Warum sollte ich wohl predigen? Weil ich fromm bin? Das bist Du ja auch: jeder, der froh und zuftieden ist. der ist fromm." Ich bin keineswegs zufrieden I" entgegnete Pelle und rollte sich auf den Rücken, alle Viere in der Luft.Aber Du ich begreife nicht, daß Du Dir nickt eine Gemeinde schaffst, Du hast ja das Wort in Deiner?.cht." Ja, wenn ich so gestaltet wäre wie Du, dann würde ich es schon tun. Aber nun bin ich ja bucklig!" Was tut das? Du machst Dir ja doch nichts aus den Frauen." Nein, aber ohne die kann man nichts ausrichten: sie ziehen die Männer und die Kinder nach sich. Eigentlich ist es sonderbar, daß sie es gerade sein müssen, denn die Frauen, die machen sich ja eigentlich nichts aus Gott ! Sie haben nicht die Fähigkeit, hinter die Dinge zu gehen. Sie wählen nur nach dem Aeußeren, alles müssen sie sich auf den Leib hängen als Staat, auch die Männer, ja, und den lieben Gott am liebsten auch: sie haben Verwendung für das Ganze." Pelle lag eine Weile da und wühlte in seinen zerstreuten Erfahrungen.Marie Nilsen war aber nicht so," sagte er sinnend.Sie schenkte gern das Hemd vom Leibe weg und verlangte nichts für sich selbst. Ich habe treulos gegen sie gehandelt, ich habe ihr nicht einmal Adieu gesagt, ehe ich hinauszog." Dann mußt Du sie aufsuchen, wenn wir in die Stadt kommen und Deinen Fehler eingestehen. Ihr hattet also keine Liebschaft miteinander?" Sie betrachtete mich wie ein Kind, das habe ich Dir doch gesagt." Sort lag eine Weile schweigend da. Wenn Du mir helfen wolltest, dann wollten wir schon eine Gemeinde gründen! Ich kann es ihren Augen ansehen, daß Du die Macht über sie hast, wenn Du nur wolltest. Wie nun zum Beispiel die Töchter auf dem Weidenhofe. Tausende würden uns anhängen." Pelle erwiderte nichts. Seine Gedanken wanderten fragend zurück nach dem Weidenhof, wo Sort und er zuletzt gearbeitet hatten: er war wieder in dem naßkalten Zimmer mit dem allzu großen Bett, in dem das bleiche Mädchengesicht fast verschwand. Sie lag da und umfaßte ihre dicke Flechte mit der durchsichtigen Hand und sah ihn an: und hinter ihm wurde die Tür leise geschlossen.Das war eigentlich ein sonderbarer Einfall," sagte er und atmete tief auf.Einer, den sie nie vor Augen gesehen hatte: ich könnte noch weinen, wenn ich daran denke." Die Eltern hatten ihr erzählt, daß wir da waren und ge- fragt hätten, ob sie nicht wollten, daß ich mit ihr von Gottes Wort reden sollte. Sie sind ja fromm. Aber sie wollte D i ch lieber sehen. Der Vater war böse und wollte es nicht erlauben. Sie hätte sich bisher nie in ihren Gedanken mit jungen Leuten beschäftigt, sagte er, und sie soll ganz rein vor dem Thron Gottes und des Lammes stehen. Aber ich sagte, weißt Du denn so genau, daß der liebe Gott sich was aus dem macht, was Du Reinheit nennst, Ole Jensen? Laß die beiden nur zusammen kommen, wenn sie Freude daran haben kann. Dann machten wir die Tür hinter Euch zu, und wie war es dann?" Sort wandte sich nach ihm um. Du weißt es ja," antwortete Pelle verdrossen.Sie lag bloß da und sah mich an, als dächte sie, so sieht er aus und war so weit heruntergekommen. Ich konnte es ihren Augen ansehen, daß Ihr über mich gesprochen hattet und daß sie von allen meinen Schweinereien Bescheid wußte." Sort nickte. .(Lortsetzung folgt.)! Erleichterte Tragödien. Eine schlichte Frau aus dem Volke hat die praktische Nutz« onwendung aus dem Rekord-Schietzerlatz des Berliner Polizei« Präsidenten in überraschendem Scharfsinn sofort gezogen: als sie sich von einem lästig gewordenen Schlafburschen nicht zu befreien ver- mochte, lief sie zur Polizei, sprach von Einbrechern und alsbald hatte der unbequeme Liebhaber ein paar Schüsse weg. Man sollte künftig in solchen Fällen die Leute des Herrn V. Jagow stets bemühen. Die rauhen und lebensgefährlichen Tra- gödien des Daseins würden auf diese Weise wesentlich erleichtert. Sir deuten die Fülle humaner Möglichkeiten nur an... t. Der Ehegatte(kommt unvermutet in da» Schlafzimmer seiner Frau und sieht die Bescherung): Hall Ungetreue II(Erholt den Revolver heraus und überlegt die Reihenfolge. Für sich:) Es ist üblich: Erst er, dann sie, zuletzt ich... Verdammt, ich kann die Kugeln im eigenen Leibe nur schlecht vertragen. Laste ich mich aber aus dem Spiele, so überfällt mich dann die Justiz. Was also tun? (Grübelnd:) Wenn ich jetzt das Zimmer verlaste, so werden sie es, denke ich, verriegeln.