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Daß freilich das Stückwerk der jebigen Orthographie reform­bedürftig sei, wird kein Kenner leugnen.

Kleines feuilleton.

Paläontologisches.

Orthographie ins Mittelalter, wie auch gegen eine übertriebene Kugel bon etwa der dreifachen Größe seines Stopfes zufammen, ble Hervorkehrung des Phonetischen, gegen die Fi- Partei", wie es dann, aivifchen Hals und Vorderbeinen eingeflemmnt, mit fich fie Scherer nach ihrer Schreibung des Vieh" nannte. Raumer fortträgt. Ist das Sammelgeschäft beendet, fo fliegt die Motte arbeitete auch den Entwurf aus, der den Verhandlungen der Ver- zu einer anderen Blüte, um hier ihre Gier abzulegen. Mit liner Konferenz zugrunde gelegt wurde, die endlich im Jahre 1876 Hilfe eines Legeftachels bohrt sie den Fruchtfnoten an und legt zusammentrat, zur Einigung über die Grundsäße der deutschen ein Ei unmittelbar an die Samenlager eines Steimfaches. Nun Rechtschreibung". Dieser Konferenz gehörte auch Konrad Duden flettert die Motte an dem Stempel in die Höhe und pfropft an, und bei ihren Beschlüssen trat er, wenn auch nicht völlig ihrer einen Teil feines Bollenborrates oben in feine Narben, mit Ansicht, der Mittelpartei bei, deren Vorschläge dann im wesentlichen anderen Worten, fie führt eine künstliche Befruchtung der Yuccablüte in der sogenannten Buttfamerschen Rechtschreibung zur Geltung aus, gleichsam als ob sie sich bewußt wäre, daß das sich ent tamen. Duden stellte damals seine Anschauungen in einem Buche wickelnde Ei nur dann genügende Nahrung vorfindet, wenn sich die " Die Zukunftsorthographie" auf, das in diesen Tagen des Kampfes Samenanlagen der Yucca entwickeln fönnen. Nachdem sie sich dann um die Wagnersche Zukunftsmusit nicht wenig verspottet wurde. einige Minuten von dieser anstrengenden Arbeit ausgeruht hat, Diese Zukunftsorthographie ist nun heute aber doch zur Gegenwarts- triecht sie wieder zum Fruchtknoten hinab, legt ein zweites Ei an orthographie geworden, nachdem im Jahre 1903, nicht zum gering- eine der anderen Samenanlagen und verficht gleichzeitig die sten Teil durch Dudens Wirken, eine wiederum reformierte Recht- zweite Narbenfurche mit Samenstaub. Dieses Geschäft vollzieht schreibung von den Behörden und Schulen für das ganze deutsche fie dann noch mehrmals, bis der Pollenborrat aufgebraucht ist. Sprachgebiet durchgeführt ist. Aus den Eiern der Motte entwickeln sich dann im Verlaufe von etwa acht Tagen die Larven, die beim Heranwachsen einen Teil der sich entwickelnden Samenanlagen aufzehren. Zu Beginn der Fruchtreife schlüpfen dann die Larben aus, lassen sich auf die Erde herunter und friechen in den Boden, wo sie überwintern. Zur gleichen Zeit, wenn dann im nächsten Jahre sich die Yuccablüten von neuem entfalten, schlüpft auch wieder die neue Schmetterlings. generation aus der Puppe und das Spiel beginnt bon frischem. Wenn die Yuccamotten auch fast wie Schmarozer in den Frucht Neue paläontologiche Funde aus egypten. Inoten haufen und Dußende von Samenanlagen vernichten, so ent Aegypten scheint nicht allein für die Kulturgeschichte des Menschen, halten doch die Fruchtfnoten so zahlreiche Samenanlagen, daß immer­sondern auch für seine Entwickelungsgeschichte aus tierischen Vor- hin in den einzelnen Kapseln mehr als hundert Samen zur Reife fahren von großer Bedeutung zu werden. Die dortigen Tertiär- tommen. Hält man dagegen die Motten von den Blüten fern, schichten, die seit dem Jahre 1901 genauer unterfucht werden, haben so findet überhaupt keine Befruchtung statt, die Pflanzen bleiben T. über eine