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genan nahm; und Pelle selbst- ja, er war jetzt Hofbesizers- 1 gelesenen und noch weniger verstandenen Reden an die deutsche  john! Nation nur ein vorläufiges Kapitel bildeten.

Gegen neun Uhr am Abend hatte er alles beiseite ge­schafft und konnte sich auf den Weg machen; sein Blut kochte bor Spannung. Ob da wohl Pferde waren? Ja, natürlich, aber ab auch Leute gehalten werden mußten? War Lasse Bauer geworden, der am Ziehtag Löhne ausbezahlte und des Sonnabends, den Pelzkragen über die Ohren gezogen, zur Stadt kam? Pelle sah sie ganz deutlich die Treppe hinauf­kommen, einen nach dem andern, die Holzschuhe abstreifen und an der Arbeitsstubentür pochentja, sie wollten gern um Vorschuß auf ihren Lohn bitten. Und Lasse fraute sich in den Nacken, sah sie bedenklich an und sagte: Ne, auf keinen Fall, Ihr versäuft es ja doch man." Aber er gab ihnen schließlich doch, wenn es so weit war man ist ja viel zu gutmütig," ſagte er zu Pelle.

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Denn Pelle hatte der Schusterei ade gesagt und lebte zu Hause als Hofbesizerssohn. Eigentlich leitete er ja das Ganze, es durfte nur nicht so heißen. Und auf den Weih­nachtsschmäusen schwenkte er die drallen Bauertöchter. Es entstand ein Flüstern in allen Eden, wenn Pelle eintrat; aber er ging garadeswegs durch die Stube und forderte das Pastors Tochter zu einem Tanz auf, so daß sie den Atem berlor und noch mehr dazu, und ihn bat, sich gleich auf der Stelle mit ihr zu verheiraten.

Er lief und träumte; die Sehnsucht trieb ihn vorwärts, und ehe er sich's versah, hatte er die paar Meilen Land­straße zurückgelegt. Der Landweg, den er jetzt einschlug, führte durch Heidehügel und Nadelwald; die Häuser hier drinnen wurden ärmlicher, es war ein weiter Abstand von einem zum andern.

Belle schlug nach bestem Ermessen einen Richtweg etwas weiterhin ein und lief mit weitgeöffneten Sinnen. Die Sommernacht ließ ihn alles mur halb erkennen, aber das Ganze war ihm so vertraulich, wie die Stopfstellen in Vater Lasses Westenrücken, obwohl er noch nie hier gewesen war. Die amselige Landschaft sprach zu ihm wie mit Mutterſtimme; so sicher wie hier zwischen diesen aus Lehm aufgeflechten Hütten, in denen arme Urbarmacher mit dem Felsboden um eine Handvoll Erde   fämpfen, war es sonst nirgends in der Welt. Durch viele Generationen hindurch war dies alles sein, bis zu den Bumpen in den Fensterscheiben und dem alten Gerümpel, das auf das Strohdach hinaufgeschleppt war, um es fest zu halten. Hier war nichts, womit man sich den Kopf zerbrechen brauchte wie anderswo in der Welt, man legte fich getrost hin und ruhte. Aber in all diesem bauen und wohnen, nein, das war nichts für ihn. Dem war er entwachsen, wie man den Röcken seiner Mutter entwächft.

Der Nebenweg ward allmählich zu einer tiefen Wagen­Spur, die sich zwischen Felsen und Moor hinschlängelte. Pelle wußte, daß er sich nach Osten zu halten mußte, aber dieser Weg ging bald südwärts, bald nordwärts. Er bekam es fatt, merkte sich genau die Richtung und lief quer feldein darauf

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( Fortsetzung folgt.]]

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fichte und die Herrschenden.

Bausteine zum Fichte denkmal.

