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grüne Brandenten mit rostroter Brustbinde, die sich sowohl durch

diesem Brutplate auch Enten und Gänse. Dort schwimmen schönenatur- Paradoxe. Wenn man irgend femand, ber mit Naturwissenschaftliches . ihre Taunen als ihre Eier sehr verdienstlich machen. Zu ihnen atemloser Aufmerksamkeit dem Steigen eines mit Gas gefüllten gesellen sich die Stockenten, die von allen Entenarten in den auf Ballons zusieht, sagen würde, daß der Ballon eben deshalb nach den ostfriesischen Inseln errichteten Vogeltojen am häufigsten ge- oben steigt, weil die Erde ihn nach unten zieht, so wird er das Ge­fangen werden. Auch die kleine Kridente, die Delikatesse von Föhr , fagte zuerst bestenfalls für einen übel angebrachten Scherz ansehen. hat hier ihre Brutplähe. Zwischen den Enten bewegt sich treibend und dennoch ist es buchstäblich wahr: die Anziehung der Erde, die und drehend die allbekannte Graugans, die zu Winterszeiten in fich ungleichmäßig auf die gleichen Raumteile der dichten Luft und des Scharen das Festland besucht und sich überall niederläßt. viel dünneren Leuchtgajes verteilt, bewirkt letzten Endes, daß der Ballon Wir verlassen die Insel mit ihrer großartigen Kolonie. Unter- mit Gas nach oben sozusagen hinausgepreßt" wird. Dasielbe Ber tvegs erzählt uns der Vogt noch, daß den Nestjungen und Eiern gar fahren, dem scheinbar Bekannten und Alltäglichen die paradorale, mancherlei Gefahren drohen und er recht sehr auf dem Posten sein dem gefunden Menschenverstand" widersprechende Form zu geben, müffe, damit die Räuber nicht überhand nehmen. Marder, Wiesel läßt sich fast auf alle und jede Naturerscheinung ausdehnen. Welchen und Ratten sind gefährliche Nestplünderer und abgesehen davon, Zweck hat das aber? Nun etwa denselben wie der Zusatz von Würze daß sie zu guter Lezt die Kolonie vollständig zerstören würden, muß und dergleichen zu unserer alltäglichen Speise: die geistige Aufnahme­ihnen der Beamte auch deshalb auf den Pelz rücken, weil er nicht fähigkeit wird angeregt, manche Erscheinung, die ihrer Alltäglichkeit nur zur Pflege der Kolonie verpflichtet ist, sondern zur Legezeit wegen zunächst gar nicht beachtet wird, tommt auf diese Weise überhaupt aus allen Nestern Gier sammeln und sie an der Stunden weit erst zum Bewußtsein, die Gesetze, die zu toten Formeln hinabzufinten entfernten Küste an eine Hebestelle abliefern muß, die den Versand drohten, bekommen auf einmal neuen Reiz und frisches Leben. So besorgt. Die Eier gelangen wegen ihres feinen Geschmades auf die ist es für jeden, der auf die pädagogische Seite der naturwiffen Tafel der Feinschmecker unter den Mynheers. Man schäßt die jähr schaftlichen Bildung das gebührende Gewicht legt, eine hohe Genug liche Eierernte von Rottum auf 30 bis 40 000 Stück. Damit die tuung solch ein Buch anzutreffen, das das besagte Verfahren reichfließende Gierquelle nicht verfiegt, hat der Inselvogt beim tonsequent einschlägt und es ohne Uebertreibung und gesuchte Einjammeln alle Vorsicht und Schonung anzuwenden. Das Ab- Originalität mit Erfolg durchführt. Ein solches Buch, betitelt Natur suchen der Nester findet an jedem Morgen während der Legezeit Baradore", das Dr. C. Schäffer nach dem gleichnamigen englischen statt, nämlich dann, wenn die Vögel auf der Nahrungssuche sind. Wert bearbeitet hat, bringt uns der bekannte Verlag von B. G. Teubner Es geschieht in der Weise, daß die Weibchen von der Plünderung zum verhältnismäßig billigen Preise von 3 M. für das gebundene nichts merken, denn ein zu starker Eingriff würde über kurz oder und gediegen ausgestattete Exemplar. In etwa 70 Kapiteln werden lang die Kolonie veröden. Der Vogt ist aber auf seinem Gebiet ein die Gebiete der Phyfit, Chemie, Biologie und Psychologie durch Mann von Wissen. Er kennt die verschiedenen Arten der Seevögel, streift und überall solche Tatsachen aufgespürt, die der täglichen er kennt ihre Naturanlage und Legeart und weiß genau, wieviel Erfahrung ins Gesicht schlagen und dennoch ganz natürlich find. Gier er jedem Neste entnehmen darf, damit im Regegeschäft teine Wie ein Körper bergan rollt, wie eine Flüffigkeit durch Sieden Störung eintritt. Die letzten Gier bleiben zur Brut, um der Insel zum Gefrieren gebracht wird, wie faltes Waffer Hize erzeugt, dies ihre Tausende bon gefiederten Kolonisten zu erhalten. alles und ähnliches erfährt der Leser, der sich auf anregende Weise in den Naturerscheinungen zurechtfinden will, aus diesem Buch. Am gelungensten find, wie es sich übrigens aus der Natur der Sache selbst ergibt, die physikalischen, insbesondere aber die mechanischen Paradore. Wo die Prinzipien so flar und einfach. find, daß sie beinahe als selbstverständlich erscheinen, da nimmt jede scheinbare Verlegung des täglichen Erfahrungsbildes den Dafür ein Beispiel. Gleich Charakter eines Rätsels an. im ersten Kapitel wird ein Wagen präsentiert, der auf wagerechtem Boden leichter beladen als leer zu ziehen ist. Das flingt beinahe als eine Verhöhnung des gefunden Menschenverstandes, entpuppt fich jedoch als eine finnreiche Erfindung der japanischen J'inrifisha- Führer, die ihren fleinen Zweiradwagen so bauen, daß er nicht nur ein Beförderungsmittel für Baffagiere, sondern zugleich auch eine Stüge für sie selber darstellt. Die Gefeße des Hebels und der unterschied zwischen Rollen und Tragen von Lasten erzeugen durch ihr Zusammenwirken diese verblüffende Erscheinung.

