Einige Bilder zeigen auch den Phtographen selbst Sei derArbeit, wie er in schwindelnder Höhe auf schwanker Baumkrone dieJagdbeute für seine Camera beschleicht. Doch es ist nicht möglich,der reichen Fülle des Inhaltes auch nur einigermaßen gerecht zuwerden. Erwähnen mochte ich nur. daß auch die textlichen Aus-führungen von H. Lohns, M. Braeß, E. Soffel und anderen vonfeiner und liebevoller Naturbeobachtung zeugen; einen zu streng.wissenschaftlichen Maßstab wird man ja hier, wo das Schwergewichtso durchaus auf den Abbildungen ruht, nicht anlegen. Auf einesystematische Anordnung mußte naturgemäß, sollte das Prinzipder Naturaufnahmen nicht durchbrochen werden, verzichtet werden.Der Preis des Bandes(geh. 12 M., geb. 14 M.) ist, in Anbetrachtdes Gebotenen, niedrig zu ne-nnen.Doch auch für den Weihnachtstisch hat dieses Jahr dem Natur»freunde wieder eine ganze Anzahl prächtiger Sachen beschert. Fürden billigen Preis von 3,00 M. hat Francs in dem Verlage vonUllstein u. Co. unter dem Titel die„Welt der Pflanze" einemit vielen Abbildungen gezierte volkstümliche Botanik heraus-gegeben. Wenn einen einerseits der prächtige, anschauliche Stilder Darstellung gefangen nimmt, so beeinträchtigt leider der etwaseinseitige psychovitalistische Standpunkt des Verfassers den Genuß.Immerhin kann man das Buch empfehlen, nur ist bei den theo-retischen Ausführungen des Werkes einige Kritik geboten. Vorallen Dingen muß hervorgehoben werden, daß Frances Auffassungvon dem„Seelenleben" der Pflanzen von den meisten Biologennicht geteilt wird. Gerade die neuesten Forschungen auf dem Ge-biete der Tierpsychologie haben gezeigt, daß man auch den Tierenim allgemeinen mit Unrecht viel zu höhe seelische Fähigkeiten zu-gesprochen hat. Manche oft recht komplizierte und scheinbar sorg-fältige Ueberlegung vorausfetzende Handlungen niederer Tierelassen sich als einfache physikalisch-chemische Reaktionen auf be°stimmte äußere Reize erweisen. Wer sich mit den neuesten For-schungen auf diesem Gebiete vertraut machen will, sei auf das imVerlage von Th. Thomas erschienene kleine Werk von G. Bohn„Die Entstehung des Denkvermögens" hingewiesen(Preis 2,00 M.), das eine sehr gute Einführung in das Gebiet derTierpsychologie bietet.Ein reizend ausgestattetes und auch inhaltlich sehr glücklichesbotanisches Werk brachte unlängst der Verlag von Quelle u. Meyerheraus: Georg Worgitzkis„Lebensfragen aus derheimischen Pflanzenwelt". Unter den Haupttiteln„FrühlingSzauber",„Aus des Sommers Fülle" und„Herbst-ftimmung" werden in anziehender, leichtverständlicher Sprache eineAnzahl wichtiger botanischer Probleme erörtert und dem Lesernahegebracht. Die Ausstattung des Werkes verdient uneingeschränktes Lob.(Preis 7,20 Mk.) In dem gleichen Verlag sindferner in der von K. Höller und G. Ulmer herausgegebenen„Na-turwissenschaftlichen Bibliothek" mehrere recht empfehlenswerteBücher erschienen. Ich nenne hier nur das hübsche Büchlein vonProf. Alwin Voigt:„Unsere Singvögel", das als ersteEinführung vielen von Nutzen sein kann, und ferner eine vonE. R e u ka u f verfaßte kurze Anleitung zum Studium der„mikro-fkopischen Kleinwelt unserer Gewässer". Generellmöchte ich hier auch noch gleich auf die Veröffentlichungen derDeutschen naturwissenschaftlichen Gesellschaft hinweisen, die auchin diesem Jahre zu sehr geringen Preisen verschiedene sehrempfehlenswerte Schriften und Bücher herausgebracht hat. Alsletzt« Veröffentlichung sei hier hervorgehoben Geheimrat Wilhelm(0 st Wald„D i e Mühle des Leben s". In vorbildlich klarerSprache behandelt hier der berühmte Leipziger Chemiker die phy-siialisch-chemischen Grundlagen der Lebensvorgänge.