unb ächzt bei seiner Arbeit, baö Wasser plätschert laut und hell. wenn es jäh vom Beutel in das Becken schießt dann ein aber- , nötiges quietschendes Knirschen, aber einige Noten Heller, fast wie ein wohlgefälliges Auflachen anzuh�cen. sobald der erleichterte Eimer in die Tiefe fahrt." Nicht uuuder primitiv sind die Oel » pressen und Getreidemühlen. Den Grundstock der Bevölkeruug bilden wie in Marolko die inohammedanischen Berber. Auch in der Stadt Tripolis , wo 32 000 Mokammedaner. 10000 Juden und 4000 Christen wohnen, haben die Berber mit einer Kopfzahl von 18 000 den Vorrang. Die Werber sind die Ackerbauer der Oasen, die(nicht selten reichen) Kaufleute der Stadt. Grvthe entwirft von den Berbern des Rand- gebirges ein freundliches Charakterbild: Von Heller Hautfarbe, muskulöser und hoher Gestalt, find fie heiter, glücklich, tapfer, un. abhängig, ohne Fanatismus, Sektenwesen, Heiligenkult; sie seien von jener einfachen Gotresunterwürfigkeit, die mit der Bildlichkeit mohammedanischer Gebetsgesten und Andachtsformen, inmitten der blendenden Stille der Landschaft, zu der hehren Ruhe und Licht- fülle der Natur in s» innigem Einklänge steht." Dagegen fällt zehn Jahre später(1008) Ewald Banse über die Gesamtluwölke- rung von Tripolitanien ein verächtliches Urteil:Die ackerbau - kindliche und nomadentumfreundlich« Religion de ? Islam , Fata- lismus, despotische Regierungsform, Unsittlichkeit der Weiber, auch verheirateter, Päderastie der lWänner, Atasturbation der Knaben und Mädchen, und infolge all dieser Schäden eine durch die Ein- Wirkung der heißen Sonn« zunehmende Entnervung und Faulheit des ganzen Geschlechts, das sein Ideal im süßen Nichtstun bei Kaffee und Zigarette sucht und findet." In den 5tüstenoascn leben auch eigcntumlose Ackerbauer. Diese Proletarier pachten von dem Eigentümer des Bodens auf zehn und mehr Jahre das Land, unter der Verpflichtung, die Hälfte des Bodens zum Dattel- und Olivenbau zu verwenden. Die Hälfte deS Ertrags fällt dem Eigentümer zu; die Ernte des Gemüsebaues fällt dem Pächter zu. Liefert der Eigentümer Saat und Dünger, so erhält er gar drei Viertel der Früchte. Auf den Hektar erhält der Eigentümer so ohne jede Arbeit etwa eine Grundrente von 000 Mk. Nach Ablauf der Pachtzeit wird da? Gut in zwei Hälften geteilt, deren eine dem Verpächter zufällt(er hat sehr wertvolles kultiviertes Land ohne Arbeit gewonnen) während die andere in den Besitz des Pächters übergeht. Dieser mohammedanische Grund- rentenbetrieb ist, wie ungerecht er immer sein mag, jedenfalls außerordentlich humaner und auch für die Landeskultur zweck- »näßiger als die Leibeigenschafts- und Erbuntertänigkeitspolitik der christlichen Junker. Neben den Berbern bilden Araber die Nomaden der Wüste und Neger die eingeboren« Bevölkerung. Europäer find in größerer Zahl nur in der Hauptstadt zu finden. Ueber die wirtschaftlichen Aussichten TripolitanienS urteilt JGrothe sehr optimistisch. Drei Fünftel deS Landes feien freilich für immer unwirtlich. Dagegen fei das für jede Kultur geeignete KolomsationSgebiet größer als Deutschland . An den Küstcnstreifen fei Getreidebau, Obst-, Gemüse- und Blumenzucht höchst lohnend. Plantagen für Dattel-, Sauinwoll-, Jndigobau sehr geeignet. Die üppigen Maulbeerbäume ließen eine Seidenraupenzucht entwickeln. Auch Banse meint, daß aus dem Land« etwas zu machen sei, aber der Verfall" das Urteil stammt aus der Zeit vor dem jung- türkischen Regiment sei hoffnungslos. Banfe hält eine Besetzung von Tripolis , eine Austeilung unter die Mächte für unmöglich, und das Urteil dieses Forschers ist heute