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Die Berber find Weiße tros ihrer gebräunten Haut. Sie ge hören zu dem südeuropäischen Typus, nicht zu den Negern. Sie unterscheiden sich nicht viel von den Sizilianern oder Andalusiern, und die Blonden scheinen sogar eher standinavischen Bauern zu gleichen als Afrikanern der Wüstengegend. Das Blondhaar gilt bet den Berbermädchen als Schönheit und Liebeslieder preisen diesen besonderen Reiz.
Alle Berberstämme sprechen dieselbe Sprache, in verschiedenen Dialekten. Besonders französische Forscher haben die Berbersprache studiert, von der man neuerlich auch einige alte Denkmäler entdeckt hat. Die Untersuchungen über ihren Zusammenhang mit den semitischen Sprachen es gibt unverkennbare Aehnlichkeiten zwischen den hamitischen und semitischen Sprachen haben noch nicht zu sicheren Ergebnissen geführt. Die Berber haben auch besondere Schriftzeichen von hohem Alter. ds
le in allen früheren Jahren fand auch bute bet mir die allen Berberstämmen die geschlechtliche Freizügigkeit und zugleich Seelenmeffe zu Ehren des Verstorbenen statt. Sämtliche Nachbarn Achtung der Frau und demzufolge das Mutterrecht. Wie soll man waren erschienen. Die Leute sind einfach, ungeschliffen, aber Engel wiffen, fragt der Berber verwundert, von welchem Vater ein Kind an Herz und Gemüt! Ich bewirtete fie glänzend, natürlich, wie in stammt. früheren Jahren, ohne einen Tropfen Allohol! Seit mein Trifon an den Folgen feiner Unmäßig feit gestorbent ist, habe ich ein Gelübde getan, den Alkohol auf Schritt und Tritt zu bekämpfen, um damit die Sünden des Verstorbenen zu fühnen. Vater Jetmeni ist entzückt von meinem Borsaz und hilft mir mit Rat und Tat Ach, wenn Du wüßtest, wie mich diese meine Bären lieben! Der Kreisadelsmarschall Marfutlin beugte sich nach dem Frühstüc fiber meine Hand, hielt sie lange an feinen Lippen und begann, fomisch den Kopf schüttelnd, zu weinen: viel Gefühl, aber feine Worte! Bater Jewmeni, dieser wunderbare Greis, fegte sich zu mir und flüsterte, mich tränenden Auges anblickend, wie ein Kind. Seine Worte verstand ich nicht, aber fein aufrichtiges Gefühl verstehe ich sehr wohl. Der Kreisrichter, dieser schöne Mann, von dem ich Dir schon öfters gefchrieben habe, lag auf Knien vor mir und wollte felbstverfaßte Verse deklamieren( er ist unser Dichter), aber es ging über seine Kräfte. Er schwankte und fiel:" der Riese Die marokkanischen Berber zeigen im einzelnen viele Besonders hatte einen hysterischen Anfall bekommen Uebrigens beiten. Man teilt sie in drei Gruppen, die im Norden, die Rifs ging es nicht ohne Unannehmlichkeiten ab. Der Vorfizende Berber, die in Zentral- Marotto wohnenden, und die südlichen bes Friedensrichterfollegiums, Alalylin, ein dider, apopleftischer Stämme, die Schluh, die das Gebiet füdwärts von Mogador bis an Mann, wurde plöglich frank und lag zwei Stunden bewußtlos auf die Wüste und das Atlasgebirge bewohnen. Die berberischen Siede bem Divan. Man mußte ihn durch Begießen mit taltem Waffer lungsgebiete find von der Wissenschaft bisher nur fümmerlich exa Ins Leben zurüdrufen. Ein Glüd, daß Doktor Dwornjagin zur schlossen. Die zahlreichen Maroo- Reisenden ziehen es meist bor, Stelle war, er holte eine Flasche Rognat aus seiner Apotheke und auf der üblichen arabischen Karawanenstraße zu bleiben und hier benekte damit die Schläfen des Kranten, worauf er bald wieder zu zu forschen. Was man über die Berber Sicheres weiß, ist nicht fich lam und nach Hause gebracht werden konnte.. allzu biel. Stets erschienen sie als der Inbegriff barbarischer Unbändigkeit, und von dem lateinisch- griechischen barbarus wird sprach lich ihr Name abgeleitet; wahrscheinlich zu Unrecht, weil schon vor der Ankunft der Griechen und Römer in Nordafrika die Bezeichnung Berber nachweisbar ist.
