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Joſe and Mich roß es, vorsichtig, denn er hatte im Gegenjabe zu feinesgleichen einen kohl­schiv sen Balg mit einer silbernen Blässe mit auf die Welt ges bracht und fiel in Sand und Heide zu sehr auf. Aber als er eine Viertelstunde unter dem Heidbusche gesessen hatte, machte er einen Regel und sah sich um. Alles, was er sah, waren junge Kiefern und Birken, Heide, Sand und der silbergraue Stumpf einer Kiefer. Darauf hoppelte Hopps zu, denn da schien ihm besseres Kraut zu wachsen. Er puzte sich, äste einige Blättchen und dann scharrte er Auger: blice halt machend und witternd. Nach einer Stunde hatte ein Mühlmausloch, das unter den Stumpf führte, größer, alle er seinen Notbau fertig.

So dachte Hopps, der Rammler. Er war von Natur aus sehr

Den ganzen Weg hinab waren fie beim Fegen: Bäcker war von alledem nichts. Nach Hase und Neh roch es, aber nicht Jörgen, die Waschfrau und Kontrolleurs Mädchen. Die nach Kaninchen. schweren Maulbeerbäume beugten sich auf der anderen Seite Der Straße über die Mauer herüber und reichten die letzten reifen Früchte dem hin, der sie pflücken wollte. Da drinnen hinter der Mauer ging wohl der reiche Kaufmann Hans und pusselte in seinem Garten, er, der sich mit dem Kindermädchen berheiratet hatte. Er kam nie heraus, und es ging das Ge­rücht, er werde von der Frau und ihrer Sippe eingesperrt gehalten. Aber Pelle hatte das Ohr an die Mauer gelehnt und eine lallende Greisenstimme immer dieselben Kojen­namen wierderholen hören, so daß es flang wie eines jener Liebeslieder, die nie ein Ende nehmen, und wenn er in der Dämmerung aus seinem Dachfenster hinausschlich und auf den Dachrücken des Hauses kletterte, um einen Ueberblick über die Welt zu bekommen, sah er einen winzig fleinen, weißhaarigen Mann da unten gehen, den Arm um die Taille einer jüngeren Frau geschlungen. Sie glichen dahinwandeln der Jugend, und alle Augenblick mußten sie stehen bleiben, um sich zu schnäbeln. Es gingen die unförmlichsten Sagen über Kaufmann Hans und sein Geld, über das Vermögen, das einstmals vorzeiten auf einem Brief Stecknadeln be­gründet wurde und so groß war, daß ein Fluch daran hängen mußte.

Aus dem Hause des Bäckers heraus fam Sören ge­schlichen, das fromme Gesangbuch in der Hand. Er floh gleich hinüber in den Schutz der Mauer und eilte von dannen; der alte Jörgen stand da und gluckste vor Lachen, während er ihm machsah, die Hände um den Besen gefaltet.

( Fortsegung folgt.)

( Nachdruck verboten.)

Die Einwanderer.

Von Hermann Löns . Eine dumme Geschichte das," dachten die Kaninchen, wirt­Tich, eine zu dumme Geschichte!"

Nun waren es drei Tage her, daß sie nicht Wald noch Jeld gesehen hatten. Seit drei Tagen waren sie in Kisten und Kasten herumgefahren, geschüttelt und gerüttelt worden, daß ihnen Hören und Sehen verging. Jedesmal, wenn das Rütteln und Schütteln aufhörte, dachten sie, nun käme die Erlösung, aber es tam weiter nichts als neues Rütteln und Schütteln.

Froh und heiter hatten sie in ihren Sandbergen an der Emse gelebt, sich an den guten Sachen fett geäst, die auf den Feldern und Wiesen wuchsen, fleißig an ihren Bauen gearbeitet, ab und zu mit Den Hirtenhunden Krieg gespielt, mit diesen albernen Hunden, die nicht dahinterkamen, daß ein Kaninchen schneller ist, als alles auf der Welt, das Haare und vier Beine hat und daß es sich unsicht­bar machen fenn, wenn es will.

