Bhb auch insofern Aehnlichkeik mit dem Chtisus Adami Hatte, als sich sehr bald häufige Rückschläge zu den Elternarten einstellten. Wimler hat bis jetzt bereits fünf Zwischenformen zwischen To- wate und Nachtschatten durch Pfropfung erhalten, so daß daß Problem als endgültig gelöst erscheint und auch die Zweifel an der echten Propfbastardie des alten Cytisus Adami verschwinden müssen. Doch nun traten neue Fragen auf, vor allem die nach der Nachkommenschaft der Propfbastardie. ES zeigte sich das merk- würdige Resultat, dah alle Nachkommen entweder zu der Tomate oder zu dem Nachtschatten zurückschlugen. Ein- Erklärung dieser auffälligen Erscheinung und damit zugleich das Verständnis für das Wesen der Pfropfbastardie überhaupt ergab sich aus der ge> nauen anatomischen Untersuchung. Es zeigte sich, daß alle Pfropf- bastarde ähnlich wie die anfangs erhaltene Chimäre teils aus reinem Tomatengewebe, teils aus reinem Nachtschattengewebe be- stehen, das nicht wie bei einer Chimäre, nebeneinander, sondern über- und untereinander angeordnet ist. Da die Gewebcschichlen sich in sehr verschiedener Art miteinander mengen können, so ist es erklärlich, daß verschiedene Arten von Pfropfbastarden aus dem- selben Elternpaar entstehen können. Bei echten, durch Kreuz- Bestäubung, also auf sexueller Grundlage, erhaltenen Bastarden dagegen haben nur artreine Zellen in verschiedener Lagerung, die lediglich in der Gesamterscheinung Mittelbildungen, zuweilen von wunderlicher Art. zwischen den Eltern darstellen. Weitere Versuche werden jedenfalls noch mehr Klarheit über diese Fragen verbreiten. sLebhaftec Belsall.j An diesen Vortrag schloß sich ein weiterer des berühmten Lehdener Physiologen über: ..Neuere Ergebnisse auf dem Gebiete der tierischen Elektrizität". auf dem Gebiete des geheimnisvollen Zusammenhanges zwischen Lebensbetätigungen und elektrischen Strömen in Muskeln und Nerven, ein Gebiet, das sich wohl zu dem wichtigsten Zweige der biologischen Wissenschaften entwickeln wird. Es folgte dann der letzte Vortrag der Versammlung und der diesjährigen Tagung überhaupt, von Prof. Braus: „lieber die Entstehung der Nervenbahnen". Er legte die großen Erfolge der experimentellen Embryologie dar. die in Deutschland entstanden ist; doch nicht überall sah man die Be- deutung der jungen Disziplin ein. das fruchtbare Samenkorn war bei uns fast überall auf unfruchtbaren Boden gefallen. Aber ein glücklicher Wind wehte den Samen in die Reue Welt. Wir können uns jetzt der schönen Früchte, die dort unter verständnisvoller Pflege erwachsen sind, freuen. Die Wissenschaft hat keine politischen Grenzen. So mutz diese Förderung auch unS betreffen, wenn nicht heute, dann morgen. lLebhafter Beifall.) Hierauf wurde der offizielle Teil der Tagung geschlossen. kleines f emlleton. Himmelserfcheinungrn im Oktober. Von Sonnen« und Mond- rnsternissen haben wir lange nichts' gehört. Diese Ereignisse sind a sowieso schon immer nicht sehr aufregend, denn eine Mond- insternis ist keine schlimme Sache, viele bemerken sie gar nicht, < elbst wenii sich die Geschichte sozusagen unter ihren Augen ab- pielt, besonders wenn Wolken am Himmel sind, die den Mond alle Augenblicke verdunkeln. Ganz anders eine Sonnenfinsternis. Sie verwandelt ja den hellen Tag selbst wenn cS bedeckt und keine Sonne zu sehen ist, in Finsternis, und solch Ereignis wirkt nalür- lich ganz anders. Aber doch auch nur. wenn die Sonnenfinsternis total ist; eine partielle macht ebenfalls keinen allzugroßen Ein« druck, weil das helle Sonnenlicht den verfinsterten Teil der Mond - scheide