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andeuteten.

St. Gallen", bestand in Schuhen, die außen mit Gold geschmückt| bei vornehmen Herrn ein graziöses Gewirr von Spiken, Tüll und und mit drei Ellen langen Schüren versehen waren." Allmählich Band sich legte. traten mun neben diefen niedrigen, breiten altväterischen Bund- Rohe Untersätze aus Holz waren zuerst bei den Unterschuhen schub modernere elegante Formen, die bis zum Knöchel heraufe der Kranichschnabel, den sogenannten Trippen" aufgetreten. Die reichten, sich nach vorn mäßig zu spißten und einen neuen Geschmad Frauen behielten solche diden Sohlen an den Pantoffeln bei. Aber der hohe Absatz erscheint in der Mode erst häufiger in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der Wunsch, ihrer Länge eine Elle zuzusehen, ließ die Frauen, nachdem die hornartigen Riesenfrisuren erschöpft waren, den Versuch von unten her" wagen. Die schöne, aber kleine Gabrielle d'Estrées soll die ersten Eins lagen in den Schuhen getragen haben. Die Absätze werden im 17. Jahrhundert immer höher, immer schmaler, immer spiker; sie erheben sich um 1650 3 bis 4 Zoll über die Erde und prangen in einem starten auffallenden Rot. Dieser Stedelschuh" ist ein mysteriöses Kunstwerk, zu dessen Herstellung der Schuster sich mit dem Absatzmacher vereinigt. Als Schmuck dient zunächst die breite Bandrosette und dann die erst nur den Abbés eingeräumte Schnalle, die immer größer und kostbarer wird, je kleiner und niedriger der Schuh ist.

Endlich stirbt auch die in bunten Stidereien und funkelnden Edelsteinen prangende Kraprice des Steckelschuhes dahin. An Stelle der heiteren Farbigkeit der Schuhe beginnt im 18. Jahrhundert das blante Schwarz der Wichse zu treten. Schon seit dem 10. Jahrhundert hatte man die Schuhe mit Wachs und Fett be­handelt, mit schwarzen Farbsteinen gefärbt; jetzt wird die blanke Wichse modern und erregt bei frommen Leuten Aergernis. Un­gezwungene, zweckmäßige Formen des Schuhes treten in der Zeit auf, da Rousseaus Evangelium der Natur überall Verehrer findet. Um 1790 ist der Modeschuh ein leichter offener Pantoffel; die Her­zogin von York , die wegen ihres schönen Fußes berühmt war, soll ihn eingeführt haben. Die Revolution nimmt ihn begeistert auf. Der Schuh wird nun ganz flach; er hat keinen Absah, eine Sohle, so leicht wie ein Blumenblatt", teine Schnalle. Und aus dieser Schlichtheit stürzt er dann im 19. Jahrhundert zu neuen Formen hervor, die doch nur wieder die alten sind sich zwischen den ewigen Gegenfäßen der Schuhmode bewegen, zwischen hohen Absätzen und ganz flacher Sohle, zwischen spikem und breitem Borderteil, zwischen Kranichschnabel und Ochsenmaul!

Kleines feuilleton.

Physiologisches.