Kleines feuilleton.

uns

Geologisches.

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Das Flugproblem vor Jahrtausenden. Wenn der Satz auf Wahrheit beruht, daß alles in der Natur veränderlich sei, so ist es eine zwingende Folgerung, fich die Verhältnisse der. Erde in ihrer Gesamtheit in früheren Zeiten der geschichtlichen Entwicklung völlig anders vorzustellen, als sie heute sind. Sogar die einzige Größe, für deren Veränderung sichere Beweise bisher noch nicht erbracht worden sind, die Umdrehungszeit der Erde um ihre Achie oder, was dasselbe bedeutet, die Länge des Erdentages, kann kaum diefelbe ge­wesen sein. Es ist anzunehmen, daß die junge Erde sich schneller gedreht hat und daß sich die Drehung noch weiter berlangsamen wird, wenn auch diese Veränderung so allmählich vor sich geht, daß fie bisher in den Jahrtausenden der menschlichen Geschichte nicht zu merten gewesen ist. Auch in allen Einzelheiten muß die Vergangen heit sich anders ausgenommen haben, zum Beispiel auch in der Etwas nicht minder Verblüffendes tritt uns gleich im zweiten Zusammenseßung der Atmosphäre. Schen lange ist der Verdacht Stapitel entgegen, wo nachgewiesen wird, daß bei einem D- Bug, der ausgesprochen worden, daß früher einmal mehr Kohlensäure im mit 90 Kilometer stündlicher Geschwindigkeit westlich in der Richtung Luftmeer enthalten gewesen sein dürfte, insbesondere zu der nach Hamburg fährt, jedes Rad eines jeden Wagens in jedem Augen­Beit, als die ungeheuren Steinkohlenlager sich bildeten. Das blid einen Teil an feinem Spurkranz hat, der sich mit 15 Kilo find zwar nur Vermutungen, aber es hat einen eigenen Reiz, meter stündlicher Geschwindigkeit oftwärts nach Berlin bewegt. sie mit Hilfe der Logik weiter zu verfolgen. Wenn mehr Kohlen- Auch diefer so unsinnig flingende Satz wird durch die nähere fäure in der Luft gewesen sein sollte, so" müßte auch der Luftdrud Betrachtung der Natur der rollenden Bewegung vollständig ein anderer und zwar höherer gewesen sein als jetzt. Db das nun lar. Und so bringt jeder im Buche beiprochene Fall, mag er der Fall gewesen sein kann, dafür läßt sich ein gewisser Grad von auch mehr oder minder paradoxal erscheinen, eine Belehrung und V. Th. Wahrscheinlichkeit gewinnen, wenn man die ausgestorbenen Tiere Anregung. Längstvergangener Zeiträume der Erdgeschichte betrachtet, die nach Art der Vögel und vielleicht als deren Vorläufer auf die Fort- Der Ursprung der Pfannen" in Südafrika . In bewegung durch den Flug angewiesen waren. Wenn diese Geschöpfe wirtschaftlicher Beziehung, sowohl für die Siedlungen als auch für erheblich größer waren, als man heute fliegende Tiere auf der Erde die Berkehrswege, haben die sogenannten Pfannen für Deutsch und findet, so muß man wohl den Schluß ziehen, daß früher das Britisch- Südafrika die größte Bedeutung. Es find flache, schalen­Fliegen leichter, also die Luft schwerer war. Dr. Harlé hat förmige Vertiefungen, in denen Quellen sich befinden und das in einem Vortrag vor der Geologischen Gesellschaft Frant Regenwaffer