(Er stürmt hinaus.) Er und sie: Gott sei Dan! I Schnell l(Sie sperren die Tür und rücken einen schweren Schrank vor sie.) Der Ehegatte(nebenan durchs Telephon): In meinem Hause find Einbrecher. Schicken Sie sofort Hilfe. (Zehn Minuten später.) Der Ehegatte(mit ihm zwei Polizisten, stützt mit den Stiefeln an die Tür des Schlafzimmers, schreit): Aufmachen: Oeffnenl Er und sie(sich umarmend): Die Tür ist fest. Der e r st e P o l i z i st: Das werden wir gleich haben! Der zweite Polizist: LoS! (Sie drücken die Türfüllung ein und schießen. Die Kugeln treffen.) Der Ehegatte: Besten Dank, meine Herren l Der erste Schutzmann: Die sind hin I Der zweite Schutzmann: Die brechen nicht wieder ein. So'ne Jenieinheit I Nu nehmen sie jleich ihre Mächen mit! Der Ehegatte(leise, sinnend): Die Kalkulation war richtig. (Laut:) Einen schönen Gruß an Herrn v. Jagow I 2. (Auf der Strotze.) Die Braut(rasend): Elender, Du willst mich jetzt verlasten? Der Bräutigam(ruhig): Es scheint mir in der Tat so I Die Braut: So lohnst Du mir meine Treue? Der Bräutigam: Ich finde meine Untteue lohnender. Die Braut: Da, nimm dieses I(Sie holt eine Flasche Vitriol aus der Tasche.)... Nein, das bist Du nicht wert I(Ruft:) Schutzmann I Schutzmann I Ein Schutzmann: Was ist los? Die Braut: Dieser Herr da versuchte mich soeben zu ver- gewaltigen. Der Schutzmann(packt den Bräutigam beim Genick): Warte, Brüderchen. Der Bräutigam: Lasten Sie mich los. Das Frauen- zimmer lügt. Der Schutzmann: Keinen Widerstand I Oder Der Bräutigam(versucht sich loszumachen)... Di» Braut(mitleidig): Armer Schutzmann, Sie werden sich gleich strafbar machen... Der Schutzmann: Lb. richtig I Fast Hütt' ich'S vergessen. Danke schön, junge Frau...(Er schießt.) Der Bräutigam(bricht zusammen): Jagow l! l Die Braut(dem Schutzmann die Hand drückend): Ja. d a S ist ein Mann, Ihr Jagow, und(aufleuchtend) dabei unverheiratet. Ich mutz zu ihm... Er hat mich von einem Schurken befreit... Bielleicht... 3. (In einem Weinrestaurant.) Der erste Herr(ißt eine Poularde): Das Fleisch könnte zarter sein. Der zweite Herr(tritt plötzlich an den Tisch und versetzt dem ersten Herrn eine Ohrfeige): Da, Schurke I Der erstk Herr: Aul(Für sich:) Unangenehm, ich bin Leutnant der Reserve. Mit Ehren behastet.(Holt seine Visitenkarte hervor.) Mein Herr... Der zweite Herr: Ich stehe zur Verfügung. Der er st«Herr: Ich werde sofort da« Rotwendige ver- anlasten.(Uebcrlegend, leise:) Ein Duell? Hm I Es gibt Duelle. in denen man selbst erschossen wird. DaS ist peinlich... Und dann istS auch strafbar.(Laut:) Einen Augenblick, mein Herr! (Er geht hinaus und kommt mit einem Schutzmann wieder.) Der erste Herr: Das ist der Kerl, der eben öffentlich die unflätige Majestätsbeleidigung ausgesprochen hat. Der Schutzmann(entrüstet): So was I In so'nem feinen Restaurang I (Er legt dem zweiten Herrn Handschellen an.) Der zweite Herr: Ruhren Sie mich nicht an. Ich bin... Der Schutzmann(gemütlich): Du bist j e w e s e n.(Er schießt. Der zweite Herr fällt zu Boden.) Der erste Herr(dem Sterbenden die Hand reichend): Ich bin der Glücklichere in dem Duell. Ich zürne Ihnen nicht mehr... Versöhnen wir uns.(Er gibt dem Schutzmann ein GlaS Wein.) Auf JagowS Wohl! 4. (Eine Menschenmenge stürzt dem Klamotlen-Karl nach, der so» eben eine alte Frau ermordet und beraubt hat.) Die Menge: Greift den Mörder... den Mörder I... Schutzmann 1 1 Der Schutzmann packt Klamotten-Karl am Kragen. Klamotten-Karl(lüftet den Hut): Halt, Kollege I Ich bin doch der, der den Arbeiter Hermann erschlagen hat!