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gleich" bringen. Es puste wie schwindsüchtig, und fein vor- Diese Interballe find fleiner als die zwischen unseren Ganztönen mals fo heller Pfiff gliche jetzt dem Miauen einer franken und größer als zwischen unseren Halbtönen; fie ftimmen infolge Raze. Daran läge gar nichts, meinte Anton; Pfeifen und Miauen fäme am Ende auf eins heraus; das aber, daß die Maschine weit weniger leistungsfähig sei als früher, müsse er leider gelten lassen.

Seine Erklärung erweďte allgemeine Unzufriedenheit; nur Beter nahm keine Notiz von ihr, trommelte mit den Fäusten auf den Tisch und rief:

Der Bub muß her, und der Bub muß zahlen." " Muß her, freilich," stimmte man von vielen Seiten bei, und der Bürgermeister, der immer ungeduldiger wurde, ie ohnmächtiger er fich fühlte, der Strömung entgegenzusteuern, die die öffentliche Meinung genommen hatte, sagte lauter, als sonst seine Weise war:

, Er muß, was muß er? Das nicht, was Ihr Euch ein­bildet!" Eine abwehrende Handbewegung war seine Antwort auf die Einwendungen, die sich erhoben, und er schloß: Er tommt nicht, kann nicht kommen, weil er und der Arnost ein­berufen worden sind und sich heute haben stellen müssen." Das war nun allerdings etwas anderes, und es hieß sich bescheiden.

Wohl fam Pavel am nächsten Morgen zurück, brachte aber nur vierundzwanzig Stunden daheim zu und sprach nur mit zwei Personen, mit dem Bürgermeister und mit Anton. Beim ersten meldete er sich in Gesellschaft Arnosts. Sie hatten beide das Glück gehabt zur Landwehr eingeteilt zu werden, mußten jedoch sogleich einrücken.

Der zweite, den er zufällig traf, der Schmied, klagte ihm feine Not mit der Maschine und forderte ihn auf, nach dem Hofe Peters zu kommen, wo sie noch immer stand. Beim ersten Blick, den Pavel auf sie warf, wiederholte er, was er schon einmal gesagt hatte:" Seht Ihr nicht, daß das Stangel berbogen ist?" Anton gab es zu, war aber der Ansicht, an der Kleinigkeit läge nichts.

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,, Alles liegt daran," entgegnete Babel. Deswegen stoßt's ja so, deswegen geht der Schieber nicht ordentlich, und wie soll denn der Dampf richtig eintreten? Einmal kommt zu biel, einmal zu wenig."

Es gelang ihm, den Schmied zu überzeugen, und nun brachten sie miteinander die Sache in furzer Zeit in Ordnung. Peter zeigte sich nicht, aber man hörte ihn in der Scheuer jämmerlich husten. Er hat sich verdorben mit lauter Schreien," sagte Anton; der Doktor kommt wieder zu ihm." ( Fortsetzung folgt.)]

