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deuten. Beschuldigte ihn doch die Clique Talleyrands, die Revolus wirkenden, sogenannten„ berborbenen" Speisen finden wir auch noch tionäre, feine einstigen Freunde zu protegieren. Und er wußte solche, die nur bei gewissen Individuen, die dafür besonders auch sich selbst vor den Spionen des Konsuls umgeben. Da führte empfänglich sind, Schaden stiften, und schließlich überhaupt giftige ihm der Zufall eine allerdings ar sich geringfügige Denunziation Tiere und Pflanzen, die von jeder Verarbeitung für die Küche aus zu, die sich aber seiner bedenkenlosen Schlauheit als der mögliche geschlossen sind und nur zuweilen aus Verwechselung gegessen Kern einer umfänglichen Haupt- und Staatsaktion darstellte. werden. Zu den Speisen, die, um Erkrankungen hervorzurufen,
Jm Vendemiaire des Jahres IX erschien ein gewisser Harel, eine individuelle Disposition erfordern, gehören vornehmlich Erdbeeren, Hauptmann der 55. Halbbrigade, bei dem mit ihm befreundeten Krebse, Vanilleeis, Lachs und schließlich Pilze; es find Fälle vorKriegskommissär Lefebvre, um ihm mitzuteilen, daß der in seiner gefommen, wo lettere bei Leuten, die sonst stets Pilze bertrugen, Nachbarschaft wohnende Demerville, ein ehemaliger Beamter plötzlich Krankheitserscheinungen zeitigten, während andere, die von Die der Militärverwaltung, mit einigen anderen, ihn besuchenden demselben Gericht gegessen hatten, völlig gesund blieben. Individuen über die Regierung in den heftigsten Ausdrücken Krankheitserscheinung, die hierbei am häufigsten auftritt, ist das spreche und ein Komplott schmiede. Lefebvre forderte Harel auf, Nesselfieber ; der über den ganzen Körper sich schnell berfeine Besuche fortzusehen und ihn auf dem Laufenden zu halten. breitende Ausschlag, der ein unerträgliches Juden verursacht, indes Harel handelte demgemäß. Bei seinen Besuchen bei dem zu jener ohne Schaden nach einigen Tagen vorübergeht. Das beste, was sich Zeit franken Demerville spielte er den Provokateur. Als Demer- dagegen anwenden läßt, find fühlende Salben. Manche Nahrungs So z. B. ville ihm sagte, daß es ohne Zweifel von Vorteil wäre, die Ne- mittel sind nur unter besonderen Umständen giftig. gierungsform zu ändern, daß es aber an entschlossenen Leuten dazu Auſtern und Pfahlmuscheln( Miesmuscheln), wenn sie aus stag fehle, erwiderte Harel: Wenns darauf ankommt, will ich die tat- nierendem Wasser stammen oder wenn in der Nähe ihrer Bänke bereiten Leute schon finden. Lefebvre, dem er über diese Unter- resp. Pfähle Flüsse oder Kloaken münden. Giftige Pfahlmuscheln redung Bericht erstattet hatte, nannte ihm zwei Freunde, Ange- laffen sich jedoch durch längeres Kochen und öfteres Weggießen der stellte der Militärverwaltung. Demerville ging indes auf den Vor- Brühe entgiften. Die Symptome solcher Vergiftungen ähneln schlag Harels, fie ihm zuzuführen, gar nicht erst ein, angeblich, durchaus den Vergiftungserscheinungen, die durch verdorbenes Fleisch weil ihm die Leute nach der Beschreibung zu groß waren. An oder schlecht gewordene Konserven hervorgerufen werden. diesem Tage äußerte der gleichzeitig bei Demerville anwesende Am häufigsten, gefährlichsten und durch ihre Massenwirkung Bildhauer Teracchi die Absicht, nach seiner Heimat Rom zurück( find doch nach einem Autor von 1880-1900 fünfundachtzig Massenzukehren, um dort für die Sache der Freiheit tätig zu sein. Harel erkrankungen mit 4000 Einzelfällen vorgekommen) bedeutsamsten meinte darauf, die