Immerhin, bis zu dem bevorstehenden 100. Todestag Fichtes wird das Denkmal fertig werden und nationaler Trara wird die Hülle wegblasen. Die Spitzen der Behörden und kosakenfürchtige Brofefforen werden dabei sei, und wenn Herr Trott zu Solz dann noch preußischer Kultusmnister sein sollte, so wird er seine Ges danken über den deutschen   Mann spreizen. Wenn niemand einen Philosophen mehr kennt und er ganz und gar ungefährlich ge= worden ist, dann ist die Zeit gereift, ihm ein Dentmal in Berlin  zu sehen, das nicht ein Zeichen seiner Unsterblichkeit, sondern viel­mehr seine endgültige Todeserklärung bedeutet. Was aber Fichte in Wirklichkeit gewesen ist, dafür haben wir jetzt auch eine amt­schenden verfolgt, solange er lebte. Und selbst als man ihn nach fiche preußische Urkunde. Fichte wurde von den Herr= dem Zusammenbruch Preußens reden ließ, behandelten ihn die preußischen Behörden brutaler als der französische   Erbfeind, der in Berlin   regierte und gegen den der Unerschrockene zum Sturm aufrief. Fichte erlebte noch eben die Freiheitskriege", völlig ver­einsamt und verbittert, und er starb yoll tiefem Mißtrauen, ob nicht die Niederwerfung Napoleons   der Beginn verstärkter deutscher  Knechtschaft werden würde.

Fichtes düstere Ahnungen wurden durch die Wirklichkeit noch überboten. Die Zeiten von 1818 bis 1848 waren ein unter Preußens Führung erneuerter dreißigjähriger Krieg gegen die deutsche Kultur. Fichte galt jetzt als der große Verderber. Seine Reden an die deutsche Nation   wurden verboten. Und in den Maß­nahmen, mit denen der preußische König und seine Regierung die Karlsbader Beschlüsse der heiligen Allianz noch überbot, erscheint Fichte als der böse Geist, dessen Einfluß vor allem mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden müsse. In dem Prememoria, mit dem die Ehlert und Schultz( Goethes Freund) den König Friedrich Wilhelm   III. unterrichteten es ist vom 15. Februar 1821 datiert was gegen den Umsturz zu tun sei, erhalten wir eine offizielle preußische Darstellung des Wesens und Wirkens Fichtes. Diese Denunziation und nicht eine nach hundert Jahren jubilierende Figur aus Marmor oder Bronze ist das echte, angemessene und ehrliche Denkmal der Herrschenden für den Philosophen.

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Fichte ist gemeint, wenn es in dem Schriftstück heißt: " Da nach jenem neueren Moralsysteme nur diejenige Handlung recht und sittlich genannt werden kann, die mit der innersten Ueberzeugung des Menschen übereinstimmt, jede Handlung nach Bestimmung äußerer Autorität aber unsittlich und des reinen Menschen unwürdig ist, so ist es danach auch unjittlich und seiner unwürdig, sich Gefeßen zu unterwerfen, von deren Güte er nicht überzeugt ist, und zu denen er, laut oder schweigend, seine Ein­willigung nicht gegeben hat. Du sollst Gott   mehr gehorchen als da Gott im Menschen selbst oder nichts anderes als des Menschen den Menschen," wird nach dieser neuen Moral so gedeutet, daß, tiefftes Wesen, seine innerste Ueberzeugung sei, dieser Ueber­zeugung mehr als allen Gesezen zu gehorchen ist. Gehorsam gegen die Geseze findet also hiernach nur aus Klugheit zur Vermeidung äußeren Zwanges und mit der Mentalreservation( dem inneren Vorbehalt) statt, sie zu befolgen, insofern sie mit der Ueberzeugung des Individui übereinstimmen, sonst aber ihnen aus sittlicher Ber­pflichtung auf alle Weise, heimlich oder öffentlich, entgegen zuwirken.

die absolute Notwendigkeit, jedem einzelnen seinen Anteil an der Daher entspringt denn also auch für die Bekenner dieser Moral Gesetzgebung zu bindizieren, mithin die Notwendigkeit einer ge­setzgebenden Bolfsrepräsentation, sowie fich für selbige andererseits aus dem Grundsatze der Nichtigkeit aller Autorität, selbst der gött­lichen Gefeße und Offenbarung, und aus dem Grundsatze des ab­soluten gleichen Wertes der Menschen als Inhaber des höchsten göttlichen Wesens, die notwendige Forderung der Souveränität des Wolfes ergibt."

