forderliche Ich brach' Dynamik, wenn es auch gefährlicher As als Pulver, es Wägt besser in den Grund reinl" sagte er ltolz. Wieviel ist hier jetzt in Kultur?" fragte Pelle. ?..Mit Wiese und Garten fast zehn Tonnen' aber es soll Mehr werden, ehe das Jahr um is." „Und bei den zehn Tonnen sind zwei Familien zugrunde gegangen," sagte Karna, die herauskam, um zu Tisch zu rufen. „Ja, ja, Gott mach' es ihnen leicht, auf ihre Arbeit woll'n wir jetzt in die Höhe kommen I Die Gemeinde soll den Hof nach uns nicht wieder übernehmen." Lasse sagte das mit Selbstgefühl, so aufrecht hatte ihn Pelle noch nie gesehen. „Ganz froh kann ich nu doch nich immer dabei sein," fuhr Karna fort,„es ist als ob es Friedhofserde war', die man bestellte. Der Erste, den die Gemeinde hier herauskriegte, soll sich ja aufgehängt haben, wie man sich erzählt." „Ja, er hatte eine Heidehütte da drüben, wo Du jetzt den Hollunderbanm siehst, die ist seitdem eingefallen. Ich freu mich man, daß es nich hier im Haus geschehen is." Lasse schudderte sich vor Unbehagen.„Die Leute sagen, er spukt, wenn seinen Nachfolgern was Schlimmes bevorsteht." tFortsetzung folgt.1 (Nachtrua MvBoKn.) In Arkansas . Von Artuv Heye, In einer tollen Gewitternacht trabten unter strömendem Regen zwei dunkle Gestalten auf dem Bahnkörper der Southern- Padfic-Eisenbahn dahin. Drüben überm Mississippi war es, im «Staate Missouri. Die beiden unterhielten sich deutsch.„Verflucht und zugenäht," schimpfte der eine,„ich bin schon vollständig durch. Warum wir Heupferde auf den Einfall kommen mußten, in die Hundehütte zu kriechenl In Cotton-Gin standen ein paar hundert leere Güterwagen, in einem waren sogar Sägespäne, darin hätten wir schlafen können wie die Grafen. Nein, wir müssen partout in die verlauste Niggerhütte, der Romantik wegen. Der Teufel hole die Romantik, wenn einem Nachts der Sturm das Dach ab- deckt, daß es in die Bude regnet. Na, so was kann ja auch bloß uns passieren. S's ist uns ganz recht, daß wir jetzt hier in Matsch Und Finsternis herumhuppen wie die Wasserflöhe. Ei, ei, aber uns gehts dreckig, Arturl" Der Artur war ich und der mit den Wasser- flöhen mein Freund und Vetter Kurt. Seine schlechte Laune war begreiflich. Das alte, verlassene Blockhaus im Walde hatte uns aber auch so gefallen. Wir hatten ein Feucrchen darin angezündet, als es Abend wurde, und be- schlössen, für die Nacht da zu bleiben. Mit dem Gewitter hatten wir freilich nicht gerechnet. Gegen Mitternacht war plötzlich das Dach verschwunden und wir zwei gebadeten Mäuse mußten die Flucht ergreifen. Mr wußten, daß vor uns die Station Pcpper- mint war, und eilten jetzt triefend darauf zu. � Da zuckte ein gelber Blitz auf, Kurt stieß einen Freudenschrei aus:„Du, vor uns ist was, ich glaube Peppermintl" Wirklich tauchte ein schwarzes Ungetüm in der Dunkelheit auf. Ein Eisen- tbahnwagen�auf einem Nebengleis stehend; juchhe, eine Arche Noach in dieser Sintflut! Er war verschlossen, aber wir verstanden den Kram, in einer Minute war er offen. Ich fühlte erst einmal, Kartoffeln waren drin, lose hineingeschüttet. Kurt machte es sich an der Tür bequem, ich legte mich etwas höher hinaus, mit dein Kopf an die Stirnwand des Wagens. Wenn man tagsüber bv Kilometer gelaufen ist, schläft man auch in klitschnasscn Sachen wunderschön. Lange konnte ich noch nicht geschlafen haben, als ich plötzlich «ins vor den Kopf bekam.