wieder zurückzuziehen vermag. Soweit man Bisher dem Proletariatdichterische Sympathien gönnte, war eS entweder das fremde Mitleid,mit dem man ihn, von auszen nahte, oder der eigene flamme, ide Zorn. BeiUndersen aber wird eäjmit eiremIMale, wie oyne Widerspruchjund lieber-legung. Kern und Wesen der Menschheit überhaupt-, aus dem Daseinfeiner Klasse, aus ihren Röten und Wünschen entfaltet sich ihm eineKnze Welt. Die Mächte, die drohend darüber lagern, die Rot der«ulden, die Wünsche erdrosseln, werden nicht anders empfunden,nicht ferner und nicht verwandter als das Meer, das den Fischer imSturn, verschlingt, als der Blitz, der in die Herde fährt, als ichlagendeWetter, als Mißwachs und Krankheit, als Not und Tod. DieElemente und die Natur hat der Mensch bekämpft und sie sich inwachsendem Maße unterworfen. Wer anders hat das getan undtut es noch, als die, die selbst zu allem Hand anlegen münen? Undwenn sie die Mächte im Dunklen und Unbegreiflichen schließlich be«zwingen konnten, was sollte sie hindern, ihresgleichen, in menschlicherGestalt und elementar feindlicher Vermunnnung. dermaleinst an-zugreifen und zu fällen. Ein sieghafter Optimismus, derhinab an die innersten Wurzeln des fruchtbarsten, ans-steigenden Lebens reicht, beseelt mit schöpferischem Mitgefühldiese Großstadtschicksale, an denen scheinbar nur Mangel und Schande,seelische Gefangenschaft und Dumpfheit sichtbar werden. DerOptimismus der natürlichen Entwickelung, die über das Einzel-schicksal hinweg das Leben der Gattung in unbeirrbarer Fruchtbar-Kit fördert.8lm wenigsten von bürgerlichen Vorbildern entfernt erscheinendie Seemannserzählungen�von John William N yst a n d e r. D e rSchoner„Lizzie Gray" usw." Sein Stoff, dcsien Schau-Plätze besonders, mögen ibn zu der etwas familiensähigen Art eng-lischer oder amerikanischer Plauderer verführt haben. Es ist dasinsofern nur auffallend, als seit einem Vicrieljahrhundert kaum einschwedischschreibender Prosaist sich dem übermächtigen Einflüsse vonStrindbergs ursprünglichem Vorbild hat entziehen können. GustavI a n s o n s Erzählungen und Skizzen aus den Stockholmer Schären«Die Insel" zeigen ihren Verfaffer als den letzten einer langenReihe von Schülern, die der Meister mit seinen noch heuteklassischen Schärenerzählungen aus den achtziger Jahren ge-Wonnen hat. Allerdings fehlt Jansons dickblütigerem NaturellStrindbergs Humor sowohl wie dessen advokatorische Dialektik,dessen Knappheit des Stils und Sicherheit in der önßeren, belebtenFarbengebung. Aber er findet doch hin und wieder ein tief-ergründendes Symbol für die geistige Wellabgeschiedenheit und dasfast hoffnungslose Strebe» dieser einer ärmlichen Natur und einemunablässigen Daseinskämpfe ausgesetzten Jnielmenschen. In seinerErzählung aus der Hunncnzeit.Die Gefahr" weicht er vollendsvon den unbestrittenen Errungenschaften der Strindbergschen Früh-zeit ab, und das keineswegs mit künstlerischem Gewinn. DiesesBuch könnte unverändert vor 40 Jahren erschienen sein, auch beiuns. Durch die ersten Kapitel wogt und stürmt die Masse desHunnenheereS, kaum ein einzelnes Haupt erkennen lastend, vomAltai bis in das Herz Europas: ein historisches Tableau, als Er-Zählung insoweit interessant, als es sich scheinbar damit begnügt,lediglich einen namenlosen blinden Massenwillen als den Helden amWerke zu zeigen. In dem Augenblick aber, da die Individuen mithistorischen Namen zu Worte kommen, Attilla und seine Kreaturen,die Ostgoten und die Westgoten, wie bei Felix Dahn, wird derRoman zur Jugenderzählung im üblen Sinne, das Geschichtsbildzur kleinlichen Anekdote: zur Anekdote, die an sich schon die Ge-schichte fälscht, die