nicht.

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Der Klang dieses Wortes riß ihn herum, er mochte wollen oder Einen Zopf Kaffee und eine Schnitte Brot können Sie friegen!" Als wenn er gefühlt hätte, was dieser Frau allein imponieren fonnte, machte er ein beleidigtes Gesicht und murrte trohig:

Ich bin kein Fechtbruder nicht! Ich will Arbeit!" Um den warmen Kaffee tat's ihm zwar leid, er hätte ihm gut getan, und eine Schnitte dazu, vielleicht gar mit Fett geschmiert, wie er es so gern: das Waffer lief ihm ordentlich im Mund zu­sammen bei dem Gedanken, und er mußte tüchtig schlucken, um feft zu bleiben.

Kurz aufgelacht hatte die Frau bei seinem Auftrohen, aber sie öffnete bie Werkstatt und rief hinein:

" Du, Paul, hier ist einer, der tut sich ums Arbeiten reißen!" " Immer od rein," lachte der junge Mann, Arbeit hat's genug bei uns!"

Gott   sei Dant," fügte die Meisterin stolz hinzu. Die nicht allzu geräumige Werkstatt hatte drei Fenster: eines an der Giebelseite ging nach dem Gemüsegarten hinaus, in dem auch unter sorglich hütendem Strohdach die Bienenstöcke aufgestellt waren, die beiden andern jahen in den steingepflasterten Hof. Die Hobelbank vor dem Giebelfenster stand leer, aber sie war sauber abgeräumt, und man sah, daß fie ständig benutzt wurde.

An der einen der beiden anderen Werkbänke arbeitete, die Hemdärmel bis zu den Ellbogen aufgefrempt, der junge Tischler. Er hatte ein breites, zweimal geleimtes Stück eingespannt, das eben erst in Arbeit genommen war: man sah auf der vom Schnitt rauben Fläche des Holzes erst wenige furge Streifen, die das scharfe Eisen des Schrubbers hineingebiffen hatte.

Mit ein paar Griffen räumte er die Lant ab, die der Tür am nächsten stand und mit Werkstücken aller Art vollgepakt war. Auf einige geleimte Bretter zeigend, die auf den vier Schraubstöden an der Hinterwand lagen, wies er dem Neuen die Arbeit:

" Da, bie Schrankfeiten wären auszuhobeln, aber fein, gelt?" Ein böser Blie streifte ben Meistersohn.

Ohne ein Wort zu erwidern, machte der Fremde sich an die Arbeit: spannte das Stück ein, prüfte und richtete das Eisen des Schrubbers.

Da fuhr ihm die Frau mit einer Frage dazwischen: Wollen Sie in Ihrem nassen Rödel arbeiten?" Machen Sie fich's ock bequem bei uns," spottete Paul, immer cunter mit der Frade!"

Dunkelrot im Gesicht, sah der Neue die Meisterin an: " Ich... ich... mein Hemd is nich mehr ganz gut!" Sie schippte nur mit dem Kopfe, als wollte fie fagen: das hab' ich mir schon gedacht! Aber es war doch ein wärmerer Zon in ihrer harten Stimme, als sie meinte:

Und die Schürze ist zu Fußlappen verbraucht, na gell?" Es war seltsam, wie weichen Glanz das flüchtige Lächeln dem strengen Gesicht zu geben vermochte.

Gib ihm deine andere Schürze, Paul!" ser Eine Weile fah fie dem Arbeitenden zu und beobachtete jeden feiner Sandgriffe scharf, sagte aber nichts und machte sich bald in der Werkstatt au schaffen. P

Kein Wort wurde gesprochen, jeder arbeitete eifrig: die Schrubber schurrten, die Sobel freischten, die Raubbänke gaben ihren langgezogenen schneidenden Pfiff und spieen brette, glatte Späne, bis die Puthobel an die Reihe kamen und dem Breit die lebte feine Glätte gaben. Dazu Inatterte und lachte das lodernde Serdfeuer, das all die Späne fraß, die der Fleiß der beiden Schaffenden häufte, und zischend brodelte der Leim, den die Mei­fterin unter ständigem Umrühren abkochte.

