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1. Beilage zum ,, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

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Nr. 293.

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Dienstag, den 15. Dezember 1891.

8. Jahrg.

Achtung Parteigenossen! Heute Stichwahl!

Die Kandidaten der Sozialdemokratie sind:

10. Kommunal- Wahlbezirk:

Dr. Jgnatz Zadek, Annen- Straße Nr.

40. Kommunal- Wahlbezirk:

46.

Theodor Metzner, Schuhmacher- Meister, Naunynstraße 72.

In allen übrigen Bezirken, in denen die Gegner( Bürgerpartei und Freisinnige) unter sich zur Stichwahl stehen, fordern wir unsere Genossen hiermit auf, sich der

Achtung!

Stimmabgabe zu enthalten!

Alle diejenigen Genossen des 2. und 3. Wahlkreises, welche geneigt fird, am heutigen Tage bei der Stichwahl im

Parlamentsberichte.

Deutscher Neichstag.

10. Kommunal- Wahlbezirk thätig zu sein, werden ersucht, sich bis pätestens 81/2 Uhr im Restaurant& aege, Fürbringerstraße 22 v. Marschall, v. Malzahn u. A. einzufinden. Alle späteren Meldungen beim Zentral- Wahlkomitee, Moabiter Brauerei, Thurmstr. 25/26.

Alle Parteigenossen und Bezirkskomitees des 1., 4., 5. und 6. Reichstags- Wahlkreises werden hiermit aufgefordert, sich bei der Stichwahl in Moabit am Dienstag, den 15. Dezember, recht rege zu betheiligen und zwar können sich Genossen spätestens bis 8 Uhr Morgens in folgenden Wahlbureaus melden:

1. Theil: 4. Reichstags- Wahlkreis, Often bei Dröscher, Emdenerstr. 54.

ahllofal: Gemeindeschule, Thurmftr. 75.

2. Theil: 6. Reichstags- Wahlkreis, Rosenthaler und Schön­hauser Borstadt und Gesundbrunnen bei Sud, Paulstraße 32.

ahllotal: Gemeindeschule Gerhardtftr. 4/5, 3. Theil: 1. Reichstags- Wahlkreis bei

Schwarze, Bremerstr. 62. ahllotal: Gemeindeschule Bremerftr. 13-17. 4. Theil: 5. Reichstags- Wahlkreis bei

Gerlach, Lübeckerstr. 48. Wahllokal: Zhurmstr. 27 bei Biltig.

5. Theil: 4. Reichstags- Wahlkreis( Süd- Dft) bei Hermerschmidt, Perlebergerstr. 28. Bahllokal: Artushof, Perlebergerstr. 23.

6. Theil: 6. Reichstags- Wahlkreis( Oranienburger Vorstadt, Webbing und Moabit ) bei

Geppert, Perlebergerstr. 6. ahllokal: Gemeindeschule Stephanftr. 3/4.

Alle späteren Meldungen nur im Bureau des Zentral- Wahl­fomitees, Moabiter Brauerei, Thurmstr. 25/26. Das Zentral- Wahltomitee.

J. A.: Otto Klein, Schönleinstr. 6.

Freie Volksbühne .

140. Sigung vom 14. Dezember. 1 Uhr. Am Tische des Bundesraths: v. E a privi, v. Bötticher, Die zweite Berathung der Handelsverträge mit Desterreich Ungarn , Italien und Belgien wird über die einzelnen Verträge nach einander eröffnet; über die Sandelspolitik im Allgemeinen wird bei den Artikeln, zu denen die Tarife vorliegen, gesprochen werden können.

Das Zentral- Wahlkomitee.

nachtheiligung der Eisenindustrie sei namentlich angesichts der Lasten der sozialpolitischen Gesetzgebung sehr bedenklich. Redner giebt über diese Belastung einige Zahlen.

