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begeistert einging, sog auch die dichteriichen Kräfte auf. Wie ist in
der Wesenszug des Buches, das Petersson aus seinen Gedichten ge- I unter den Füßen. So wächst eine fräftige Natürlichkeit heraus, die als baut hat. Es ist das Buch eines proletarischen Kämpfers, das persönliche Art wirkt, und die vor allem auch gefeit ist gegen Ab glücklich stimmt und im Beglücktsein die Kampfkraft vertieft fühlbar hängigkeiten vom Einfluß anderer Dichter. Rhythmisch ist Petersions macht. Selbständigkeit in den Formen, die alteingewurzelt sind, so groß, Biele, unzählige proletarische Gedichte sind erwachsen aus der daß man erquickt eine frische Ursprünglichkeit foſtet. Ein Gedicht, Leidenschaft grollenden Aufbäumens, aus der Not der Lohnsfaberei, wie das herrliche, mich immer wieder ergreifende Lied„ Wenn du und auf anderem Boden als diesem gedieh ihren Dichtern fein Lied. einst wiederkehrst" ist im rhythmischen Einklang mit seinem Inhalt In der Erfenntnis ihrer sozialen Lage fam ihr Gefübl für Menschen- so eigen, daß es wie ein tiefreiner Stern inmitten des Ganzen würde zuerst zum Leben, und der politische Kampf, in den alle Kraft strahlt. Der Aufschrift des Buches angeschlossen, ist vorn das Bild den neuen Generationsschichten des Proletariats Lebensgefühl und Steinlens vom guten Jahr eingeheftet: der Arbeitsmann, der auf Genußdrang im besten Sinne breiter und tiefer geworden! Der dem Ackerfeld die Hacke eine Weile vom heißen Tun ruhen läßt und ethische Inhalt der Jugendbewegung ist geradezu bedeutiam groß. start aufgerichtet mit überfonntem Antlig hinausschaut in das Tages Da greift ein Erwachen von Lebenswünschen um sich, das der gestirn, das fern hinter dunklem Land und rauchenden Schloten seelischen Bedürfnislosigkeit mit beiligem Wollen den Krieg großstrahlend aufsteigt. Sonnenblide! Das Bild gehört symbolisch erklärt, und aus diesen Stimmungen heraus atmet zu Petersion. Es atmet die Hoffnung und Zuversicht, das prächtige Peterssons Dichten. Auch seine Poesie wurzelt im empörten Selbstvertrauen, das er sich als Lebensgut erkämpfte und das er den Grollen, aber sie groll nicht nur mit der Sehnsucht nach proletarischen Mitkämpfern mit seinem Buche einpflanzen und stärken befreiter Lebensfreude, sondern aus ihrer schon gekosteten unendlichen möchte. Herrlichkeit heraus und aus dem erlebten Wissen, daß sie unentbehrlich ist, wenn das Leben gedeihen und vor Verkümmerung bewahrt bleiben will.
Aus Drud und Not des Arbeitsalltags hat Petersson feine ersten Gedichte empfangen, aber nicht die Verzweiflung hat sie geschrieben, die dumpf hinlebt obne Traum und Ziel. Sie find hervor gegangen aus der Qual des Entbehrens, und wo Entbehren ist, da ist auch das Wiffen von der Schönheit und Notwendigkeit des Glücks fordernd lebendig. Im Grauen vor dem tötenden ewigen Einerlei, in das die Lohnarbeit ihre Sklaven eifern einflemint, leidet das Entbehren tragischer als die Verzweiflung. Dies Grauen durchschauert die ersten Blätter des Buches..
Das furrt und summt, das stampft und dröhnt, der Hämmer Gleichtakt übertönt das Saufen der Maschinen tagaus, tagein.
Durch das ganze Buch hin spürt man den proletarischen Menschen, ben es bezeichnet, daß er dem Begriff des Rächers den des Kämpfers, dem zerstörenden Vergelten das schöpferische Bauen entgegenseßt. Er ist fein romantischer Phantast, der im Glüd den festen Grund unter den Füßen verliert und ins Nebelblaue auffliegt. Einmal fagt er: ch grüß' das Glück und beuge mich dem Leid!" Beides ist immer in Wechselwirkung, eins ruft das andere ins Gefühl. Er ist eine Natur, die an sich arbeitet, die fich bereichert, nicht eine, die mit dem neuen Erleben das Erleben von einst abstößt und bergißt.
Dglaube nur an deine Macht,
und wolle nur, dann weicht die Nacht aus deiner arbeitsmüden Brust, und frischer Mut und Daseinsluft
strömt dir von neuem durch die Glieder,
aus deinen Augen leuchtet wieder die alte Hoffnungsfreudigkeit.
Das schöne Buch Peterssons ist im Verlage des Hamburger Parteigeschäfts erschienen und fostet gebunden 2 M. Nun dankt dem Dichter, der mitten in euren Scharen schreitet, ihr deutschen Arbeiter! Franz Diederich .
Kleines feuilleton.
Völkerkunde.
neuen
Eine
Wahrhaft ein Lied vom proletarischen Massenschicksal ist das Eins der merkwürdigsten Naturböller ber Gedicht, in dem diese Verse an und austönen. Petersson, der bis Erde sind die Weddas auf der Insel Ceylon , die schon seit Jahr zu seinem 27. Jahre als Maschinenbauer in der Fabrik arbeitete zehnten von der Völkerkunde umworben werden. Da die Soziologie heute ist er Redakteur am Hamburger Echo" hat es geschrieben oder Gesellschaftswissenschaft aber erst in neuester Zeit auf wissen in Tagen, da der Nackengriff der Lebensnot ihn schier verzagen ließ. fchaftlichen Grundlagen gestellt worden ist, so ergab sich Aber er gehört zu den Unbeugiamen. In den Erschütterungen für die Völkerkunde die wichtige Aufgabe einer Er der Weddas. feelischer Qual legt er nicht die Hände in den Schoß, die Qual forschung Die Regierung von Ceylon selbst eines spannt ihm die Fäuste. Wo der Haß ihn pact, lodert zugleich hat für eine gründliche Durchführung solchen Unter heißes Sehnen in ihm auf. Das Grauen treibt ihn vor- nebmens gesorgt. Sie fand dazu trefflich geeignete Per wärts zum Glück, diefer Vorbedingung der Entfaltung seiner fönlichkeiten in dem Ehepaar Seligmann. Hier war freilich mit besten Kräfte, deren allerbester Teil die Fähigkeit ist, errungenes besonderen Schwierigkeiten zu rechnen, da die Weddas wegen ihres Glück nicht nur zu erkennen, sondern wirklich zu genießen. Davon Mißtrauens und ihrer Eiferiucht bekannt sind. Die Teilnahme einer zeugt sein Buch, und das gibt der Aufschrift„ Sonnenblicke" den Frau hat sehr dazu beigetragen, ihren Argwohn zu überwinden. Sinn. Eines der wesentlichsten Ergebnisse dieser umfassenden Forschungen liegt in dem Schluß, daß die wenigen heut noch lebenden Weddas, die sich lediglich von der Jagd ernähren, als direkte Nachkommen und Ueberbleibiel des Urvolls zu betrachten sind. Bisher nahm man an, daß sie ein zurüdgekommener Nest eines früher höher fultivierten Bolts wären. Die Seligmanns erklären die Ueberlieferung einer früher böberen Kultur durch eine Verwechselung der Weddas mit einem anderen Volksstamm der Kandajans, die fich selbst Weddas nannten, weil sie aus einer Vermischung dieser mit anderen Elementen hervor gegangen waren. Ein Teil der Weddas lebt heute noch im Zustand einer wirk lichen Wildbeit als ein armes, träges Gefindel in den für den Menschenfuß schier undurchdringtichen Dichungeln. besondere Gigentümlichkeit ihrer Sitten besteht darin, daß gewohnheitsmäßig die Kinder eines Bruders und einer Schwester untereinander heiraten, nicht aber die Kinder von zwei Brüdern oder zwei Schwestern. Der zukünftige Schwiegervater wird schon vor der Heirat außerordentlich gut behandelt, und nach ihrem Vollzug geht der junge Ehemann völlig in der Familie seiner Frau auf. So flein der Kreis der Weddas jetzt geworden ist, besteht in ihm doch noch die Ueberlieferung eines Haftengeiftes fort. Bwei Familien. gruppen gelten als höher stehend und heiraten niemals in die anderen Familien hinein. Die Behausungen der Weddas find vorzugsweise Felshöhlen; fie beziehen ungern eine Hütte. Diese Eigentümlichkeit hängt damit zusammen, daß fie nach dem Die Welt, die er gibt, ist immer wirklich sein Eigentum, der Charakter der Jahreszeit zwei bis dreimal jährlich umziehen. Die feelische Besitz eines Proletariers, der nichts scheinen will, was er meisten Höhlen der Weddas sind für mehrere Familien eingerichtet, nicht wirklich ist. Deshalb ist auch in dem Buche überall eine so die aber innerhalb des Raumes fest abgesteckte Grenzen zu be tlarbestimmte Sicherheit des Schreitens, und sie wäre nicht zu obachten haben. Eine Art von Mannbarkeitserklärung, die bei so spüren, wenn sie nicht auch die sprachliche Art erfüllte. In vielen tiefstehenden Wölfern eine große Rolle spielt, gibt es den Gedichten, die das Buch einleiten und die zugleich die bei den Weddas nicht. Sie heiraten sehr jung. Die Frau hält in ältesten find Petersson war 26 Jahre alt, als er der Ehe die firengste Treue. Bleibt ein Mädchen einmal unber sein erstes Gedicht schrieb und hier und da wohl noch eine heiratet, fo wird ihr eine ziemlich große Freiheit eingeräumt. Das einzelne schleppende Breite, aber dann dringt ein starkes Gefühl für von den Weddas bewohnte Gebiet ist in Jagdgründe eingeteilt. Festigkeit und Notwendigkeit hervor, das im Gesamteindrud bedeutend minwiegt. Es beherrscht den sprachlichen Ausdrud, beherrscht die Berbindung von Inhalt und Forn. An äußerlichem Zierrat, der die Pfeiler und Bögen unorganisch überschmückt, verschwendet Petersson teinen Raum; er will in allem einfach und deutlich sein. Er grübelt nicht, auch rhythmisch nicht, will einzig geben, was hell überschaubar bor ihm liegt. Sein Glüd braucht ben die feste Sicherheit des Bodens Berantm. Redakteur: Richard Barth , Berlin . Drud u. Verlag:
Unter neuer Liebe lebt und wirkt alles Lieben weiter. Bergangenheit und Gegenwart seines Lebens find fest aneinander verantert und geben sich gegenseitig. was fie an wertvollem Gut bergen. Aus den Kindertagen quilt es froh und traurig herüber, und im Erinnern verklärt der lebendige Tag, was einst gewesen. Die vielen Weihnachtsgedichte des Buches mit ihrem dankbaren Aufgehen im Kinde und in der eigenen Kindheit sind kein Zufall. Und so auch der Durst nach befeligtem Lauschen in der heilfräftigen freien Natur fernab der großen Stadt. Da mag ihm der Segen aus der Zeit aufgehen, wo der 1879 in Hamburg Geborene in Develgönne an der Elbe die Dorfschule besuchte. Tief wirkt auf ihn die Heimatliche Natur mit ihrer Heide, ibren Wäldern, ihren Inseln im großen Strom. Er hat sie erlebt, sonst fönnte er ihre Stimmungen nicht mit so beglüdtem Fühlen bildtreu vor die Seele bringen.
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Die Religion der Weddas besteht hauptsächlich aus einer Ber ehrung der Toten, die selbstverständlich mit einem Geisterglauben verbunden ist. Die Geister einiger längst verstorbener Stammes. genossen werden als eine Art von Halbgöttern verehrt. Die religiösen Feste find reich an eigenartigen Tänzen, die aber meist ohne Worte und Gefänge aufgeführt werden. Dennoch fehlt es den Weddas nicht ganz an musikalischer Begabung. Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.