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Kirschferne geschimpft, bie heimtüdisch auf der Straße liegen und dem nichtsahnenden Wanderer oft gefährlich w den. Allerdings ist es der Mensch selbst, der so leichtsinnig mit ten Obstfernen um­geht; sind sie ihm doch zu nichts mehr nühe und lästig. Dabei ver­gißt der Obstesser ganz, daß gerade der Kern im Grunde das wich­tigste am Obst ist, daß er den Samen umschließt, der allein die Fortpflanzung der Frucht auf natürlichem Wege ermöglicht. Die Bedeutung des Kernes kommt schon darin zum Ausdruck, daß die Obstsorten nicht nach ihrem Fleisch, sondern nach ihren Samen eingeteilt werden in Kernobst und Stein obst. Dieser Unter­schied bedarf keiner weiteren Erläuterung. Neberdies weiß sowohl der Obstzüchter wie der Chemiker sehr nüßlichen Gebrauch auch von den Obstkernen zu machen. Die verschiedenen Obstarten find allerdings in dieser Beziehung nicht alle gleich nüblich; so ist mit Aepfel- und Birnenlernen nicht allzuviel anzufangen. Immerhin kann aus Birnenfernen ein wohlschmeckendes Del gepreßt werden. Anders ist es dagegen mit der Quitte. Aus ihren Kernen ge­winnt man einen Schleim, der in der Arzneikunde als fühlendes Mittel gilt. Auch in der Kosmetik war der Quittenschleim früher sehr gesucht; jebt ist er völlig aus der Mode gekommen. Heutzutage benuben ihn die Appreteure als ein vorzügliches Mittel für alle Faserstoffe, die, in Quittenfernabfochung gewaschen und zwischen Papier getrocknet, einen zarten Glanz annehmen.

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Schach.

Unter Leitung von S. Alapin.

H. Rink.

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Weiß zieht und erzwvingt Remis.

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Schachnachrichten. Am 21. August beginnt das inter­nationale Meisterturnier in Karlsbad . Die Preise betragen in Kronen: 3000, 2000, 1400, 1000, 800, 600, 500, 400, 300.

Eine Südfrucht, die bei unseren Kindern nicht wenig beliebt ist, das Johannisbrot, liefert aus ihren Kernen einen ähn­lichen, allerdings etwas gröberen Schleim. Teils zu den Süd­früchten gehörig, teils einheimische Obstarten sind Pfirsiche und Aprifosen. Auch deren Sterne haben ihren Handelswert. Die Lösung.( 12. Auguſt. Amelung, Beiß: Kf3; Tg8; Lc5. Pfirsichkerne geben gebrannt eine feine Malerfarbe, das Pfirsich- Schwarz: Kh1; Bh2. Weiß zieht und gewinnt.) 1. Kg4, Kg2; fernschwarz. Es gibt ja nicht wenige Maler, Sie zu den künstlichen 2. Tf81, h1D( 2. Kh1; 3. Tf2, Kg1; 4. Ta2, Kh1; Farbstoffen fein rechtes Zutrauen haben und nur auf die" Natur- 5. Ld6 2c.); 3. Ti2t, Kg1; 4. Kg3, Dd5; 5. Tfo nebst 3+. produkte" schwören. Bon besonderer Bedeutung sind die Mandel­ferne. Shre vielseitige Verwendung in der Koch- und Konditor­tunst ist allbekannt. Nicht so bekannt ist, daß die angeblichen Mandelferne oft genug auf dem Aprikosenbaum gewachsen sind. Nicht minder wichtig wie für den Buderbäder und Marzipanfabri­fanten sind die bitteren Mandeln für den Apotheker. Jeder, der schon einmal längere Zeit auf die Herstellung eines Rezeptes hat warten müssen und sich dabei die lateinisch beschriebenen weißen Gefäße in der Apotheke etwas näher angesehen hat, wird darunter cins mit der Aufschrift Amydalac. amar." gefunden haben, was auf deutsch bittere Mandeln" heißt. Man gewinnt aus den Mandelkernen physiologisch wirksame Bitterstoffe und Blausäure. Weiter wird daraus Mandelöl und Mandeltleie bereitet. Aus den Kirsch und Pflaumenkernen wird das Kirschwasser und das Zwetschgenwasser gebrannt, eine landwirtschaftliche Industrie, die besonders in Baden, im Elsaß , in der Schweiz und in Frank­ reich betrieben wird.

