10
723
Er schien auch eigentlich kein schlimmer Gefelle, der lustige Verzählsel- Schuster; wenigstens fonnte niemand im Dorfe ihm etwas Böses nachsagen. Nur daß er viel in den Wirtshäusern hodte und andere, die sich gern verführen ließen, durch seine Erzählkunft darin festhielt; aber das rechneten nur die Frauen und Mütter der Verführten ihm als Sünde an. Selten fam er betrunken heim, und man wußte auch nichts davon, daß er je die Seinen schlecht behandelt hätte, wie manche Männer leicht tun, wenn sie die halbe Nacht in der Kneipe gesessen und sich mit Alkohol bollgesogen haben. Den größeren Teil des Tages nüßte er fleißig, um die nötige Arbeit zu schaffen, die ihm, seinem Weibe und der tleinen Grete das tägliche Brot gab. Gah es bei ihm auch immer ärmlich und ein wenig liederlich aus, so wußten Eingeweihte, daß er ein paar Groschen auf der hohen Kante liegen hatte, an die nicht gerührt werden durfte. Niemand vermochte, dem Schlauen in die Seele zu schauen, über die er geschict die Schleier einer geheuchelten Biederkeit gezogen hielt. Er war als Kind schon so gewesen: nur niemand Seine wahren Meinungen und Absichten erfahren lassen! Nur Emmer den Schein einer einfältigen Gutmütigkeit wahren, die feinem lebenden Wesen ein Härlein zu frümmen imstande ist. Aber tief in seinem Herzen, sich selbst vielleicht uneingestanden, lebten schlechte Triebe: Rachsucht und Haß, eine unbändige Lust zum Herrschen, zum Tyrannisieren, eine Wollust an eigener Graufamkeit.
Fortsetzung folgt.))
mancher, daß es doch wohl ein echtes und tiefes Freundschafts -[ nauer bekannt sind dagegen seine Schidsale in der Neuzeit ber gefühl sein müsse, was ihn veranlaßte, so treu und fest zu dem Erde, der Tertiär- und Diluvialperiode. Von der Jurazeit bis Tischlermeister zu halten. zum Beginn des Tertiärs war der Fläming festländischer Boden; in der ersten Hälfte des Tertiärs tauchte er wie das ganze norddeutsche Flachland allmählich ins Meer; immer tiefer sank der Boder; über dem Cand der Küste schlugen sich in immer größeren Massen Schlammschichten nieder, aus denen die besonders im Süden des Flämings verbreiteten Septarientonlager hervorgingen, deren Aequivalente wir in der Nähe von Berlin bei Lübars , Budowo, Freienwalde haben. In derselben Zeit, in der sich die Ausfaltung der Alpen vollzog, hob sich auch der mittlere Teil des norddeutschen Flachlandes aus dem Meere heraus und bildete ein sumpfiges, bon verlandenden Seebecken erfülltes Moraftgebiet, aus deffen Ver torfung die Braunkohlenlager entstanden, die im ganzen Fläming borfommen. Wahrscheinlich wurden die so entstandenen Schichten in der Folge durch gebirgsbildende Vorgänge mannigfach zusammengeschoben oder in anderer Weise gestört, auch scheint ein großer Teil von ihnen der Abtragung anheimgefallen zu sein. Doch rührt die heutige Oberflächengestaltung des Flämings wie des ganzen norddeutschen Flachlandes erst von der folgenden Periode, der Eis zeit, her, in der gewaltige Gletschermassen zu wiederholten Malen bon Norden her bordrangen und in der Zeit der Hauptvereifung bis zu den deutschen Mittelgebirgen den Boden bedeckten. Die Gletscher brachten von ihrem Wege, im Eis als Moräne einge froren, eine Menge größtenteils zerkleinerten Gesteinsmaterials mit, das sie nach ihrem Abschmelzen liegen ließen und das den mit