aber dazu noch das Mögliche im Menschlichenillusorisch inacht, wenn sie sich so konventionell pathetisch und ver-stiegen gibt, wie hier. Janson hat sich mit weit weniger Glück alsdort zir Strindberg. hier zu besten erklärten literarischen Gegnerngeschlagen: zu der sogenannten„Richtung der neunziger Jahre", einemReuideoliSmuS, der. im Gegensatz zu Strindbergs gegen-wartSkräftigen Zielen wesentlich auf die Vergangenheit, inInhalt wie Form, zurückzugehen für nötig befand, und demRamen wie Heidenstam, Levertin, Selma Lagerlöf, Per Hall-ström, Tor Hedberg u. a. zugehören. Die Richtung hatauch in ihren bescheidensten und unselbständigsten Leistungenim In- wie Ausland, mehr Erfolg gefunden, als Strindberg mitSchöpfungen von europäischem Gewicht, weil sie die Literatur wiederzu einen, heiteren Spiel der Unterhaltung degradierte, sie familien-fähig machte und die schließlich doch unentbehrlichen menschlichenIdeale nicht etwa anspruchsvoll forderte, sondern bereits herrlich inder Vergangenheit, der glorreich nationalen vor allem, erfüllt sah.vernerv. Heiden st am, der dieser Gruppe als überzeugter,doch lcincstoegS überlegener Wortführer gedient hat. ist gleichwohlihr stärkstes produktives Talent geblieben. Seine»Karoliner", eineGalerie von Einzelbildern aus der Umwelt und Gefolgschaft desruhmwabiisinnigen zwölften Karl von Schweden, zwingen in ihrerkünstlerische» Kraft und Schlichtheit, ihrer Lebenssülle undihren,, ragischen Ueberschwang auch den zn voller Anerkennung,dem der nationalistische Rausch nichts anderes ist als derverwilderte Instinkt einer im Grunde sterilen Gemeinschaft.Eins seiner früheren Bücher, der Roman»Hai, S Altenus"kAlbert Langen, München), zeigt noch nicht die Fähigkeit, jene rück«schauenden Ideale zu objektiviere». Es ist nach Byronschem Vorbilddoch in Prosa, die bald auf realem, bald phantastischem Boden ver-laufende Pilgerfahrt deS kaum verkappten, ewig strebenden DichterSselbst, deit man in seinem gegenwartsf.emden Gehaben und seinerGerantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Verlin.verflogenen Phantasie einen Snob und Dilettanten nenne» dürfte,wenn nicht die Sicherheit der Komposition, die anschauliche Sauber«keit der Sprache und das echte Gefühl der(»ach Romantikeran) ein»gestreuten Lyrik immerhin einen Künstler, wenn auch auf absonder-lichen Wegen, ahnen ließen. A. F. Cohn.kleines feuilleton.Hygienisches.Heizung und Lüftung. Das Wärme- und das Lustbedürfnis des Menschen liegen fast immer miteinander in Streit.In den Häusern, und zwar sowohl in den Wobnungen als in öffent-lichen Gebäuden und in Sälen ist die Aufgabe einer hinreichendenLüftung bei gleichzeitiger Erhaltung einer behaglichen Temperatursehr schwer zu lösen. Die meisten Menschen sind mehr oder wenigerempfindlich gegen Zug, während andere lieber einen kübleren Auf-enthalt in Kauf nehmen, wenn sie dafür gut« Lust zum Almen haben.Es kann keine Meinungsverschiedenheil darüber bestehen, daßdie zweite Auffaffung die bessere und zuträglichere ist. Solangeaber die Menschheit im allgemeinen nicht dazu erzogen ist, mehrZugluft zu verlragen, könnte nur eine bervorragende Entwickelungder Lüftungstechnik zur Beseitigung der Mißstände führen. Geradeauf diesem Gebiet ist aber der Erfolg des technischen Scharfsinnsleider noch recht gering geblieben. Die Wohnhäuser sind imallgemeinen nicht so fest gebaut, daß nicht namentlich beigroßen Temperaturgegensätzcn wie im Winter von außenher genug Luft ins Innere eindringt. ES ist auchwirklich nicht zu verlangen. daß jemand zum Zweck derLüftung längere Zeit die Fenster offen halten soll, wenn draußeneine Temperatur von 15 Grad Frost herrscht