— 800 sächlich aber in den großen Orchideenzüchterei'«« zu Gesicht. deren bedeutendsten sich in England und Amerika befinden. Die Orchidee ist so recht die Blume der.oberen Zehntausend'. Ihre Herbeischaffung, ihre Pflege in kostspieligen Warmhäusern, er- fordert namhafte Betriebsmittel. In den Küstenstädten ihrer Heimat, für die der ganze tropische Erdgürtel anzusprechen ist, haben olle grofien Züchtereien ihre Vertreter. Da werden ganze Expeditionen mit tüchtigen Botaniker» und Eingeborenen, sog. Orchideen- j ä g e r n ansgernstet, die 3—6 Monate hindurch die Urwälder de? Hinterlandes durchstreifen, um zu Beginn der Trockenzeit mit ihrer mehr oder weniger reichen Ausbeute am Küstcnplatz wieder zu erscheinen. Der Berus dieser Leute ist sehr gefährlich; winkt ihnen doch der sicherste Gewinn an Orchideen gerade in den von der Malaria durch- feuchten Urwäldern Brasiliens , sowie in den mit gefährlichem Raub- zeug angefüllten Dschungeln Indiens : erst gar nicht der Gefahren zu gedenken, die sie auf Schritt und Tritt im Hochgebirge des Himalaja , da? besonders reich an seltenen Arten ist, umlauern. Und dann milfi noch mit erheblichen Verlusten gerechnet werden. Ueber die Hälfte verfault oft auf dem Transport. Außerdem kann man es vielen 5htollen nicht ansehen, zu welcher Art sie gehören: die Auf- traggeber müssen sich einstweilen an der Aussage des Orchideenjägers genügen lassen, der fie ja blühen sah. Dessenungeachtet kann bei der Befruchtung eine Kreuzung zustande gekommen sein. DaS Streben aller dieser Expeditionen ist: seltene, ja wenn irgend möglich. bisher unbekannte Arten mitzubringen. Für solche werden fabelhafte Summen Geldes gezahlt. Natürlich gibt es auch billigere Arten, die im Preise bis zu ivenige» Mark hinuntergehen. Da aber die Orchideen eine feuchtwarme Luft brauchen, so ist ihre Haltung ohn« Warmhaus nicht gut möglich: ausgenommen hiervon sind einige europäische Arten, die aber dafür auch hinsichtlich der Farbenpracht ihrer Blüten bei einem Vergleich mit ihren Schwestern vom Ganges oder Amazonen- ström sehr schlecht abschneiden. Statten wir nun noch zum Schluß einer größeren Orchideen züchterei eine» Besuch ab. Kiesbestreute Wege führen durch einen schattigen Natnrgarten zu den Eingängen der niederen Warmhäuser, deren' Glasdächer und Wände mit verstellbaren grüngestrichenen Jalousien bedeckt sind, um die Pflanzen vor allzu scharfem, direktem Sonnenlicht, das sie nicht gut vertragen, zu schützen. Wir treten in einen gangartigen Vorraum ein. der durch Türen in mehrere kleinere Abteilungen geschieden ist, damit die kältere Außenluft nicht unmittelbar ins Warmhaus einströmen kann. Auch sind hier starke Heizkörper zum Zwecke deS Vorwärmens aufgestellt. Die letzte Tür öffnet sich, und eine warme und sehr feuchte Temperatur be- nimmt uns fast den Atem. Vor unS steht eine wundervolle Gruppe Prachtvoller Palmen, deren dicht ineinander verschlungene Wedel die Aufgabe haben: jeden durch da» Oeffnen der Tür etwa entstehenden kühleren Lustzug aufzuhalten. Feuchte Schwüle liegt über dem langen saalförmigen Raum. Um eine feuchtwarmc Urwaldtemperatur zu erzeugen, deren Stetigkeit durch zahlreiche Temperatur- und Feuchtigkeitsmesser