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Serb nieder. Es wurde ihm gana mollig; daß er eingefchloffen war, vergaß er schnell wieder.
Es war so ruhig. Konnte es nicht immer so sein? Mußte die Josepha denn jeden Tag, den Gott der Herr gab, keifen und keifen? Wiefo fonnten sie nicht ruhig leben?
Josepha wusch, das konnte sie aus dem ff, und verdiente ein schönes Geld, und er- na, mal verdiente er auch ein paar Groschen, wenn auch schon nicht mit der Schusterei. Gott , es gab so viele Schuster auf der Welt, man konnte wirklich schon solch einen wie ihn entbehren. Er bemühte sich nicht um Arbeit, und ins Haus brachte fie ihm feiner. Für die Kneipe war er gut genug; trinken ließ sich's schon mit ihm gut, aber mit ihrem zerriffenen abgelaufenen Schuhzeug gingen fie zu einem anderen. Laß sie gehen, dachte Anton. Die anderen wollen auch leben. Er hatte ja die Josepha, die sorgte schon für ihn. Ja, die Josepha!
In Anton hatte jezt fast wieder ganz die Bewunderung über den Haß gefiegt. Ist doch ein prächtiges Weib", sagte er halblaut vor sich hin und nahm den erwärmten Kaffee vom Feuer. Er goß ihn in die Taffe, trant behaglich in kleinen Schlüdchen und aß dazu das Brot.
Das Feuer verbreitete Helle und Wärme und Anton war auf dem Gipfel des Wohlbehagens. Ja, die Josepha! Er konnte doch mit ihr wirklich zufrieden sein. Sie tat für ihn, was sie konnte. Ja, das tat fie. Und ein Beib war fie, das man sich schon noch ansehen fonnte. Merkte man der die fünfunddreißig Jahre an? Anton schmunzelte. Fest, stramm, voll wie sie war nahm fie's schon mit einem Sterl auf. Mit einem? Na gut mit zweien.
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Was, so dumm bin ich nicht? Gerade tu' ichs und Du hast schuld dran, Du, Du allein. Gerade tu' ich's."
Josepha lachte noch einmal auf, wandte ihm den Rücken und nahm die Eimer, um Wasser zu holen.
Als sie zurück tam, saß Anton in der dunkelsten Ede und starrte vor sich hin. Sie beachtete ihn gar nicht und füllte das Wasser in den Kessel. Sie nahm den Waschkorb vor, zählte die fertig geplättete Wäsche sorgfältig hinein, deckte ein Wachstuch über sie, nahm den Korb auf die Schulter und ging zur Tür, die sie wieder zweimal hinter sich abschloß. Anton schlich sich ans Fenster und fah ihr wuterfüllt nach. So ein Weib", fnirschte er, so ein Weib. Jezt mach ich ernst, jest soll fie sehen, was wird."
Er nahm seine Müge vom Riegel, ging in die Stube, fachte, als könne Josepha ihn hören, zum Schrant, nahm seine besten Hosen, seinen besten Rock heraus, zog die neuen Sachen an und hängte die alten in den Schrant.
Er wollte aus der Kommode noch Geld nehmen, aber er fonnte das Schubfach nicht aufziehen und Gewalt mochte er nicht brauchen, das schöne Möbel, Josephas Stolz, tat ihm leid.
( Schluß folgt.)
Der Handel in der Vorzeit.
