Schneedecke, ivährend bei uns im Tale der Schnee bei großer Kältemeistens kehlt. Dieser Barfrost ist es, der das Leben der Alpen-kräuter bedroht und unter dessen Einwirkung auch unsere zweijährigenFrühlingsblüher, die Stiefmütterchen und Bergitzmeinnicht, häufigvernichtet werden, weshalb man auch diesen eine ähnliche Deckegibt. Der beste Schutz würden freilich dünne Fichten- oder Tannen-zweige sein, doch sind diese in unserer Mark schwer zu beschaffen.Man lege aber die Schutzdecke erst auf, wenn es not tut und nehmesie vorübergehend ab, wenn SchneefdJ oder Tauwetter eintritt;denn an milden Tagen faulen zarte Kräuter unter der Decke.Im Obstgarten werden jetzt die spätesten Winterfrüchte ab-genommen. Zunächst von entlaubten Bäumen, während man beiBäumen, die noch gesundes Laub zeigen, mit der Ernte wartet.bis der Mnter Ernst macht. Zeigt der Mutterbodcn noch gute Bc-laubung, so ist mit Weiterentwickelung des Winterobstes zu rechnen,welchem zetzt auch der langentbehrte Regen zugute kommt. ErstNachtfröste von 3— 5 Grad nötigen zu sofortiger Abnahme desKernobstes von belaubten Bäumen.Wenn der Mnter vor der Tür steht, so greift Prietzke zu einemgewaltigen Eimer, in welchem er aus Aetzkalk und Wasser eine weißeFlüssigkeit wie Kalkmilch bereitet, dann nimmt er einen, an langerStange befestigten Tüncher- oder Weißnerpinsel, taucht ihn in dieBrühe und streicht damit seine Obstbaumstämme und die Hauptästeder Krone an. Dann nimmt er noch die Baumspritze, füllt sie mitder gleichen Brühe, um auch die klemen Kronenverzweigungen da-mit zu bespritzen. Ist das alles geschehen, so traut sich Frau Prietzkeom späten Abend kaum noch in den Garten hinein, denn die bleichenStämme sehen nun im Mondenlicht wie Leichensteine aus, zwischenwelchen Gespenster zu huschen scheinen, die ihr Herz mit Grausenerfüllen. Ich habe Prietzke aber erklärt, daß er sich die ganzeArbeit des Kalkens der Bäume ruhig sparen kann. EingehendeVersuche, die erst neuerdings wieder in umfassender Weise in derköniglichen Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisen-heim am Rhein ausgeführt wurden, haben den Beweis geliefert,daß das Kalken der Obstbäume weder Schildläuse von Raupeneiern,Puppen und sonstige Insektenbrut irgendwie zu beeinträchtigenvermag. Auch unter dem Kalkanstrich fühlt sich diese ganze Höllen-brut, wie man zu sagen pflegt, sauwohl und versteht es auch, imfolgenden Frühling von hier aus den Weg in die weite Welt zufinden. Um dem Kalkanstrich insektentötende Kraft zu verleihen,müßte man ihm schon reichlich Lysol oder Creosol zusetzen. Daober die mit Kalk angestrichenen Bäume abscheulich aussehen, soverzichte man lieber auf diese Anstreicherarbeit. In ungewöhnlichstrengen Wntern hat der Kalkanstrich an frostempfindlichen Baumeneinigen Zweck; er kann da Frostplatten und Frostrisse verhindern,die mitunter entstehen, wenn nach bitterkalter Nacht bereits in derMorgenfrühe die Sonne die Wolken durchbricht, die Stämme be-Strahlt und erwärmt. Die weiße Farbe des Kalkanstriches wirftue Sonnenstrahlen zurück und verhindert dadurch die unvermittelteErwärmung der befrorenen Stämme und Aeste. Auch wenn alte,rissige Stämme mit Moos und Flechten bewachsen sind, was manimmer als krankhafte Erscheinung ansehen muß. greife man zumKalkanstrich. Er hat in diesem Falle aber nur dann Erfolg, wennman vorher mit einem eisernen Instrument, der Baumscharre,vorsichtig die rissige, abgestorbene Rinde bis auf die gesunden Teilevom Stamm und den Hauptästen entfernt und danach die gereinig-ten Teile mit einer Stahldrahtbürstc gründlich abbürstet Nun erstgibt man den