Das ist die furchtbare, geheime Macht", gegen die die Karls bader Beschlüsse nicht mehr genügen. Da müssen noch schärfere Seit Jahren sammelt man für ein Fichtedenkmal in der Mittel angewandt werden, und die dem König unterbreiteten Vor­Neichshauptstadt. Man hat es nicht eilig. Philosophen sind ein schläge laufen darauf hinaus, daß jeder aus dem Staatsdienst ent­unbeliebter Gegenstand der offiziellen Denkmalerei. Otto der fernt werden müßte, der Fichtesche Anschauungen hege. Fichte war Faule ist wichtiger als ein Fichte. Allenfalls bringt man die also für die damaligen Machthaber, was heute Karl Marr ist. Im Bhilosophen unter den Schwänzen von Potentatengäulen oder weiteren wird dann Fichte mit Namen genannt. Er ist der hinter wassersüchtigen Hohenzollernbäuchen unter. Aber diese Miß- Schlimmste unter den Umstürzlern, von denen noch Schleiermacher  , achtung ist ehrenvoller und ehrlicher als die Lobhudelei. Wie der Ernst Morib Amidt und Jahn, der Turnvaler, bezeichnet werden. Aufruf zu einem Fichtedenkmal erschien, war Herr v. Bülow noch Die Verfasser grübeln darüber, ob das gegenwärtig herrschende der Kanzler à la mode. Er warf dem für seinesgleichen un- revolutionäre Treiben etwa als eine Schickung und Strafe Gottes erreichbaren Revolutionär das Sprüchlein nach, daß er geredet aufzufaffen fei. Sie kommen dann aber zu dem Ergebnis, daß hätte in einer Zeit, wo alles schwieg. Der selige Stanzler fonnte daran nicht Gott, sondern vielmehr der Teufel, das ist Fichte, diese Plattheit wagen, weil er in einer Zeit wirkte, da Fichte schuld sei: schwieg, während alle redeten. Die Wahrheit ist, daß jedes Fichte-" Hier ist nicht der Fingerzeig Gottes, hier ist deutlich die denkmal in der Reichshauptstadt eine Beschimpfung des leiden- Hand des Verderbes zu erkennen, der die schwachen Menschen durch schaftlichen Denters ist. Die Herrschenden Breußen- Deutschlands   folche Vorspiegelungen zum ewigen Unheil zu verführen sucht, in­haben niemals etwas gemein mit dem Geiste Fichtes gehabt. Heute dem er das Bauberbild einer übermenschlichen Bollkommenheit noch weniger als zu seinen Lebzeiten. Und wichtiger als irgend ihren betörten Augen borgaufelt. Wo die Gebote Gottes nicht ein Standbild wäre es, endlich den vollständigen Nachlaß höher als alle menschliche Weisheit geachtet werden, wo die Offen des Mannes herauszugeben, der in der Berliner   Bibliothek ver- barung des Herrn durch Chriftum, wo die Erlösung des Menschen staubt. Es befindet sich darunter das Schlußwerk seines Lebens, durch den Heiland den Glauben verloren hat, und an seine Stelle ein nur in einzelnen Blättern bisher bekannt gewordenes sozia die törichte Einbildung philosophischer Erkennt. Listisches System, in dem die ebenso berühmten wie un- nis der göttlichen Natur des Menschen eingetreten ist, da kann