Das letzterschienene Heft der Prähistorischen ZeitAnton mußte lächeln. Er war doch wahrhaftig eine armselige schrift" bringt eine aus dem Schwedischen übersetzte Abhandlung Kreatur gegen die Josepha. Die fonnte ihm ja mit ihren braunen von Oscar Montelius , betitelt Der Handel in der Vorzeit Haaren die Hände zusammenbinden und er hätte sie nicht losreißen mit besonderer Rücksicht auf Skandinavien und die Zeit vor Christi fönnen. Die Josepha, das war doch noch ein Weib. Er sich um- Geburt", die auf Grund der ausgedehnten archäologischen Studien fehn nach andern Frauenzimmern? Nein, das tat er nicht. Schon manch neues Licht auf die Entwickelung der europäischen Kultur qus Angst nicht. Wie die Josepha nur darauf tam? wirft. Wir entnehmen dieser interessanten Arbeit die Ausführun gen, in denen der Verfasser die Zusammenfassung seiner Unters suchungen gibt:
Er sah überhaupt kein Weibsbild an, was war denn an den andern groß zu sehn? Und die Weiber machten sich auch aus ihm nichts, rein gar nichts. Was sollten sie denn mit solch einem leinen mageren Kerl anfangen Jezt mußte Anton auflachen. Wie die Josepha nur darauf fam? Aber es schmeichelte ihn doch, daß sein Weib so eifersüchtig auf ihn war. Wie mußte es ihn lieben? Er vertiefte sich in diese lockenden Gedanken so, daß er den festen Tritt Josephas nicht vernahm. Als er den Schlüssel im Schloß fich drehen hörte, stellte er die leere Tasse hin und Sprang auf.
Josepha trat ein und stolperte über die Eimer, die Anton fortzunehmen vergessen hatte. Er sprang eilig hinzu und fing
Josepha auf.
Ehe er sich noch entschuldigen konnte, brach aber schon das Unwetter los: Wart, Dir geb ich's jetzt.'"
Anton trat bestürzt zurück.
Josepha warf die Eimer zur Seite, daß sie an die Wand follerten und ging auf Anton au. So bist Du also," fuhr sie ihn an.„ Das hätt' ich mir freilich denken können. Fressen und Saufen Hast Du nicht vergessen. Aber's Wasser. Wieso hast Du nicht Wasser geholt, Du Faulenzer? Wieso haft Du's nicht heiß gemacht? Was dentit Du Dir denn, Du Kerl Du? Ich soll mich pladen für Dich, und Du tust nichts." Josepha fuchtelte ihm mit ihrer kräftigen Hand vor dem Gesicht hin und her und ließ ihn gar nicht zu Wort kommen.
Als sie endlich einen Augenblid innehielt, um neue Kräfte zu fammeln, warf er ihr erbittert Worte hin, die sie zum frischen Angriff reizten. Wie tann ich Wasser holen, wenn Du die Tür ab Schließeft?"
Ach so", die Josepha lächelte höhnisch, freilich so'n dummer Kerl wie Du weiß sich nicht zu helfen, natürlich. Wie kann ich Waffer holen, wenn Du die Tür schließeft?" machte fie ihm nach. Du dummer Kerl. Konntest nicht durch's Fenster geh'n? Haft wohl Angst gehabt, Dir's Genid au brechen?"
In Anton tochte es. Jetzt warf sie ihm nicht nur feine Faulheit, nein auch noch seine Dummheit vor, das war zu viel.
" Josepha" schrie er, daß sein Weib ihn erstaunt ob seiner Kühn heit anstarrte, macy's mir nicht zu toll. Ich halt's nicht mehr aus, fag ich Dir. Ich hab dies Leben satt. Nimm Dich in Acht."
Bor wem denn?" Josepha trat auf ihn zu, daß sein Mut schwand, bor wem denn? Vor Dir? Du willst mir was tun? Du?" Sie lachte ihm laut ins Gesicht.
Ihr Gelächter erbitterte Anton noch mehr. Er sprang von einem Bein auf's andere und schrie wieder: Rimm Dich in Acht, Josepha. So geht's nicht länger weiter. Ich laß mir das nicht gefallen. Du sollst sehn, was wird."
Na, was wird denn?" fragte Jofepha spöttisch, es tam
lächerlich vor, daß Anton so energisch auftrat. " Ich geh weg, paß auf, ich geh weg."
" Du wirst schon wieder kommen."