Kalkanstrich, der in diesem Fall die zurückgebliebenenMvos- und Flechtenteile über Winter vollständig abtötet.Alle unsere Obstbäume brauchen in normalen Wintern keineneigentlichen Mnterschutz. Tritt aber ungewöhnliche Kälte ein.bedecke man Pfirsiche und Aprikosen so weit als möglich, und gebeden Birnen, die auf die frostempfindlichen Quitten veredelt wurden— es sind dies meist nur Spaliere und Pyramiden— die obenbereits genannte Bodendecke. Edle Weintreiben bindet man aufjeden Fall, nachdem sie entlaubt sind, vom Spalier ab. schneidetsie gleich endgültig, weil sie nach dem Frühjahrsschnitt stark blutenwürden, und deckt sie nach Eintritt strenger Kälte om besten mitPacklcinwand. Diele Arbeit wird sehr erleichtert, wenn man dieniedergelegten Triebe zuvor an mehreren Stellen locker zusammenbindet.Im Gemüsegarten bleibt eigentlich nichts Schutzbedürftigesstehen. Breitlauch oder Porree, Grünkohl und auch Rosenkohl haltenbem Froste stand. Zwiebeln sind längst eingeerntet, abgetrocknetund werden so aufbewahrt. Kopfkohl jeder Art läßt man nochdraußen, bis es wirklich frostig wird, dann wird er zu langerAufbewahrung nicht abgeschnitten, wie es meist geschieht, sondernmit den Wiurzeln ausgegraben, von den losen Blättern befreit, sodaß nur die festen Köpfe bleiben und danach am besten in luftigemKeller eingeschlagen. An solchen Kellern fehlt es aber in Groß-Berlin. Unsere Keller sind elende kleine Verschlage, mit welchensich nichts anfangen läßt. In diesem Falle greift man zur Ueber-Winterung in Gruben. Diese Art der Ueberwinterung erfordertober grundwassersreies Gartenland. In diesem, wenn es sein kann.on der trockensten Stelle des Gartens, wirft man eine quadratige60— SO Zentimeter tiefe Grube aus. deren Größe sich nach derMenge des zu überwinternden Gemüses richtet. Die beim Aushebender Grube sreiwerdende Erde setzt man an den Rändern dämm-artig an und schlägt sie fest. Ist diese Erdarbeit beendet,'so ebnetman den Boden in der Grube. Hiernach schlägt man alle Kohl-gewächse Kopf an Kopf nebeneinander ein, ferner Sellerie, Rübenjeder Art, Petersilienwurzeln und auch Breitlauch für den nächstenBedarf, da er sich später aus gefrorenem Boden nicht ausnehmenläßt. Die Grube bleibt zunächst offen, erst bei Frost deckt man siemit alten Brettern ab und bedeckt dann diese noch mit Laub oderDung. Bei milder Wtterung wird die Decke gelüftet, vorübergehendauch ganz abgenommen, dann sieht man auch die Gemüse nachund putzt sie durch, falls sich Fäulnis eingestellt hat.Läßt sich des hohen Grundwasserstandes halber keine Grubeauswerfen, so legt man die ausgegrabenen und von losen Blätternbefreiten Kohlköpfe in zwei Reihen auf ein Beet, Kopf gegen Kopf,und bedeckt sie dann reichlich mit Erde. Bei großer Ernte kannman 3— i Doppelreihen nebeneinander legen und auf die untereLage, nachdem sie mit Erde abgedeckt ist, noch eine zweite und dritteLage aufschichten. Auch die ausgenommenen Wurzeln kann man,nachdem oie Blattschöpfe nebst Herz abgeschnitten und die Schnitt-flächen abgetrocknet sind, auf dem Gartenland zu kegelförmigenHaufen aufschütten, worauf sie mit einer stärkeren Schicht festzu-schlagender Erde abgedeckt werden. Bei starkem Frost muß mandiese und die Kohlhügel noch mit Laub oder strohigem Düngereindecken. �_ Hd.Kleines feuiUeton.Archäologisches.Der schwarze Stein vom Forum. Auf dem Forum Ro-manum wurde im Jahr 18SV ein eigentümlicher Fund gemawt, der seit«dem viel Kopfzerbrechens verursacht und die Veranlassung zu zahl-reicken Schriften gegeben bat. Er erhielt nach seiner Farbe den NamenNiger Lapis oder schwarzer Stein. Er besteht aus einer