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Der Satan Holen!" schrie er und schlug mit den Möbeln da drinnen um sich. Belle lag in Schweiß gebadet da bei diesem beseffenen Kampf; mit einem Gefühl der Befreiung hörte er, wie Ström das Fenster öffnete und die Teufel über die Dächer hinabjagte. Der Taucher führte den legten Teil des Kampfes mit einem gewiffen Humor aus. Er redete lockend und schmeichelnd in die Ecke hinein. Sieh, Du kleiner, süßer Teufel, was für einen weichen Belz Du doch hast! Ström darf Dich doch wohl ein wenig streicheln? Ne, das hättest Du doch wohl nicht erwartet, find wir Dir zu flug gewesen? Wie? Du willst noch beißen, Du Teufelsjunge! Da, nun brich Dir nur Da, mun brich Dir nur die Augenbrauen nicht!" Ström schloß das Fenster mit einem innigen Glucksen.
Eine Weile ging er umher und amüsierte sich. Ström ist doch noch Manns genug, um die Höhle selbst zu säubern," fagte er zufrieden.
Belle hörte ihn zu Bett gehen und fiel selbst in Schlaf. In der Nacht aber erwachte er davon, daß Ström dalag und taktfest mit dem Kopf gegen die Bretterwand schlug und weinend fang: An den Ufern von Babylon." Mitten im Gefange schwieg der Steinhauer und stand auf. Belle hörte ihn hin und her tasten und auf den Boden hinausgehen. Von Schreck ergriffen, sprang er aus dem Bett und zündete Licht an. Da draußen stand Ström und war im Begriff, eine Schlinge über den Balfen zu legen. Was willst Du hier?" fagte er wütend. Kann ich denn jetzt auch vor Dir keinen Frieden mehr haben?"
Teife.
Warum willst Du Hand an Dich legen?" fragte Belle
Da fitt eine Frau und ein kleines Kind und weint mir immer und ewig die Ohren voll. Ich fann es nicht mehr aushalten," antwortete Ström und knüpfte an seinem Strick weiter.
SA Das
911737
( Fortfegung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Das modernifierte Luxor.
Ben Pierre Roti. 940 Autorisierte Uebersehung von N. Collin. Das Bajjer des Nils war schon gefallen und meine Dahabje, die sich durch Auffahren verspätet hatte, konnte Zuror nicht mehr erreichen. Wir legten an irgendeinem Winkel des steilen Ufers an, als die Dunkelheit niederzufteigen begann.
Wir sind unferem Ziel ganz nahe, morgen haben wir nur noch eine Stunde zu fahren," erklärte wir mein Fahrmann, ehe er sich au feinem Abendgebet begab.
Die Nacht hatte ihre weichen Fittiche über uns ausgebreitet, hier an diesem Ort, der sich nicht von anderen zu unterscheiden schien, an denen wir, ganz wie der Zufall es fügte, feit einem Monat angelegt hatten, um den Anbruch des Tages zu erwarten. Aus den dunklen Massen unterschied man unflar Rasenflächen, auf denen hier und dort sich eine hohe Palme erhob, deren schwarze Fächer man erkennen fonnte. Fröhlich zirpten die Grillen. Fast das ganze Jahr können sie hier ihre Musik erschallen lassen, denn in der duftenden Lauheit der Gräser Oberägyptens fühlen sie sich besonders glücklich. Durch die Stille flang das Geschrei der Nachtvögel wie Wehllagen von Kaben. Dann wurde es wieder ganz ruhig die unendliche Schweigsamkeit der Wüste schien gewaltig herrschend alles andere zu verdrängen.
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Heute früh beim Sonnenaufgang schimmert wie stets alles in brächtiger Reinheit. Immer lebhafter wird am Gipfel der Inbischen Müfte die Färbung, die rosigen Korallen gleicht, und sie verdrängt die lebten bleigrauen Schatten, welche die Nacht noch am Himmel tehen ließ.
Meine Augen, die seit Wochen schon an das stets gleiche Schau. fpiel des Sonnenaufganges gewöhnt sind, wenden sich ab, als ob sie bon etwas ungewöhnlichem gerufen werden, das sich eine viertel Meile vom Flug, am arabischen Ufer, mitten in der düsteren Ebene erhebt.
Zuerst scheint es eine Anhäufung hoher Felsen zu fein; in Dieser geheimnisvollen, zauberischen Stunde sind sie wie von einer blaßlila Farbe übergoffen, wie durchsichtig schimmern sie, und die Sonne, die sich zögernd aus der Wüste hervortwagt, beleuchtet sie fchräg, als ob es ihr Freude machte, die Umrisse frisch rosig zu umranden.... Sind es überhaupt Felsen, nein, denn als man fie deutlicher erkennt, fieht man gerade, symmetrische Linien.... Nicht Felsen, aber wohl architektonische Massen, groß und übermenschlich, die den Eindruck fast ewiger Dauerhaftigkeit erzeugen und aus denen zwei Obeliskenspißen scharf wie Lanzen hervorragen. Ach ja, jetzt habe ich verstanden: Theben!
Belt far fein tönnen, als die ewige Stadt; denn nichts auf der Welt fann wie diese Erscheinung wirken. Mit respektvollem Eifer begrüßte ich die einzige und erhabene Ruine, deren Anblid mir schon seit einer Reihe von Jahren vorschwebte, ohne daß mir das Leben bis icht Zeit ließ, diesen Wunsch zu erfüllen.
Jeht aber auf nach Luror, das schon zu Zeiten der Pharaonen eine Vorstadt der königlichen Residenz war und bis heute deren Hafen geblieben ist. Hier, wird mir gefagt, muß man seine Dahabiq anlegen, um sich in die fabelreichen Paläste zu begeben, auf die jeht das Licht der aufgehenden Sonne fällt.
