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er Ausreden, immer häufiger fam er mit einer kleinen Krehle" hervorgerufen wird. Aber weit gefehlt; nicht das geringste wird. heim. Doch blieb er stets Herr seiner Sinne, und da die Frau verändert, weder an der Stromquelle, noch an all den verschiedenen seiner sicher und keine von denen war, die dem Mann jedes Ver- Apparaten. Und doch arbeiten drahtlose Stationen nach Eintritt gnügen mißgönnen, an dem sie selber keinen Anteil haben können, der Dunkelheit auf weitaus größere Entfernungen als am Tage. ließ sie ihn gewähren. Sie meinte: wenn es ihr anders gefiele, würde sie ihm dies Treiben bald genug wieder abgewöhnt haben, denn sie wußte, welchen Einfluß ihr Wille auf die Entschließungen und das Verhalten des Mannes auszuüben vermocht hatte.

Sie ziehen sich nämlich eine in Laienkreisen unbekannte und in Fachkreisen leider viel zu wenig beachtete Naturerscheinung zu nuße, die sich darin äußert, daß unter gewissen atmosphärischen Bedingungen die nachts von drahtlosen Stationen ausgesandten elektrischen Wellen viel weiter wahrzunehmen sind, als dies am Tage der Fall sein würde. Diese Vorbedingungen herrschen in sud­lichen Breiten fast allnächtlich, während sie sich in unserem Zonen gürtel mehr auf die Monate Oktober bis März, also auf die Käl­iere Jahreszeit beschränken.

So gewöhnte sich der Meister immer mehr unter die Herrschaft des Schusters und gleichzeitig ebenso sehr an die des Alkohols, und er trieb es schlimmer und schlimmer. Als er kaum noch eine Nacht zuhause war, die Tage verschlief und die Gesellen in der Werkstatt treiben ließ, was sie wollten, erkannte sie mit Schrecken, daß der Haltlose einem Abgrund zutreibe und griff ein. Da war es schon Sehr zu bedauern ist es, daß die Wissenschaft sich bis heute noch zu spät, und sie mußte erfahren, daß sie alle Gewalt über ihn ver- so gut wie gar nicht mit der systematischen Erforschung und Er. loren hatte. Härung dieser gewiß nicht unwichtigen Erscheinung beschäftigt hat. Sie bat, flehte, beschwor ihn; weil aber keine Liebe ihn mit ihr Es ließe sich mit mäßigen Schwierigkeiten unter Beteiligung aller verband, blieb alles ohne nachhaltige Wirkung. Der goldgelbe großen Gesellschaften für Funkentelegraphie eine Statistik her­Glanz des schäumenden Bieres blendete die Augen, der süßlich stellen, die sich infolge der heute schon sehr bedeutenden Anzahl scharfe Geruch, der aus dem Schnapsglase aufstieg, figelte die von Land- und Schiffsstationen auf alle Teile des Erdballes er­lüsternen Nerven gar zu sehr, und ein amüsantes Zötchen des strecken würde. Gewiß könnte sich auf Grund eines ein- oder mehr­Freundes, vorgetragen in lustiger Tafelrunde, machte alle etwa gc- jährigen Materiais zum mindesten feststellen lassen, unter welchen faßten Vorsäte schnell wieder vergessen. Da ließ er das Pflastern Gesetzen die erwähnte Erscheinung ins Leben tritt. des Höllenweges überhaupt; der war auch so gut genug gangbar. Nur einmal hatte sie versucht, mit dem Kinde auf dem Arm den Pflichtvergessenen aus dem Wirthaus zu holen, da sie aber keine Gewalt mehr über ihn besaß, mußte sie unter dem Spott und Ge­lächter seiner Freunde, aus dem ihr noch heute das scharfe Lachen des Schusters in die Ohren stach, unverrichteter Sache wieder abziehen.

Drohungen und Scheltreden verstodten ihn nur; je geduldiger sie aber litt, was der Willensstarken ohnedies sauer genug wurde, um so mehr trieb ihn, je tiefer er sant, ihr passives Widerstreben zu Brutalitäten, und es war trotz ihres Stilleseins und stummen Berachtens kein Frieden mehr im Tischlerhause.

So ging es zwei Jahre.