Aber eines Tages tamen Männer mit Hunden und jagten die Kaninchen allesamt aus Busch und Heide zu Baue. Das wäre weiter nicht schlimm gewesen, denn unter der Erde ist es warm und gemütlich. Aber dann kam das Schreckliche: ein langes, weißes Tier, das wie ein Jltis roch und rote Augen hatte, war in die Baue eingeschlieft und da es eine Klingel um den Vals hatte, ent­setzten sich die Kaninchen so arg, daß sie Hals über Kopf zu Tage fuhren. Das heißt, fahren wollten, denn ehe sie zur Besinnung tamen, verstricten sie sich in einem Neze und kugelten damit im Heidekraute umher.

Und dann begann das eigentliche Glend. Sie wurden köpflings in einen Sad gestedt, in dem sie in Todesangst hin- und herschossen, bis sie sich so abgestrampelt hatten, daß sie zitternd auf einem Haufen saßen. Dann wurden sie in dem Sacke weit weggetragen, danr tamen fie in eine dunkle Kiste. Allerlei Futter fanden sie bor , aver fie rührten es nicht an und scharrten und knabberten an den Brettern, bis sie müde waren. Dann fuhr man sie in der Kiste über holprige Heidewege und lud sie irgendwo ab und dann wurden sie wieder aufgeladen und den halben Tag gefahren. Rumpeldipumpel machte der Wagen und die drei Kaninchen fuhren übereinander hin." Prr," schrie der Jagdaufseher und das Pferd stand. Der Kastendeckel öffnete sich, eine derbe Fauft faßte Hinein, erwischte ein Kaninchen nach dem andern und dann flogen die drei topfüber, kopfunter in das Heidekraut. Einen Augenblick faßen sie da, geblendet von der Sonne, betäubt von dem Geruche der Kiefern und der Heide, aber nur einen Augenblick, dann schlug jedes einen Haken und verschwand in der hohen Heide. Hinter ihnen her erklang das Gelächter des Jagdaufsehers.

Die Arbeit hatte ihn hungrig gemacht. Heide mochte er nicht, Kiefern- und Birkenrinde noch viel weniger. So setzte er sich denn auf die Keulen und prüfte ringsum die Luft. Halblinks roch es nach Slee. Vorsichtig rückte Hopps nach dieser Richtung hin. Wahr­haftig, der gute Geruch wurde immer stärker und da leuchtete auch schon zwischen den grauen Kiefern eine faftige leewiese auf. Noch Didung sigen. Hinten in der Wiese bewegt sich etwas weißes hin zu hell, viel zu hell noch," denkt Hopps und bleibt am Rande der und her. Der Storch," denkt der Kaninchenbod. Ein Ruf kommt aus blauer Luft: Das ist der Bussard." Das sind die Tiere, vor denen hat er keine Angst. Aber nun kommt von dem Felde ein heller Laut:" Also Hunde gibt es hier auch; dann ist es Zeit, sich einen sicheren Bau zu graben."