Die Ketten, die uns auf dem Fluß halten, werden angezoger während man auf meinem bronzenen Fahrzeug dazu dasselbe ied anstimmt, das alt wie Aegypten ist, betrachte ich weiter die ferne Erscheinung. Aus den Morgennebeln, die sie mir vielleicht noch zauberischer gestaltet hatten, löst sie sich heraus. Die aufsteigende Sonne mit ihrem Haren Licht läßt alle Einzelheiten besser erkennen, und vollständig zertrümmert, schief, zusammengestürzt zeigt fie sich mitten in der schweigsamen Ebene auf dem gelben Wüstenteppich. In reiner Pracht steigt die Sonne höher, und mit ihrer Jugend und ihrer schredenerregenden Dauer scheint sie alles zu erdrücken. Denn sie hat schon seit unzähligen Jahrhunderten und Jahrhunderten diefelbe runde Form gehabt, dieselbe Klarheit ihres Distus, und hatte ihren täglichen Lauf über den WüstenBrobe von Herrlichkeit bedeutete einen ziemlich merkwürdigen streden lange begonnen, ehe das einzige Theben auftauchte. Diese Aufschwung für die menschlichen Pygmäen, denen wir später nicht gleichfamen übrigens müssen die Bauten sehr schwach und spottschlecht gewesen sein, denn sie bradjen zusammen, nachdem sie taum vier Jahrtausende bestanden.... Eine Stunde später landen wir in Zuror. Welche Ents täuschung! palait. Das Bauvert, das sich seit einigen Jahren am Nil erhebt, Schon auf zwei Meilen Entfernung sieht man den Winterist schnell entstanden und sehr modern aufgeführt. Doch erkennt man bei dem gewaltig großen Hotel die leichte Bauart. Zwei- oder dreimal so hoch wie der bewunderte pharaonische Tempel, richtet fich die unverschämte, schmutzig gelbe, mit Gips abgepußte Fassade in die Höhe. Natürlich berunstaltet sie die ganze Umgebung schändlich. Steht auch die kleine arabische Stadt mit ihren weißen Häuschen, ihren Moscheenturm und ihren Palmen noch da, erhebt sich auch der berühmte Tempel mit seinem schwerfälligen osirischen Säulenwald und spiegelt sich wie einst in dem Waffer des Nils, es geht doch zu Ende mit Lugor!
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Welche Menschenfülle ist hier! Das gegenüberliegende Ufer ist aber völlig vereinsamt, mit feinen Streden goldenen Sandes und den am Horizont rojig gefärbten Bergen, die mit Mumien angefüllt sind.
Touristenbooten angelegt, eine Art zwei- oder dreistödiger Kafernen, Armes Luror! An den steilen Ufern haben eine Reihe von die jetzt den Nil von Kairo bis zu den Katarakten unsicher machen
fie pfeifen, und ihre Dampfmaschinen machen einen unerträg lichen, erschütternden Lärm... Wo werde ich für meine Dahabje ein ettvas ruhigeres Fledchen finden, das mir die Beamten der Reisegesellschaften nicht streitig machen?
die ich gegen Abend aufsuchen will. Wir sind ihnen nicht mehr so Uebrigens bemerkt man nichts mehr von den Palästen Thebens, nahe wie in der Nacht; während unserer morgendlichen Fahrt ist die Erscheinung nach und nach in die lichtüberfluteten Ebenen zurückgetreten. Dann versperren auch der Winterpalast und alle neuen Bauten die Aussicht.
Ohne Frage ist der modernisierte Quai von Lugor amüsant, an dem ich um zehn Uhr morgens bei flarem, flammendem Sonnenschein ausschiffel Dem Winterpalast reihen sich in demselben pomphaften Stil Läden an. Alles, was Touristen brauchen, wird dort verkauft: Fächer, Fliegenklatschen, Müßen und blaue Brillen. Dann zu Tausenden Photographien der Ruinen. Außerdem noch Spielereien der Juden: alte Negermesser, Pantherfelle und Gazellenhörner. Selbst die Indier ftrömen in Maffen zu diesem improvisierten Jahrmarkt herbei und bringen Stoffe aus Radsch poute und Kaschmir . Aber vor allen Dingen drängen fich die Mumienhändler vor und zeigen Särge von geheimnisvollem Aus sehen, Binden, Totenhände, Götter, Starabäen tausend beängstigende Dinge, an denen der alte, geheiligte Baden schon seit Jahrhunderten unerschöpflich zu sein scheint.
An den Schaufenstern entlang, unter den spärlichen Palmen und den Häusern Schatten suchend, gehen Abgesandte der Blutofratie der ganzen Welt hin und her: dieselben Schneider haben fie angezogen, ihre Süte sind auf dieselbe Art garniert und ihre Nasen hat der Sonnenbrand gleichmäßig rot gefärbt. Die steinreichen Töchter der Chicagoer Raufleute streifen Prinzessinnen. unverschämt drängen sich die jungen frechen Beduinen das zwischen und bieten den schönen Reisenden ihre mit Damenfatteln versehenen Maulefel an. Damit diesem Babylon nicht fehle, laufen sehr eilig ganze Echaren von Herren und Damen der Reisegesellschaften an uns vorbei.
Hinter den Läden ragen am Quai wieder große Hotels empor. Aber sie wirken nicht ganz so aufdringlich wie der Winterpalast. Sie sind nicht so hoch und auf arabische Art mit weißem Salt ver Theben!... Gestern abend, als es in dunkler Verborgenheit puht. In dem Gewirr von Balmen scheinen fie fich verbergen zu lag, glaubte ich mich nicht so nahe. Aber es hätte nichts anderes| wollen.