Um das Geschäft nicht zugrunde gehen zu lassen, hatte sie ali­mählich die Leitung selbst in die Hand genommen: sie sorgte für Aufträge und suchte die infolge der saumseligen und lüderlichen Arbeit abgesprungenen Kunden wiederzugewinnen, fie kaufte die Rohmaterialien, tassierte ein, führte Buch über Einnahmen und Ausgaben, sie nahm die Gesellen auf und entließ sie, wenn sie ihr nicht gefielen. Wollten die Leute etwas wissen über Art der Aus­führung oder Lieferungsfrist, so kamen sie, auch wenn der Meister im Hause war, nur zu ihr. Hatte sie sich auch in vieles hinein­gedacht, in allem wußte fie doch nicht Bescheid, und so übertrug sie dem tüchtigsten Gesellen die Aufsicht in der Werkstatt. Mit ihm beriet sie sich; aber nach wie vor mußte alles durch ihre Hände, so daß sie immer die Meisterin blieb.

Das Geschäft nahm rasch neuen Aufschwung, und die Kunden, die sich verlaufen hatten, fanden sich nach und nach wieder ein. Rother merkte davon nichts, wenn er nur seine täglichen Wirtshaus­groschen hatte, gab er sich zufrieden und ließ sie gewähren. Sie aber war jetzt froh, wenn er aus dem Hause war und sie Ruhe hatte vor ihm; es ging in dieser Zeit ein Aufatmen und Freiwerden durch sie hin, weil sie meinte: nun doch, wenn auch auf andere Weise, als sie gedacht hatte, ihr Geschick noch bezwungen und in die eigene Hand bekommen zu haben.

Aber sie sollte bald bitter inne werden, daß noch immer sie in den Händen ihres grausamen Schicksals war.

Der kleine Baul war etwa dreieinhalb Jahre alt, als sie sich zum zweiten Male Mutter fühlte. Go wenig zuerst auch diese Ge­wißheit sie entzückte, als das Kind da war, erfüllte es ihr Herz doch wieder mit warmem Glückempfinden, und sie erhoffte von ihm eine Mehrung der fargen Freuden ihres Daseins.

Das Kleine, wieder ein Knabe, war aber von Geburt an schwächlich und machte ihr täglich mehr Sorge. Um so größer wurde auch ihre Liebe zu dem Kinde, daß sie den kleinen Paul, der in seine drolligen Jahre kam, über dem Kränklichen fast vergaß.

Je älter das Kind wurde, um so mehr erfüllte sein merk­würdiges apathisches Verhalten sie mit geheimer Angst. Kein fröhliches Krähen kam von seinen Lippen, niemals zappelte und Strampelte es so munter wie andere Säuglinge zu tun pflegen, wenn fie einmal bloß liegen, nie suchte es sich die Zeit mit Spielen zu bertreiben. Der leere unintereffierte Blid seiner blöden Augen ging stets in derselben Richtung, in die man es gelegt hatte.

( Fortsetzung folgt.),

Die Unterlagen ließen sich folgendermaßen leicht zusammens stellen: Die drahtlosen" Gesellschaften weisen ihre Telegraphisten an, über jede außergewöhnliche nächtliche Verbindung neben dem regelmäßigen Tagebuchbericht, der schon immer gemacht wird, eine besondere Aufstellung der atmosphärischen Beobachtungen während jener Zeit einzusenden. Legtere lassen sich bei Dampfern jederzeit aus dem Schiffstagebuch ersehen und müßten sich auf Position der beiden verbindenden Stationen, See, Wind, Himmel, Barometer, Thermometer und Zustand der Atmosphäre( ob elektrische Störun gen vorhanden) erstreden.

So viel mir bekannt ist, hat eine Gesellschaft schon vor unge fähr zwei Jahren begonnen, derartige Aufstellungen zu sammeln. Ueber die Art der Erscheinungen möchte ich noch einige selbst gemachte Erfahrungen hinzufügen.

Unter normalen Verhältnissen beeinträchtigen bekanntlich Ge­birge in ziemlich erheblichem Maße die Reichweite elektrischer Wellen. Ein gutes Beispiel sind die norwegischen Fiorde, in deren oftmals winteligen Engpässen einander begegnende Schiffe fast buchstäblich nur solange Verbindung haben, als sie in Sichtweite find. Auf offener Eee dagegen arbeiten dieselben Stationen meh­tere hundert Kilometer miteinander.