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Eva

( Fortjehung folgt.)

Der Laubenkolonift als Gärtner und Kleintierzüchter.

viel-, wenn auch etwas unstimmiges Konzert, das die Gemüter er. heitert und Malz- oder Bohnentaffee würzt.

Wenn wir eine unserer Laubenkolonien durchschreiten, so fallen uns überall die groten Drahtiästen auf den Dächern auf, auf jedem zehnten Dach steht oft eine solche Riste, bevölkert mit schmächtigen, meist langoeinigen Tauben. Die Naffen, aus der Gruppe der lang-, furz- und mittelschnäbligen Tümmler, die hier gehalten werden, bilden ein wichtiges Spekulationsobjekt des Laubenkolonisten; sie werden nicht nur in den sogenannten Tauben­börsen, als welche gewisse Vorstadtkneipen firmieren, sondern auch in den Markthallen auf den Geflügel- und speziellen Taubenaus­stellungen lebhaft gehandelt. Auf den Ausstellungen zeigen Preise von 200, 300 und selbst 500 M. pro Stück, wie hoch der Besizer seine rafseechten Tiere oft einschäßt. Freilich stehen diese Preise meist nur auf dem Papier, wenn sich nicht zufällig einmal ein über­geschnappter Engländer einfindet, der seine Goldfüchse in beliebiger Zahl ftrupellos für eine Berliner   Blaubunte oder für einen Kupfergimpel hergibt. Wenn Mutter Sonntag früh im Garten gräbt, gießt oder jätet, sitt Vater auf dem Laubendach, in beiden Händen eine lange Stange mit rotem Wimpel haltend und fie träftig schwingend. Die kleinen Jungen fizen neben ihm und lernen fo frühzeitig den Flugtaubensport. Das ist teine wirtschaftliche Nutzzucht, sondern nur eine Liebhaberei, die nicht nur in Berlin  , sondern auch in anderen Groß- und Mittelstädten verbreitet ist. Und überall hat man besondere Rassen; so in Stralsund   die Wolken­stecher, in Danzig   die Hochflieger, in Königsberg   die Reinaugen, in Wien   die Gamseln, in Peft die Geftocherten usw. Es sind alles Lauben, die man fliegen sehen will, bie man beshalb einjagt und im Jahr nur zwei bis drei Bruten machen läßt, um die Flug­leistungen nicht zu schwächen. Kommt wirklich mal ein solches Zäubchen in den Schmortopf, dann sieht es armselig genug aus, und das Abnagen des geringen Fleisches von den vielen Knochen macht eine Heidenarbeit, für welche jede reelle Unterlage fehlt. Von den schweren Nutrassen, bei welchen ein Nestjunges oft ein halbes Kilo schwer ist, wiegt jede einzelne drei bis vier unserer Flugtauben auf.

Für die wirkliche Nuhtaubenzucht kommen eigentlich nur unsere gewöhnliche Feldtaube und die gewöhnliche Antwerpener Brieftaube in Frage. Diese Tauben suchen weithin bie Felder nach Unkraut­sämereien, Pflanzen- und Insektenkost ab, und nach der Getreide­ernte mästen fie sich mit Finken und Rabenvögeln gemeinsam an den Tausend und Abertausend ausgefallener Körner, die für den Landwirt sowieso berloren find. Die Arbeitsamkeit dieser Rassen überhebt den Laubenkolonisten im Winter einer schweren Sorge, derjenigen der Beschaffung des Trinkwassers. Mag es auch Stein und Bein frieren, die genannten Felbtauben werden trotz alledem offenes Wasser zu finden wissen, wo sie ihren Durst löschen, und wenn es stundenweit entfernt ist. Das Futter kann man dann in automatischen Futtergefäßen reichen, das heißt auf Vorrat für drei bis vier, ja felbst für fieben Tage. Wohl gibt es im Handel automatische heigbare Saufgefäße, ich habe sie aber in allen mög­lichen Arten erfolglos durchprobiert. Mögen sie nun mit Briketts oder mit Brennöl geheizt werden, bei strenger Rälte frieren fie auch bei zweimaliger täglicher Erneuerung der Heizung sicher ein und verfehlen damit ihren Beruf. Aus diesem Grunde muß sich der Geflügelhalter, der im Winter nicht täglich auf seiner Par­selle ist, deshalb nicht für frisches, angewärmtes Saufwasser sorgen fann, auf die Haltung von Feld- und Brieftauben be­schränken.