beachtenswert vom Standpunkt der Menschlichkeit auch nickt wünschenswert:»Denn im Augenblick der Landung europäischer Soldaten würde die mohammedanische Bevölkerung im Aufruhr emporflammen, der Dschhäd, der heilige Krieg gegen die Ungläubigen, würde ent- brennen, gegen den der Aufstand des Mahdi ein Kinderspiel ge- Wesen wäre. Tripolitanien ist ja die Hockburg des Islam in Nord- afrika , auf deren Zinnen noch die rote Flagge mit dem Halbmond flattert." Die pfycbolocfie der Kinderarbeit. Ich sitze, eifrig an einem Briefe schreibend, an meinem Schreibtische. Da kommt plötzlich mein Jüngster zur Tür herein» tesprungen. Strahlend vor Freude hält er ein Schiff in den >änden, daS er sich selbst gefertigt hat und das soeben seine erste Echwimniprobe auf dem Waschbottich erfolgreich bestanden hat. Mit nassen Händen baut er das noch leckende Fahrzeug vor mir auf dem Fußboden auf. Sieh mal. Vatti? schreit er und klatscht selig und begeistert in die Hände. Ja, da muß ich schon für eine Weile die Feder weglegen. Unbedingt muß ich doch seinem Werke die nötige Beachtung zollen. ES ist ein verblüffend einfaches Modell, so kindlich in Ausführung und Darstellung, daß man cS als Musterbeispiel dafür, wie Kinder arbeiten, aufstellen könnte: der Schiffskörper besteht aus einem Bcett von einem guten halben Meter Länge. Darauf erheben sich augenscheinlich das Wich­tigste an dem ganzen Apparat drei Mastbänme, die einfach auS gespaltenem Holz« hergestellt sind und in Bohrlöchern stecken, die der KnirpS mit einem gewöhnlichen Fräsbohrer in ie Holzplatte gedreht hat. Ueber die Mastspitzen laufen Bindfäden, die an den Enden des Brettes vorn und hinten befestigt sind und die Takelage vorstellen, zugleich die etwas wackeligen Mastbäume in der Rich« tung haltend. Dann sind wiederum ein echt kindlicher Einfall ringsherum«m Rande des Brettes, in regelmäßigen Abständen, Drahtstifte eingeschlagen, die mit Bindfäden untereinander der- banden sind.Damit die Leute da nicht runterfallen", erklärte der Erbauer mir wichtiger Miene. Soll denn aber das Schiff keinen Schornstein kriegen? fragte ich, um mein Interesse zu be» weisen. Unwillig entgegnete er: Aber das ist doch'n Segelschifft Es hat aber keine Kajüte sage ich. Wo sollen denn die Leute hin, wenn eS schlechtes Wetter ist? Das macht ihn nun nachdenklich, und ein paar Augenblicke später zieht er wieder ab, eine Kajüte zu bauen. Ich bin Überzeugt, daß er irgend etwaS finden wird, sie darzustellen, und wenn er sich mit einem alten Flaschenkork begnügen soll, der, mit dem Messer zurechtgeschnitten, den verdeckten Eingang zur Kaiütentreppe markieren muß. So müssen Kinder arbeiten. Ohne Austrag, ohne Zwang, mit den einfachsten Werkzeugen. Selbstverständlich hätte der Sieben- jährige unter meinerAnleitung" manches praktischer anfangen können. Di« Masten standen wirklich nicht ganz sicher, wenn sie auch durch dieTakelage" einigermaßen im Gleichgewicht gehalten wurden. Aber dafür war alles mit Mitteln dargestellt, die den schwachen kleinen Händen willfährig waren, und das Wichtigste eS war nichts daran, das nicht von dem Kinde selbst ausgetistelt gewesen wäre. Es braucht ja wohl nicht mehr gesagt zu werden. daß der Wert einer kindlichen Arbeit nicht in dem fertigen Er» zengnis als solches steckt, sondern in dem Wege, der zu ihm geführt hat. Darum gibt eS auch nichts, daS in höherem Maße erziehlich wirkte, als die selbstgewähltq, aus dem freien Interesse deS Kindes erwachsene Arbeit. Sie soll nicht ein« bloße Beschäftigung sein, von der da- Kind nur in Anspruch genommen wird, sondern eine wirkliche Arbeit, soll