-

622

Aber Pelle war ein Mann und ließ sich von keiner Frau| auf der Nase herumspielen. Entweder war man gut Freund, und dann machte man fein Aufhebens oder man war es nicht! Das wollte er ihr Sonnabend sagen und ihr zehn Kronen auf den Tisch werfen. Dann waren sie wohl quitt! Und wenn sie Schwierigkeiten machte, dann konnte sie ja eine Maulschelle kriegen. Das mit der Feuerung, die ausgegangen war, und daß sie dann den Sonntag auf der Straße zu­bringen mußte, das konnte er ihr nicht verzeihen. Das faß irgendwo in ihm und brannte wie ein böser Funke. Sie machte sich auf seine Rechnung zur Märtyrerin.

Eines Mittags stand er zusammen mit den Minören am Arbeitsplatz; Emil und er waren gerade in der Scheune gewesen und hatten ein bißchen Essen heruntergeschluckt, sie wollten auf den Mittagsschlaf verzichten, um einer großen Sprengung beizuwohnen, die in der Mittagspause, wenn der Hafen leer war, vorgenommen werden sollte. Der ganze Blat war geräumt, die Leute in den zunächst gelegenen Häusern hatten die Fenster geöffnet, damit sie nicht vom Luftdruck gesprengt würden. Die Mine war angezündet, sie hielten sich im Schutz unter der Zimmerwerkstatt und standen da und plauderten, während sie auf die Explosion warteten. " Die Kraft" war auch da. Er hielt sich wie immer in der Nähe und stand da und glokte mit seinem dumpfen Aus­drud, ohne teil an etwas zu nehmen. Sie nahmen sich seiner nicht an, sondern ließen ihn gehen und stelen, wie er wollte. ,, Deck Dich beffer, Belle," sagte Emil, nun gehts gleich Los." Wo sind Olsen und Ström?" fragte plötzlich einer. Sie sahen sich verwirrt an.

-

"

Sie halten wohl ihren Mittagsschlaf," sagte Emil, fie haben heute vormittag tüchtig geschnapft."" Wo liegen sie?" brüllte der Vorarbeiter und sprang aus seiner Deckung her­bor. Sie ahnten es alle, niemand aber wollte es sagen. Es audte in ihnen, als müßten fie alle irgend etwas unter­nehmen. Aber feiner rührte sich vom Fleck. Herr Jesus  ," fagte Bergendal, und schlug mit der Hand gegen die Felsen­wand. Herr Jesus  , seht!"

Die Kraft" sprang aus seiner Dedung hervor; er lief am Boden des Bassins entlang, in langen Säßen von einem Steinbrocken zum andern. Seine mächtigen Holzschuhe flapperten. Er will die Lunte wegreißen," rief Bergendal, ,, er erreicht es nicht mehr, sie muß ja ausgebrannt sein!" Es flang wie ein Angstruf. Weit hinaus über die, die es hören sollten. Dann folgten sie atemlos seinem Treiben, sie waren ganz aus der Dedung hervorgetreten. In Pelle zudte etwas Sinnloses. Er sprang vor, wurde aber im Naden gepadt. Einer ist genug," sagte Bergendal und schleuderte ihn zurück. ( Fortiesung folgt.)

-

Die Sachlage ist auch hier wieder nicht so, daß gerade die Pfahlbauer   selbst etwa die allerersten Erfinder der Metalltechnik gewesen seien. Dafür haben wir nicht den geringsten Anhalt. Be­weisen läßt sich nicht einmal, daß sie in ihrem Seewinkel für sich diese Metalltechnik unabhängig gefunden haben, während sie schon borher oder gleichzeitig an anderen Orten blühte; den ersten An­stoß fann schon fremder Import bei ihnen gegeben haben. Aber das Bedeutsame ist, daß auch diese entscheidende Wende zum Me­tall innerhalb der Pfahlbautengeschichte erlebt wurde und daß sie von uns hier noch miterlebt wird. Von wo immer die große Welle damals ausgegangen sein mag, um die engere Menschheitskultur in unaufhaltsamem Siegerlauf zu überfluten: wir sehen sie am festen Fleck dieser Hütten über dem blauen See herankommen, anbranden, ein ganzes älteres, in langen Generationen zäh weiter­gegebenes Milieu durchsetzen, auflösen, endlich neu auferbauen. Wir erleben das Ende einer Zeit und den Anfang einer Zeit inmitten der Pfahlbauwelt selber. Eine Aera sehen wir anbrechen, deren me­tallfroher, in Erz erschimmernder Pfahlbürger auf die eigenen steinzeitlichen Pfahlbauahnen mit einer Geringschäßung schon herabschauen lernte, fast wie wir heute auf das Pfahlbauertum überhaupt.

