,vv damit sie ja genau wisse, wo und wie lange sie zu warten habe. So still wie's noch ist, muß ich ja auch den Hahn hören," dachte sie, während sie auf die Oedung zuschritt.Den Hahn und den Schuß...." Fiel er da nicht eben mitten in dos Schweigen hinein, dumpf knallend und dann langsam der- rollend� Aber nein: Es war nur ihr eigenes Blut, das plötzlich so seltsam laut wurde in den Ohren, daß sie allerlei Laute und Stimmen und Gott weiß was zu hören meinte! Tief aufatmend blieb sie stehen, stellte die Schwinge ins Gros und preßte die Hände eine ganze Weile wider die hochgehende Brust.Ausschnaufen," dachte sie«ausschnaufen!" Sie war ja wirklich wie toll gelaufen! Aber das seltsame Gehämmer ihrer Pulse kam nicht zur Ruhe. In den Ohren sang es weiter... leise, feine, fremde Stimmen, als hätte sich Plötz- lich irgendwo dos Tor zu einem spukhasten Reich geöffnet und sie stünde nun da, wie gelähmt und hörte, was Menschen sonst nicht zu hören pflegen. Ein Grauen überkam sie und doch war auch eine Art geheimer Lust dabei, daß ihr plötzlich schien, als stünde sie neben sich selbst und starre mit zwei auf- gerissenen Augen eine andere Annaliese an, die sie war und doch wieder nicht. Was will ich denn?" fragte sie sich.... Da klang es zu ihr herüber und riß sie empor....Tek tek, tek tek tef tef!" als schlüge man zwei harte Stäbe gegeneinander, der Hahn! Nun war es Zeit, hinauszukommen, wenn sie im rechten Augenblick am Ufer stehen sollte. Aber der Hahn mußte doch entfernter bäumen als sie glaubte. Oder der gnädige Herr ging ihn nur sehr langsam an.Tek tek, tek tek, tek. tek," klang es immer wieder durch die Sttlle herüber. Warum ihr plötzlich war. als sehe sie den Grafen, obwohl sie mit geschlossenen Augen dastand, die nackten Füße schon mitten im weichen Heidemoos. O ja, es mochte schon eine Lust sein, an eine Beute so heranzuschleichen, miten in dieser tiefen, atemlosen Stille! Die ganze Seele von einem Wunsch erfüllt; von einem Begehren, das den Menschen förmlich wie blind mit sich forttrug.Tek tek, tek tek. tek, tek." Und das Tier saß da und ahnte nichts. War selbst eitel Lust und Begehren. Der Tod aber kam näher und näher. Geduld gehört dazu," dachte die Annoliese.Geduld bei so viel Mer." Und wieder sah sie den Jäger vor sich.... Schön war er schon, der gnädige Herr. Schön und stolz. So ein Mann, dem nichts entkam, was er ernstlich wollte. Auch sie hatte er einmäl gewollt. Warum ihn da die Geduld ver-. lassen? Sie machte sich eine Sünde daraus, wie sie so dastand und auch an das dachte, jetzt an das denken mußte, ob sie wollte oder nicht. Tek tek. tek tek. tek. tek...." Aber... war das nicht ein Glück für sie. daß es so ge- kommen? Wenn er wieder hinter einer anderen herlief, hatte sie Ruhe. Wie hätte sie diesen Gang sonst wagen können? Wieder blieb ihr der Atem aus, begann das Blut in ihren Ohren zu singen, leise, leise, wie mit einer fernen, fremden Stimme. Und dieser Alp. der auf ihrer Brust lag! Das Frösteln, das ihr durch die Glieder lief... das Geraun und Gezische!, das über den blühenden Ginster und Kümmel her- kam. Oedung Petrowitz !" Sie schrak zusammen, schlug ein Kreuz. Wenn die Leute recht hätten, und es wirklich nicht geheuer war hier? Mit ein paar raschen Sätzen sprang sie über das Gekräut hinweg, bis sie am anderen Ufer des Teiches stand. Und drüben ging es weiter.... Nur daß die harten Balztöne nun allmählich zu einem lockenden Geschnalz wurden. Dann wieder dieses tiefe, beklommene Schweigen, als täte sich ein Abgrund auf, um irgendeinen Schreck hervorzuspeien, einem bösen Geist den Weg freizugeben. Wie eine heiße Welle schlug ihr das Blut in die Wangen, benahm ihr den Atem beklemmte ihr das Herz... ließ sie plötzlich wieder zusammenschauern, als ränne ihr Eis durch Mark und Bein. Nun ja, sie hatte noch nie allein gesprochen mit einem so stolzen, strengen Herrn. Und wenn sie einmal gemeint hatte, daß das nicht so schwer wäre... nun ließ er sie's fühlen! Der Hahn war nur eitel Lust, wußte von nichts. Aber wie... wenn der Schuß dort drüben knallte, der Jäger seine Beute hatte und das Nuder die trägen Wellen des Teiches klatschend auseinanderschlug. Wie es ihr dann wohl zumute sein wird?