fiJunberlid» erschien. O ja, er hatte sich noch! Und er würdesich immer behalten, was auch noch kam! Das war die Geistes-gegenwart, die man auf der Landstraße erwarb, im stündlichenKamps mit so und so viel Gefahr und Unbill und Menschenlist,die Witterung des Vogelfreien.„Wann— wann!?" Ter Jude zog die Achseln hoch unddrehte die Handflächen nach außen.„Nri, wann wird es seingewesen, wenn ich eben war im Schloß?"Wieder dieser Krampf in der Kehle, diese kurzen, hartenHerzschläge. Doch der Kopf blieb diesmal frei.„Ich dachte, der Herr wär' auch vom Schloß," Legann erMit einem Blick nach dem Mexikaner.„Sami meint das gnädige Fräulein von Schönbach,"erwiderte dieser.„Ich gehör' zum Lorowitzer Dominium.llebrigens," setzte er nach einer Weile hinzu—„eine Wirtschaft haben sie dort! Und wenn die Komtesse mit den altenFutterreitern den Stallknecht hinauswürfe uitd den Verwalterhinterdrein, hätte sie sich auch nicht vergrisfen."lFortsctzung folgt.)(NachdruZ verdotcn.Z� Die JVIcirtenn.In einem Zuge arbeiteten die beiden Männer, wenn der eineMit dem Schrubben fertig war, griff auch der andere zum Hobel,gleichzeitig schrien die Rauhbänke und zirpten die Putzhobel. Manch-mal war Paul dem Fremden ein Stücklein voraus, dann flog esdem nach einem raschen Seiteublick um so schneller von der Hand,und was ihm, dem Schmächtigen, an 5träften abging, ersetzte erdurch größere Erfahrung, die sich alle Kniffe zunutze zu machenweiß. Toch immer blieb seine Arbeit gleich sauber und akkurat,und darin war er Paul entschieden über, dem es auf einen Spanmehr oder weniger nicht ankam.Der Meisterin, die auch bei ihrer Arbeit den Fremden unterObacht hielt, entging das nicht, und ihr Gesicht wurde ein wenigheller. Wenn sie aber auch nichts sagte, so wußte der eS doch,daß sie zufrieden war; so oft sein Blick auch zu Paul flog, um fest-zustellen, wie weit er wäre, so häufig ging er. ohne sich ertappenzu lassen, zum Herd hinüber, und wenn er wieder zurück war unddir Arbeit musterte oder die Hobelschneide prüfte, glänzte er listig.Ein wohliges Gefühl durchdrang den Körper des Landstreichers,der wieder eine Winterheimat gefunden� hatte. Die Wärme, dieihn umschmeichelte, und das fleißige Schaffen lösten das letzteFrostgefühl aus seinen Gliedern. Der Geruch des kochenden Leimes,der aufdringlich scharf die Luft erfüllte, weckte in ihm alte Er-innerungen, und es waren auch liebe darunter, denen er sich gernehingab.Dies Träumen war nicht gut für ihn, er wußte es genau, abereS überfiel ihn jedesmal, wenn er nach langem Umherstrolchenwieder an einer Bank in Arbeit stand, mit solcher Gewalt, daß ersich nicht dagegen wehren konnte. Alles mußte er im Fluge neudurchleben, erst das Freundliche und Gute, dann auch das Häßliche.Und Lust und Qual weckten und förderten eine Schwäche desKörpers, die ihn in den Stunden der ersten Arbeit immer über-mannte, manchmal heftiger, oft auch schwächer, und die sich über-winden ließ, wenn er einen Schnaps hinuntergießen und die Kräftedes Körpers und des Willens durch den Alkohol neu anfeuernikonnte.Jedes Jahr erging es ihm so, und er hatte sich stets vorgesehen;ein paar Tropfen waren immer in der Flasche gewesen, wenn erin Arbeit trat. Heute aber bei dem Hundewetter war der Ent-fchluß zu plötzlich über ibn gekommen.Tie Meisterin, mit ihrer Arbeit fertig, hatte die Werkstatt mitder Küche vertauscht, um das Mittagessen zu bereiten. Er atmete erleichtert auf: nur unter diesen kalten, harten Augen nicht schwachwerden! Eine Weile ging es mit der Arbeit wieder flotter voran.Das hielt aber nicht lange vor. Die Stirn wurde ihm weißund kalt, die Hände bekamen das Zittern, die Füße wollten ihnkaum noch tragen, und das Wasser lief ihm im Munde zusammen.Er mochte die Zähne aufeinanderbeißen so fest er wollte, es halfnichts! Ter Schweiß lief ihm in Strömen über den Liörper, vorden Augen wurde es ihm schwarz, und die fahle Blässe ließ inseinem Geficht jede Linie, die Ausschweifung und Erschöpfunghineingegraben hatten, schärfer hervortreten.Der Hobel fiel ihm aus der Hand, und kraftlos ließ er dieArme sinken.Paul hatte nichts gemerkt; erst als die Rauhbank des andernnicht mehr pfiff, achtete er auf und sah das Schwanken des Ent-kräftcten, der an der Bank lehnend mit glasigen Augen vor sich hinstarrte.„Nanu, schon schlapp?"Die Verachtung des Robusten lachte aus der Frage und einTriumphieren über den Unterlegenen.Das rüstige Tarauflosschaffen des Neuen hatte Paul geärgert,nicht, weil es ihn zu rascherem Arbeiten zwang; aber es wurmteihn, daß der Fremde, der Landstreicher, sich herauszunehmenwagte, mit ihm, dem Meistersohn, um die Wette zu arbeiten, sichfhm vielleicht gar überlegen zu zeigen.Und noch dazu vor der Mutter, die alles sah und nie mit ihre«Tadel kargte.Ter Kraftlose hörte das Lachen in den Worten des anderen, bißdie Zähne zusammen und wollte sich aufrichten, um wieder zumHobel zu greifen; aber die Kraft versagte noch immer.