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deffen alle nicht, die Ottabe ausgenommen, mit den unsrigen über ein. Bon einer im Jahre 1900 in Berlin gastierenden Siamesen die den eflatanten Nachweis lieferten, wieviel außerordentlich In­truppe haben Stumpf und Abraham Phonogramme aufgenommen, tereffantes in der erotischen Musik noch verborgen ist. Daß die Wissenschaft früher nicht darauf gekommen war, hatte seinen Grund darin, daß es an einem Mittel fehlte, die musikalischen Aeußerun gen der framden Völker mit ihren charakteristischen Besonderheiten zu figieren. Dieser Mangel wurde durch die Erfindung des Phono­ujit lieferte Dr. B. Fettes, der im Jahre 1890 Gesänge der nord­graphen vollständig gehoben. Die ersten Phonogramme erotischer amerikanischen Zuni- Indianer aufnahm. Das Berdienst aber, die Erforschung der erotischen Musik zu einer selbständigen Wissenschaft gemacht zu haben, gebührt Stumpf, der zusammen mit Dr. O. Abra­ham und Dr. E. M. v. Hornbostel das Berliner Phonogrammarchiv gründete. Jeder Reisende in einem noch wenig erforschten Gebiet sollte mit einem phonographischen Apparat ausgerüstet sein und möglichst viele Musikstücke und Gesänge aufnehmen." So beginnt das Instruktionsbüchlein, das im Auftrag des Berliner Museums für Völkerkunde Forschungsreisenden, Missionaren, Offizieren der Schutztruppe und anderen nebst einer phonographischen Ausrüstung mitgegeben wird. Dank dieser Einrichtung hat sich während des letten Dezenniums der Bestand des Archivs von 30 auf 3000 Walzen vermehrt. Alle Weltteile find musikalisch vertreten. Grönländische Gstimolieder( sie sind im vorigen Winter in Berlin zu Gehör ge bracht worden) finden sich hier neben patagonischen Gesängen; aus Tunis wie aus Transvaal find Aufnahmen vorhanden, aus Finn inseln. Aber auch von den Wendischen Bewohnern des Spreewaldes land wie aus Oftturkestan, aus Sumatra wie von den Salomons­und von berühmten Jodeltünstlern der Schweiz beherbergt das Archiv etliche Phonogramme. Mit einem so reichen Material läßt fich die vergleichende Wusikwissenschaft ganz systematisch betreiben. Auf Grund der so gewonnenen wissenschaftlichen Ergebnisse lassen sich die Behauptungen mancher früheren Forschungsreisenden, daß die Gesänge der Naturvölker in einem durchaus regellosen Geheul beständen, zur Genüge widerlegen.

Während die Rhythmik in unserer sich immer mehr nach der harmonischen Richtung entwickelnden Mufit entartet, hat sie bei der ordentlich hohen Entwidelungsgrad erreicht. Besonders wenn die reinmelodischen Musik der exotischen Wölfer meist einen außer Trommel mit im Spiel ist, treten häufig rhythmische Gebilde auf, die aufzufassen wir vollkommen außerstande sind. Afrika hat ea darin anscheinend am weitesten gebracht. In Westafrika gibt es eine wahre Polyphonie des Rhythmus: drei oder mehr Trommeln tragen zu gleicher Zeit verschiedene Rhythmen vor, und zwar als Begleitung zu einem Gesang, der wieder seinen ganz besonderen Auffassungsvermögen für komplizierte rhythmische Gefüge bei den Taft und Rhythmus haben kann. Das außerordentlich geschulte Negern zeigt sich auch in der sogenannten Trommelsprache, die be­fanntlich eine Art drahtloser Telegraphie bildet. Bei vielen Stänt­men West- und Mittelafritas befibt jedes Haus eine Trommel, die bestimmt ist, Mitteilungen auf akustischem Wege in benachbarte Dörfer gelangen zu lassen. Da die hellen Töne dieser Holztrom­meln besonders während der Nacht auf sehr weite Streden bernehm im Leben zahlreicher afrikanischer Negervölker. Es findet sich übri= gens auch in der Südsee und in Südamerika . Eine ausgesprochene die Indianer, während die Trommelbegleitung bei ihnen meist recht Borliebe für rhythmische Delikatessen in der Melodie selbst besiben einfach ist.