(Preis 1,00Mark.) Ebenfalls sei hier auf die von France redigierte, von derD. N.-G. herausgegebene„Natur-Bibliothek" hingewiesen, die fürden geringen Preis von 0,25 M. für die Nummer gediegene Aus-gaben berühmter älterer naturwissenschaftlicher Werke bringt.So sind im Rahmen der Sammlung bisher z. B. erschienen: Hum-boldt„Kosmos", Rotzmäßler„Süßwasseraquarium", ferner vondem gleichen Verfasser die„Flora im Winterkleide", Berlepsch„DieAlpen in Natur und Lebensbildern" und viele andere mehr. DenSchmetterlingssammlern wird Berges„Kleines Schmetter-kingsbuch für Knaben" in der Bearbeitung von ProfessorDr. H. Rebel(Preis 5,40 M.) willkommen sein. Die sauberausgeführten Abbildungen und der zuverlässige Text machen daSBuch sehr brauchbar.In ferne Zonen, in die Wunderwelt Ceylons, führt uns einkleines, soeben im Verlage von Wilhelm Engelmann erschienenesWerk des bekannten Freiburger Zoologen Konrad Günther„Einführung in die Tropenwelt", das jedem Natur-freunde empfohlen werden kann.(Preis geb. 4,80 M.) Es ist«ine Freude, unter so sachkundiger Leitung diese Reise mitzu«machen und in buntem Wechsel die tropischen Landschaftsbildermit ihren eigenartigen Bewohnern und ihrer fremden Tierwelt andem geistigen Auge vorüberziehen sehen zu lassen. Man wird daSBüchlein nicht ohne reiche Anregung aus der Hand legen. Auchdieses Werkchen ist mit zahlreichen Photographien geschmückt.Für unsere Kleinen ist warm die vom Verlage H. GeseniuSin Halle herausgegebene Sammlung„Kinderaugen in derNatu r" zu empfehlen. Vor uns liegen drei der schmucken, mithübschen Bildtafeln gezierten Heftchen:„Aus dem Leben der In--sekten",„Aus dem Loben unserer Vögel" und„Bäume undSträucher". Dem Blumenfreunde hat dieses Jahr die dritte der-besserte Auflage von Max HeSdörffsr»»Anleitung zurBlumenpflege im Hause" beschert.(Verlag P. Paretz.Preis 4,00 M.) HeSdörffer versteht eS, wirklich praktische und be-folgbare Anweisungen zu erteilen, auf Grund deren jeder seinePfleglinge sachgemäß und erfolgversprechend behandeln kann. Durchzahlreiche schöne Abbildungen bereichert, wird diese neue Auflagesich rasch zahlreiche weitere Freunde erwerben.Den Aquarienfreund und Fischzüchter möchte ich gleich noch aufBrüning„I ch t h y o l o g i s ch e s Handlexikon" aufmerksammachen. Das kleine Büchlein gibt in alphatbethischer Anordnungeine nahezu vollständige Aufzählung aller in Betracht kommenderAquarienfische nebst einer knappen Beschreibung. Außerdem wirddas Bestimmen durch zahlreiche, zum großen Teil photographischsAbbildungen sehr erleichert. Ein sehr empfehlenswertes Büchlein.(Verlag I. I. Weber, Preis 2,50 M.)Auch das Gebiet des Tierromans hat in diesem Jahr durch di«Herausgabe der zweiten Auflage eines anziehenden kleinen WerkeS„Herrn Grillens Taten und Fahrten zu Wasser und zu Land", den»Französischen des Dr. Ernest C a n d e S nacherzählt von Prof.Dr. William Marshall, eine wertvolle Bereicherung erfahren.T.Zcnfurbliitcn»Die schönsten Leistungen auf dem Gebiete der Theaterzensur hatwohl Oesterreich aufzuweisen. Da Wien frühzeitig eine der größtenTheaterstädte wurde, darf man sich nicht wundern, daß schoii in derMitte des 18. Jahrhunderts Verordnungen herauskamen, die denNeid jedeS preußischen Zensors erwecken müssen. Bis in die Regie-rungszeit der Maria Theresia hinein war das Theater fast ausschließ-lich ein Juxplatz geweien, auf dem es sehr wüst herging. MarinTheresia räumte damit auf— aus welchen Ursachen, soll hiernicht