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hat, wieder in die Didung, eilig, aber vorsichtig. Halt, da riecht Hopps rückt, nachdem er am Grabenrand sich am Grase geäst es ja nach Kaninchen!" Hopps schnuppert einen Augenblid. Das war Flitchen." Zweimal flopft er mit dem Hinterlaufe die Erde. Da taucht ein grauer Fled zwischen zwei Heidbüscheln auf. Flip­chen ist es. Steif und starr sibt sie da; ebenso steif, ebenso starr siht Hopps ihr gegenüber. Keins rührt sich. Dann spielohrt Hopps und rückt näher. Flichen wendet sich zur Flucht. Hopps macht Halt und flopft wieder. Da faßt sie Vertrauen. Der Wind füselt und trägt ihr die Witterung von dem schwarzen Ding vor ihr zu. " Ich glaube, es ist Hoppschen," denkt sie. Da ist er auch schon. " Bist Du es?"" Ja, wer sonst?"" Das ist schön!" und wo ist Witschel?"" Keine Ahnung."" Wollen wir sie suchen?"" Nach her; jetzt müssen wir einen Bau graben; es sind Hunde in der Nähe. Ein Rohr habe ich schon fertig."" Weiß ich!" " Weiß ich!" Wieso denn?" Habe es gefunden und von der anderen Seite noch ein Rohr unter den Kiefernstumpf niedergebracht!"" Du bist ein mächtig fluges Mädel! Aber nun fomm', wir wollen jetzt den Kessel buddeln und dann können uns die Hunde' was husten!" Husch, husch, geht es durch das Heidekraut. Hopps ist ordentlich übermütig geworden, seitdem er Gesellschaft hat und macht vor lauter Vergnügen allerlei dumme Sprünge, und Flitzchen wird von seiner Lustigkeit angesteckt und wagt auch einen frohen Hopser über einen bunten Stein. Als die beiden aber nach dem alten Sumpf kommen, bleiben sie starr siten, denn da rührt sich etwas. Warte, ich hole mir Wind!" meint Hopps und leise schleicht er im Bogen zur Seite, bis er Wind bekommt. Aber dann klopft er lustig, denn der Wind sagte ihm, daß dort am Stuten Witschel ist. Da ist sie schon, die gute Dide. Hochaufgerichtet steht sie da und läßt die beiden herankommen. Was wollt Ihr denn hier?" Die Rohre mit einem Kessel verbinden."" Habe ich schon längst gemacht. Aber wißt Ihr was? Seht mal dahin, da steht ein dichter Dorn­busch. Bis zum Kessel sind es teine sechs Kaninchenlängen. Wenn wir nun eine Fahrt vom Kessel bis unter den Busch bringen, dann find wir fein heraus!"" Fein herein auch." Also los!"

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Ein eifriges Gebuddel beginnt. Hopps fängt unter dem Dorn bursche an, Flibchen arbeitet ihm vom Sessel aus entgegen, und Witschel führt von dem anderen Rohre eine Verbindungsröhre nacz der Dornbuscheinfahrt, einmal der besseren Durchlüftung wegen, dann aber auch, weil sie weiß, je mehr Fahrten ein Bau hat, um so leichter ist das Entkommen, verirrt sich einmal so ein Stinker von Jltis hi.ein. Es war ein glücklicher Gedanke von Witschel, der Einfall mit dem Dornbusche, denn kaum, daß die drei in der Dämmerung am Rande der Kleewiese saßen und sich an den saf­tigen Blättern gütlich taten, tam ein Bauer den Weg entlang und hinter ihm her bummelte ein Spiz. So wie der die Kaninchen in die Nase betam, sauste er hinterdrein, und wenn er sie auch nicht bekam, so hielt er doch die Fährte. Hopps und Flipchen nahmen den kürzesten Weg und fuhren über die Heide zu Baue, Witschel aber schlug vor dem Hund Haten auf Haten, bis ihm ganz dumm und albern zu Mute war. Und deshalb sah er sich nicht vor und rannte gerade dahin, wo Witschels Blume verschwand, mitten in den Schlehbusch hinein, und rannte sich einen dürren Dorn unter die Nase, so daß er heulte, daß es weit über die Heide flang, und jammervoll winselnd kehrte er zu seinem Herrn zurüd, ( Schluß folgt.)

Die Hygiene- Husstellung.

Da saßen nun die drei unglücklichen Dinger, jedes unter einen Busch Heidetraut gedrückt und wußten nicht, was sie machen sollten. Still und stumm war es. Irgendwo schrie ein Häher, Wasserjung­fern flirrten vorüber, die Grillen schwirrten, die Hänflinge und Goldammern sangen und es roch nach Heide, Kiefern und Birken. Aber es war eine andere Heide als die Heimatsheide. Dort führten III. Oeffentliche Gesundheitspflege . überall die Pässe der Kaninchen hin und her, ringsumher lag Ka- Unter Zivilisation fann man gemeinhin verstehen, technischen mindhenlofung und die Luft war voll von Kaninchenwitterung. Hier Fortsten ur wissenschaftlichen Erkenntniffen mittels ge