Straßen feien aicht sicher, besonders für die Speifenvergiftungen sind die Fleisch und Wurstvergif Patrioten, und es sei nicht ratsam, sich ohne Waffen auf die Reise tungen. Sie werden dadurch bewirkt, daß entweder schon frankzu wagen. Demerville empfahl ihm Harel als Militär zum Kaufe machende Mikroben( einzellige, mikroskopisch fleine Lebewesen, Ba eines Paars Pistolen, und dieser erklärte sich mit Vergnügen dazu zillen, Bakterien) im Körper des Tieres vorhanden waren und nach bereit. Nicht minder Vergnügen bereitete ihm der gleichzeitige dem Tode eine Beschleunigung und Verstärkung der Zersetzung zur Auftrag Demervilles, auch für ihn eine Schußwaffe( Espingole) Folge hatten, oder daß an sich einwandfreies Fleisch von außen her zu kaufen. Harel besorgt das Gewünschte. An demselben Tage nach dem Schlachten infiziert wurde. Wir sehen daher die meisten noch machte er Lefebvre die Mitteilung, daß diese Waffen für die Fleischvergiftungen durch das Fleisch solcher Tiere entstehen, die Verschworenen bestimmt seien und daß Napoleon vor dem wegen der Gefahr einer allgemeinen Blutvergiftung notgeschlachtet 1. Brumaire ermordet werden solle. werden mußten. Vermutlich beruht die Giftigkeit des Fleisches das Die Sache schien dem Lefebvre genügend reif. Er begab sich rauf, daß die giftigen Stoffwechselprodukte ber Bal Sofort zum Sekretär Bonapartes , Bourrienne und von dort zum terien, die higebeständig sind und im Gegensatz zu ihren Er Polizeiminister. Fouché griff mit Freuden zu. Nun hatte er sein zeugern durch Kochen und Braten nicht unwirksam gemacht werden jatobinisches" Komplott. Er beauftragte Harel, die Besuche bei können, den Vergiftungserscheinungen zugrunde liegen. Kommen auf Demerville and die Berichterstattung an Lefebvre fortzusehen. gesundes Fleisch nachträglich Mikroben, so bewirken diese durch EinBugleich verständigte er den Polizeipräfekten Dubois, eine nicht leitung fomplizierter chemischer Prozesse, daß die Eiweißverbindungen mindere Kanaille, der die Affäre wiederum dem Bürger Bertrand, des Fleisches sich in giftige Verbindungen verwandeln. Dies geschieht dem mit Untersuchungen betrauten Chef der ersten Polizeidivision aber nur in einer bestimmten Phase des Fäulnisprozesses, denn kurz ans Herz legte. Am nächsten Morgen dem 18. Vendemiaire- banach wandeln dieselben Batterien diese giftigen Berbindungen brachte Harel Lefebvre die für Demerville und Ceracchi gekauften wieder in unschädliche um. Wird solch Fleisch noch in dem Stadium Schußwaffen, ferner zwölf Dolche, die Demerville ihm zur Be- feiner Giftigkeit verwandt, so lassen sich doch sowohl die Bakterien waffnung der Verschworenen übergeben haben sollte. Er gab ihm wie die Fleischgifte durch Kochen oder Braten, nicht aber durch ferner bekannt, daß das Komplott noch am Abend selbst, bei der Räuchern, zerstören. Erstaufführung der Oper Die Horatier" ausgeführt werden solle. Endlich erklärte er, daß er, weil Demerville geklagt hätte, daß die geeigneten Männer zur Vollbringung fehlten, sich selbst erboten hätte, sie zu besorgen und am Abend Demerville und Geracchi im Café de l'Opéra zuzuführen.
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Lefebvre erstattet sofort Meldung, Fouché wolle zunächst die Verschworenen unverzüglich verhaften laffen, aber er fügte sich der Meinung Lefebvres, daß es nüßlich wäre, die Ausführung des Mordplanes scheinbar zu unterſtüßen. Man mußte also die aus führenden Organe beistellen und fand sie- in der Polizeimannschaft.