Steinen( Geschieben") gespickten Geschiebemergel bildet.. Da im Fläming von verschiedenen Stellen zwei Geschiebemergellager mit einer in einer Zeit wärmeren Klimas gebildeten Ablagerung das zwischen festgestellt worden sind, müssen wir eine mindestens zwei malige Bereifung annehmen. Dem ganzen Befund nach au schließen, lag der Fläming zur Zeit der Hauptvereisung- üben Spuren aus der vorhergehenden ist nichts bekannt unter einem mächtigen, wohl mehr als tausend Meter diden Gletscherpanzer begraben. Als dann die Gletscher abschmolzen und das Gebiet von Süden nach Norden zu allmählich eisfrei wurde, nahm auch die Zu den verrufenften Gebieten, was Mangel an landschaftlichen Pflanzen- und Tierwelt davon in dieser Zwischeneiszeit wieder Bea fit; Flüsse schwemmten Muschelschalen zusammen, und verschiedene Reizen anlangt, zählt der Fläming; kein Wunder, daß in ihm der Torfbildungen sind aus verlandeten Seen der damaligen Zeit be wandernde Tourist noch zu den seltenen Erscheinungen zählt. Das fannt. Allerhand fremdartige Tiere, wie Mammut und Rhinos braucht bei einer geologischen Exkursion, die ja in erster Linie Lern- zeros, lebten damals zusammen mit dem Eiszeitmenschen auch im sweden dienen soll, fein Hinderungsgrund zu sein; auch die ein- norddeutschen Flachland. Tas ging so Jahrtausende hindurch, bis tönigste Gegend vermag Material in Hülle und Fülle zu bieten, die Gletscher in einer kälteren Epoche wieder einen Vorstoß machten. das sie dem Forscher anziehend macht. Aber der Fläming ist doch Diesmal erlahmte ihre Straft aber früher: in der Gegend des Flä besser als sein Ruf. Wer gewohnt ist, nur glatt beschotterte Chausseen zu belaufen, wird davon allerdings nichts merken. Abseits der Hauptstraßen dagegen findet der Wanderer Ueberraschungen und landschaftliche Schönheiten, die ihn ganz vergessen lassen, daß er in„ des heiligen römischen Reiches Streuſandbüchse" weilt. In mancher Beziehung am interessantesten ist ja der Fläming im Frühjahr zur Zeit der Schneeschmelze, wenn Schluchten und Täler von brausenden Gewässern erfüllt sind; aber dann ist er in vielen Gegenden schwer passierbar, die Wiesen grundlos, die Felder bestellt. Vorzuziehen ist der frühe Herbst mit seinen sonnigen und noch genügend langen Tagen; gelblich leuchten da die Stoppelfelder auf den Höhen und Hängen, über die weidende Schafe langsam dahinziehen, ganze Streden weit, manchmal stundenlang wandert man zwischen blühendem, duftendem Heidekraut, das späte Bienen umschwärmen, und zwischen das düstere Grün der Kiefer mischt sich das herbstliche Gold der Birke.
Der Fläming hat seinen Namen von flämischen, d. H. niederländischen Ansiedlern, die im 12. Jahrhundert in vereinzelten Kolonien hier wie auch anderwärts sich niederließen. Von diesen Kolonien, deren urkundlich zwei, bei Jüterbog und Krakau , nach gewiesen find, ging dann der Name auf das ganze, einen ziemlich einheitlichen Charakter tragende Sandplateau über. Es ist durch aus falsch, wie es von einigen Autoren noch gegenwärtig geschieht, zu behaupten, daß holländische Eigentümlichkeiten in Sitten, Tracht und Sprache sich im Fläming erhalten hätten. Dazu war die holländische Kolonisation zu unbedeutend, und, was an altererbtem Kulturhausrat von der Bevölkerung bewahrt wurde, klingt viel eher an das Wendische, denn an das Niederdeutsche an.