Aber zäh, wie der Laubenkolonist nun einmal ist, hält er auch an der Zucht von Großgeflügel feft. Hühner find in der Lauben­folonie eine alltägliche Erscheinung, Buten, Enten und Gänse nicht selten. Viele Kolonisten scheuen im Winter tägliche Eisenbahn­fahrten oder lange Fußmärsche nicht, nur um ihr Geflügel zu ver­sorgen. Das Wasser sucht man vielfach, der Not gehorchend, durch fleingeschlagene Gisstüde zu ersetzen, die man auf Borrat gibt. Andere nehmen das Geflügel im Winter mit heim, um es in Kellern oder Bodenräumen zu überwintern, in welchem Falle dann natürlich von nennenswerter Gierproduktion keine Rede sein kann. Alles in allem bleibt die Geflügelhaltung für den Laubenkolonisten

eine ziemlich kostspielige Liebhaberei, ba die Abfälle, welche die fleine Laubenparzelle für die Sühnerhaltung bietet, kaum in die Wagschale fallen. Mit gefochten Kartoffeln und aufgeweichten alten Brotabfällen nebst Grünfutter ist Geflügel auf die Dauer nicht zu erhalten. Die gestampften Kartoffeln müssen schon mit leie, zur Abwechselung auch mit Maismehl vermischt werden, und zur Abendfütterung sind Körner, Gerste oder Weizen, nicht zu ent­behren. Roggen, der etwas niedriger im Preise steht, ist ein schlechtes Körnerfutter und wird auf die Dauer überhaupt nicht genommen.

( Ieintierzucht auf der Laubenparzelle.). Wenn man sich einmal die Mühe nehmen wollte, eine unserer großen Laubenkolonien auf ihren Inhalt hin eingehender zu prüfen, so würde man zu der Ueberzeugung gelangen, daß jede dieser Kolo­nien, mag sie heißen wie sie will, nicht nur eine große Gartenwirt schaft, zusammengesezt aus hunderten und tausenden kleiner Beete, fondern daneben noch eine Art Gutswirtschaft, richtiger gesagt, Der Hühnerzucht ist auf der Laubenparzelle auch der allzube­einen awar nicht arten-, aber inhaltsreichen Zoologischen Garten darstellt. Fast jeder Laubenkolonist reitet, wie man au fagen pflegt, schränkte Raum hinderlich. Gerade unsere besten Legehühner sind In einer Voliere fein Stedenpferd, oft auch mehrere. Das Hauptsteckenpferd bildet leichtfüßige, halbwegs flugfähige Tiere. natürlich die Gartenfultur, weil sie von der Frau der Laube fühlen fie fich unglücklich und legen dann schlecht. Freier Auslauf unterstützt und hochgehalten wird, dann kommt aber die Tierzucht auf die Barzelle ist nur dann möglich, wenn man auf jede Garten­gleich an zweiter Stelle. Ich will nicht von den Goldfischen reden, fultar verzichten will und nicht auf Suchbarn Rücksicht zu nehmen die über Sommer in fleinen Kastenaquarien am Laubenfenster hat. Die leichten Landhühner fliegen beffer, als man glaubt. Zäune stehen, und nicht von dem Piepmak, der im Bauer an der Lauben- von 1 bis 2 Meter Höhe nehmen sie mit Leichtigkeit, selbst noch veranda hängt und mit seinem freifliegenden Anhang die Mufit- mit total verschnittenen Flügeln. Infolgedessen richten sie in den tapelle ersept. Sobald er seine Stimme in Raften ertönen läßt, Nachbargärten böse Verheerungen an, was zu ewigen Aergernissen antworten ihm Gevatter Fink und Spaß, und bald ertönt dann ein führt. In Frage kommen also nur flugunfähige, schwere Rassen