidiger der Fügung des Rhein  " glauben schreiben zu dürfen und tatsächlich(!) oft schreiben; sie meinen, es dürfe nicht heißen: Schriftleitung des Rheinischen Lokalanzeigers", Verantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin  . Drud u. Berlag: VorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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