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Schüsseln eingefchloffen und unerreichbar sind daß er lernen mußte, fie mit so mühsam erworbener Gleichgültigkeit zu betrachten und sich bestreben mußte, an ihnen vorüberzugeben mit dem Gedanken, dies feien wohl geheiligte Dinge, weil er sie nur ehrfurchtsvoll mit der Bungenipige zu streifen brauchte, um mit einem Schlage den ein­mütigen Born aller Götter des Hauses zu entfesseln.

Die Standuhr, die fich in ihrem eichenen Schrant langtveilt, bis fie die erhabene Stunde der Mahlzeit verkündet, läßt ihren großen, ber goldeten Nabel hin und her pendeln und heimtüdische Fliegen stechen ihn in die Ohren. Auf dem leuchtenden Tische stehen ein Huhn, ein Hase, drei Rebhühner neben anderen Dingen, die man Früchte oder Gemüse nennt: grüne Erbsen, Bohnen, Pfirsiche, Melonen und Wein­trauben, die aber alle nichts wert sind. Die Köchin nimmt einen Und was mußte er erst von dem Tisch denken, auf den so viele großen Silberfiich aus, aber anstatt ihm die Eingeweide zu gönnen, Dinge gestellt wurden, die man nicht einmal zu erraten vermag? wirft fie fie in den Mülleimer. Bon den ironischen Seffeln, in denen man nicht schlafen darf, von reiche Fundstätte, welch ein Kleinod des Hauses! Man bekommt sein Ach, der Mülleimer! Welch ein unerschöpflicher Schatz, welch eine den Schüsseln und Tellern, die gana leer waren, wenn man fie reichliches Teil auf Schleichwegen davon mit, aber man muß stets ihm überlich? Oder von der Lampe  , die die Finsternis vertreibt,

oder von dem Kamin, der die falten Tage in die Flucht schlägt...? fun, als wüßte man nicht, wo er sich befindet, denn es ist streng ver­Wieviel Befehle, wieviel Gefahren, Gefahren, wieviel Rätsel mußte boten, darin herumzuwühlen.