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Bismard wird nachgesagt, er habe sich bemüht, die Franzosen auf Marokko zu heben, weil man in keinem Lande der Welt sich so verbluten könne, wie in diesem staatlosen und, wie es scheint, staatsunfähigen Reiche. Heinrich Schurz kennzeichnet( in Helmolts Welt geschichte) das marokkanische Problem: In Maroffo verkörpert fich ber legte mächtige Rest nordafrikanischer Eigenart. Noch heute wie bor Jahrhunderten steht es, gleich einem fanatischen Bettelpriester, ber auf seine Armut und auf seine Lumpen stolz ist, den blühenden Staaten Europas gegenüber. Ungaftlich sind seine Küsten und sein Bolt; und nur widerwillig läßt es sich von seinen übermächtigen Nachbarn zur oberflächlichen Anerkennung völkerrechtlicher Grundfäße bewegen. Welche Kraft aber in diesem mittelalterlichen Staatswefen liegt, erfuhr Spanien , als es im Jahre 1859 durch einen Krieg Genugtuung für das feindselige Verhalten marokkanischer Unter tanen gegen die spanischen Presidios( Straffolonien) an der Küste zu nehmen fuchte. Die Kraft ruht freilich mehr im Bolt als in der Regierung, mehr im Fanatismus des Glaubens als in der pofitiven Einheit, von der in Marotto niemals die Nede gewesen ist." Die Kraft des Widerstandes ruht im Bolle, oder genauer, fie ruht in der Urbevölkerung Nordafritas, die den weitaus größten Teil der Einwohner von Marokko bildet, in den Berbern. Die berkommenen Mauren , die in den Städten herrschen, lassen sich unterwerfen. Aber mit den Städten ist Maroffo nicht erobert. Maroffo das sind die Berber, die in 1000jährigen Kämpfen niemals unterworfen worden sind und gegen alle Widersacher ihre wilde und Stolze Unabhängigkeit bewahrt haben, in den Biratennestern am Mittelmeer sowohl, wie in den Bergen des Atlas, in der Wüste, wie in den fruchtbaren Flußtälern: ansässige Aderbauern, schweifende Hirten, räubernde Seefahrer aber immer von der gleichen unbändigen Freiheitsliebe in den Kampf gegen alles getrieben, was fie ins Joch einzuschirren versucht.
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Für die Erkenntnis des marcktanischen Problems find vor allem die Rif- Berber im Norden von entscheidender Bedeutung. In ihrem Gebiet befindet sich der einzige europäische Besiz, den Marokko bisher aufzuweisen hat: denn das einst englische Tanger ist als Kolonie aufgegeben worden. Spanien hat seit 4 Jahrhunderten an den Küsten des Rif- Gebietes Kolonialbesig, ohne in den 400 Jahren irgendwelche kulturelle Leistung vollbracht, und ohne den dort hausenden Berbern nur einen Schritt näher gefommen zu sein. Rur eins hat Spanien durch seine Herrschaft erreicht: Es hat sich die Rifberber zu Todfeinden gemacht. Und Spanien hat ebensowenig diese Berber in ihrer Unabhängigkeit einzuschränken vermocht, wie es in den Jahrtausenden vorher nacheinander Karthago , die Römer, Byzantiner, Araber vergeblich versucht haben. Der Rifberber ist mit der Waffe geboren, mit der er seine Freiheit verteidigt, und in die Gebirgsschluchten seines Reiches wagt sich niemand. Wie Spanien hat auch der Sultan von Maroffo feinen Einfluß auf sein Gebiet; die arabischen Marokkaner sagen von dem Stamm sprichwörtlich, daß er nicht Allah , nicht Sultan fürchtet und nur das Bulver kennt" Es hat freilich auch im Rifgebiet schon ausländische( französische) Großgrundbesitzer gegeben, ähnlich den jüngsten deutschen Rittergutsbesikern in der Gegend" von Agadir , aber jene Besizer sind niemals imftande gewesen, ihr Eigentum auch nur mit dem Fernglas zu sehen, geschweige es mit dem Fuß zu betreten. Fast alles, was man von den Rif - Berbern in den Büchern liest, ist nicht an Ort und Stelle, sondern in Tanger wie im Ausland erforscht™ worden. Lassen diese Berber auch niemanden ins eigene Land, so gehen sie doch selbst zahlreich aus der Heimat, um Arbeit zu suchen und für den verdienten Lohn sich die neuesten Modelle von Gewehren zu kaufen; denn so unverändert wie Sitten und Gewohnheiten seit Jahrhunderten find er, der Rifiote, pflügt noch heute mit dem gebogenen Ast! in den Schießwaffen geht er mit dem lebten Fortschritt der Zeit. Auf den Aussagen dieser Rif- Arbeiter beruhen dann die volkerkundlichen Aufzeichnungen der Gelehrten.