„Au, wer-- ," ich mußte mich erst be- sinnen, wo ich war. Damit war ich noch nicht fertig, als ein ge- «valtigcr Ruck kam, ich rutschte auf den rollenden Kartoffeln hinunter und auf meinen Kameraden. Ter fuhr wie ein Wilder in die Höhe und boxte mich vor den Magen. So ein Schafskopf! Er hatte wahrscheinlich von einer Kirmeskeilerei geträumt.„Was ist denn los? Bist Du es, Artur?"„Schnell, mach die Tür auf, ich glaube, wir fahren!" Er sprang hin und hantierte daran herum. „Du, es geht nicht, sie haben von draußen verschlossen." Das hatte gerade noch gefehlt. Ich versuche es auch, vergeblich, es war nichts zu machen, wir saßen in der Falle.„So, vielleicht fahren die uns nun bis nach Kanada . Hier habe» wir eine feine Gelegenheit, Rohköstler zu werden," sagte er, und legte sich wieder lang. Der Wagen rollte mit zunehmender Geschwindigkeit dahin. Wir machten aus, daß nur einer schlafen solle, und der andere sich bemerkbar machen, wenn der Zug irgendwo hielt. Als eS Tag wurde, sielen ein paar Lichtstrahlen in unser Gefängnis. Ich spähte hinaus, als ein anderer Zug vorüberfuhr:?!ack Kairo stand daran. Wir fuhren in entgegengesetzter Richtung, also nach Süden zu, wo wir hergekommen waren. Solch ein Pechl Uns schienen heute alle Götter verlassen zu haben. Und das sollten wir noch viel mehr erfahren l Fünf Stunden mochte unsere unfreiwillige Reise gedauert haben, äks der Zug endlich hielt. Wir donnerten natürlich<9i dis Tür, daß der Wagen wackelte, und brüllten wie die Löwen . Ein junger Mann machte auf. wir fuhren wie die Katzen heraus und! rannten davon, ohne auch nur„Guten Morgen" gesagt zu haben» In Amerika gibts nämlich sechs Monate Arbeitshaus, wenn man als blinder Passagier auf Güterzügen erwischt wird. Daß wir in dem Wagen nuv hatten schlafen wollen, hätte ryis kein Mensch geglaubt. Aber wo waren wir hier eigentlich? Hinter uns und an beiden Seiten war Wald. Vor uns waren fünf oder sechs Häuser und eins große Kneipe, dahinter einige Felder und dann wieder Wald— Wald. Ein kleines Mädchen kam gelaufen. Sie stieß einen Apfel alS Fußball vor sich her. Sie gab uns Auskunft. Diese„Stadt" da sei Knobel.„Und welcher Staat?" Sie sah erst mich erstaunt an und dann vorwurfsvoll Kurt; der aß ihren Apfel.„Na, Arkansas natürlich, Hinterwald-Grafschaftl" So sah es hier auch aus. Schön, Arkansas , auch hier wurde schließlich Brot gebacken, Wir stiefelten nach Knobek hinein. Der Hunger meldete sich. Wiv fochten einige Häuser ab und bekamen auch etwas, zum Sattessen war es freilich nicht. Tann kam ein schmuckes Häuschen, in einem großen Garteni versteckt. Für uns wäre es besser gewesen, es wäre diese Nacht niedergebrannt, oder in den Mississippi gerutscht. Wir beteten unsern Spruch: Ob wir nicht etwas zu essen bekommen könnten, wir wären willens, dafür zu arbeiten. Es war ein ältlicher langer Mann, der herauskam. Sein Gesicht trug ganz den Typus eines alten Dankees, scharf geschnitten und hager, mit einer großen Hakennase, dünnen Lippen und weißem Kinnbart. Die Oberlippe ausrasiert. Am wenigsten gefielen mir seine Augen. Sie waren grau und stechend scharf wie Messerklingen. Er würdigte uns keiner Antwort und ging wieder hinein. Wir warteten eine Weile. Dann trollten wir uns. In dcirt Gartcnzaun war eine Lattentür. Kurt sah hinein und rief mich. Drin war ein großes Beet mit Sugarcorn, einer süßen MaiSark, bepflanzt.