"

Wohl hat man ja in unseren eigenen modernsten Tagen auch gelegentlich noch erfahren, daß Reisende aus unserer Kultur, mit reichstem Schatz an Metallwaffen und Metallinstrumenten, in irgendeinem verborgenen Tropenwinkel etwa einen nadien In­dianerstamm fanden, der( bei sonst schon recht weit vorgeschrittener Gittenstufe) doch durch irgendeinen örtlichen Bufall bis auf diese Stunde ohne Besitz von Metallen geblieben war; auch da tonnte man dann sehr handgreiflich an den lebendigen Beuten Uebergang von Steinzeit" in Metallzeit" studieren. Aber das ist doch, recht besehen, etwas Grundanderes. Jene Pfahlbauer machten noch die gewaltige Urentwidelung dieser Dinge, denen auch unsere höchste Kultur von heute ihre Metalle verdankt, selber mit. Und das tann man besonders daran verfolgen, daß sie noch Anteil erhielten an dem stufenweise erst probenden Anfangsbau dieser Entwide­lung, an threr ersten allgemeinen Unfertigkeit. Einer jener In­dianer von heute bekommt etwa in die Hand, aus der eben seine leßte Steinagt legt, gleich einen Revolver allermodernster Non­struktion. Der Schweizer   Pfahlbauer   mußte noch ein Borstadium mitmachen, das, wie es scheint, gerade der Grundstamm der Kultur, auf der wir heute fußen, allgemein hat durchmachen müssen: er trat zu seiner Zeit zunächst erst in die sogenannte" Bronze­periode" ein.

"

Die Bronze in der Pfahlbauzeit.*) annen, mußten auf einen eigentümlichen Gegenſaß aufmerkſam

Lange hatten die Pfahlbauten schon geblüht. Viele, viele Ge­schlechter waren dahin gegangen, ihrer mühsam errungenen Kultur froh. Ganze Stationen hatten schon hier und da ihr Ende ge­funden, vom Feuer zerstört oder aus irgendeinem Grunde ver­laffen. Da geschah auch an diesem Fleck noch einmal ein ent­fcheidend gewaltiges Neues. Die Menschen gingen über zur Ber­wertung der Metalle.

Man hat mit Recht gesagt, das Werkzeug sei nur ein er weitertes Organ, die Technik eine Fortsetzung der Körperbildung. Der Speer ist eine verstärkte Hand, das Boot ein berbeffertes Schwimmorgan, das Kleid eine neue Stufe des Fells. Nun: so Tange hatte die Menschheit in diesem Werkzeug wirklich nur gleich­fam in Materialien des alten Körpergerüsts der Lebewesen weiter gearbeitet, in Tierhorn selber, in Holz, in Steinmasse, die unserem berſteinten Knochengerüst entsprach. Keine Pflanze, kein Tier hat es aber trotz Anwesenheit von Metallen im Leibe auf der Stufe der Organbildung zu einem Gerüst aus reiner Metallkonstruktion, zu einem ehernen Gußsfelett gebracht. Als das Werkzeug diese Grenze überschritt, da machte es aus dem Menschen ein Erden­wesen, dessen Kraft fortan tein anderes Geschöpf mehr widerstehen follte. Intelligenz und Metall haben zuerst den Kampf ganz großen Stils um die Erdherrschaft des Menschen eingeleitet. Das Mannesalter der Kultur brach hier an.