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Der Polizeipräfekt ließ vier Agenten kommen und beauftragte sie, sich in den Tuileriengarten zu begeben und dort die Instruttionen eines Mannes, den er ihnen beschrieb, in Empfang zu nehmen. Um 1% Uhr stellte sich Harel der Angekündigteein und führte die Polizisten vorerst ins Wirtshaus zum Mittag essen. Er selbst verschwand urd kehrte nach einiger Zeit mit einem Paket wieder, dem er 6 Dolche, zwei Pistolen und eine Espingole entnahm. Er hatte sie angeblich von Demerville erhalten, der 6 weitere Dolche und zwei Pistolen für sich und Geracchi zurückbehalten haben sollte. Die Dolche sollten von einem gewiffen Arena herrühren. Harel gab den Polizisten eine de taillierte Schilderung des Attentatplans. Die Zahl der Verschworenen betrage im ganzen elf, ihn und die vier Polizisten inbegriffen. Die zwei Chefs werden den Konsul an der Treppe in der ersten Etage erwarten, die Mitwirkenden am Fuße der Treppe, um ihnen die Flucht zu erleichtern
( Schluß folgt.),
Die Vergiftungserscheinungen selbst sind, obwohl sie oft genug Anlaß zur Verwechselung mit Cholera und Typhus ge geben haben, sehr markante. Allen ist zu eigen, daß sie mit erschreckender Plöglichkeit auftreten, wenn auch die Zeit ihres ersten Auftretens nicht überall und stets die gleiche ist. Manchmal schon nach einer viertel bis einer halben Stunde, oft aber auch erst nach ganzen Tagen brechen die Symptome blizschnell über den Vergifteten herein. Kopfschmerzen, Ohnmachten, Schwindelanfälle, Krämpfe, Sehstörungen, Nervenschmerzen an den verschiedensten Körperstellen, vor allem aber heftige Leibichmerzen, Erbrechen und Durchfälle bilden zusammen einen solchen Kompler bedrohlicher Einzel erscheinungen, daß es eigentlich verwunderlich erscheint, wie relativ niedrig die Sterblichkeit fit; fie soll 2-5 Bros. aller Fälle betragen. Manchmal führt die Vergiftung nach wenigen Stunden oder Tagen zum Tode, manchmal in derselben Zeit zur Genesung. Seltenr find die Fälle, wo sich wochen und monatelanges Siechtum mit ver ſchiedenen Nach- und Nebenkrankheiten anschließt.
In der Behandlung dieser Vergiftungen spielt die Vor. beugung die wesentlichste Rolle. Namentlich jetzt im Sommer, der Jahreszeit, in der Nahrungsmittel am ehesten anrüchig" werden, muß man sich hüten, irgend etwas zu genießen, was nach Aussehen oder Geruch nicht ganz einwandfrei erscheint. Sind aber die Ver giftungssymptome schon da, so muß man alles tun, um das Gift so schnell als möglich aus dem Körper zu entfernen, bebor Zuerst gibt man ein es weitere Erscheinungen zeitigen fann. Brechmittel und holt den Arzt, der ev. eine Ausspülung des Magens bornimmt, um dessen Inhalt zu entleeren. Ist das Gift schon im Darmkanal, so bringt man es aus diesem am besten durch Abführ mittel, wie Rizinusöl, heraus oder nimmt, wenn schon Darm lähmung eingetreten ist, au reichlichen Klyitieren seine Zuflucht. Die
Nabrungsmittelvergiftungen und Schmerzen befämpft man durch heiße Umſchläge auf den Unterleib
ind
ibre Behandlung.
und gibt, um einer Herzschwäche vorzubeugen, Wein, heißen Tee, Kaffee, Kognat. Den folosialen Wasserverlust, den der Körper durch die Diarrhoe erleidet, sucht man durch häufige Darreichung von Ges Betränken zu ersetzen. Wenn es uns auch nicht gelingen wird, der Gerade in der heißen Jahreszeit neigen viele an sich gesunde artige Nahrungsmittelvergiftungen völlig aus der Welt zu schaffen, Nahrungs- und Genußmittel dazu, sich zu zersetzen und bei diesem so find wir doch wenigstens imitande, fie durch genügende VorFäulnisprozeß Giftstoffe zu bilden. die die schwersten Strankheits- ficht auf das Mindestmag einzuschränken und durch zielbewußte erscheinungen auszulösen imstande find. Abgesehen von diesen durch erste Hilfe ihre Lebensgefährlichkeit möglichst abzuschwächen. C. Bgg. nachträgliche Veränderung ihrer chemischen Zusammensetzung giftig
Beranti. Redakteur: Richard Barth , Berlin . Drud u. Verlag: VorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.