Staatssekretär von Bötticher hält die Bedenken bezüglich der Eisenindustrie für unerheblich. Es heißt, daß die öster reichische Gisenindustrie seit der Einführung der dortigen Zölle er­heblich erstarkt ist; die Ausfuhr deutschen Eisens nach Dester­reich sei zurückgegangen, die Ausfuhr aus Desterreich habe zu­genommen.( Zuruf des Grafen Kanit: Die hohen Kohlenpreise in Deutschland !) Die mögen mit dazu bei­getragen haben. Die Herabfegung der Zölle in Dester­reich beträgt für Eisen bis zu 25 pet., das ist ein erheblicher Abg. v. Massow( dt.) meinte, daß man nach Ablehnung Vortheil für die deutsche Industrie, das hat auch Fürst Hatzfeldt der Kommissionsberathung darauf gefaßt sein müsse, alle Einzel- anerkannt. Wenn in der Preffe gesagt wird, die Industrie fragen behandelt zu sehen. Die Presse habe gemeint, den Konser - sei mit einem blauen Auge davon gekommen, so könne man auch vativen würde die Opposition leicht, weil sie wüßten, daß die andere Urtheile aus der Presse anführen. Aber die Preßurtheile Verträge doch angenommen würden; das sei nicht richtig. Der feien meist vom Parteistandpunkte aus diktirt. Die deutschen Minister v. Lucius, der ursprünglich ein überzeugter Freihändler Unterhändler haben möglichst viel für Deutschland heraus­gewesen, habe sich zum Schutzoll bekannt, durch die Thatsachen zuschlagen versucht; aber ohne Opfer geht es nicht ab; wir haben bazu gezwungen; er wollte die jetzt erfolgende Wendung nicht dahin gewirkt, daß die Opfer an folchen Stellen gebracht werden, mitmachen. Er stellte seine Ueberzeugung höher als den Besitz wo sie leicht ertragen werden können. Die Frankfurter Handels eines Portefeuilles. Auch die Konservativen wollen die Schwen­tung nicht mitmachen. Sie haben von einem Zollkrieg nichts gemerkt, fie fürchten auch, daß die Zollverträge den Dreibund nicht stärten würden. Fürst Bismarck habe nicht blos die aus­wärtige Politit übersehen, sondern auch die innere; er habe seine Wirthschaftspolitik angebahnt und vertheidigt, ohne jemals zu fürchten, daß daraus eine Gefahr entstehen könne. Er werde als Boltsvertreter und aus Vaterlandsliebe gegen die Handels­verträge stimmen.( Beifall rechts.)

tammer, welche auch industrielle Interessen vertritt, hat sich für die Verträge erklärt. Wenn Herr von Kardorff die Aufhebung des Schweine- Einfuhrverbots als einen Fehler bezeichnet habe, so könne er dem nicht zustimmen; die Gesundheitspolizei komme vollständig zu ihrem Rechte. Wenn Trichinen in einzelnen Sen­dungen gefunden sind, so handle es sich um solche Sendungen, die noch nicht auf Grund der neuen Meat- Inspection- Bill unter­sucht sind. Der Gänsezoll, den Herr von Kardorff verlangt, fann doch nicht durch einen Handelsvertrag eingeführt werden; Artikel 1 wird gegen die Stimmen einiger Ronservativen an- Deutschland hat sich in dieser Beziehung nicht gebunden. In genommen, ebenso Art. 2. dem Augenblicke, wir eine offene Zuckerprämie bei Beim Art. 3, welcher den Tarif als Anlage enthält uns eingeführt haben, tönnen mir von Desterreich bemerkt nicht deren Aufhebung verlangen. Bezüglich der Eisen­Abg. Leuschner( Reichsp.), daß er entschieden bestreiten bahnrefattien hat schon in dem Vertrage von 1881 nichts müsse, daß die Zölle die Lebensmittel vertheuern, daran sei gestanden; über den Eisenbahn- Frachtverkehr ist ein besonderes namentlich die Börse schuld. Der Landwirthschaft tönne noch auf internationales Abkommen getroffen, welches die einseitigen andere Weise als durch die Zölle geholfen werden, nämlich durch Tarifermäßigungen verbietet. Beim Handelsvertrage hat man so die Einführung der Doppelwährung.( Aha! links.) Redner wenig wie möglich über die Eisenbahntarife verhandelt, sondern wandte sich dann gegen die Ermäßigung der Eisenzölle, die sich freie Hand vorbehalten. Wird der vorgelegte Vertrag ab= namentlich England zu gute kommen werde. Eine solche Be- gelehnt, so wird an der Refaktion auch nichts geändert. Daß