„Schnaps," stöhnte er heiser,„ock a Stamperle Korn!"Nun lachte Paul laut heraus, als hätte der Fremde einen löst»lichen Spaß gemacht.JWntter!" schrie er zur Tür hinaus, und sein Nebermut klangin dem Worte mit.Ein wütender Blick der glasigen Augen traf den jungenMenschen, der noch vor sich hin kicherte, als die Mutter schon inder Tür stand mit einer unwilligen Frage im strengen Gesicht.„Du," prustete er, über seinen Hobel gebeugt,„Dein Arbeits-wütiger is schon schlapp geworden!"Sie warf dem Sohn einen finstern Blick zu, und der ducktesich, das Lachen verlernend, als hätte er einen Schlag bekommen.„Hunger wird er haben, gelt?" fragte sie, sich dem Mattenzuwendend, und das Mitleid gab ihrer Stimme wärmeren Klang.Alt und verfallen sah jetzt das verwitterte, mit hohen Bart-stoppeln bedeckte Gesicht des Bummlers aus, und der Frau, diejetzt erst ihn genauer ansah, war es, als grinse ihr ein anderes,ein nur zu wohl bekanntes Gesicht aus diesen Zügen entgegen.Da lief ein Schauer über den hageren Leib, den ein paar schwereAtemzüge erschütterten.„Ock a Stamperle Korn," bat der Kranke, und mühte sich, denKörper zu straffen, um nicht gar zu kläglich vor dieser Strengen zustehen,„da wird's gleich besser, wenn ich a Stamperle Korn krieg!"Da ging ein seltsames Leben in dem krankhaft fahlen Frauen-antlitz auf, in dem sich jäh alle Züge verschärften, und Zorn undUnwille standen wie eine drohende Gewitterwolke auf der fchmalenStirn. Es war eigenartig wild geworden mit einem Male, diesesharte Gesicht; in den Augen glühte es dunkel und drohend und umdie herben, fast geschlossenen Lippen lief ein feines Beben.Paul, dem keine Regung im Gesicht der Mutter entgangen war.duckte sich, denn er meinte nicht anders, als: nun müsse sie los-brechen. Er kannte sie doch und wußte, wie es auf sie wirkte, wennjemand in ihrem Hause Schnaps begehrte. Er machte sich, um vonihrem Blick nicht mit geschlagen zu werden, mit dem Hobel zu tun,aber seine Ohren spannten nach der Tür, und die Augen schienenum die Ecke sehen zu können.Und da wunderte er sich nicht w ig, als die Strenge nurzwischen halb geöffneten Lippen scharf hervorstieß:„Schnaps gibt's bei mir keinen nich!"Dennoch zuckte der Bummler wie unter einem Peitschenhiebzusammen, und ein heimliches Stöhnen quoll leise in seiner Brustempor.„Geh. Paul," befahl die Mutter seltsam weich für ihre Art,„hol'n Topf Kaffee. Ich Hab' ihn in die Röhre gestellt. Und bringeine Schnitte mit. Machs Messer nicht grade scharf am Brot, wennDu die Butter draufstreichst!"Und als der Bursche sie verwundert anstarrte, als habe ernicht recht verstanden, hatte er auch schon die Peitsche im Nacken:„Jeder Dich, alter Mährhammel, gelt?"Da fand er sich schnell zurecht: das war doch wieder dieMutter!Als er in die Werkstatt zurückkam, fand er neuen Grund zumWundern. Ter Landstreicher lag auf einem weichen Bett vonSpänen, der Mutter Schürze zu einem Kissen zusammengerolltunter dem Kopf. Wenn ihm, dem Sohn, einmal etwas fehlte— es kam jetzt überhaupt kaum noch vor—, da hieß es gleich: AlterWaschlappen, schlapper Kerl! Gegen die Strolche war sie merk-würdigerweise immer anders gewesen, und wenn sie nach Schnapsstanken wie die Pest! Aber hier zu dem, der sie direkt um„a Stam-perle Korn" gebettelt hatte? Das verstand er nicht!Von dem Brot brachte der Kranke keinen Bissen herunter, de»Hals war ihm wie ausgetrocknet; aber den Kaffee schlürfte ergierig, und Paul mußte noch einen Topf voll holen.So schnell wurde ihm davon doch nicht besser, als wenn ereinen Schluck Branntwein bekommen hätte, und am Abend nochfühlte er sich wie zerschlagen.Ein„Stamperle Korn" war eben doch die beste Medizin«(Fortsetzung folgt.),Kevelaer.Weithin dehnt sich das endlose Flachland der niederrheinischenTiefebene. Julisonnenbrand glitzert über die gelbreifen Erntefelder.Die sonst saftiggrünen Weideflächen, umsäumt von dichtbelaubtenHecken und stillen Wassergräben, an denen hohe Silberpappelnlispeln, sind falbgrau und kahl; die Grasnarbe ist von der tropischenHitze rötlich gebräunt. Nur an einzelnen nassen Stellen, wo sonstnur saures Gras wächst, sucht sich das Weidevieh noch kümmerlichsein Futter. Fern am Horizont zieht eine baumbestandene Chausseeeinem Kirchdorse zu. Die Eisenbahqstatione» Niuekerk, Aldekerkliegen zurück: das muß Kevelaer sesii. Man sieht eS an denlangen Wagenreihen der Extrazüge, die die Pilger schonin der Frühe hierher gebracht haben. Eine wahre Muster»kollektion verschiedenster Shjtemc von Personenwagen ver»