Herrschen jedoch nachis günstige Bedingungen, so spielen Berge, absolut teine Rolle. Die holländische Station Scheveningen , ebenso wie die deutsche Station Norddeich arbeiten nach Connenuntergang sehr oft leicht mit Schiffen, die sich im Mittelmeer befinden; es werden dabei Alpen und Appennin überquert. Mit Algier und Marseille ist nächtlich häufig gute Verbindung von Schiffen, die sich zwischen den Azoren und der Nordwestküste Spaniens befinden. Auch Dampfer untereinander arbeiten in solchen Nächten über Gebirge hinweg. Wie schon erwähnt, vervielfacht sich gleichzeitig die Reichweite. Berbindungen bis 4000 Kilometer sind von Sta tionen hergestellt worden, deren Energie am Tage eine Reichweite von etwa 350 Kilometer garantiert.

Die Dauer der Erscheinungen ist sehr verschieden; oft erstreckt sie sich über Stunden, cft nur über Sefunden. Es kommt auch vor, daß man eine Station vorerst äußerst leise, dann sich verstärkend und wieder abschwächend, hört. Das Schwanken wiederholt sich manchmal. Oft bricht auch die Verbindung plötzlich ab. Zuweilen nimmt man nur einige, rasch wieder ersterbende Zeichen wahr, wie wenn sie der Wind vorüberwehte, der natürlich in Wirklichkeit nichts damit zu tun hat. Bekanntlich dienen ja den elektrischen, wie auch den Lichtschwingungen der Aether als Fortpflanzungs­mittel. Vierhunderttausend Kilometer legen beide darin in einer Sekunde zurüd.

Daß die Erscheinung oft nur strichweise auftritt, beweist die Tatsache, daß von zwei Dampfern, die gegenseitig in Verbindung sind, machmal nur einer mit einer dritten, sich in großer Ent­fernung befindlichen Station arbeitet, während der andere dazu nicht imftande ist. Dabei kann sich gar der letztere zwischen den arbeitenden Stationen befinden.

Bei der an der äußersten Nordwestspike von Frankreich liegen, den Landstation Cuessant besteht eine andere Eigentümlichkeit. Mit dieser können Schiffe, die sich im Südwesten, vielleicht bei den Azo­ ren , oder im Süden befinden, sehr leicht bis 2000 Kilometer in Verbindung treten. Im Osten und Besten dagegen kann man mit derselben Station derartige Entfernungen nicht machen".

Viel, viel mehr Beispiele für diese Eigentümlichkeit der nächt lichen Atmosphäre ließen sich noch anführen. Ihr Vorkommen ist

Merkwürdige Erscheinung bei der zahllos und vor allem äußerst wichtig, denn mit ihrer Hilfe werden

funkentelegraphic.

Wirft man einen Blick in das vom Berner Bureau herausge­gebene Verzeichnis der Funkentelegraphenstationen, so tann man unter der Spalte Reichweite" bei manchen Stationen beispiels weise lesen: Tags dreihundert, nachts achthundert Kilometer", und wird diese Verschiedenheit vielleicht dem Umstand zuschreiben wollen, daß nach Sonnenuntergang bei diesen Stationen einfach mit Hilfe einer höheren Elektrizitätsmenge eine größere Reichweite

Funfentelegramme über riesige Entfernungen befördert; Entfer nungen, deren Ueberbrüdung am Tage einen folossalen Aufwand an Energie und äußerst fostspielige Stationen erfordern würde. Ueber die Erscheinungen lassen sich bis jetzt leider nur Ver mutungen anstellen. Einige glauben, daß der Aether sich gewisser. maßen nachts, also nach Ausschaltung der Lichtwellen, in besserem Maße den elektrischen Schwingungen widmen kann, dadurch also die Reichweite vergrößert: eine Mutmaßung, die schon durch die Tat­fache an Glaubhaftigkeit einbüßt, daß die Erscheinung eben nicht allnächtlich auftritt. Andere schreiben sie einem Einfluß des