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in die Welt zu schauen verstand, ehe die Verzweiflung über turzsichtig genug, die in Bersegung befindliche Gesellschaft, das Elend seines Vaterlands und inbrünstige Frömmelei seine nicht selten selbst die Keulenschläge nach, die er gegen fie Das hätten sich die neunmal klugen Tiftler nicht Sinne zerstörten, gelacht zu den Sprüchen der Literatur austheilte. Nicht die Tragiker pflegen, sondern die komischen träumen lassen, daß in der alten Komödie des Russen und Bühnenpäpste. Wohl ist so gut wie keine Luftspiel- Dichter mit ihrem Schellengeflingel einer zur Neige Nicolaus Gogol » Der Revisor " noch so viel fieg- intrigue angesponnen und fortgeführt in Gogol's Komödie, gehenden Herrschaft zu Grabe zu läuten. Als hätte er haft- komische Straft" stecke. Da stecken die Fachleute ihre wohl kriegt der Better nicht sein Bäschen zur Frau, aber einen krankhaft wollüſtigen Drang in sich verspürt, über die Köpfe zusammen und ziehen die gelehrten Stirnen in ernste auf Grund erschütternder Gesellschaftszustände baut sich ein Schäden und Tücken in seinem weiten Reich sich weidlich zu Falten und rechnen einem Bühnenwerk sorgsam nach, wie fomisches Welt- und Lebensbild, erfüllt von einfacher Größe, amüsiren, so eifrig trat Bar Nikolaus selber dafür ein, daß viel es an Leber3frische verloren, seitdem 3 entstanden war, auf. Bwiespältig war die Muse Gogolt's , als 1836 der Gogol's Revisor nicht geniret werde". Die Komödie war wie weit es sich gegen die Regeln der 2 hnentechnik ver- 27 jährige Dichter seinen Revisor" schuf. Aus Haß und aus frei mit Neid könnte man von mancher Stelle aus auf sündige und ob seine Charaktere auch unserem Empfinden Mitleid zugleich geboren ist das Werk; und in den bitteren den staunenswerthen Liberalismus jener Tage blicken,- noch nahe liegen. Galgenhumor, der über die Fäulniß des Beamtenheeres, und Väterchen selber wollte sich schier todtlachen über das Aber die ängstlichen Erwägungen wirft der keck einher- über die Willkürherrschaft der Bevorzugten gegen die Macht- räuberische Lumpengesindel, das er seine Beamtenschaft zu stürmende Geift einer wahrhaft großen 2 tung unbefüm- losen in der Gesellschaft sich mit energischem Trotz luftig nennen die Ehre hatte. mert über den Haufen. Es geschieht nicht viel in der macht, mengen sich die ergreifenden Töne des tiefen Er­Die Vorstellung der Freien Volksbühne setzte nicht un­genialen Boffe vom Revisor". Woher sollte sie sich bühnen- barmens mit der nothleidenden Kreatur; und der Hohn gegen mittelbar mit vollem Erfolg ein. Zum Theil liegt das an wirksam erweisen?" Kein verliebtes Bärchen verkriecht sich, die diebische Beamtenwelt Rußlands wird übertönt vom der Darstellung im Bellealliance- Theater. Wenn man von weil es beim Liebesgetändel überrascht wird, hinter einen leisen Wimmern der Wittwe des Unteroffiziers, die der der politischen Satire Ibsen's" Bund der Jugend" absteht, Wandschirm, fein wißiges Epigramm preist in entzückten Polizeigewaltige peitschen ließ, weil es ihm so gefiel, und so war Gogol's" Revisor" überhaupt das erste komische Worten, wie herrlich weit