er seinem überlasteten Gedächtnis einprägen! Und wie sollte

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er dies alles in Einklang bringen mit anderen gebieterischeren So verbietet der Mensch unzählige angenehme Dinge, und bas Gesezen, mit anderen, größeren Rätseln, die man in sich trägt, in Leben wäre trübfelig und die Tage wären öde, wenn man allen seinem Instinkt, die mit einem Male auftauchen und fich von Stunde Anforderungen im Hause, im Keller und Speisezimmer nachfommen zu Stunde entwickeln, die tief in der Vergangenheit und in der wollte. Zum Glück ist er zerstreut nud vergißt die Befehle bald, Rasse wurzeln, die in das Blut, die Muskeln und Nerven ein mit denen er um sich wirft. Er läßt sich leicht täuschen. Man er bringen und plötzlich unwiderstehlicher und mächtiger auftreten als reicht seine Zwecke und tut, was man will, wenn man es nur ber der Schmerz, der Befehl des Herrn oder die Furcht vor dem Tode? ftest, die Stunde zu erwarten. Man ist dem Menschen ergeben, Um nur ein Beispiel anzuführen: Wenn die Stunde des Schlafen- und er ist der einzige Gott. Aber deshalb hat man doch seine be gehens für die Menschen geschlagen und man sich in die Ede zurück- ftimmte, unerschütterliche, persönliche Moral, die laut verkündet, daß gezogen hat, von Finsternis, Stille und der furchtbaren Einsamkeit verbotene Handlungen ganz gesetzlich werden durch die eine Tatsache, der Nacht umgeben, wenn alles im Hanse des Herm in tiefem daß fie ohne Wissen des Herrn geschehen. Deshalb wollen wir die Schlummer liegt. dann fühlt man fich so flein und schwach gegen aufmerkiamen Augen schließen, sobald wir etwas eripäht haben. über diesem großen Geheimnis! Man weiß ja, die Dunkelheit ist Wir wollen tun, als ob wir schliefen und vom Monde träuniten. bon Feinden belebt, die unherfchleichen und lauern. Man Ah, da wird sacht an das blaue Fenster geflopft, das nach dem hat Verdacht auf die Bäume, den föhnenden Wind und die geheimnis- Garten zu geht. Was mag das nur sein? Ach, es ist gar nichts bollen Mondstrahlen. Man möchte sich verstecken und den Atem nur ein Weißdornstrauch beugt sich vor, um zu sehen, was man anhalten, um von niemand gefunden zu werden. Aber nian muß in der Küche tut. Die Bäume find neugierig und oft erregt. Aber ja wachen. Bei dem geringsten Geräusch muß man den Zufluchts- fie zählen nicht mit. Ihnen hat man nichts zu fagen. Sie find ort verlassen, der unsichtbaren Gefahr Trozz bieten und das ohne Berantwortung für ihre Handlungen, denn fie gehorchen dem majestätische Schweigen der Sterne jäh unterbrechen, wenn man Winde, der keine Grundfäße hat. auch dadurch das lauernde Unglück oder Verbrechen auf sich allein Aber was ist das? Ich höre Schritte. Auf, das Dhr gespitzt herabbeschwört. Welch ein Feind es auch immer fein möge, fei es und die Raje bereit! Nein, es ist der Bäcker, der sich dem Gitter ein Mensch, also fogar ein Bruder des Gottes, den er zu beschüßen nähert, während der Briefträger ein fleines Bförtchen in der Linden­hat er muß ihn blindlings angreifen, ihm an die Gurgel berte öffnet. Sie find bekannt, es ist gut. Sie bringen etwas, man fyringen und feine vielleicht ruchlosen Zähne in das menschliche fann sie daher nur begrüßen. Und mit wohlwollendem Lächeln Fleisch bohren, muß das Göttliche einer Hand und einer Stimme, bewegt er zwei- oder dreimal bedächtig den Schwanz. Da, noch wie die feines Herrn vergessen, er darf niemals schweigen, nie mals Lärm. Was ist das noch? Ein Bogen hält vor dem Tor. fliehen, sich nie weder versuchen noch bestechen lassen, und Ach, das ist ernster. Das Problem ist verzwickt. allein und hilflos in der Nacht, muß er weiter bellen bis zum legten Seufzer. Das ist die große Pflicht, die er von den Ahnen übernommen, die Pflicht, die größer und stärker ist als der Tod, die selbst der Wille und Zorn des Menschen nicht zu über winden vermag. Es ist ganz unsere eigene befcheidene Gefchichte mit ben vielen ersten Kämpfen gegen alles, das da atmet. Und dieie ben Sie find elegant gekleidet und scheinen recht sicher zu sein. scheidene, schreckliche Geschichte lebt jede Nacht in dem einfachen Ge- Wahrscheinlich wollen sie sich an die Tafel der Götter fezen. Es dächtnis unferes treuen Freundes wieder auf. Und wenn wir ihn geziemt fich, ohne Schärfe, mit einem Einschlag von Nejpeft zu in unserer sicheren Wohnung einmal wegen seines allzu großen bellen, um zu zeigen, daß man seine Pflicht fut, aber mit In­Eifers bestrafen, wirft er uns einen erstaunten Blick des Vorwurfes telligenz. Trozdem aber hegt man leise Hintergedanken und hinter zu, als wolle er uns bedeuten, daß wir im Irrtum feien und den dem Rüden der Gäste schnüffelt man in der Luft, hartnädig und Hauptpunkt des Schutzvertrages bergeifen, den wir in jenen grauen mit verständnisvoller Miene, um die Absichten zu wittern.( Beiten mit ihm schlossen, da wir in Höhlen, Wäldern und Sümpfend wohnten. Trogdem aber wahrt er uns die Treue in diesem Leben, das voller Hinterhalte und feindseliger Mächte ist.

Aber wie viele Sorgen und Studien, ehe man so weit tommt and diese Pflicht gefchickt und weise zu erfüllen vermag! Und wie kompliziert ist diese Pflicht geworden seit jenen Zeiten der versteckten Höhlen und großen, einsamen Seen. Da war fie fo einfach, so tlar und so leicht! Der verschwiegene Schlupfwinkel öffnete sich an dem Abhange des Berges, und alles, was sich am Horizont der Ebenen oder der Wälder bewegte, war ohne jeden 8weifel ein Feind!