zu sehr überstrahlt. Die meisten Sonnenfinsternisse sind aber keine totalen, zum mindesten für die meisten Erdorte nicht. Auch im Oktober findet eine Verfinsterung der Sonne durch den davortretenden Mond statt, und zwar am Vormittag deS 22. Oktober. Sie beginnt um 2 Uhr 19 Minuten morgen? in der Nähe von Lahore (Pundjab, Vorderindien). Das Gebiet der Sicht- barkeit erstreckt sich über den größten Teil des asiatischen Kon- tinentS, mit Ausnahme von Kleinafien. Palästina, dem westlichen Arabien und dem im Osten der Lena gelegenen Teil Sibiriens. ferner über Australien mit Ausnahme der Südwestspitze und über die westliche Hälfte Polynesiens. Die Finsternis endet im Süd- osten der Salomon-Jnseln um 8 Uhr 7 Minuten vormittags Bei einer ringförmigen Finsternis ist der Mond soweit von der Erde entfernt, daß sein Schattenkegcl die Erde nicht mehr er- reicht. Das ist wohl möglich, weil ja seine Bahn um die Erde elliptisch ist. Steht er in der Nähe der großen Axe seiner Bahn- ellipse, dann haben wir das Phänomen einer ringförmigen Finster- riis. Wenn die drei Körper Sonne . Mond und Erde dann genau in einer Richtung stehen, sehen wir um die schwarze Mondscheibe einen Ring der strahlenden Sonnenscheibe. Wissenschaftlich ist solche Finsternis nicht sehr wertvoll. Von den großen Planeten sind im Oktober VenuS , Mars und Saturn zu sehen. Auch Merkur kann man im Anfange noch kurze Zeit als Morgenstern beobachten, doch wird er Milte Oktober be- Veraiitw. Redakteur: Richard Barth . Berlin.— Druck u. Verlag: reitS wieder unsichtbar. Jupiter kommt von der Erde auS gesehen hinter die Sonne zu stehen, so daß er natürlich von deren Licht völlig überstrahlt wird und unsichtbar ist. VenuS ist anfangs deS Monats eine, Ende aber 3� Stunden als Morgenstern sichtbar und erreicht am 22. Oktober ihren größten Glanz. Mars ' Sicht- barkeit nimmt immer weiter zu, bis auf 12 Stunden am Ende deS Monats, und Saturn steht in der zweiten Hälfte des Oktober die ganze Nacht am Himmel. Er ist das günstigste Beobachtungs- objekt, und wer Gelegenheit hat. ihn durch ein Fernrohr zu be- sichtigen, der sollte das tun. Der Polarstern ist in letzter Zeit Gegenstand einer Hellig- keitsuntersuchung gewesen, die ergeben hat. daß sein Licht nicht gleichmäßig ist. sondern um einen sehr geringen Betrag in einer fast vier Tage betragenden Periode auf- und abschwenkt. Mit bloßem Auge ist von dieser Schwankung nichts zu bemerken, die Untersuchung wurde photographisch ausgeführt. Worauf dieser Lichtwechsel zurückzuführen ist. weiß man noch nicht sicher, obwohl es eine ganze Reihe Annahmen gibt. Um den neuen Stern in der Eidechse sind nach Aufnahmen in Pulkowo jetzt auch ähnlich« veränderliche Nebel vorhanden wie um die Nova im Perseus lötl. Man nimmt an, daß es durch den Strahlungsdruck fortgetriebene Staubmassen sind, die in den Welt- räum hinauswandern. Am 22. Juli beobachtete Prof. Franz. der Direktor der Bres- lauer Sternwarte, nördlich von-den Hyaden einen kleinen Nebel an der Grenze der Sichtbarkeit mit bloßem Auge, der sich in sechs Minuten um anderthalb Vollmondsbreiten gegen Osten fort- bewegte. Dem Aussehen nach glich der Nebel dem Kometen Kieß. Es handelte sich wahrscheinlich um einen ganz erdnahen Kometen, der vielleicht nur wenige Mondweiten von uns abstand. Leider war er später nicht mehr auffindbar, weil das Wetter trübe war. Der Komet Brooks ist jetzt bereits mit bloßem Auge sichtbar; er hat die Helligkeit des Andromedanebels und beginnt seinen Schweif zu entwickeln. Er steht zwischen Wega und dem Polar, stern, etwas tiefer als die