also einen gewissen Kraftaufwand erfordern und zu einem Ergebnis führen, das dem Kinde wertvoll erscheint. Alle Kultur ist durch Arbeit zustande gekommen, und da? arbeitende Kind tut nichts andere?, als daß es den Weg im kleinen wieder- holt, den die Menschheit im großen zurückgelegt hat. Es beginnt niit den einfachsten Werkzeugen, und auf einetechnisch" richtige Ausführung seiner Ideen kommt es ihm zunächst noch nicht an. ES will ja keinen Gebrauchsgegenstand herstellen. Es will höchstens mit den hergestellten Sachen wie mit allem, waS in seinen Be­reich kommt spielen. Darum ist seine Phantasie auch stet» willig und bereit, Lücken und UnVollkommenheiten in der Darstellung zu übersehen, sich mit Andeutungen zu begnügen und daS halb Aus­geführte für beendet anzusehen. Unbefangen wagt es sich darum auch an die schwierigsten Sachen. Ein Kind, das zeichnerisch dar- stellen will, beginnt niemals zuerst leichtere Gegenstände oder gar einfache Striche zu zeichnen. Es bewältigt daS Darzustellend« mit wenigen Strichen und sieht dann einfach, was fehlt, in daS Bild hinein. DaS ist aber etwas, was mancher Erzieher und manche Erzieherin nicht berücksichtigen zu dürfen glaubt, vielmehr eigen« sinnig beharrt: DaS soll ein Pferd sein? Der Mann hat ja eine ganz schiefe Rascl Der Hut fitzt ja gar nicht ordentlich auf seinem Kopfe usw. AIS ich bor Jahren mit Schulkindern zum erstenmal beim Formen saß, hatte ich zunächst Kügelchen aus Plastilin rollen lassen, die schließlich durchbohrt und auf einen Bindfaden gezogen einePerlenkette" darstellten. DaS hatte ja nun augenscheinlich allen Kindern gefallen; als ich aber für den Rest der Stunde ihrem freien Willen überließ, was fie darstellen wollten, erlebte ich doch eine große Uebcrraschung. Ich hatte mir wohl gedacht, daß dieses und jene» Originelle an den Tag kommen würde aber die Kinder übertrafen meine Erwartungen bei weitem. Ein Junge machte sich ohne weitere Umstände an die Darstellung eines Leier- kastenmanneS, der, hinter seiner Drehorgel stehend, eine Geld- münze entgegennahm, die ihm ein Kind brachte. Ein anderer hatte einen Laternenputzer geknetet, der auf einer Leiter stehend eine Straßenlaterne putzte. Ein dritter hatte ein Wägelchen zu bilden begonnen, wie es die Kinder bei ihren Spielen gebrauchen. Ein paar abgebrochene Streichhölzchen, die er sich bei mir a»S» gebeten hatte, stellten Wagenachsen und Deichsel vor, und kaum hatten die Kinder gesehen, daß auch anderes Material verwendet werden durfte, als sie sich bald herumliegende Schnitzel von Papier, die eine andere Klasse im Arbcitsraum zurückgelassen hatte, zunutz« machten und bei ihren Arbeiten verwendeten. Mein« sauber ausgetifteltemethodisch richtige" und akkurat gearbeitete Halskette interessierte kein Kind mehr. DaS ist es, WaS die neue Pädagogik will, wozu sie alle, die sich mit dem Kinde beschäftigen, führen möchte: das Kind ernst zu nehmen. Schließlich ist das Kind kein Wesen, daS nur dazu da wäre, korrigiert zu werden. Erst wer sich entschlossen hat, zunächst einmal sehen und erkennen zu wollen, statt immerfort zubessern" und zuerziehen", wird bald mit ganz anderen Augen in daS Leben des Kindes blicken. Und nirgends ist das Kind Ursprung- licher, treten die Linien seines Wesens so klar hervor, als bei der unbeeinflußten Arbeit, die dem frei schaffenden Kinde nichts anderes ist, als ein Spiel, ein wertvolles, unentbehrliche? Spiel seiner werdenden Kräfte und Fähigkeiten. W. Scharrelmann. Berantw. Redakteur: Aichard Barth. Berlin. Druck u. Verlag: LorwärtSBuchdruckero! u.VrrlagsanstaltPcml Singerä:Co.,Beclin