-
beide zu
-
ming auf einer Linie, die ungefähr durch Lüneburger Heide- Flä ming- Lausitzer Rücken bezeichnet ist, machten sie Halt und blieben da längere Zeit stationär. Die Schmelzwasser, die von ihnen, ab flossen, furchten das südlichste der Urstromtäler, das Breslau - Magbeburger, tief aus. Der von Norden her zugeschobene Schutt aber häufte sich am Eisrande zu einem gewaltigen Endmoränenwall und tauchte dabei in Verbindung mit dem Druck des Eises die unterlagernden, ziemlich plastischen Braunkohle- und Tonschich sammen mögen wohl über 100 Atmosphären betragen haben ten teilweise hoch auf, so daß die oben charakterisierte breite und hohe Zone diluvialer Ablagerungen entstand. Diese wurde häufig überflutet, und dabei wurde das feinere Material vom Wasser weggetragen, so daß auf den Höhen nur Sand mit grobem Geröll übrig blieb. Mit dem erneuten Abschmelzen der Gletscher wurde der Eisrand weiter nach Norden, etwa auf die Fläche Bauche- Teltow, verlegt; das südliche Urstromtal versandete, während vom Schmelzwasser nun ein zweites, mehr nördlich gelegenes, das Glogau- Baruther, benutzt wurde. Hier hinein ergossen sich auch die bom Fläming nach Norden abfließenden Gewässer, die sich in den Steilabfall des Höhenzuges teilweise sehr tief einschnitten, so das früher zusammenhängende Plateau zergliederten und ihm seinen durchaus unruhigen Charakter verliehen. Da die Vegetation damals von den lockeren Ablagerungen kaum Besis ergriffen hatte, sekte das Einschneiden der Wasserläufe, die Erosion, gleich sehr energisch ein und schuf auf diese Weise die erste Anlage zu den für den Fläming so eigentümlichen Trockentälern, ben Rummeln, deren Entwidelung auch heute noch nicht abge. schlossen ist. Ueberhaupt hat die Nacheiszeit noch sehr viel zu der Oberflächengestaltung des Gebiets beigetragen. Die ehemaligen. breiten Urstromtäler sind größtenteils vertorf oder verfandet; den loderen Sand trieben die Winde hierhin und dorthin und häuften ihn zu langen Dünenzügen auf, die besonders für das Gebiet nordöftlich von Ludenwalde( lange Horst, Schlage, Kesselberge) charat. teristisch sind.
Ueber die geographische Abgrenzung des Flämings hat man fich erst neuerdings geeinigt; danach find seine Grenzen: im Süden und Norden das alte Breslau - Magdeburger , bezw. Glogau- Baruther- Urstromtal, im Osten die Dahme , im Westen die Elbe . Er ist nur ein Teil eines mannigfach zerriffenen Höhenzuges, der sich im Nordwesten bis zur Lüneburger Heide hinzieht und nach Südoften im Laufiber Rücken seine Fortsetzung findet. Man hat früher unter der losen Sandbededung dieser Gebiete einen alten Gebirgs. Wir fönnen bei einer eintägigen Exkursion diese geologische aug vermutet. Diese Ansicht hat als unhaltbar fallen gelassen wer. Entwickelung des Fläming, soweit sie die Eiszeit und die Nacheiss den müssen; die verschiedentlich angestellten Bohrungen haben selbst zeit angeht, verfolgen, wenn wir folgenden Weg einschlagen. Am in größeren Tiefen von wenigen Ausnahmen abgesehen nur besten benuhen wir einen Frühzug der Weblarer Bahn, 4.11 ab relativ junge Gesteinsschichten angetroffen. Die lodere Sand- und Schlesischen Bahnhof oder 5.50 Uhr ab Charlottenburg , und fahren Mergeldede hat eine Mächtigkeit von durchschnittlich 50 Metern; bis Baik, biegen am Bahnhof gleich südlich den Feldweg ein und darunter befinden sich etwa 100-150 Meter dide Tertiärschichten, wandern über Neschholz nach Mora Neue und Komthur.Mühle, borwiegend aus Tonen und Braunkohlen bestehend. Noch ältere Dahnsdorf , Lühnsdorf, Neuendorf; von hier die Neuendorfer Ablagerungen sind fast ausschließlich aus Bohrlöchern bekannt, wo Rummel hinauf nach Garreh; über KI..Marzahns, Rabenstein nacj z. B. bei Piekpuhl in 154, bei Dahme in 319 Metern Tiefe der Raben, das Planetal aufwärts in der Brautrummel, dann an Berg Buntsandstein erreicht wurde. Aus diesem ungenügenden Material holz borbei nach Belzig ; von da Rüdfahrt nach Berlin . Gute Fuß läßt sich die geologische Vergangenheit des Flämings in den älte- gänger brauchen zu der Tour etwa 8 Stunden. Etwas fürzer, aber ren Perioden der Erdgeschichte nur ungenügend erschließen; gel nicht so lohnend ist die Tour, wenn man sie in umgekehrter Rich
-
-