„Soll ich ein paar �olcn, es macht auch ein Loch mit zu?" Ich riet ab; denn vom£ause sahen einig« Fenster in den Garten.„Ach, es geht fix, passe Du aufl" sagte er und kroch neben der Tür durck, da war ein Loch. Ich behielt das Haus und den Weg im Auge, doch war mir ängstlich zumute. Er hatte schon ein paar Aehren abgebrochen, als ein Fenster klirrte und eine Stimme rief:«Willst Du raus, aus dem Garten, verdammter Strolch; wart ich will Dir Beine machen!" Kurt sprang sofort herüber. Da, war das nicht ein Gewchrlauf, der aus dem Fenster sah?! „Kurt, wirf Dich nieder, er schießt!" schrie ich in Todesangst. Wio ein Schatten verschwand er im Grase, keine Sekunde zu früh, der Schuß krachte, die Schrotkörner schlugen in die Hecke. Der Alte war es. Er bog sich aus dem Fenster und zielte mit! dem anderen Lauf auf meinen Eousin. Ter hatte sich hinter einen Busch gekauert und wagte sich nichk hervor. Mir jagten die Gedanken durch den Kopf; was tun? „Schießen Sie nicht, er geht ja rausl" rief ich. Ter weißbärtige Schurke lachte höhnisch und bemühte sich, Kurt vor das Rohr zu bekommen. Da dachte ich an meinen Revolver. Ich riß ihn aus der Hüften- tasche und schrie ihm zu, ich würde auf ihn schießen, wenn er nicht das Gewehr wegnähme. Ein erneutes Lachen war die Antwort. Sollte ich? Es war ein Mensch! Aber mein Kamerad war mir mehr wert, ich hob die Waffe und schoß. Sein Schuß krachte auch. Wir hatten beide nicht getroffen. Mit zwei Sprüngen war jetzt Kurt herüber und kroch in daS Loch. Ich bückte mich, ihm zu helfen, als es wieder knallte: der Alte stand im Garten und schoß aus einem Revolver, und zwar nach mir. Ich stürzte sofort wütend nach der Lattentür und schoß drei — viermal auss Geratewohl hindurch. Ter Alte brüllte zornig und kam auch hergesprungen. Im Hofe bellte ein Hund, und ein junger Mann kam mit einer Axt- Hier wurt: es gesährlichl Kurt war jetzt durch und zog mich hastig mit fort.„Du hast den Alten getroffen, jetzt aber fort, wenn sie uns kriegen, lynchen sie unsl" Jetzt rannten wir. Wir wußten, eS ging ums Leben! Ich beugte mich vor und preßte die Fäuste vor die Brust. All unsere Kraft konzentrierten wir auf die Beine; wir mußten einen Vor» sprung gewinnen. Kurt jagte in langen, gewaltigen Sätzen neben mir her. Häuser und Gärten flogen an uns vorüber,«ine Ochsenkarre kam gefahren. der schwarze Kutscher starrte uns verwundert an; wir huschten wie Phantome vorbei. Nun kam eine Straßenkreuzung, links gingö bergan nach der Bahn zu, rechts fiel der Weg steil ab. „Rechts, Kurt, rechts I" Wir sausten um die Ecke herum. Kurt sah rückwärts:„Schnell, sie kommen, Hunde!"„Verflucht I" Ich verdoppelte meine Schnelligkeit, in rasendem Laufe stürzten wir den Berg hinunter, jede Minute in Gefahr, in einem Loch den Hals zu brechen. Ein heiseres Gebell erreichte mein Ohr. Jetzt waren wir unten, über eine kurze Brücke flogen wir wie flüchtende Hirsche. Aber nun bergaufl Mir wurde der Atem knapp. Das Blut drang mir zu Kopfe, vor den Augen flimmerte es. Ter wcitgeöffnete' Mund keuchte nach Luft, und daS Herz
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28 (22.6.1911) 118
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