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Uebereinstimmend wird berichtet, daß fie eine völlig demokra tische und anscheinend auch agrarkommunistische Verfassung haben. Die Stämme gliedern sich in große Familien, diese wieder in Dörfer. Auf den Märkten werden die gemeinsamen Angelegenheiten erledigt. Es gibt keine erbliche Häuptlingsschaft. Männer, Frauen, Kinder haben durchaus gleiche Rechte. Unter den Stämmen herra schen Fehden; auch die Blutrache wird geübt, kann aber durch Beschlüsse ihrer Landtage" mit Vich oder Geld abgelöst werden. Sie sind nur äußerlich zum Islam übergetreten( gegen die Zusicherung der Unabhängigkeit), und haben keinerlei religiösen Fanatismus strenger Gebräuche. Auch die Stellung der Frauen ist durchaus der mohamedanischen Uebung entgegengesett: Die Frau ist unber schleiert, verbirgt sich nicht vor dem fremden Mann. Sie ist die tapfere und arbeitssame Kameradin.
Ein Berberstamm bewohnt auch Südwest- Marokko, das man Jetzt nach gewissen Ratgebern deutsch zibilisieren" möchte Und er haust feit vorgeschichtlichen Zeiten hier. Namen und Bildthpen der Berber findet man schon auf altägyptischen Böllergemälden, auch schon die blonden und blauäugigen Elemente unter ihnen, die man früher fälschlich als Germanen, als den Rest der aus Europa berdrängten Bandalen in Anspruch nehmen wollte. Die Rassenkunde zählt die Berber unter die Hamiten, aber auch bei diesen MenschenStämmen bersagt die reine Rassentheorie: Die starken und vielfältigen Mischungen des Blutes, die alle Einwohner Nordafrikas versippt haben, haben auch die Berber berührt; und so erklären sich ihre Eigentümlichkeiten nicht aus der geheimnisvollen Anlage ursprünglichen Bluts", fondern aus den natürlichen, sozialen und geschichtlichen Existenzbedingungen, unter denen fie leben. Wenn man noch heute in den Bewohnern Marottos den Charakter wiedererkennen will, den vor zwei Jahrtausenden Sallust in seiner Darstellung des Jugurthinischen Krieges den Nordafrikanern zuschrieb, die den Der Rifiote weiß, warum er lieber untergehen will, als sich Römern fobiel zu schaffen machten, so ist diese Gleichheit der Men- unterwerfen. Er, der monatelang von der Heimat fortgeht, um schen dadurch verursacht, daß auch ihre Lebensbedingungen sich nicht als gesuchter Arbeiter zu fronden Rifioten haben die deutschen wesentlich berändert haben. Das Meer ist gewaltig wild und hat Hafenanlagen in Tanger gebaut, um Geld zur Erwerbung von am Geftade feine Häfen. Das Land trägt viele Früchte, es hat Schießwaffen zu verdienen, kenn: die Absichten der Kulturpioniere: gute Viehzucht, aber feine Bäume. An Regen und Quellwasser hat Das Rifgebiet ist von unerschöpflicher Fruchtbarkeit und reich an es Mangel." So schrieb Sallust von Nordafrika , so schreiben noch Mineralschätzen. Das will der Europäer, und der Rif- Berber foll heute die Reisenden von Marokko . Und noch heute leben die Berber dann nicht mehr in Freiheit des Daseins fich freuen, sondern mit je nach ihrer Heimat teils( als Acerbauer) in Hütten, teils feiner Knechtschaft und seinem Schweiß den Fremden den heimatals wilde Romaden. Wie Herodot schon die Ungebundenheit der lichen Boden düngen. Lesha hat sich der Rif- Berber das Gefühl berberischen Frauen darstellt, so herrscht noch in der Gegenwart beil der Gefahr abgewöhnt. An: 27. Juli 1909 sahen die spanischen