Stück das größte Glück habe. Doch hätten die beiden zu- gegriffen und ja gesagt, wenn der Findling mit ihnen ge- tauscht hätte. Der Findling führte zwar niemand in diese Versuchung. Er lebte vielmehr, wie er nach dem Buchstaben, den man ihm einige Tage nach dem Tode des Altenberger Herrn auf dem Amtsgericht an den Kopf geschmissen, zu leben hatte. Und dieses Leben bestand darin: recht viel zu lernen und lein gescheiter Kopf zu werden, nebenbei aber vernünftig zu Men und zu trinken, um einen anständigen Menschen zu machen. Damit dieses möglich war, wurde jeden Monat bis zu zweihundert Mark verwendet. Für Entgelt an den Simon ein Teil und zum Studium das andere. Das ganze einzurichten wurde dem Fremden überlassen. Weitere Mitteilungen nach Zeiten Zu angemessener Frist behielt sich der Amtsrichter vor. Als er dieses sagte, schaute er den Fremden an und lächelte leicht. Der Simon verstand diesen Schlußsatz nicht und dachte weiter nimmer daran, als er so aus den Sorgen hinauskam und einmal essen und trinken durfte, was sein bescheidenes Herz begehrte. Denn soweit reichte des Findlings Zu- schul aus. Der Fremde ging um so vorsichtiger mit dem Burschen um, als dieser gutes Verständnis zeigte. Und als die Zeit da war, mutzte der Findling noch in anderer Herren Schule, und sein Rucksack für den Verstand schwoll an wie der Bauch eines jungen Hundes nach dem Fressen. Und als der Findling das Reifezeugnis hinter sich gebracht hatte und nun zur Hochschule spazieren konnte oder auch gleich in das Leben hinein, war der Bursch bald zwanzig Jahre und der Fremde alt genug. Der Findling trug mit fünf seiner Kameraden den Schrein des Fremden hinaus zum Kirchhof, und der Toten- gröber baute dem Manne dort an der Seite seines Weibes ein stilles, kleines Haus. Am Tage nach dem Begräbnis war die Musterung. Der Findling mutzte sein Jahr dienen. Darum durfte er auch den Eiertanz der Rekruten mitmachen, wie dies so Sitte war in Gutenburg. Und da schlug der Blitz, die Liebe, in das Herz des Findlings ein. Das kani so. (Fortsetzung folgt.) IVene CHandbUder/* Die Sammlungen farbiger Steinzcichnungen, die NUN seit mehr als einem Jahrzehnt von den Leipziger Verlagsanstaltcn von T e u b n e r und Boigtländer herausgegeben werden. haben auch in diesem Jahre durch gute Blatter eine Bereicherung erfahren, aus der für die Aufhellung des Arbeiterheims Gewinn zu ziehen ist. Die Sammlungen Pflegen vor allem das landschaft- liche Bild, das mit kräftig-freudigen Farben wirkt und von nahen Schönheiten der Natur, in die das Auge sich gern sestsinnt, in weite herrliche Fernen hinführt. Diese Bilder machen so recht den seeli- scheu Bedarf des Stadtmenschen aus, der das Grau, die Enge und den rüden Lärm seiner Alltagswelt durch ein Gegengewicht abzu- mildern sucht. Von diesem Zusammenhang kann man sich in jeder der Ausstellungen guter Wandbilder überzeugen, die von den Ar- Leitern veranstaltet werden. All die Bilder mit städtischem In- halt Straßen, Türme, Tore werden aufmerksam betrachtet, aber eigentlich nur selten gekauft. Auch das Bild mit genrehasten Szenen fesselt nur im Vorübergehen. Früher war das einmal ganz anders. Da sollte das Bild etwas Lustiges oder Ernstes in deutlicheni Vorgänge erzählen. Die Macht, die früher der äußere Vorgang des Bildes ausübte, ist jetzt der Farbe zugefallen. Man kommt darauf. wenn man sieht, wie die Entscheidung fällt, wenn ein Käufer die Wahl hat zwischen einer farbigen Sicinzeichnung und der Repro- duktion eines jandschaftlichen Gemäldes, das nur im Tonwert, nicht in der Farbe wiedergegeben ist. Da zieht meist das künstlerisch be- deutendere Reproduktionsbild gegen das farbige Steinbild den kürzeren. Heute wendet in Arbeiterkreisen der Kauf sich beson- Hers gern den Stcinzeichnungen mittlerer Größe zu. Das An- gebot der Verleger sorgt denn auch hier ausgiebig für Auswahl. Heuer ist der Bilderschatz wieder um einige Frühlingsland- ischaften vermehrt worden, die zuerst genannt sein mögen, weil es Dem Frühling so gebührt. Franz Hoch liebt die klare, sonnig aufgeschlossene Weite. Er gibt einen Maimorgen in Ober- chayern" lTeubner. b M.). lleber hügeliges, begrüntes Land geht der Blick ins Bild. Eine Gruppe silbergrau überblühter «Bäume siebt im Vordergrund; noch ist das dunkle reiche Geäst hinter dem' Gedränge der Blüten sichtbar. Vereinzelt über den buckligen Rasen hin sind andere Baumgruppen verstreut, lichtgrün, *) Tie Ausstellung von Wandbildern und Jugendschrifien im Gewerkschaftshause ist geöffnet: Sonnabend und die ganze nächste Woche von 6 9 Uhr. schneeweiß, knospengebräunt. Ein stilles, weißes Kirchlein auf der Höhe zwischen Bäumen, ein stiller See am Fuße des Hügels, droben in den Lüften gekielte weiße Wolken, ruhig schwebend, und fern hinter braunem Waldlande blaulicht beschneit die Kette der Ajpen das alles gibt einen auf Ruhe gestimmten Zusammenklang, aus dem es versonnen einer glückvollen Zeit entgegenharrt. Ein an- deres FrühlingsbildUnter Blütenbäumen" stammt von U. Weber, von demselben, der sich in den letzten Jahren mit anderen Frühlingsbildern die Herzen im Fluge eroberte. Wieder steht ein umzäuntes dörfliches Haus zwischen weißrosig blühenden Obstbäumen, und diesmal ist dem Maler die Aufgabe bildmäßig besonders gut gelungen. Das Bild(4 M.) ist bei Voigtländer in Leipzig erschienen, und dieser Verlag hat auch ein größeres Blatt Unter Birken"(b M.) von Ed. Deventer- Zehlendotf herausgebracht. Ein Waldausgang von mächtigen alten Birken mit smaragdgrünem jungem Hängelaub gibt den Durchblick auf eine breite Gebirgskette mit beschneitem Kamm. Droben durch! das Birkengrün quillt leuchtendes Himmelblau, unten zieht ein brauner, bewachsener Weg, mit hellen Blüten. Von der Macht der weiten Landschaft, in die das Dorf wie ein Zierrat eingelassen ist, zeugen zwei große Bilder. In schwerer Fülle drängt sich entschlummerndes Grün von Büschen, Bäumen und Felderbrciten aus dem BildeAbendsonne" von F. Bauer(Teubner, ö M.). Letztes volles Sonnenglühn läßt die rgoten Dachfirste, die weißen Giebeldreiecke, die goldbraunen Baum- Wipfel aufleuchten. Der umbuschte Weiher im Vordergrunde, die Waldfläche oben am Horizont, alles geht schon in die großen wuch- tigen Massen vorgerückter Dämmerstunde ein.Im hohen Schwarzwalde" verweilt Karl Biese (Voigtländer , ö M.j. Zwischen grünem Wiesengrund und breitwellenden reifen Korn- ackern liegt ein Gehöft mit tief herabgehcnder Strohdachung, an� gedrückt an ein Gehölz mächtig wipfelnder Laubbäume. Vachwassev ist zur Linken ans ein Mühlrad geleitet und weckt mit dem zer- karrten Wege, der am Walde herab auf die Landstraße zieht, das Gefühl der Höhe, die sich seitlich ins Tal senkt. Der gelbe Post- wagen, der von drei Schimmeln gezogen auf der quer durchs Bild schneidenden Landstraße sichtbar ist, redet davon, daß hier noch ein Stück alter Zeit gegenwärtig lebt. Oben am Horizont dehnt sich stundenweit alter dichter Wald. Das Bild ist landschaftlich sehr echt. Ein etwas kleineres Bild von W. Rögge, einAbend- spaziergang"(Teubner, 5 M.), arbeitet auch die Schönheit heraus, die das sinkende Sonnenlicht über Turm, Dach und Giebel eines Bergdörfleins ausgießt. In goldigen Leuchtfarben von Rot und Gelb vcratmet der Tag seine letzte Minute. Ein greiser Mann, über dessen Scheitel der Strahl hingeht, schreitet ins Licht sinnend der sinkenden Sonne nach. In dem Bilde webt in feinen Tönen die Musik im schweigenden All verklingenden Lebens. Ins Dorfinnere führt H. Prentzels BildIm Schwa» ben lande"(Teubner, S M.): ein Stück Straße mit traulichen Häusern, eins mit vorspringenden Giebeln, grünen Holzläden, rot-, blühenden Blumen vor den Fenstern kleiner Stuben und im Gärt- chen vor der Tür, und mit Kindern am Straßenrand, die einer Schar pickender Hühner und Enten zuschauen. Anton Glück zeigt einKleines S ch w a r z w a l d h a u s"(Voigtländer , 4 M.)» alt und proletarisch, mit bewachsenem Strohdach und herbstkahlen Bäumchen zur Seite und zwei vorübergehenden bäuerlichen Leuten. Eine Dorfstraße in boller Mittagsonne mit heimkehrendem Ochsen- gespann und anderen Zeichen der Arbeitspause zeichnete H. Frey- tag:M i t tagstu n d e"(Voigtländer , 2,fj0 M.) Die Sonns prallt blendend auf die hcllgetünchten Wände und roten Ziegel, dächer. DerBach im Winter" von C. Felder(Teubner. 2,50 M.). giebt ein Stück Schneelandschaft. Im Eise des BacheS spiegelt sich ein beschneiter Brückensteg. Kahle Bäume strecken ihr Geäst in die winterlich tote Luft. Häuser mit Schneedächern steheir in der weißen Weite. Auf das hohe Meer hinaus bringen 2 Bilder des Voigtländer - schen Verlages(je 5 Mk.). DieBark" von A. L i e d t k e ist Herr- lich. Eine feste Brise liegt in den Segeln. Prall drängen sie vor- wärts: man fühlt das schaumrauschende Gleiten des Schiffes. Dia Segel drängen der Sonne entgegen, die gelbrot aus ihrem Leinen und auf dem Bug der Bark brennt. Die See wallt m tausend spie- lenden Wellen voll lebhafter Farben, die auf Himmel. Wolken und! Segel gestimmt sind. Anderes will die Wasserweite auf dem Bilde Otto L e i b e r s sagen.Nordische Fischerboote" liegen verankert draußen auf mattglatter See. In dämmerigem Nebelbraun heben sich ihre nadelschlanken Mäste, die einfachen Segel wie Sil- houetten gegen den nebelfarbenen Himmel und die Ferne ver- schwimmende Küste mit ab. Die See schläft. Hafcnruhe sichert! die Boote. Mehrere Bilder sind der altehrwürdigen Wucht von Bauwerken vergangener Zeiten abgewonnen. Ein großes Blatt von A. Lieb- mann: dieAlte Nheinbrücke b e i Laufcnburg" (Teubner, 6 Mk.), nehmen wir um des Gegenstandes willen dankbar hin. Freilich ist der farbige Reiz des Blattes nur gering. DaS Brückenstück auf Prentzels BildAm Neckar "(Teubner, 4 M.> man schaut von unten her empor zu dem alten Steinwerke der Brücke und zu einer Gruppe aneinander gedrängter Häuser ist in seiner sonnig-ehrbaren gesunden Festigkeit gut erfaßt. Auch Ulrich WebersStadttor"(Voigtländer , 2,50 M.) ist reizvoll geglückt. Breitbeinig gespreizt wie ein von seiner Tüchtigkeit über­zeugter wohlbeleibter Wachmann steht der Torturm da und unten über Mauer und Staket wölbt sich so idyllisch blauer Flieder und