kontrolliert wird, bedeckt den Boden der Hallen ein etwa metertiefes W a s se r b a s si n. das von Heizungsröhren durchzogen ist. die sich auch überall außerhalb des Wassers vor- finden. Mit Bohlen belegte Brücken gestatten einen Rundgang durch die mächtigen GlaShallen, die untereinander verbunden sind. In der Mitte und an den Seiten jeder Halle befinden sich freitreppeu artige Gerüste, auf dessen Stufen sich eingetopfte Orchideen in langen Reihen dahinziehen, oder auch an Palmen hinaufranken. Die ver- schiedenen Warmhäuser sind den Lebensbedingungen der so mannig- fachen Arte» angepaßt. In Glaskästen und unter Glasglocken werden die zu erwartenden Keimlinge seltener Arten besonders gepflegt. Und Jahre dauert es, ehe man überhaupt etwas von der Pflanze sieht. Wir treten in Abteilungen, in denen fast gar keine blühenden Eremplare sind. Ein sehr großer Prozentsatz der Pflanzen kommt selbst im Warmhaus nicht zum blühen, und wenn schon, so dauert eS oft lange Jahre, ehe sich die erste Blüte bildet: so vergehen bei der Orcbis- ruill tarig L. bis zur Bildung der ersten Blütentrauben acht bis zehn Jahre. Der Dienst der hier arbeitenden Gärtner ist schwer. Besonders die Winter mit den schnellen Uebergängen von der nordi- schen Außenluft in die Tropenschwüle greifen mit der Zeit auch die stärksten Naturen an. Auch sind Hitzschläge nicht selten. Die Obergärtner sind meist Engländer und werden verhältnismäßig gut bezahlt. Zum Betriebe derartiger Orchideengroßzüchtereien gehören be- trächrliche Kapitalien. Sind doch z. B. die Gewächshäuser so mancher Zücht-rei mit einer Mllion Mark und mehr gegen Feuerschaden usw. versichert. Hinzu kommt noch, daß immer hohe Summen sofort flüssig gehalten werden müssen, zwecks Ankauf oder Aufsuchung neuer Arten. Andererseits werden aber auch horrende Summen bei dem Geschäft verdient. Besonders in England und in Nordamerika ist der Orchideenspleen sehr verbreitet, und wer eS irgend kann, hält sich dort seine eigenen Orchtdeenwarmhäuser. Es ist bedauerlich, daß eine an sich so interessante Pflanze, wie «s die Orchidee ist, lediglich zum Objekt einer dabei sehr wenig von «oissenschaftlichen oder ästhetischen Interessen geleiteten Geld- oder Geburtsaristokratie geworden ist. Bedeutende, in die Millionen «ehende volkswirtschaftliche Werte werden hier nutzlos verschleudert, F r. Förster. Sebacb. Unter Leitung von S. Alapin. Troitzki. »dockokf-K M_ Weiß am Zuge macht Remis. Damengambit.') (Karlsbader Turnier 1911.) H. S a l w e. S. A l a p i n. t. 62-64 67— 6S 2. c2— c4 c7— c6 Die Schattenselte dieser Verteldi- gung besteht darin, daß hierdurch dem Lb8 das Feld ob genommen wird. Jedoch bleiben dem Lb8 noch die Felder 67 und a6. Hingegen bei der üblichen Ver- teidigung 1..... e6 wird der Lc8 fast ganz eingesperrt. Um b e i d e n leichten Figuren des Damenflügels volle BewcgnngSsrei- hett zu lassen, kommt nur das Tschi- gorwsche System mit 2..... Sc6 in Bewacht, um aus 3. LoZl niit 3..... e5 fortzusetzen. Wer nach 4.<5X65, 8X64; 5. 54, 56; 6. o3. 853; 7. o4. S5h6!-c. besser steht, ist noch eine unerforschte Frage. 3. s2— o3..... Schwarz drohte mit 6Xo4 nebst event. d7— b5 einen Bauer zu gc- Winnen, z. B.: 3. 