und sein Zimmer viel«leicht eben erst eine erträgliche Erwärniung gewonnen hatte. An-dererseits macht die Hygiene den Anspruch gellend, daß selbst untersolchen Verhältniffen in den Jnnenräumen eine erhebliche und gesund-heitsschädliche Verschlechterung der Lust eintreten kann.In Wohnungen wohlhabender Familien, die verhältnismäßiggroßen Raum für wenig Menschen bieten, wird freilich wenig Gefahrbesteben, um so mehr in den überfüllten Behausungen der unterenKlassen und auch in Sälen, wo sich Hunderte, vielleicht Tousendevon Menschen zusammendrängen. Außerdem aber ist eine Ergänzungder Jnnenluft nicht nur zur Beseitigung schlechter Gase Wünschens-wert, sondern auch zur Auffrischung deS Feuchtigkeitgebalts. DaSFiasko der Dampfheizung gegenüber der Warniwasierheizung istnicht allein auf die geringere Möglichkeit einer wünschenswertenTemperierung der Räume zurückzuführen, sondern namentlich aufdie damit verbundene Austrocknung der Lust. Wenn man auch imWinter nur für kurze Zeit ein Fenster oder eine Balkontür öffnet,so dringt damit n,ehr natürliche Feuchtigkeit in das Zimmer ein,als etwa durch daS Ausbreiten nasser Tücher in mehrerenStunden erzielt werden kann. Auf einem ungenügenden Feuchtig-keitSgehalt der Lust aber beruht wahrscheinlich der größere Teilder sogenannten Erkältungen im Winter. Daß die LüfMngS-technik nun endlich bald entscheidende Fortschritte macht, dieauch ohne große Umstände und Kosten einer allgemeinen Ver-breitung zugänglich find, bleibt ein dringender Wunsch. Auf andereWeise wird die Schwierigkeit, auch in großen öffentlichen Sälenwirklich gesunde Lustverbältniffe zu schaffen, keinesfalls zu hebenfein. Dasselbe gilt auch für unsere Eisenbahnen, iusbesondere sürdie Schlafwagen. Auf der anderen Seite muß der Kulturmenschselbst dahin streben, sich durch eine gesunde Lebensweise vor einerzu großen Empfindlichkeit gegen Zug und gar gegen frische Luft imallgemeinen zu bewahren.Aus dem Tierreiche.Ueber die Verbreitung des Löwen in Afrika be-richten„PetcrmannS Mitteilungen". Mit der Erschließung AstikaSdurch die Kolonialmächte hat der.König der Wüste" vielfach anGebiet verloren. Das gilt in besonderem Maße für Südafrika, woder Löwe heute beinahe gar nicht mehr vorkommt. Noch zu EndedeS XVII. Jahrhunderls war die.Löwenplage" in Südafrika sogroß, daß die Behörden einen Preis von 6 Pfd. Sterl.(gleich100 M.)— eine für die damaligen Verhältniffe sehr großeSumme— für die Erlegung eines Löwen zahlten. In der Kalahari-wüste und in Betschuanaland(britisch) ist der Löwe vollkommen auS-gerottet. Auch in Rumidien, von wo zu römischen Zeitendie Löwen für die Zirkusspiele hergeholt wurden. Auch im italienischenSomaliland, im Kongo, in Senegambien, in der Sahara undin der nördlichen Nilgegcnd ist der Löwe ausgerottet. Vorhandenist der Löwe noch im Sudan, im ostafrikanischen Teil von Sene-gambien, in Abessinien. am oberen Nil und in Britisch-Ostafrika. Errst in diesen Gebieten sogar sehr häufig.Was speziell die deutschen Kolonien betrifft, so ist der Löwe inDeutsch-Ostafrika allgemein verbreitet und kommt auch in Südwest-afrika vor. In Togo ist er selten, in Kamerun fehlt er ganz.In Asien kommt der Löwe noch in Persien vor, von wo er in dieNiederungen Mesopotamiens herabsteigt. Er soll zuweilen sogar bisBagdad seinen Weg nehmen. Auch in Indien,.in Pendschab kommtheute noch der Löwe vor. Früher lebte er auch in Palästina und inSyrien. Schließlich kam er früher auch in Europa, und zwar inGriechenland vor, wo er wohl schon vor Beginn der christlichen Zeit«rechnung ausgerottet war._— Druck u. Verlag: vorwärtSBuchdruckerei u.VerlagSanftalt Paul SingeräCo., Berlin S.W«