(Fortsetzung folgt.) (Nachdruck tttdottn] 22] Die JVIeirtmn* Der Paul ließ sich überreden; aber er schüttelte sich doch mchi wenig, als er einen Schluck heruntergewürgt hatte. Das war dies« mal kein.Süßer", wie gestern.Alter Breslauer", meinte der Joseph. Der brannte, als wenn man Feuer verschluckt hätte. Hinterher tat ihm der Schluck aber doch gut, und.es dauertet nicht lange, nahm er einen zweiten aus der Flasche. Verschwommen, nebelhaft tauchte ein Bild vor ihm auf aus denb Dämmer der Erinnerung: wie er dem Glück-Schuster einmal im Kretscham das Schnapsglas aus der Hand geschlagen hatte, das der ihm an die Lippen zwingen wollte. Er erzählte dem Joseph diese Erinnerung. Der lachte dazu unS meinte: Als Junge is man nu manchmal su tumm!" Ach, weißte: die Mutter. Die hatte mirsch doch strenge ver« boten!" Heute empfand ers: die Mutter war bei dieser Mrtshausszeno nicht dabei gewesen, aber an seiner Seite gespürt hatte er sie doch, gefühlt hatte er, wie sie ihn zwang. Immer hatte sie ihn gezwun- gen! Es war plötzlich etwas in ihm, was gegen diesen Zwang sich wehrte, was ihn treiben wollte, ihn abzuschütteln. Da riß der Joseph ihn aus diesen auswühlenden Gedanken: Na gell,'s war gemütlich gestern!" Des Burschen Gesicht strahlte in der Erinnerung. Fein warschl" So eine Zicke mach ber öfter jetzt, na gell?" Da erlosch jäh der Glanz in Pauls Augen wieder, und er fühlte aufs neue die Härte des Zwanges, unter dem er stand: Wenn ock die Mutter nich immer gleich asu tücksch wäre!" Du bist doch kein kleiner Junge nich!" Da begehrte der Paul ärgerlich auf und schlug mit der Fans? auf das Brett, das er gerade abschrubben wollte: Bloß wissen mächt ich, was sie gegen a Glück-Schnster eigen t« lich hat!" Der Joseph schupste spöttisch lächelnd mit den Achseln: Was wird sie halt haben gegen ihn!?" und er sah dabei zwinkernd zum Paule hinüber. Daß er manchmal halt einen Schnaps hinter die Binde gießt, das wirds ganze sein!" Das is doch aber kein Grund," wurde der Paul wild. Solche Ungerechtigkeit konnte ihn mächtig erbosen. Und der Joseph bestätigte ihm die Richtigkeit seines Gefühls: Nee, a Grund is das nich!" Na also! Js'der Mann vielleicht verwegen schlecht,? Liegt er vielleicht Tag für Tag betrunken im Straßengraben,? IS er verwegen liederlich,? Andre, die treibeas viel schlimmer, gegen die is sie nich so! Sie gönnt'n ja auch keen(jutes Wort, aber a Schuster, ich sag Dir, a Schuster haßt sie, als warsch der leibhastige Satan!" Ju, das stimmt, da haste recht!" nickte eifrig der Joseph. Aber warum denn,? Warum denn, frag ich Dich!" Der Bursche erboste sich immer mehr. Noch nie hatte er bisher darüber nachgedacht, wie sehr die Mutter gegen Bier und S-bnaps war, wie sie eher einen Diebstahl, vielleicht gar Mord und Totschlag verzieh, als Trunksucht. Er hatte diese Ansichten der Mutter immer als etwas Sclbswerstöndliches hingenommen, dem man sich fügen mutzte; heute kamen ihm zum ersten Male Gedanken darüber und er konnte die Mutter nicht begreifen. IS denn der Schnaps eine Sünde,?" eiferte er sich immer tiefer in einen wütenden Trotz gegen den Zwang der Mutter hinein. Wird man denn schlecht, wenn man einen trinkt? Ich Hab nn gestern auch Schnaps getrunken! Haste was gemerkt, daß ich schlechter geworden bin,? Haste was gemerkt,?" Er war ganz dicht an den Joseph herangetreten und blitzte ihn mit feinen zornigen Augen an. daß dem hätte angst und bange werden können, wenn er sich nicht so unbändig gefreut hätte darüber. Skee," lachte er,ich nich! Wer frag ock die Mutter, was die dazu meinen tut!" Aber weißte: lustig macht er, der Schnaps! So viel gelacht Hab ich Dir in meinem ganzen Leben noch nich wie gestern Mendl" Das glaub ich Dir uffs irschte Wort!" Aber siehste, das is'S eben: Lachen und Lustigsein, daS is nischt für meine Mutter. Die Hab ich>ir wirklich noch nich a einziges Mal lachen sehn. DeS kenn ich gar nich an ihr. Und mir gönnt sie auch kein Vergnügen, aber auch kein bissest Ock immer schuften, schuften und wieder schuften! Arbeite und bete! Das iS ihr Sprüche!. Aber's Arbeiten kommt bei ihr immer zuirscht. Wer arbeiten tut, der kommt uff keine tummen Gedanken nich, meint sie immer!" Der Joseph riß mehr und mehr Maul und Augen auf: War das der Paul, der da vor ihm redete? Der �ahme, gutmütige, ge- horsame Paul, dessen dritte? Wort immer war: die Mutter hats gesagt! Die Mutter mag das nicht! Die Mutter will das so!? Der Bursche war ja ganz rabiat geworden, gar nicht zum Wieder- erkennen! Pürschcl, wart ab, wenn Dich die Mutter amal so Hort! drohte er dem Erregten lachend. m>- t,!''