wir es in der Welt, zumal in von dem Aufschrei der Frau des Schlossers, der man den Stück großen Stils, das durch die Freie Volksbühne zur der großstädtischen Welt, gebracht hätten; nicht die arm- Gatten geraubt, um ihn wider alles Recht unter die Sol- Aufführung fam. Nun ist der Revisor" eine der feligste Schwiegermutter wird geknufft, es fehlt also an allen daten zu stecken." Wozu brauchst Du denn einen Mann?" schwierigsten komischen Dichtungen insofern, als die Charaktere Ingredienzien, die in unseren Luxustheatern das moderne sagt der Spizbube von Gouverneur zur wehklagenden Frau. im Stück durch seine Besonderheiten ganz deutlich aus­Lustspiel erst genießbar machen, und doch mochte Der Revisor " Er nüßt Dir ja doch nichts."" Ja, das weiß ich wohl", einandergehalten werden. Wie nur ein neuester Realist, so auf der freien Boltsbühne am letzten Sonntag so unbändige erwidert das Weib, aber ob er mir nützt oder nicht, das fennzeichnet Gogol in seinen Bemerkungen für die Schau­Seiterkeit entfesseln. ist meine Sache." Sie spricht die Worte aus der Logik spieler die handelnden Personen getreu bis auf ihren Ja, wenn die Russen über ihren Gogol aus voller heraus, die das einfachste Wienschenrecht lehrt. Der Gon- Gang, ihre Haltung, ihre Gewohnheiten, die den inneren Rehle lachen, das ist etwas Anderes. Die Russen, die haben verneur aber sagt: Er ist ein Dieb; wenn er auch bis jetzt Menschen wiederspiegeln; und wenn dem Gouverneur, dem ein Recht dazu. Die Russen begegnen den Modellen zu noch nicht gestohlen hat, das ist ganz gleichgiltig, er Rektor, dem Postmeister, dem Hospitaldirektor, Dem Gogol's tomischen Personen auf Schritt und Tritt. Aber wird schon noch stehlen!" Nie iſt drastischer die Logil Kreisrichter ein Merkmal gewiesen ist, wir? Uns müßten die Fäulniß, die Verwüstung, das Siech- brutaler Machthaber verspottet worden, als in diesen Worten gierige Gaunerci, Gaunerci, im Uebrigen führen fie alle thum der Gesellschaft, gegen die Nikolaus Gogol mit dem aus dem Revisor". ihr ganz besonderes Leben. Wollte man das durch die seltenen Gemisch von ingrimmigem Humor und tollem Ge­Es wäre ein Wunder zu nennen, wie es möglich wurde, Schauspieltunst verdeutlichen, dann müßte für jede dieser lächter seine Geißel schwingt, eigentlich unverständlich sein, daß Gogol's Komödie die russische Zensur passiren Gestalten eine komische Kraft ersten Ranges eintreten; und wenn es nach denen ginge, die da herausfinden, daß im durfte und daß sie noch heute das russische Publikum zu das vom Belle- Alliance- Theater zu verlangen, wäre unbillig. " Revisor" im Grunde nichts Bühnenwirksames vorkomme. frohestem Ergößen mitreißt. Aber der Vorgang steht nicht Im ersten Aufzug, in dem die Beamtenschaar in Vera Wie hätte Gogol selber, der blonde Sohn Kleinrußlands, vereinzelt da in der Völkergeschichte. Wer die Entrüstung wirrung geräth, weil der angebliche Revisor in der Gonver der mit so gewißter Bauernschlauheit so scharf und so tief in ein komisches Gewand zu kleiden verstand, dem sah, nementsstadt eingetroffen sei, wollte darum die komische

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