Tafel ausschwarzem Marmor, unter der eine Anzahl von Resten unzweifelhafthohen Alters gefunden wurde. Das größte Aufsehen unter ihnenerregte eine zerbrochene rechteckig behauene Stele, die eine rätselhafteund auch bis auf den Heuligen Tag noch nicht entzifferte Inschrifttrug. Nicht weit davon kamen andere Dinge zum Vorschein, dieal« Opfergaben zu denken sind und wahrscheinlich aus weiterFerne zu irgendwelchen Zwecken hierher gebracht waren.Sie bestehen namentlich in kleinen Bildern aus Ton, Bein oderBronze, umgeben von einer Schicht Flußsand. Bis dahin vermuteteman an dieier Stelle das Grab des RomuluS oder seines Pflege-vaterS Faustulus. Nach Ausgrabungen, die jetzt der italienischeArchäologe Boni ausgeführt und in einem Brief an die„TimeS*beschrieben hat, würden diese Funde ganz ander? zu erklärensein. Dieser Altertumsforscher meint, daß sich an diesemPlatz die Rednerbühnen befanden, die zu Beginn deSBürgerkrieges um das Jahr 124 v. Chr. durch die Patrizierzerstört wurden. Die Ipäteren Reste stammen wahrscheinlichaus den Zeiten, in denen das römische Voll das Forum—durch ein geeignetes Opfer, von der Befleckung durch die TodesopferdeS Bürgerkriegs entsühnen wollte. SS wurde damals nach derStadl Enna in Sizilien zu dem dortigen Tempel der Demeter ge-sandl, um von der Göttin ein Orakel einzuholen, wonach diese Ent-sühnung des Forums geschehen könnte. Der„schwarze Stein' mitseinem Beiwerk stell: wahrscheinlich die Ausführung dieses Orakels dar.Aus dem Pflanzenleben.Parthenogenesis, da? heißt, die Entstehung reifer fort-pflanzungSsähiger Samen ohne voraufgegangener Befruchtung, ist,wie neuere Forschungen dargetan haben, im Pflanzenreich einedurchaus nicht seltene Erscheinung. Bei vereinzelten Pflanzen istdas Vorkommen solcher Jungfernfrüchte schon seit langem bekannt,so beim Löwenzahn und bei der Gurke; eine umfangreiche Liste vondergleichen Pflanzen konnte aber erst in neuester Zeit festgelegtwerden. Hinsichtlich der Art. wie diese Jungfernfrüchte entstehen.lassen sich die Pflanzen in verschiedene Gruppen einteilen. Da sindPflanzen, bei denen das männliche Geschlecht vollständig entwickeltist, solche die den vorhandenen Befruchtungsstaub nicht zur Reifekommen lassen, und endlich solche, die ihre männlichen Organetotal verkümmern ließen, so daß nicht einmal Blütenstaub ge-bildet wird.Die Jungfernfrüchtigkeit setzt die Pflanzen in Stand, auch dannSamen zu erzeugen, wenn die Befruchtung ausbleibt; sie ist des»halb auch bei Pflanzen üblich, bei denen die Befruchtung durchirgend welche Umstände erschwert wird. Bei dergleichen Pflanzenstellt sich die Jungfernfrüchtigkeit im Notfalle ein, d. h. wenn dieBefruchtung ausbleibt. Das Bekanntwerden solcher Pflanzenhat die Forscher zu der Annahme veranlaßt, daß ursprüng«sich die Anlage zur Erzeugung von Jungfernfrüchten ganzallgemein unter den Samenpflanzen verbreitet gewesen ist; bei jenenPflanzen aber, die sich wegen der Befruchtung keine Sorgen zumachen haben, ist die Anlage zur Jungfernfrüchtigkeit wieder unter«drückt worden.Da bei der Verschmelzung männlicher und weiblicher Fort»Pflanzungszellen die in diesen Zellen nur zur Hälfte anwesendenVererbungsträger wieder auf die für die betreffende Pflanze typisch«Zahl zusammenkommen, darf in der Anlage zur Jungfernfruchl dieZahl der Vererbungsträger nicht geteilt sein. In der Tat konntedurch Beobachtungen festgestellt werden, daß solche Anlagen die je»weil? typische Zahl von Vererbungsträgern besitzen._ h. h.Lerantw. Redakteur: Richard Barth, Berlin.— Druck u. Verlag: vorwärtsBuchdruckereiu.VerIagsanstaltPaulSingerärCo..BerlinSW.