" Ich komm' nicht wieder", schrie er noch lauter. " Dann hol' ich Dich", sagte Josepha ruhig.
ihr
vielen Jahrtausenden ohne schriftliche Ueberlieferung wird durch die Unsere Anschauung über die europäischen Verhältnisse in den Erkenntnis, daß der Verkehr zwischen den verschiedenen Ländern frühzeitig von großer Bedeutung war, eine andere als sie war, solange wir glaubten, daß keine andere Berbindung zwischen den ver schiedenen europäischen Völkern bestand als die, über welche die Geschichte", das heißt die aus schriftlichen Quellen schöpfende Gea schichte, zu berichten hatte. Aber über Dinge wie den friedlichen Handel weiß die Geschichte nicht viel, und das Wenige, was sie weiß, rührt aus vergleichsweise später Zeit.
Jezt finden wir nicht nur, daß die Verbindung zwischen unsern ( nordischen) Gegenden und den südlichen Kulturländern sehr zeitig beginnt und sehr bedeutend ist. Wir bemerken auch etwas anderes, was sicherlich von Gewicht ist, um die älteste Kulturgeschichte Europas zu verstehen. Da die Verbindung zwischen den Mittel meetländern und den Küsten der Ostsee lebhaft wird, da die Kultur im Süden hoch steht, blüht die Kultur auch hier im Norden; als ein Niedergang im Süden stattfindet, zeigt er sich auch im Norden. Es ist nicht am wenigsten bemerkenswert hierbei, daß diese Wandlungen nicht viel später in Nordeuropa als in Südeuropa eintreten. Die Wellenbewegung pflanzt sich in überraschend kurzer Beit bis hierher fort.
In der Mitte des zweiten Jahrtausends bor Christi Geburt fteht die Kultur in dem Kreise in Blüte, den wir den griechischen zu nennen pflegen. Es war die wunderbare Kultur der myteni fchen Zeit, von der man seit 30 Jahren eine Ahnung hat. In der felben Zeit haben wir hier im nordischen Gebiet während der zweiten Periode der Bronzezeit eine Kultur, welche sicher nicht ebenbürtig war mit der mytenischen in Hellas, aber die wenig ftens was die materielle Seite betrifft alles übertraf, was das übrige Europa in dieser Zeit aufzuweisen hatte.
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Die mytenische Kultur wurde vernichtet durch die Umwälzung, die in der Geschichte des Altertums bekannt ist als„ dorische Wande rung". Von der wirklichen Bedeutung dieser Revolution beginnt man erst heute einen Begriff zu bekommen. Darauf folgte eine Dekadenzperiode, welche man den geometrischen Stil nennt, und die mehrere Jahrhunderte dauerte. Gleichzeitig damit war hier im Norden die vierte und fünfte Periode der Bronzezeit, die allerdings nicht einen Verfall ähnlich dem während der geometrischen Beit in Griechenland zeigten die Voraussetzungen waren wefentlich verschiedene hier und da die aber doch nicht so hoch wie die zweite Periode stehen. Daß der Unterschied zwischen der älteren und jüngeren Bronzezeit hier im Norden nicht größer wurde, als er ist, beruht offenbar darauf, daß die nordische Bevölkerung in der jüngeren Bronzezeit unter dem Einfluß der etruskischen Kultur stand, die sich damals in Jtalien entwidelte.
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Sobald die Verbindung zwischen Süden und Norden nicht so lebhaft ist wie in den eben genannten Perioden, läßt sich ein Niedergang in der Kultur in unseren Ländern bemerken. Wir haben gesehen, daß der Bernsteinhandel lange Zeit hauptsächlich von der Jütischen Halbinsel ausging, aber in der Mitte des letzten borchrist
" So, so", dem Anton stand der Schweiß auf der Stirn vor Er- lichen Jahrtausends trat hierin eine Veränderung ein, da nach regung, fo aber wenn Du mich nicht findest?"
Ich finde Dich schon", sagte Josepha sicher. Auch wenn ich ins Wasser geh', auch dann?"
dieser Zeit die eigentliche Ausfuhr von dem preußischen Bernsteingebiet um die Weichselmündung stattfand.
Wenn der Bernsteinhandel sich so vom Elb- zum Weichselgebiet Du wirst ins Wasser gehn, Du Efel? So dumm bist Du zog, tönnen wir einen Rückgang des Verkehrs überhaupt zwischen Standinavien und den Mittelmeerländern annehmen.
doch nicht!"
Ohne