ganze Reihe entwickelungsgeschichtlicher Probleme neues steril. Licht verbreitet. Die darin enthaltenen Fossilien heute längst aus gestorbener Säugetiere weisen noch auf jene in der ältesten Tertiär­zeit vorhanden geweiene Verbindung des afrikanischen mit dem jüd- nalen Ausschuß für Maße und Gewichte, der darüber zu wachen hat, Ein neuer Langenmaßst a b. Es gibt einen internatio amerifanifchen Stontinent hin. Deutlich läßt sich die Entwickelung daß diefe Grundlagen unserer Schäßung eine hinreichende guver des Elefanten bom Möritherium, bei dem sich schon lässigkeit bewahren. Dazu ist es auch nötig, daß es ein Normalmaßs Stoßzähne und Rüffel herauszubilden begannen, über gebe, und dies besteht für die Längeneinheiten in einem Maßstab, der Balãomastodon, Tetrabelodon, Mastodon bis hinauf zu dem heutigen Elefanten verfolgen. Auch die Sirenen, pflanzen in absoluter Strenge unmöglich, einen solchen Stab zu erzeugen, der in Paris aufbewahrt wird. Es ist nun aber äußerst schwierig und freffende Säugetiere u. a. des Indischen Ozeans , gehören mit ihrer durchaus feiner Veränderung unterworfen wäre. Dem steht das Wurzel in diese Entwickelungsreihe hinein. Dagegen haben sich die Naturgesetz entgegen, daß sich jeder Stoff unter der Wirkung der Bale, wie aus den in Aegypten gefundenen Fossilien hervorgeht, wärme ausdehnt und bei Abkühlung zusammenzieht. Es ist also ficher aus Irraubtieren entwickelt, die vom Norden ausgehend, fich notwendig, einen Stoff zu wählen, der diefer Einwirkung am nach den südlichen Meeren hin verbreitet haben. Die größte Be- wenigsten unterliegt und ihn bei möglichst gleicher Temperatur deutung beanspruchen aber, wie M. Schlosser in seinem Bericht in ben Zoologischen Anzeigen" hervorhebt, die Reste von drei Affen, zu erhalten. Zunächst wählte man eine Legierung der beiden dem tatsächlich deren Größe zwischen der eines Eichhorns und eines Brüllaffen fostbaren Metalle Platin und Fridium, aus das Urmeter in Paris besteht. Später wurde schwebt. Davon sind die beiden Gattungen Moeripithecus und Barapithecus besonders wichtig, weil sie llebergangsformen darstellen gestellt, daß eine Nickelstabllegierung, die daher auch in Invar ge von den in der frühesten Tertiärzeit zuerst auftretenden Halbaffen Auch hat Dr. Kaye der Royal Society in London eine Untersuchung nannt wird, einen erstaunlichen Grad von Unveränderlichkeit besitzt. zu den echten Affen. In entwickelungsgeschichtlicher Beziehung noch übermittelt, die einen ganz anderen Stoff als noch zweckmäßiger für bedeutungsvoller ist Propliopithecus Haeckeli, ein echter Menschen- die Herstellung von Normalmaßen empfiehlt. Es ist fein anderer affe des Oligocäns, nicht nur der Ahne aller Menschenaffen, sondern als der Quarz oder die mineralische Stiefelsäure, die in geschmolzenem vermutlich auch der des Menichen. Das Gebiß entspricht dem primitiven menschlichen, die Zähne stehen bereits ziemlich vertikal, Zustand und nach geeigneter Behandlung neuerdings zu vielen wissenschaftlichen Zweden an Stelle bon Glas benutzt wird. Vor die Stiefernäste parallel zu einander; die geringe Größe dieses Affen dem Platiniridium hat die Kiefelsäure den gewaltigen Vorzug einer ist durchaus tein Hindernis für die ihm von Schlosser zugewiesene viel größeren Billigkeit, während sie den Nickelstahl durch andere Stelle im Stammbaum des Menschen. für diesen Zwed wichtige Eigenschaften übertrifft. Bei einer Tem paraturschwankung von 450 Grad wurde nur eine Längenver änderung des Quarzmetersystems um etwa Tausendstel Millimeter

Naturwissenschaftliches .

ermittelt.