*) Aus W. Bölsches Feder ist im Kosmos- Verlag ein neues Bändchen der Serie:" Der Mensch der Vorzeit" erschienen ( Preis 1 M.) In klarer, anschaulicher Weise behandelt der Ver­fasser diesmal die Pfahlbauzeit, indem er alles Wissenswerte be­richtet und die mannigfachen Probleme dieser Periode( die Zähmung der ersten Haustiere, den ersten Getreidebau u. a.) abwägt. Wir geben hier einen Abschnitt des für alle Freunde der Kultur­geschichte empfehlenswerten Buches wieder.

Es ist ein alter Glaube, der noch bei den denkenden Köpfen der späteren Antike( 3. B. bei Lukretius) fortdauerte, daß diese eigentlich entscheidende altweltliche Kultur in die Stufe der Metall­verwertung nicht gleich übergegangen sei durch Kenntnis und Ge­brauch desjenigen Metalles, das später ihren absoluten technischen Mittelpunkt bildete: des Eisens. Ein anderes metallisches Ma­terial sollte diesem Eisen im Sinne organischer Stufenentwidelung borangegangen sein: das Erz oder, wie wir heute sagen die Bronze. Zuerst Stein dann Metall; aber nicht sofort Eisen; zwischen Stein und Eisen erst Bronze. Damals war das zweifellos noch eine wirkliche dunkle Erfahrungstradition. Erst im 19. Jahr­hundert wurde daraus dann eine rückwärts grübelnde wissenschaft­liche Hypothese. Skandinavische und norddeutsche Forscher, die in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts die alten Hünen­gräber" und" Heidengräber" ihrer Gegenden auszubeuten bes werden. Es war noch die Zeit, wo man von der älteren diluvialen Steinzeit nicht viel wußte, gerade diese Epoche kam aber auch im Norden, vor allem in Standinavien, nicht so in Betracht, da das Eis den Diluvialmenschen dort zu seiner Zeit nicht hatte auf tommen lassen. Alle diese nordischen Grabfunde gingen also schon auf die Epoche vom Beginn der neolithischen Kultur bis zum An­bruch der engeren historischen Zeit. Eben für diesen Abschnitt der Kulturgeschichte offenbarten sie aber einen geradezu aufdringlich regelmäßigen Sachverhalt. Neben rein steinzeitlich ausgestatteten Grabstätten gab es da andere mit Metallbeigaben( Waffen, Schmud und dergleichen). Unter diesen Metallstätten aber zeigten sich solche mit reinem Bronzematerial und andere, die bereits Eisen verwer­Man versuchte also eine Chronologie mit Stufenfolge. teten. Christian Jürgensen Thomsen  , der Direktor des Museums nor­discher Altertümer in Kopenhagen  , proklamierte 1836 als geschicht­liche Reihe eine Steinperiode, eine Bronzeperiode und eine Eisen­periode der nordischen Altkultur. Der Mecklenburger Friedrich Lisch  , Leiter der wissenschaftlichen Sammlungen in Ludwigslust  , und Danneil zu Salzwedel   fanden die gleiche Idee ungefähr um dieselbe Zeit selbständig in Deutschland  . Und diese Dreiteilung wurde bald von dorther fieghaft und drang in alle Lehrbücher. Als man in der Folge des Jahrhunderts mehr und mehr auch die alten Stammkulturen im Ostwinkel des Mittelmeeres statt bloß aus den philologisch gedeuteten Schriftquellen der antiken Literatur in ihren eigenen Altertümern mit Schaufel und Spaten aus der Erde zu graben begann, bestätigte die Theorie sich auch dort immer entschiedener. Wilde Gegenfämpfe, die sie zeitweise er­schüttern mochten, find schließlich doch wieder verrauscht. Sie be­steht heute beffer als je, wenn man fie bloß nicht fünftlich einseitig machen will. Daß im Einzelfalle direkt an die Steinverwertung Eisenbenubung anschließen konnte und gelegentlich auf der meiten Erde auch einmal angeschloffen hat, darf nicht bestritten werden. Aber der echte Grundstamm menschlicher Hauptkultur ist diesen