längere Zeit erhalten bleibt. Von Pfanne zu Pfanne reichs diesen Schluß in anschaulicher Weise durchgeführt. Er nimmt siehen sich die Verkehrswege, hier liegen die Siedelungen. Es gibt an, daß zwei Bögel, zum Beispiel zwei Schwalben, völlig gleiche Pfannen von wenigen Metern bis zu 30 Kilometern Durchmesser und Gestalt haben, nur daß die Längenmaße bei einer zehnmal größer von wenigen Zentimetern bis zu 50 Metern Tiefe. Fast alle zeichnen wären. Die Oberfläche dieses Zierkörpers wäre dann bei diesem sich in trockenen Beiten durch Ausbildung von Salzfrusten am Boden Bogel hundertmal größer, das Gewicht aber tausendmal größer. aus. Nach einem Aufiaß in Betermanns Mitteilungen" war Johnson Eine solche Schwalbe würde in dem jezt vorhandenen Luftmeer der erste, der auf die eigentümliche Entstehung der Pfannen durch bielleicht überhaupt nicht mehr zu fliegen vermögen, denn sie müßte die Tätigkeit der Tiere aufmerksam machte. Bo an Quellen oder mit hundertmal stärkeren Muskeln eine tausendmal größere Arbeit in tiefer gelegenen Gebieten in der trockenen Jahreszeit Wasser zu Leisten. Unter den ausgestorbenen Tieren gibt es nun aber Ge- finden war, sammelten sich nämlich die gewaltigen Tierherden der schöpfe, die noch zwischen den Bögeln und Reptilien stehen und Steppe, um zu trinken. Durch deren Hufe wird der Untergrund das Flugvermögen besaßen, aber an Größe alles übertrafen, erweicht und zerbröckelt, teilweise auch schon von ihnen allmählich was wir heute in der Vogelwelt sehen. Ein Pterodaktylus weggetragen; mit der fortschreitenden Austrocknung treibt dann der zum Beispiel ist mit einer Flügelweite von mehr als 8 Meter be- Wind die zerkleinerten Gesteinsmassen allmählich fort, um sie in der tannt, und übertrifft sogar die Spannweite eines Blériot - Fliegers. Näbe als Dünen abzulagern. Ein weiteres Locmittel für die Tiere, Seine Lebenszeit fiel in die Kreideperiode. In der noch weiter selbst in trodenen Zeiten, mag dann das am Boden auskristallisierte zurückliegenden Steinkohlenzeit aber hat es Libellen gegeben, deren Salz der Pfannen sein, das von den Quellen und periodischen Flüssen Flügelweite einen Meter betrug. Da solche Wesen in der Luft, wie hier abgelagert wird. Huftiere lieben bekanntlich leidenschaftlich das Salz; fie heute beschaffen ist, nicht fliegen könnten, so muß man wohl an- und unter ihrem Gewicht bricht nicht allein das Salz ein, auch das das nehmen, daß der Luftdruck auf der Erde früher ein beträchtlich runter liegende Gestein wird zersplittert und zermürbt, und neue größerer gewefen ist. Hätten damals schon Menschen auf der Erde Angriffsflächen werden für die Winderofion geschaffen. Jedenfalls gelebt, so wäre ihnen die Lösung des Flugproblems weit leichter haben wir hier eines der seltenen Beispiele, daß Tiere unmittel geworden. bar größere geologische Wirkungen auszuüben bermögen.

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Berantw. Redakteur: Richard Barth Berlin . Drud u. Verlag: BorwärtsBuchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.