Verbindungslinie. Meteorologisches« Die Witterungskunde der Gegenwart. Die Witterungskunde ist als eigentliche Wissenschaft überhaupt noch nicht über das Jugendalter hinaus und kann daher damit rechnen, daß ihr noch eine große Entwickclung bevorsteht. In der Tat hat sie während der letzten zehn Jahre so enorme Fortschritte gemacht, daß man ihr noch weitere große Umwälzungen prophezeien möchte. Die Wettervoraussage, nach deren Erfolg der Stand der Witte- rungskunde im Publikum hauptsächlich beurteilt wird, hat ihre Grundlage freilich noch nicht erheblich geändert, aber es liegen bereits Anzeichen dafür vor, daß man in nicht ferner Zeit dazu gelangen wird, den Gang des Wetters wenigstens in der Haupt- fache längere Zeit vorher anzuzeigen. Vorläufig hat man den allgemeinen Wünschen wenigsten» schon so weit nachgegeben, daß man sich auf Wetterprophezeiungen für 4L Stunden einläßt, wäh- rend früher jede Prognose, die für mehr als 24 Stunden gültig zu sein behauptete, für unwissenschaftlich und wertlos erklärt wurde. Das wichtigste Ereignis für diesen Teil der Meteorologie war die Einbeziehung der Insel Island in den Bereich der täglichen Wetterbeobachtungen. Gerade die Umgebung dieser Insel eignet sich zur Grundlage von Wetterprognosen für Nordeuropa , da sich dort die vom Nordatlantischen Ozean her drohenden Äitterungs» Veränderungen zuerst bemerkbar machen. Innerhalb der Wetter- Prophezeiungen sind für die Praxis selbstverständlich die Sturm- Warnungen von größter Bedeutung, und hier hat die Technik wäh- rend der letzten Zeit mächtig eingegriffen, um den Nutzen der meteorologischen Arbeiten jju verstärken. Es ist namentlich die drahtlose Telegraphie, die rhr neue Möglichkeiten dargeboten hat, und diese sind auch alsbald von maßgebender Stelle aus in die Wirklichkeit übertragen worden. Die deutsche Regierung steht bei diesem Vorgang an der Spitze, indem sie unter Leitung der Deutschen Seewarte in Hamburg eine Organisation zur Erteilung von Sturmwarnungen an Schiffe auf dem hohen Meer durch- geführt hat. Die Warnungen werden dreimal hintereinander aufs Meer hinaus geschickt und enthalten in etwa fünfzehn Worten die zu erwartende Windrichtung und eine Angabe über die wahr- scheinlich besonder? bedrohte Zone. Einen weiteren Fortschritt. den die Witterungskunde gerade in Teutschland zu verzeichnen gehabt hat, bedeutet die gründliche Verarbeitung der Beobachtungen über Windgeschwindigkeiten innerhalb der letzten zwanzig Jahre. Diese meteorologischen Arbeiten werden selbstverständlich der Flug- schiffahrt am meisten zugute kommen. Es hat sich ergeben, daß Winde von weniger als 4i4 Meter Geschwindigkeit in der Sekunde weitaus überwiegen. Solche nehmen etwa drei Viertel der Ge- samtzeit in Anspruch. Ein weiteres Fünftel entfällt auf Winde von 4% bis 9 Meter Geschwindigkeit. Die darüber hinausgehen- den Windstärken sind viel seltener, und solche von mehr als 13',� Metern in der Sekunde umfassen nur 1,4 v. H. der Gesamtheit. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß sich diese Angaben nur auf die tiefste Luftschicht in der Nähe deS Erdbodens beziehen. In SM Metern über diesem muß man bereits auf eine doppelt so große Windgeschwindigkeit rechnen. Dann steigert sie sich nur noch langsam, so daß eine zweite Verdoppelung erst in etwa S Kilo- meter Höhe über dem Erdboden erreicht wird._ ZorwartsBuchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul SingerstCo., Berlin LW»
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28 (3.10.1911) 191
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