Bittermandel-, Aprikosen- und Kirschkerne enthalten Stoffe, die so interessant sind, daß sich die größten Chemiker damit ein­gehend beschäftigt haben. Man findet oft angegeben, daß die ge­nannten Kerne Blausäure, das furchtbare, augenblickich tödlich wirkende Gift, enthalten. Das ist in dieser Form nicht richtig. Die genannten Kerne enthalten eine Verbindung, die aus Bitter­mandelöl, Blausäure und Traubenzuder zusammengesetzt ist. Diese Berbindung heißt Ambgdalin, ein Name, der bon Amygdalus communis, der botanischen Bezeichnung des Mandelbaumes, her= geleitet ist. Diese Verbindung ist an und für sich unschädlich. In den Sternen ist nun aber noch ein Stoff enthalten, der diese Ver­bindung zerlegt und das Gift freimacht: das Emulsin. Dieses Emulsin ist ein Ferment. So werden organische Stoffe genannt, Die chemische Prozesse einleiten, ohne selbst daran teilzunehmen. Das Emulsin nun ist es, das die unschädliche Verbindung Amyg­alin zerlegt und die Blausäure zur Geltung fommen läßt. Justus von Liebig , Berzelius und andere große Chemiter haben sich mit Untersuchungen dieser Stoffe beschäftigt. In neuerer Zeit fand der Berliner Chemiker Emil Fischer eine Tatsache, die für die organische Chemie von größter Wichtigkeit ist. Er ließ auf das Amygdalin nicht das aus Aprikosenfernen rein dargestellte- Emulsin, sondern das auch die Alkoholgärung hervorrufende Fer­ment der Hefe, die Hesemaltase, einwirken. Dabei zeigte sich, daß das Amygdalin nicht völlig abgespalten wurde, sondern nur den Traubenzuder abgab, während Blausäure und Benzaldehyd ver­einigt bleiben. Das war nicht weiter erstaunlich. Als die geschil­derie Spaltung vor fich gegangen war, änderte Fischer die Ver­fuchsbedingungen, und nun wirkte die Hefemaltase nicht zerstörend, sondern aufbauend, synthetisch statt analytisch. Dasselbe Ferment, das erst gespalten hatte, veranlaßte die Bestandteile, sich wieder zum Amygdalin zu vereinigen. Das war deshalb eine höchst bedeut­fame Entdeckung, weil auf Grund von Theorien vorausgesagt wor­den war, daß diese Wirkung eintreten müsse. Diese chemische Lei­stung ist in ihrer Art nicht minder bedeutungsvoll, als es für die Aftronomie etwa die rechnerische Entdedung des Blaneten Neptun durch; Leverrier gewesen ist, der die tatsächliche Auffindung des er­rechneten Sternes durch Galle fagre.

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Ricegambit. Das theoretische Ergebnis des Forschungs turniers in München ist von manchen Fachblättern nicht genau an gegeben worden, weshalb wir uns veranlaßt fühlen, die einschlägigen Ausführungen unserer Schachspalten vom 29. Juli und vom 5. Auguft in schachtechnischer Beziehung zu ergänzen. Zu diesem Zwede be dienen wir uns der Glossen zur nächstfolgenden Partie. Ricegambit.

Am 28. Juli im Turnier zu München gespielt.

S. Alapin R. Spielmann

1. e2- e4 2. f2- f4 3. Sg1-13­4. h2- h4!