bar find, so bildet diefes Meldeſyſtem einen äußerst wichtigen Faktor

Die Mufik der exotischen Völker. Nichts unter den Sitten und Gebräuchen unzibilisierter Völker erregt so sehr unsere Heiterfeit, wie ihre Musik. Sie erscheint uns fomisch, ja abstoßend, wenn wir sie, etwa bei einer Vorführung erotischer Schauftellungen im Zirkus, zwischen zwei Musitstücken borgesetzt bekommen, und selbst der Forschungsreisende, der ja, durch Von einemt eigentlichen Tonsystem fann bei den primitiveren fein längeres Verweilen in fremden Ländern schon an seltsame Ein- Völkern nicht gesprochen werden. Die Leute kennen die Töne nur brüde gewöhnt ist, versäumt es nie, den eigenartigen Eindruck zu innerhalb ihrer Melodien. Wenn man einen afrikanischen Musiker schildern, den die Musik der Wilden oder Halbzivilisierten auf ihn auffordert, eine Tonleiter zu singen, so wird er nie begreifen fönnen, gemacht hat. Aber wir tun den erotischen Völkern unrecht, wenn was man von ihm will. Dagegen besitzen die exotischen Kulturvölker toir annehmen, daß nur unser Tonsystem das einzig mögliche, natur- ihre eigenen, sehr beachtenswerten Tonsysteme. So können mit der notwendig entstandene sei, und daß jede andere Art von Musik nichts stufigen siamesischen Tonleiter sogar europäische Melodien gespielt als ein mißtönendes Geräusch ist, eine Anschauung, deren Unrichtig werden, ohne daß fie unserm Ohr wesentlich verändert erscheinen. teit erst vor 25 Jahren durch Alex. J. Ellis nachgewiesen wurde. Weit befremdender als das Tonsystem der Siamesen mutet uns ihre Seither sind wir in der Erforschung der Musik fremder Völker er- Art des gemeinsamen Musizierens an. In ihrem Orchester spielt heblich weiter gefkommen, und Dr. Erich Fischer- Berlin , der sich jedes Instrument eine Variation des Themas, es ist also viel eher in einem in den Grenzboten" erscheinenden Aufsatz mit der eroti ein Nebeneinander, als ein Zusammenmusizieren. Wahrscheinlich schen Musik befaßt, weist mit Recht darauf hin, daß diese Musik, haben schon die alten Griechen in ähnlicher Weise musiziert, wie es wenngleichh wir heute noch außerstande sind, in ihre charatteristi- heute noch in Siam geschieht und auch auf Java, in China , in Japan schen Schönheiten völlig einzubringen, doch hohen Anspruch auf und anderwärts. unsere Beachtung hat. Denn ihr systematisches Studium wird sowohl für die Ethnologie wie für die Psychologie fremder Völker und schließlich für die Musikgeschichte von großer Bedeutung werden. Daß uns die Musik erotischer Völker, besonders die der Chi­nesen, so unverständlich, oft sogar widerwärtig und absurd erscheint, liegt daran, daß in ihr vielfach ganz andere Formen üblich sind als in unserer Tontunst. Karl Maria v. Weber hat bekanntlich in seine Turandot"-Ouvertüure ein Hauptthema aufgenommen, das aus der chinesischen Musik stammt, und das Weber selbst bizarr" nennt. Auch die Tonsysteme mancher orientalischer Kulturvölker find von den europäischen grundverschieden. Der schon genannte Ellis wies 1885 nach, und zwar dadurch, daß er an fremdländischen Instrumenten äußerst sorgfältige Tonmessungen vornahm, daß die Siamesen die Ottave in sieben Stufen einteilen, aber nicht in Halb. und Ganztöne wie wir, sondern in Töne von stets gleichem Abstand.

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Neben diesen Studien, die mit Hilfe des Phonographen gemacht werden, sucht die vergleichende Musikwissenschaft festzustellen, welche Rolle die Musik im Leben der verschiedenen egotischen Völker spielt, bei welchen Gelegenheiten musiziert wird und von wem, ob Mafit instrumente existieren und welcher Art und Abstammung fie find. Daß die Tonkunst fast nirgends einen so geringen Fattor im öffent lichen Leben bildet, wie in den Ländern mit europäischer Zivilisa tion, ist bekannt. Wollt ihr wissen, ob ein Königreich gut regiert wird, ob die Sitten der Eingeborenen gut oder schlecht find? Fragt die Musik!" Dies war die Ansicht von Konfuzius wie von Plato. Aber auch für die meisten primitiven Stämme ist die Musik ein un entbehrlicher Bestandteil ihres Daseins; an allen fröhlichen wie ernsten Veranstaltungen beteiligt sie sich in hervorragender Weise. So muß die bisher übliche Verspottung der erotischen Musik einer aufrichtigen Achtung weichen,