untersucht werden— und erließ am 11. Februar 1752 folgende:Verordnung:„Die Komödie soll keine anderen Kompositionen spielen als dieaus dem französisch oder wällisch(italienisch) oder spanisch Theatriherkommen, alle hiesigen Kompositionen von Bernardon(einem Steg-reifschauspieler) und anderen völlig aufzuheben, wenn aber einige gutedoch wären von Weißkern sollten sie ehender(vorher) genau durch-gelesen werden und keine equivoque(zweideutige) noch schmutzigeWorte darinnen gestattet werden, auch denen Komödianten ohneStrafe nicht erlaubet sein, sie selber zu gebrauchen."Joseph II. konnte in seinem Kampfe gegen den übermächtigenKlerus auch die Bühne wohl gebrauchen, die er daher nach Kräftenförderte. Nur freilich dauerte seine Herrlichkeit nicht lange undaußerdem mußte er fürchten, mit allzugroßer Liberalität den Ast.auf dem er selber saß, abzusägen. 1770 verordnete er also, derZensor dürfe kein Stück zulassen, das gegen Staat, Religion, Sittewäre. Diese Bestimmung war aber noch zu dehnbar, und so heißtes 1778 in dem Organisationsstatut, das für die Annahme vonStücken genaue Vorschriften gab, man solle darauf achten, daßder Geschmack nicht durch Mißgeburten schwankend gemachtwerde, und solle kein Stück annehmen,„daS dem System(der Re»gierung) widerspräche". Nach Josephs Tode begann mit den Wir-kungen der großen Revolution jene Reaktionsperiode, die in derFolgezeit durch die Napoleonischen Kriege und ihre verheerende Wir-kung genährt wurde und im System Metternich noch jahrzehntelangihre Orgien feierte. Die Zensurkommisfion von 1801 verbot runb2500 Bücher. DaS Theater, aus dem Shakespeare, Lessing, Schiller.Goethe usw. entweder gar nicht oder nur mit fürchterlichen Ver-stümmelungen gespielt werden duften, wurde wieder zum bloßenVergnügungslokal.Ww ein Autor sagt, der an das moderne Preußen sicher nichtgedacht hat. aber sehr wohl hätte denken können:„Denn die Zensur-Polizei fahndete nur nach politischen Kühnheiten in den Bühnentextenund ließ die Zoten passieren."Der erste Zensor jener Zeit, H ä gelin, legte 1795 seine Er-fahrungen— er hatte damals schon 25 Jahre lang amtiert— ineiner großen Denkichrist nieder. Nach welcher Methode er zu Werkeging, mögen einige Proben zeigen:„In Kabale und Liebe befindet fich eine fürstliche Maitresse.dieser Charakter ist anstößig, also das ganze Stück nicht zulässig.außer das vitioss wurde weggeschafft. Man gab ehemals vor, daves aus den vorigen wirltenbergiichen Hof anipielte...Zu beobacbten, daß keine Gegenstände auf das Theater gebrachtwerden dürfen, die lediglich und unmittelbar die Religion be-treffen... Von der türkischen und heidnischen Religion werdende-kanntermaßen Derwische. Kalender(Kalemer, eine Art Derwische),Opserpriester und dergleichen ohne Anstand aufgeführt; nur ist daraufzu sehen, daß ihre Handlungen und Worte durch Analogie keineSatire auf die christliche Geistlichkeit werden.... Die Diskussionenüber Rechte des römischen Hofes und der weltlichen Fürsten, oderüber die ultrainontanischen Grundsätze würden ebenfalls anstößigsein, wenn sie dramatisch behandelt würden.Theoretische Irrtümer wider die natürliche oder christliche Religion,daS ist die durchgeführten Charaktere von Atheisten, Freigeistern,Freidenkern, Deisten, oder auch von Jrrlehrern, Ketzern, Sekten, wiesie immer Namen haben mögen, können sie in dieser ihrer Eigen»schaft aufs Theater gebracht werden, wenn sie nämlich ihre Meinun-gen zum Gegenstand ihrer Handlungen machen. Juden als Nego-zianten(Händler) oder Ouäckc. als glatte steife Kerle werden ohne