Technisches.

feft­

Aus dem Leben der virginischen BalmenIilie Eines der anziehendsten Kapitel der gesamten Biologie bilden die gegenseitigen Beziehungen der Blumen zu den Insekten und ihre Ein Fernrohr von 2 Meter Durchmesser. Der wechselseitige Anpassung. Eines der überraschendsten Beispiele, wie Fortschritt der für die Himmelstunde benutzten Instrumente scheint eine Pflanze in ihrer ganzen Erhaltung auf ein bestimmtes Infekt jetzt wieder einen neuen Antrieb erhalten zu haben. Auf das Riesen­und dieses wieder zu feinem Leben an die betreffende Pflanze an- fernrohr der Licksternwarte folgte das der Verfes- Sternivarte mit gepakt ist, bildet die auch in unseren Gärten häufig fultivierte einer Linie von einem Meter im Durchmesser, und bis auf den virginische Palmenlilie, Yucca filamentosa. Die Pflanze hat einen heutigen Tag ist kein Refraktor von größeren Ausmaßen gebaut fast baumförmigen Wuchs und trägt große rifpenförmige Blüten worden. Die neue Entwickelung wandelt eine andere Bahn, indem Stände mit glockenförmigen, hängenden, weißen Blüten von etwa fie sich dem Spiegelfernrohr zugewandt hat. Als vor einigen bier Bentimeter Durchmesser. Die Blüten find zwittrig, das heißt Jahren mit den Mitteln des Carnegie- Instituts eine neue Stern­Staubgefäße und Stempel find in derselben Blume vereinigt. warte auf dem Gipfel des Wilson- Berges in Kalifornien gegründet Aeußerlich bieten die Blüten nichts besonders Auffallendes. wurde, bestand ein Teil dieses Planes in der Schaffung eines Um so seltsamer aber ist der Befruchtungsvorgang, der vollständig Spiegelfernrohrs. Seitdem ist dies Instrument vollendet worden von einem fleinen Schmetterling, der sogenannten Jucca- Motte, und dient mit seinem Spiegel von 152 Zentimeter Durch­Pronuba yuccasella, abhängt. Und auch die Motte ihrerseits ver- messer gegenwärtig dem Leiter der Sternwarte, Profeffor mag nicht zu existieren, wenn sie nicht die Palmenlilie zur Ber- Hale, zu Beobachtungen des Planeten Mars , bon denen fügung hat. So lange es bell ist, verkriechen sich die faum andert man vielleicht wichtige Aufklärungen über manche der Fragen, die halb Zentimeter langen Motten in den Juccablüten. Erst bei herein sich an dies Gestirn knüpfen, erhoffen darf. Vor einiger Zeit schon brechender Dunkelheit schwärmen sie aus und beginnen ihr Liebes- hatte dann ein reicher Amerikaner dem Carnegie- Institut 200 000 m. piel. Nach erfolgter Begattung fehrt das Weibchen in eine Blüte angeboten, die für die Herstellung eines neuen Spiegels von mehr aurüd, flettert an einem Staubgefäß in die Höhe und fängt an, als 212 Metern, genau 254 Zentimeter, benugt werden sollten. Die den Bollenstaub einzufammeln. Zum Zweck des Bollensammelns sind Spende wurde angenommen und der heille Auftrag einer Anstalt in die Weibchen dieser Motten ganz besonders von der Natur ausge- St. Gobain in Frankreich übergeben, der einzigen, die für feine Aus­rüstet. Am unteren Ende der Kiefertaster entspringen nämlich zwei führung in Frage kam. Sieben Versuche zur Herstellung des unges Kange, gekrümmte, an der Junenseite mit scharfen Stacheln besetzte heuren Glasblods mißlangen. Auch der achte, der ein Gewicht von Greiforgane, mit denen die Tiere geschickt den Samenstaub abfragen 4%, Tonnen besaß, wurde bei genauerer Prüfung noch nicht als rein und mit sich forttragen. Auf drei oder vier Staubgefäßen fezt das genug befunden. Jetzt endlich ist nach fünfjähriger Arbeit ein tadel Lierchen diefe Sammelarbeit fort und knetet den Pollen zu einer lofer Block für den Spiegel zustande gekommen. Berantw. Redakteur: Richard Barth , Berlin . Drud u. Verlag: VorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW