— 448— Andächtige, habt's Oes schon amal zugschaut, wenn a Papierl Verbrennt? Wie st dös krümmt und zammballtl Grad a so machens dö Leichnam a, wenn s' verbrennt wer». Wißt» warum st dö tun? Ja weil der Teufel neben eahna steht und auf dö arm Seel wart. Der is ja d' Hitz gewöhnt und dem machts Feuer nix> Er freut st grab, wcnn's recht schön warm is. Und da steht er halt neben dem Toten, lacht höhnisch und sagt:«So is recht, mein Lioba, gewöhn' Di nur brav ans Feuer, wirst es bald braucha könna, Wer fie verbrenna laßt, kommt z'tiefst in d' Höll. Da is no viel hoaßer als da herin l"... Jetzt merkt aber dö arm Seel, waS angstellt hat und sie fangt's Wimmern an und der Leichnam streckt vor lauter Verzweiflung d' Arm in d' Höh und krümmt si und nachher rührt er d' Füß, sperrt's Maul weit auf und schneidt Gstchter. Der Teufel, der lacht jetzt gradnaus und sagt:»Wart nur, wennst unten bist, geht's Dir no ganz anders. Werd nimmer lang dauern, nachher Hab i Di". Und jetzt fangt dö arm Seel wieder'S Weinen a, daß an Stein derbarma könnt. Aber der Teufel derbarmt st net. Der kennt loa Der barma, liabe Leutl Und jetzt nimmt er sei lange glühende Ofengabel, spießt die arme Seel an und rutschidibutsch verschwind er mit ihr in der Erden und bringt's dahin, wo Heulen und Zähneklappern is. Andächtige I Viele, viele tausend Jahr san dö, dö wo sie der- brenna lasse», im höllischen Feuer. Und alle hoffen, daß unser Herrgott mit eahna wenigstens am jüngsten Gericht Erbarma hat. Aber Schnecken I Da san s' erst recht dö Lackierten. Da werd der Himmel ganz schwarz und überall werd's kohlrabennacht. Plötzli tuat st der Himmel auf und Christus kommt raus mit alle Engel und Erzengel . Und dö Erz> engel blasen auf große Posaunen, dö länger san wie i:„Tutuuh Tutuuh I" Dös klingt so schauerlich, wiel viel schauerlicher, als wenn's in der Nacht im Dorf chrennt und der Feucrlärm geht. Und jetzt öffnen sie dö Gräber, bö Toten steigen in langen weißen Hemden raus und stellen si auf. Aber dö Verbrennten könna nicht komma. Von dene is ja nix mehr da als ein kleins Häuferl Asche und dös is in am eisernen Kastl drin, dös wo ganz fest zua- gmacht is. Da könna s' net raus, denn davon steht nix in der heiligen Schrift, daß dö Kastln aufgenga beim jüngsten Gericht. Und a wenn st aufgehn könnten, täts dene, dö wo sie ham verbrenna lasten, nix helfen, weil st koana Knochen mehr ham und drum gar net aufstehn könnten. Wie st merken, daß st jetzt erst recht dö Peschierten san. werden dö armen Seelen von dö Verbrennten ganz verzweifelt. Sie fangen z'wimmern und z'weina an, daß ma fast dö Posauna von dö Erzengel nimmer hört und daß alle Auferstandenen kalt nunterlauft. Dazwischen aber lacht der Teufel, daß von alle Berg widerballt. und ruft:„Möcht's außi und könnt's net. Haha I Haha I Alles hilft Enk nix; aus der Holl' kommt's nimmer raus I" Ja, Geliebte in Christo, so geht? dene, dö wo sie verbrennen lasten. Merkt's Enk nur dös: Der Mensch stammt von der Erden und g'hört a wieder in d' Erden. Und wer net nei will, der ist verdammt in alle Ewigkeit. Amen l Erziehung und Unterricht. Falsche Methoden. An und für sich ist eS natürlich durch- auS erfreulich, daß sich auch in den Kreisen der studierenden Jugend Interesse für Volksbildungs- und Volkserziehungsfragen regt und daß man sich dort bemüht, tätigen Anteil an der Volksbildungs- arbeit zu nehmen. In einigen Orten hat sich auch bereits ein friedliches Zusammenarbeiten entwickelt: unsere Parteipreste macht ihre Leser auf die studentischen Arbeiterbildungskurse aufmerksam, weil sich gezeigt hat. daß man solche Hinweise dort mit gutem Gewissen riskieren darf. Bedenken erregen aber solche Unternehmungen, wenn sie nach der Methode erfolgen, wie sie das �Sekretariat sozialer Studenten- arbeit" in den von ihm herausgegebenen Hilfsbüchern für Volks- unterrichtskurse entwickelt. Man wird schon mißtrauisch, wenn man auf den Heftumschlägen die Ankündigung.Volksvereinsverlag München-Gladbach sieht, und schon ein flüchtiges Durchblättern der Hefte(Deutsch , Rechnen, Rheinische Heimatkunde, jedes 30 Pf.) zeigt, daß das Mißtrauen nur allzu berechtigt ist. In allen denkenden Arbeitern ist das Bewußtsein lebendig, daß sie Opfer der Volksschuldresiur wurden, daß die.moderne" Volks- schule viel an ihnen gesündigt und rehr noch an ihnen vernachlässigt und versäumt hat. Sie haben das starke Streben, nachzuholen und nachzulernen; das Wort vom Bildungshunger des modernen Pro- letariers ist keine leere Phrase. An solchen strebenden Arbeitern versündigt man sich, wenn man ihnen die München-Gladbach-Methode als„helfende Hand" reicht. Aus den drei Heften geht hervor, daß sich daS Sekretariat sozialer Studentenarbeit in dem.Irrtum" befindet, den bildungshungrigen Arbeiter als unmündiges Kind behandeln zu können, ihn der gleichen öden, geistlosen, verblödenden Drestur unterwerfen zu können, mit der man in den Kleinkinderschulcn die Jugend mißhandelt und der- gewaltigt. Die drei Hefte bringen den deutlichen Beweis, daß man im Sekretariat sozialer Studentenarbeit von aller modernen Pädagogik durchaus unberührt blieb oder daß man dort von dem kuriosen Grundsatze ausgeht, denkende Arbeiter habe es nie gegeben und werde es nie geben. Um den„Geist" der Hefte zu kennzeichnen, begnügen wir un» mit etlichen kleinen bescheidenen Stichproben. Aus dem Deutschheft: „Ein fleißiger, geschickter und nüchterner Arbeiter findet stets sein Fortkommen"(Seite 24);„Arbeit Bringt Segen, Arbeit bringt Glück"(Seite 25);„Armut schändet nicht, und Almosengeben armt nicht'(Seite 25);.Wer fleißig ist, braucht nicht zu darben"(Seite 26); „Dasjenige Mitglied, welches mit der Zahlung länger als vier Wochen im Rückstände bleibt,...(Seite 26);„Im Walde begegnete uns ein Mann mit einem Hunde, welcher uns nach dem Wege fragte'(Seite 26); Wilhelm II. , unser geliebter Herrscher, feieri seinen Geburtstag"(Seite 27). Bedarf es weiterer Proben, um zu dem Ergebnis zu kommen, daß die Arbeiterschaft allen Anlaß hat, einen solchen Deutschunter« richt und solche„soziale" Bildungsarbeit abzulehnen, einen Deutsch- Unterricht, der außerdem deutlich genug den Beweis erbringt, daß den„Lehrern" selbst guter Deutschunterricht dringend nötig wäre? Ebenso elend wie das Deutschheft ist das Rechenheft, in dem man den Gedanken zu verfolgen scheint, Selbstverständlichkeiten „wissenschaftlich" zu geben und dürrste Regelshstematik mit hirnloser Blödigkeit besonders„reizvoll" zu gestalten. So werden die Arbeiter auf Seite 3„belehrt":„Zuzählen heißt, zu einer gegebenen Zahl so viel Einheiten, einzelne Glieder der Reihe, hinzufügen, als eine zweite Zahl angibt: 5-1-8. Zu 5 sollen noch drei einzelne Zahlen(??) hinzugefügt werden. Wie heißen diese drei Zahlen? (6, 7, 8.) Das Stück der Reihe(II) heißt jetzt(I!) 8." Es soll zugegeben werden, daß das Heimatkundeheft nicht ganz so blödsinnig und„schulmeisterlich" angelegt ist, obgleich ihm alles fehlt, was Voraussetzung sein müßte, es zu loben und zu empfehlen. Auf Seite 26 werden die Arbeiter„belehrt", die französische Revo« lution habe die buntscheckige Landkarte Rheinlands„rot übertüncht"; auf Seite 36 wird dem Gußstahlwerke der Firma Friedrich Krupp nachgerühmt, es„ernähre" über 100 000 Menschen; auf Seite 50 werden die Arbeiter belehrt, daß sich die„Wacht am Rhein" 1870 „tadellos bewährte". Unbeabsichtigt ist natürlich der„Humor" der folgenden Zu« sammenstellung auf Seite 57:„Der Begründer deS„wissensckaft- lichen" Sozialismus, Karl Marx , stammt auS Trier („DaS Kapital ",„DasKommunistifcheManifest"); FerdinandLassalle hatte Beziehungen zum Rheinland . Kutzen hat recht, wenn er sagt: Die Rheinufer sind die wahre Heimat der Deutsche«, der ehrwürdige Herd aller deutschen Kultur!" In Summa hat das klassenbewußte Proletariat begründeten Anlaß, aller BildungSarbeit mit Mißtrauen zu begegnen, die nickt aus eigener Kraft und aus eigenen Mitteln erwächst. Als warnendes Exempel verweilen wir auf— das Sekretariat sozialer Studentenarbeit, Firma: München-Gladbach l F. D. Völkerkunde. Die indogermanische Rasse. Auf wie schwächet» Füßen das Dogma der indogermanischen Rasse steht, weist Dr. A. Dirr(Tiflis ) im Münchener„März" nach. Er schreibt u. a.: Es dämmert jetzt allmählich sogar in den Köpfen extremer Indogermanisten auf, daß das Indogermanische gar keine Ur- spräche ist, wie man lange geglaubt hat, sondern nur eine Form einer noch weiter zurückliegenden, noch unbekannten Sprache, ge- nau so wie die romanischen Sprachen Umformungen der latei- nischen sind. Dieses Vorindogermanische stand auch nicht isoliert im Kreise der andern Sprachen. Nichts berechtigt uns zu glauben, daß jenes vorindogermanische Idiom, das die indogermanischen gebären sollte, von Vertretern nur einer Rasse gesprochen wurde. Es ist ebenso leicht möglich, daß sowohl Vertreter der Nordrasse, als auch Vertreter der brünetten, kleinen, kurzköpfigen Südrasse, die ersten indogermanischen Worte und Sätze stammelten. Der hochangesehene Forscher Meillet , den man wirklich nicht des Wolkenwanderns zichten kann, fertigt als einer der ersten Ver- treter der indogermanischen Sprachwissenschaft den Rassenschwindel mit folgenden Worten ab:„Man weiß nicht, wer die Jndoeuropäer waren. Es gab eine Sprache, die im ganzen genommen dieselbe auf dem gesamten Territorium war; man glaubt starke Unter- chiede der Aussprache und der grammatischen Formen in den verschiedenen Teilen dieses Territoriums schon zur Zeit der Ge- meinsamkeit feststellen zu können. Aber selbst, wenn die sprachliche Einheit eine vollkommene wäre— was nicht der Fall ist—, würde daraus noch keine Einheitlichkeit der Rasse hervorgehen. Sprachliche Einheit impliziert nicht ethnische Einheit(Rassen- einheit) und wir haben gar keinen Grund anzunehmen, daß es bei den Jndoeuropäern anders war." Es wird aber lustig mit den vagen Begriffen weiteroperier?. Man hat sich nicht entblödet eine arische, indogermanische Menta» lität(Geisteszustand) zu konstruieren. Das ist arisch! Und da» Arische wird frank und frei jedem andern Volk entgegengehalten. Aber wissen wir denn ordentlich und wirklich, was deutsch istA Was romanisch? Man könnte wirklich glauben, die Leute hätten nie die tiefen psychologischen Unterschiede zwischen den verschie- denen Völkern indogermanischer Zunge bemerkt, um so frank und hei einen vagen, unbestimmten Typus aufzustellen, in den sie noch >azu fast nur die guten Seiten eines Teiles der Menschheit hinein« gepreßt haben. Kerantwortl. Redakteur.; Albert Wach», jfkili«.— Druck u. Verlag: vorwärtsBuchdruckerei u.VerlagsanstaltPaulSinger�Co.,BerlinLW,
Ausgabe
28 (14.6.1911) 112
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