Mit dem Geist des Rittertums und der beginnenden Gotik drang die Liebe zum Schlanken, zum Spißigen, zur Eleganz und zur starken Betonung aller Körperformen in die Tracht ein und gestaltete auch den Schuh von Grund aus um. Wer es war, der die Welt mit den Schnabelschuhen" beglückte? Die Le­gende kündet von dem Grafen Fulfo von Anjou, der ums Jahr 1087 lebte und ein waderer Held und Ritter war. Seine große Anfechtung aber bestand darin, daß er mißgestaltete Füße hatte, und um nun seine Frostballen" oder besonders riesigen Hühner­augen zu verbergen, ließ er sich lange, vorn ganz spike Schuhe machen. Der ganze Modestil drängte freilich auf diese Mode hin. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts tauchte sie unter dem üppigen normannischen Adel auf und wurde von ihnen nach England ge­bracht. Ein Dandy bom Hofe des anglonormannischen Königs Wilhelm des Roten, Rodbertus , kam zuerst auf den Einfall, die langen Schnabel mit Werg auszufüllen und wie ein Widder horn zu frümmen, weshalb er den Beinamen" Der Gehörnte" ( Cornadus) erhielt. Diese tolle Erfindung verbreitete sich im ganzen westlichen Europa . Die Pigaschen"( picaciae), die gleich Skorpio­nenschwänzen aus den Schuhen herausstachen, galten als besonderes Abzeichen von Ehrenhaftigkeit und Männlichkeit. In Deutschland fanden sie zunächst nur wenig Aufnahme; hier erfreute man sich an hohen geknöpften Stiefeln aus rotem oder violettem Korduanleder, an leichten Sommerschuhen aus buntem Stoff mit farbigen Spizen und an warmen Winterschuhen mit Belzverbrämung. Erst als gegen Ende des 13. Jahrhunderts die vorher kurze Zeit aufgegebenen Kranichschnäbel" wieder, diesmal von Polen aus, ihren Siegeszug durch die Kulturwelt hielten, huldigte man auch in Deutschland diesen sogenannten radauern", die die Franzosen Pou­Taines" nannten. Nun gehörte es bald zum guten Zon, die Spitzen der Schuhe oder der strumpfartigen besohlten Beinlinge" um mehrere Zoll über die Zehen hinaus zu verlängern. Jm 14. Jahr hundert regelten Verordnungen die Länge des Schuhschnabels bei den einzelnen Ständen: Könige und Fürsten durften sich Schnabel von 3 bis 6 Fuß Länge gestatten, der hohe Adel mußte sich mit zwei Fuß begnügen, die Herren und Ritter trugen Schnabel von einem Fuß, die Bürger von einem halben Fuß Länge. Die Schuhe strahlten in bunten Farben und zwar jeder in einer verschiedenen, Rafe als Nahrungsmittel. Das rührige Land­der eine grün, der andere rot usw. Bald hingen die Schnabel schlaff wirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten hat während des herunter und schlenkerten beim Gehen grotest umber, bald waren sie durch Fischbein steif gemacht, mit einer flingelnden Schelle be- letzten Jahres eine umfassende wissenschaftliche Untersuchung darüber frönt, gezaddelt oder durch ein zierliches Kettchen am Knie befestigt angeordnet, welchen Nährwert der Käse in feinen verschiedenen und so in einer schönen Krümmung festgehalten. Da man mit Sorten besitzt. Diese Arbeiten verdienen eine besondere Beachtung, diesen riesigen Auswüchsen oder Schwänzen nur mühsam gehen weil sie mit einem ungewöhnlichen Aufwand von Mitteln ausgeführt fonnte, tam man auf den Gedanken, die Schuhe mit Unter- worden sind und erschöpfende Verfuche nicht nur mit fünftlichen im Laboratorium, sondern auch ant lebendeu schuhen zu versehen; das waren hohe Holzsohlen, auf die die Verdauung Menichen zur Grundlage genommen haben. Säfe ist stets eigentlichen Schuhe festgeschnallt wurden. als billiger Fleisch, und daher namentlich in Zeiten einer Teuerung ein Nahrungsmittel, dessen Bedeutung gar nicht hoch genug veranschlagt werden kann. Es ist daher überaus wichtig zu wissen, in wie weit es den Ernährungsbedürfnissen des Menschen genügt und wie es von dem menschlichen Körper verarbeitet wird. Die amerikanischen Gelehrten haben nicht nur den Cheddar, ihren Nationalläfe, in den verschiedensten Stufen der Reife studiert, sondern auch viele Sorten von ausländischem Käse, so daß dadurch eine umfassende llebersicht gegeben wird. Die Schlüsse sind dem Käse außerordentlich günstig, in noch viel höherem Grade, als man es bisher gewußt oder zugegeben bat. Die bekannte Nebensart, der Käse fei morgens Gold, mittags Silber und abends Blei, ist danach ungerechtfertigt, da Käse selbst in grünem oder unausgereiftem Zustand der Ver­Allerdings ist der Unterschied dauung feine Schwierigkeit macht. zwischen einem frischen und einem wohlausgereiftem Käse recht groß. Dieser enthält viele löslichen Stoffe, die im frischen Käse fast ganz fehlen und dieser Unterschied hat wahrscheinlich den Grund zu dem Aberglauben von der schweren Verdaulichkeit des Käse gegeben. Aber auch die festen Bestandteile aus der Milch find leicht ver Durch den daulich und dabei ein fast ideales Nahrungsmittel. Buiaz von Lab und die Entwickelung von Milchsäure treten gewisse chemische Veränderungen ein, aber es liegt fein Beweis und fein Argwohn dafür vor, daß diese eine Verwandlung der verdaulichen Bestandteile der Milch in unverdauliche des Käses herbeiführen follten. Auch die Behauptung von einer stopfenden Wirkung des Käses wird abgelehnt. Wenn ein sogenannter Rahmfäse als reines Milchprodukt verkauft wird, so liegt darin nach dem Urteil der Sach­verständigen ein Betrug. Aber an sich ist ein Rahmfäse ein be fonders hervorragendes Nahrungsmittel unter den vielen Sorten und sollte möglichst billig als Boltsspeise auf den Markt gebracht werden. Ein eigenes Lob erhält auch der sogenannte Landläfe, aber überhaupt feine Sorte, nicht einmal die von starkem Geruch, werden von der Anerkennung großen Nährwerts und ausgezeichneter Belömmlichfeit ausgenommen. Somit lautet das abschließende Urteil dahin, daß jeder Käse alle zur menschlichen Ernährung notwendigen Stoffe in einer ungewöhnlich fonzentrierten Form enthält. Auch als guiaß zu gefochten Speisen sollte er mehr gebraucht werden, als es bisher zu geschehen pflegt.

In dieser Hochblüte des Kranichschnabels", im 15. Jahrhun= dert, tritt nun der Damenschuh selbständiger hervor. Zunächst war die weibliche Fußbekleidung von der männlichen nicht ver­schieden gewesen. Die Frauen hatten gar kein Interesse an der Verschönerung des Schuhs, denn er war unter den weiten Ge­wändern nicht zu sehen; es galt für einen argen Verstoß gegen die Sitte, den Fuß zu zeigen. In der Epoche der Minnesinger, da man die Schönheit der Frauen mit offenen Sinnen zu schauen, zu preisen anfing, ward das anders. Die Grazie eines schlanken Schuhes, eines feinen Knöchels entzückte die Männer, die als ihr Jdeal einen fleinen, aber hoch gebogenen Fuß aufstellten; die Höhlung unten in der Fußsohle sollte so groß sein, daß ein Zeisig darin Platz haben fonnte. Die Kunst des Schuhmachers war daher hoch begehrt. So richteten sich denn in gleicher Weise gegen beide Geschlechter die Verbote und Strafpredigten gegen die Schuhschnabel, die im 14. und 15. Jahrhundert im strengsten und im flagendsten Ton laut wurden. Da die Mode nun einmal das Umschlagen von einem Extrem in das andere liebt, so ließ sie ziemlich plötzlich, gegen Ende des 15. Jahrhunderts, an Stelle des Kranichschnabela den breiten Entenschnabel" treten, dem dann die plumpen, ungefügen Vorderkappen an den sogenannten Kuh- oder Ochsen mäulern", auch" Bärenklauen" genannt, folgten. Konservative Gemüter weinten den Schnabelschuhen manche Träne nach, und wir begegnen in den Streitschriften der Reformationszeit wieder holt der sprichwörtlichen Redensart: Ja, damals sei die goldene Zeit auf Erden gewesen, da man Schnabel an den Schuhen trug. Zu der ungebunden freien Epoche der Renaissance paßte nicht mehr diese groteske, den Fuß einschnürende Kleidung; man wollte sich ungeniert und bequem bewegen können in dieser weit ausschreiten­den, grobianisch zügellosen Aera, und dem gibt der Schuh Aus­drud mit seiner niedrigen, offenen, schlappenden Form und den breiten Kappen an Zehen und Ferse. Als Schmud brachte der fede Landsknechtsinn, wie in der ganzen Kleidung, farbig unterbauschte Schliße in Aufnahme, die bunt aus dem Leder hervorquollen. Mit Samt und mit Seide ivard der Schuh abgesteppt, mit Silber ge­Stiftet und beschlagen. Das Symbol der reiterlustigen Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurde dann der Schaftstiefel, der zu einer eleganten Manschette umgeschlagen war, um die wieder Berantw. Redakteur: Nichard Barth, Berlin . Drud u. Verlag:

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