853, 6X04; 4. v3, bö; S. ai. Db6!; 6. Se5, 867!; 7. D53, 3X°5; 8. dXc5, Lb7; 9. Dg3, a6; 10. Sc3, e6; 11. e4, Sö7 nebst event. c6— c5 und Se7— c6— 64 2C. Aus 3. Sc3 geht der Baucrngcwinn allerdings nicht, aber Schwarz er- langt ein freies Spiel mit 3.... o5! z. SS.: 4. cX65, 06X65; 5. 6Xe5, 64; 6. Da4+, Scö; 7. Sb5, aGI 8. 853, Lg4; 9. SbXd4?, Lb4t: 10. 1-62, LX62t; 11. KXd2, I-XkZ ic. 3...... Lc8—£51 4. Ddl— b3 1168-07 B. Sbl— c3..... 5. cXda würde die erwähnte -Schattenseile der Verteidigung(2.. c61?) sofort ausheben, z. B.: 5... vX65; 6. 8c3,«6; 7. Ld2, Sc6; 8. 853, 856; 9. Tel, 3671(SS drohte 8051) 10. Lb5,(10. SbB , Db6) 10..... Le7; 11.0-0, 0-0-c. 5......©7— e6 6. Lei— 62 SbB — 67 7. Tal— cl••..• Vidmar spielte hier gegen Alapin 7. 353. Sg56. Aus 8. Tel könnte dann folgen: 8..... Le7; 9. cX65, eXd5; 10.8X65,8X65; 11. DXd5, Le6; 12. Db4, LXa2; 13. 65?, 856 20. 7...... Ta8— c8 8. Sgl—£3..... Hier war folgende höchst interessante Verwickelung möglich. 8. o4X65, 06X651; 9. 8o3— b5(Aus 9. 853 tarnt 9..... a6 folgen. Nicht etwa 9. 353, Sgf6? wegen 10. 8X651, DXclt; 11. I-Xcl, TXclt; 12. Kd2, Tc2t; 13. DXc2. I-Xe2. 14. 8X16+1. gXfö; 15. KXc2 mit Baucrngewinns 9..... Dc7Xclt; 10.Ld2Xcl,Tc8Xcl+; 11. Kol-e2, 1-55—02!; 12. Sb5— c7t, KoS-dS; 13. Db3Xb7, Lc2— dlf; 14. Ke2 —62, TclXc7: 15. I)b7— aSr, Tc7— c8; 16. Da8Xa7, Ldl— h5; 17. L5t— b5, Sg8— 56; 18. Sgl— 53, Lh5— 53; 19. g2Xß, 1.58-66; 20. Kd2— 63, Kd8-e7; 21. e3—«4, Tc8— a8; 22. Da7— b7. Th8-b8; 23. Db7— c6, Ta8Xa2; 24. e4Xd5 (24. e5, I-XoS). 24..... Ta2Xb2 tc., zugunsten von Schwarz. 6...... Sg8—£6 9. Lfl— e2 Dc7-b8 Hiermit hat Schwarz die Schwierig- keilen der Eröffnung überwunden und die Partie gelangt in ein ruhigeres Fahrwasser, in dem keine allzu ge- jährlichen Klippen mehr drohen. (Siehe obige Glossen.) 10. 853— h4 1-55— gS 11.£2—£4 Lf8-e7 12. e4X65 eßXdö 13. 0—0..... Von 13. 55, Lh5 hülle Weiß nicht«, 13...... St6-e4 14. L62— el Se4— 66 14...... LXh4; 15. LXh4, 862 scheitert an 16. Da3. Auch 14...... 55; 15, 8Xg6, hXg<5: 16. SXe4 ist mit Gefahren verbunden. 15. 8b4— 53 57—56 16. 853-62 Lg6—£7 17. 54-55 Lo7— 68 18. Lol— g3 L63— c7 19. Db3— c2 0-0 Sowohl König als Dame stehen bei Schwarz in ganz symmetrischen Rochadestellungcn l 20. e3— e4 21. Sc3X64 22. Lg3Xc7 23. 862 Xe4 24. Se4— c5 25. b2— b3 65X64 866X64 Db8Xo7 867— b6 T53—©8 Tc8— 68 Wegen der Schwäche de? 864 steht Schwarz vielleicht etwa» besser, aber zum Gewinn reicht eS nicht a>i?. ES geschahen noch folgende Züge: 26. Db2, De7; 27. 1-53, 865; 28. 1)52. Dc7; 29. Tfol, Dc8; 30. h3, b6; 31. TXeSf, TXe8; 32. Sei, Td8(32...... vX+b?; 33. 868, Df4; 34. TXc6); 33, g4, Dd7; 34. Tdl, Dc7; 35. Lg2.€14; 36. 8o3, 8Xg2; 37. KXg2, Ld5+> 38. Kgl, 1166; 39. Td2, To8; 40. TeC TXe2; 41. 3Xs2, Do7; 42. 854. I1s4; 43. 3X65. oXd5; 44. Kh2, K58: 45. Kgl und die Partie wurde Remis gegeben. •) Variantenmäßige Ergänzung 1 tischen Betrachtungen der letzten Schachspalte. unserer allgemeinen theore« «erantw. Redakteur: Richard Barth , Berlin.— Druck u, Verlag: BorwartSBuchdruckereiu.Verlagsanstalt Paul SingerckCo., Berlin 8 W.
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28 (14.10.1911) 200
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