5. S13- e5!

e7- e5 e5Xf4! g7- g5! g5-84

Das Stieferikligambit" ist wohl die einzige theoretisch forrette Form des angenommenen Sönigsgambits", die bei bestem Spiel auf beiden Seiten zum Remis ausreicht.

5.

6. Lf1- c4 7. e4Xd5

8.0-0

Sg8- f6 d7- d5 Lf8- d6

8. d2- d4! genügt sicher zum Remis. Db auch der Tertzug ( Ricegambit") zum Remis ausreicht, ist das Thema der For schung.

8.

9. Tf1- e1 10. c2- c3 11. d2- d4

12. Dd1Xg4! Daß 12.

Ld6Xe5

Dd8- e7

Sf6- h5!

Sb8- d71

Sd7- f6!

LXd4+ gum Gewinn nicht ausreicht, hat sich durch ein Beratungsturnier in New Dort schon ergeben.

13. Dg4- e2

Bisher waren die Züge beiderseits Bu erforschen war, vorgeschrieben. ob der von Alapin herrührende Tert

zug das Remis für Weiß retten kann, nachdem andere Eventualitäten ( DXc8 oder Dg5) als ungenügend sich erwiesen hatten.

13.

14. De2Xe5!

Sf6- g4

Sonst folgt DXh4 mit Bernichtung. 14.

15. Te1Xeo

Sg4Xe5 Le8- e6

aus Behauptung der Dame spielt ( wie in gegenwärtiger Bartie aljo). Für den Fall, daß Schwarz die Dame gegenopfert, um sich mit der Qualität zu begnügen, verweisen wir auf die Partie unserer Spalte vom 29. Juli mit folgender Ergänzung zu DX05; deren Gloffen: 15.. 16. dxe5, Tg8; 17. Kf2, Lf5; 18. Lb5( 18. Le2?, Le4! 2c.) 18. c6; 19. dXc6, 0-0-0; 20. cxb7+, KXb7; 21. Sd2, Sg3 ( 21.... Td5; 22. a4! 2c.) 22. Sb3 2c. Beiß hat genügenden Bauernersatz für die Qualität.

16. Sb1- d2!

Auf 16. dxc6 folgt 16.....

f7-15!

16...... Sh5-27 Dder 16. DXh4; 17. Sf3, Dg3!; 18. dXe6, f6; 19. Te2!, Tg8; 20. T12 2c. Be6 ist sehr start. 17. Sd2- f3 Um den Bf4 zu deden.

18. d5Xe6

19. Lc1- d2

20. Tal- e1

21. h4- h5

De7-16

f7Xe6

0-0-0

Td8- e8

D16- h6

Sonst Te4 nebst Eroberung des Bf4.

22. g2- g4

Kc8- b8

Ein unnüßer Zug, der sich rächt. 23. Kg1-12

24. Tel- hi

Th8- f8

Dh6-16

TI8-17

Te8- g8

Erzwungen, da g4- g5 droht.

25. h5- h6 26. Lc4- d31 27. Ld3Xh7 Tg8- h8 Durch das Dpfer des Bh7 suchte

Schwarz statt Berluft des Sg7 nur mit dem Berluft von Qualität davon zukommen. Dieser Zwed wird zwar erreicht, aber die Partie wird sofort unhaltbar.

28. g4- g5 29. go- g6

30. g6X17

Df6- e7

Sg7- fo

Th8Xh7

31. Sf3- g5! Aufgegeben. Das Deutsche Wochenschach" be- Auf 31. Th8( 31. DX g5 hauptet: das Forschungsturnier hätte 32. 18D+) folgt 32. TXe6!, Dd8, ergeben, das Ricegambit" reiche 33. Te8, TXe8; 34. fXe8D, DXe8 zum Remis nicht aus, falls Schwarz| 35. h7, Dh8; 26. Sf7 und gewinnt

Berantw. batteur: Richard Barth , Berlin.-Drud u. Verlag: BorwärtsBuchdruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW..