teürb«. Da aber ein solcher feljlt. Mutz Set Boden überall trocken sein. Weder Wasser noch LuftI In Ermangelung dieser beiden ersten Lebensbedingungen ist der Mond das ausschließliche Reich des rohen Stoffs, vorausgesetzt, daß im Wesen des Weltbaus unabänderliche Gesetze walten, die mit denen der Erde übereinstimmen. Der Mond bildet also eine ewig schweigende Einsamkeit, eine Wüste trauriger Starrheit, wo Pflanze und Tier, wie wir sie kennen, un. möglich ihr Leben fristen können. Der Moosrasen auf dem Granit unserer Berge findet im Nachttau den für seine dürstenden Wurzeln notwendigen Wassertropfen und in den Gasen des Luftmeeres die Nahrung für seine Blätter. Wenn die kräftigste Pflanze des Luft- lbades beraubt wäre und auf ewig trockenen Felsen weiterleben sollte, würde ihr Dasein zur Unmöglichkeit. Was soll man erst von den höheren Pflanzen oder gar vom Tier sagen, deren Leben viel zarter, gebrechlicher ist? Nichts Aehnliches kann sich also auf dem Monde vorfinden. Man kann dies mit um so größerem Rechte behaupten, als sich dem Luft- und Wassermangel des Mondes ein todbringender Wechsel äußerster Temperaturgegensätze hinzu. gesellt. Der Mond braucht ungefähr Zllmgl soviel Zeit als die Erde. um sich einmal um die Achse zu drehen, d. h. um alle Teile seiner Oberfläche der Reihe nach den Sonnenstrahlen darzubieten. Während ISmal 24 Stunden bleibt jede seiner Halbkugeln ununter- brachen unter der Wirkung der Sonnenstrahlen; während ISmal 24 Stunden ist sie in den Schatten der Nacht getaucht. Die Tempe- ratur der 36<1stündigen Mondtage, wo die ununterbrochenen Sonnen- gluten durch keinen Wolkenschleier, keinen Windhauch gemäßigt sind, muß unerträglich sein. Auf den Tag folgt eine Nacht von gleicher Dauer. Die Wärme schwindet rasch und plötzlich, denn hier gibt es keine Atmosphäre, keinen Gasmantel, der den Boden vor dem Erkalten schützen könnte, und die Temperatur sinkt vielleicht bis auf die entsetzliche Kälte des Weltraums herunter. Was würde auf dem Monde aus den irdischen Lebewesen werden, wenn sie dem 4Stägigen jähen Wechsel von Hitze und Kälte ausgesetzt wären? Wenn also der organische Bau der Welt nicht noch ungeahnte Hilss- quellen hat, kann der Mond nichts anderes als eine leblose Wüste darstellen. Etos den 6lanztagen des Zopfes. „Der Zopf, der hängt ihm hinten� Dieser komische Refrain aus ChamisioS.Tragischer Geschichte", der zur Zeit deS Dichters ein freilich schon verblassendes Bild der Wirklichkeit malte, wird nun wohl allmäblich ganz ins Reich des Märchens verwiesen werden müssen, denn die letzte Hochburg des MänncrzopfeS muß sich nun auch dem Ansturm der modernen Zeit ergeben: in China ist ein Gesetz erlassen worden, daS jedem Sohn der Mitte die Erlaubnis gibt, sich den bis beute noch sorgsam gehüteten Kopsschmuck abschneiden zu lasten. Wenn auch der Chinese seinen Zopf verliert, dann ist der völlige Untergang dieser merkwürdigen Zier beim männlichen Geschlecht be- siegelt, und nur noch als leeres Symbol besteht der Zopf fort, der einst einer ganzen Kultur ihren Charakter verliehen, der einen be- sonderen Stil in Kunst und Lebensiorm ausgeprägt und erst vor einem Jahrhundert bei uns gefallen ist. wie er jetzt in China fällt. Der Frauenzops ist uralt und ward schon bei den alten Ger- maninnen als schönste Zierde der Jungfrau geflochten. Bei den Männern erscheint er— in nnsereni Kullurkreise— erst im drei- zehnten Jahrhundert in den Tagen de» MnnesangS, da die ab- göttische Verehrung der Frau einen frauenhaften Zug mit sich brachte. Schon früher hatten sich Fürsten , die auf eine schöne Frisur hielten, das lange Haar zum Zopf binden lasten. Da« erste Beispiel eines solchen Männerzopfes finden wir auf dem Brustbild de« Frankenkönigs Childerich, der aus seinem Siegelring mit zu beiden Seiten des Kopfes herabhängenden Zöpfen dargestellt ist. Im drei- zehnten und vierzehnten Jahrhunderl wird diese Frisur mehr und mehr Mode. Während der Zopf früher an den Schläfen lang herab siel, baumelt er jetzt im Nacken. Die Limburger Chronik bemerkt zum Jahre 1367, daß ein Graf Johann von Diez„ein schlecht bar mit einem langen Zippen" trug,„als gewohnlichen zu der zil was". Und dieselbe Chronik registriert unterm Jahre 1336:.Da auch fing es an, daß man mcht mehr die Haarlocken und Zöpfe trug, sondern die Herren, Ritter und Knechte trugen gekürte sgekürzte) Haar« oder Krullen, gleichwie die ConverSbrüder, über die Ohren abgeschnitten. Da dies die gemeinen Leute sahen, thaten sie es auch."-Die Zopf« mode war also im 14. Jahrhundert in allen Ständen verbreitet gewesen. Nun wich sie, wie eS nun einmal daS Kontrastgeietz der Mode verlangt, einer Tracht, die die Köpfe vom Genick bis über die Ohren ganz kahl schor. Welches Ansehen die Zopftracht in der angehenden Ritterzeit besaß, wird am besten durch die Z o p f g e i e l l s ch a f t er- wiesen, die Herzog Albrccht III. von Oesterreich , wahrscheinlich nach seiner Preußensabrt gründete. Dem Herzog gab. wie Georg von Ehingen erzählt, eine schöne Frau ihren langen Zopf, den sie sich für ihn abgeschnitten, alS LiebeSptond zum Scheiden;.also machte er derselbigen schönen Dame zu Ehren eine ritterliche Gesell- schaft daraus". Die Mitglieder dieser edlen Kumpanei trugen den Zopf entweder bloß um den Hals ges-blungen, oder in einem silbergetriebenen Futterale, das vom Nacken weit über Lerantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin . Druck u. Verlag: die Rüstung bis zu den Knien herabsiel. Unter den bei Sempach gefallenen Rittern waren diese bezopften Herren besonders zahlreich. Die Zeiten der chaotischen Gärung und der grobianischen Un- gebundenheit im Ib. und 16. Jahrhundert wußten mit einer torgfältigen Frisur nichts anzufangen. Erst im 17. Jahr- hundert erscheint die Zopffrisur wieder in Deutschland , diesmal als Nachahmung einer französischen Mode. In den aus- gelassenen Kreisen der Fronde war es Mode geworden, eine lange Locke an der linken Schläfenseite stehen zu lasten, die dann in einen Zopf gepflochten, am Ende mit einem farbigen Band gefesselt wurde und über die Brust herabhing. Diese sogenannten.Cadenettes" galten für die eleganteste Neuheit, die sich deutsche alamodische Stutzer nach dem 30jährigen Krieg zulegten. Im 13. Jahrhundert tauchten die.Cadenelles" wieder auf, diesmal als eine einzelne Erscheinung der großen Perückenmode, die daö Rokoko überflutete. Die ungeheuren über den Nacken fließenden Haarmassen, die man sich damals auf den Kops stülpte, mußten bei allen praktischen Berufen als lästig empfunden werden. Besonders war die Mode den Soldaten unbequem, und so pflegten sie denn außerhalb der Dienststunden ihre Nackenmähnen nach hinten zu streichen und in einer Bandschleife zusammenzubinden. Dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. war aber überhaupt diese ganze .weibische Aefferei" der langen Haare ein Dorn im Auge, und da selbst sein Autokratentum nicht mächtig genug war, um die fronzöfi« schen Perückenregeln ganz zu brechen, so befohl er, alle nach hinten gekämmten Haare von oben bis unten fest in eine Art Schwanz zu- iammenzukleben und dicht mit Band zu umwickeln. Der steife Zopf war geboren, der bald zum Symbol militärischer Ordnung und preußischer Zuckt wurde. Grade mußte der Zopf sein und steif' wer von Natur krauses Haar hatte, wickelte Blei hinein. Der Zopf war eines der wichtigsten Elemente der ganzen„Gamaschendrestur". Gestrenge Generale hatten stets daS Normalmaß in der Tasche, um beim Abichreilen der Front die Zöpfe aus ihre Länge, Dicke, Grobheit, Abstand vom Kopf usw. zu untersuchen. Rückte daS Regiment früh zum Exerzieren aus, so begann das Frisieren schon am Abend, und die, deren kunstvolles Gebäude bereits aufgeführt war, mußten die ganze Nacht aufsitzen, die Stirn aus die Arme gelegt, um das Kunst« iverk nicht zu zerstören. Die einzige Extravaganz, die den Offizieren gestattet war, war die Länge des Zopibandes. Wer lang hatte, ließ lang hängen, und mancher Kapitän schleppte 76—30 Ellen Band hinter sich her. Von der Armee aus drang der Zopf in die bürgerliche Welt. Die Naturschwärmerei der Rousseauzeit, der Sturm und Drang der Genieperiode beginnen zu Anfang der 86 er Jahre des 18. Jahr- Hunderts den ersten Sturmlauf gegen den Zopfl In Frankreich fegt ihn die Revolution völlig hinweg, aber Friedrich Wilhelm IH. und seinen Hof durchfährt ein„eisiger Schreck", als der französische Ge- sandte Sieyös im weißen Saal bei der Huldigungsfeier als einziger Unbezopfter erscheint. Erst mit der Niederlage der altpreußiichen Soldatenherrlichkeit bei Jena schneidet Friedrich Wilhelm HI. seinen Zopf ab, dieS nunmehr verhaßte Symbol der alten Zeit, und wider« willig murrend fügen sich die königlichen Prinzen dem Vorbild, durch ein Handschreiben dazu gezwungen. Jean Paul jammert über die .häßliche Nacktheit" der Kopse, und mancher bewahrt sich gar den Zopf als liebes Andenken der Vergangenheit noch nach dem Wiener Kongreß , versteckt ihn schüchtern unter der Halsbinde und nimmt ihn mit ins Grab. Erst als die Generation deS 18. Jahrhundert« völlig ausgestorben war. da waren auch mit dem Sieg der neuen Zeit die Tage des Zopfes für immer dahin. kleines f euületon- Geographisches. Die Schwankungen der Alpengletscher. Die an den Gletschern in allen Erdgegenden im Laufe der Jahre beob- achteten Schwankungen gehören zu den stärksten Beweisen dafür, daß die klimatischen Verhältnisie gleichfalls Veränderungen initerliegen, und es ist auch möglich gewesen, gewisie Gesetze für diesen Wechsel zu finden. In den Gletichern kommt er jedenfalls am stärksten zum Ausdruck. Auf jedermann mutz ein Besuch zum Beispiel am Rhone » gletscher einen tiefen Eindruck machen, nicht nur wegen deS herrlichen Anblicks de« heutigen Gletschersturzes, sondern auch wegen der offen- sichtlichen Talsache, daß sich dieser Gletscher in einer verhältnismäßig kurzen Zeit um mehrere Kilometer zurückgezogen hat. So auffällig ist die Schwankung des Gleiichereife» nickt überall, und zu ihrer genauen Feststellung sind sorgfältige wissenschaftltche Beobachtungen notwendig In dem großen Handbuch für Gletscherkunde von Prof. Heß find solche Mcsiungen bereits an 46 Gletichern der mittleren und östlichen Alpen verzeichnet, wie denn überhaupt diese Forschungen in den Alpen am besten und planmäßigsten ausgeführt worden sind. Fast alle Ermittelungen befunden einen starken Rückzug der Gletscher. Am Silvretta betrug dieser in etwa 36 Jahren 666 Meter, rmd der Verlust an Eismasse ist auf über 46 Millionen Kubikmeter berechnet worden. Der Oberiulzbachgletscher am Venrdtger ist in 12 Jahren »m 156 Meter zurückgegangen, und nach Schätzungen bat er seit 1856 gegen 126 Millionen Kubikmeter entfällt. DaS berühmt«.Eis» mcer" im Massiv des Moni Blanc ist seit 1850 an verschiedenen Stellen um 56 bis 75 Meter gesunken.______ korwäctsBuchdruckerei u.Perlagsanjtalt Paul SingerchCo-, Berlin L�V.
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28 (12.12.1911) 240
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