Vor allem muß er die Pferde aus Leibeskräften schmähen, diefe großen, hochmütigen Tiere, immer fein geputzt und in Schweiß gebadet, die aber niemals Antwort geben. Inzwischen mustert man mit berstohlenen Blicken die Personen, die da aussteigen.

der

Trunken vor Ent

In diesem Augenblick geht jemand mit schlürfenden Schritten zur Küche. Diesmal ist es ein Armer mit dem Bettelfac hauptsächlichfte, spezifische, erbliche Feind, der direkte Abkömmling dessen, der die mit Gebeinen angefüllte Höhle umlungerte. Jäh taucht er in dem Raffengedächtnis wieder auf. rüstung, die Zähne fletfchend mit kurzem Bellen, will er dem un versöhnlichen Gegner in die hojen fahren, als die Köchin kommt, mit ihrem Szepter, dem Beien, bewaffnet, und den Verräter be­Heute aber fann man es gar nicht mehr wiffen. Man muß fich schützt. Und man ist gezwungen, sich in feine Ede zurüdzuziehen, über eine Kultur auf dem Laufenden halten, die man mißbilligt, und wo man die Angen zornig sprühen läßt und entsegliche, doch nichtige fich stellen, als verstände man tausend imbegreifliche Dinge. So Verwünschungen ausstößt, indem man im Stillen denkt, daß dies scheint die ganze Welt dem Herrn nicht mehr zu gehören, vielmehr das Ende von allem ist, daß es keine Gesetze mehr gibt und das muß sein Besitztum wohl begrenzt sein. Es ist daber vor allem Menschengeschlecht alle Begriffe von gerecht und ungerecht verloren nötig, daß man genau weiß, wo der geheiligte Herricherbereich endet. hat Was darf man dulden, was muß man verhindern? Da ist zum Noch nicht, denn auch das fleinste Leben setzt sich aus zahllosen Beispiel der Weg, und jeder, selbst der Arme, hat das Recht, ihn zu Pflichten zusammen, und es ist eine lange Arbeit, fich ein glück­benutzen. Warum? Darüber weiß man nichts. Es ist eine Tatliches Dafein auf der Grenze zwischen zwei so verschiedenen Welten sache, die man beklagt, aber doch hinnehmen muß.

Zum Glüd ist da auch der schöne Pfad, der refervierte Pfad, den niemand betreten darf. Diefer Fußweg bleibt gefunden Traditionen treu. Es ist sehr wichtig, ihn nicht aus den Augen zu laffen. Er ist es, der ihm täglich schwierige Probleme stellt. Wünschen Sie ein Beispiel? Man liegt ruhig schlummernd im Sonnenschein da, der die Schwelle der Küchentür mit tanzenden, nedischen Verlen und Ringen bestreut. Die Porzellanschüsseln auf der mit Papieripißen befesten Etagere beluftigen fich, indem sie sich mit den Elbogen   stoßen. Die Kupfertöpfe vergnügen sich damit, helle Lichtfreise auf die glatte, weiße Wand zu werfen.

Der mütterliche Herd fummt leise und läßt die Deckel dreier Kochtöpfe felig tanzen, und durch das kleine Loch, durch das er in den Bauch des Herdes fieht, strect ee dem guten Hunde beständig feine feurige Bunge heraus, beun er fann ja nicht nahe herankommen.

Ist dies nun alles?

zu verschaffen, wie die der Tiere und der Menschen. Wie würden wir uns wohl damit abfinden, wenn wir, obgleich wir in unserer Sphäre blieben, einer nicht mehr imaginären Goitheit dienen müßten, die uns selbst ähnlich ist, weil unser Geist sie erſchuf, fondern einem unsichtbaren, allgegenwärtigen, stets handelnden und unserem Wesen ebenso feltfamen, ebenio unendlich überlegenem Gotte, wie wir es dem Hunde gegenüber find?

Das Oeffnen und Schließen der Blumen.

Das allen Blumenfreunden befannte mehr eder minder häufig erfolgende Oeffnen und Schließen der Blumen mird von poetisch angehauchten Gemütern als Blumenschlaf angesehen, der gewissermaßen nötig sei, die Seele der Pflange neu au beleben.