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in Rummer und Elend geboren wurde und heranwuchs, um Was ist denn das?" fragte der Arzt und zeigte auf eine groß und stark und aller Hund zu werden. Der jämmerlichste Anzahl langer weißer Narbenstreifen, die sich kreuzend über den Jammer war es, von diesent großgliedrigen Burschen zu Rüden und das Gefäß des Verwundeten hinliefen. hören, der so voller Angst war, daß er, wenn nur ein Mädel mühsam hervor. Das ist von früher, Euer Hochwohlgeboren," brachte Awdjeje ihn antupfte, sich naß machen mußte, und keinen anderen Es waren die Narben, die von der Spießrutenstrafe herrührten, Ausweg aus seiner Not wußte als den Strick. Welche Schmach der er damals, als er das Geld vertrunten hatte, unterzogen war es nicht, daß er sich sein tägliches Brot selbst verdiente worden war. und doch im Armenhaus war; als wenn ihm eine Wohltat Awdjejew wurde wieder auf den Rüden gelegt, und der Arzt erwiesen würde, daß man ihm dort Unterschlupf gewährte, wo stocherte eine ganze Weile mit der Sonde in seinem Leibe herum er doch mit seinem Arbeitseifer überall hätte ankommen bis er die Kugel endlich gefunden hatte. Doch wagte er nicht, können. Und ganz unerträglich wurde es, als er heranwuchsie herauszuholen, sondern begnügte sich damit, die Wunde zu verund sich noch immer von aller Welt mißbrauchen und hunzen ließ. Aber dann plößlich sprengte er den Zauberbann, schlug feine Plagegeister nieder und sprang in das Tageslicht hinein, als der Kedste von ihnen allen.
Sie atmeten tief auf, als er geendet hatte. Marie flatschte in die Hände. Das war ja doch ein Märchen!" rief sie. Karl warf sich über Beter und prügelte auf ihn los, obwohl der ernste Bursche nichts weniger als ein Tyrann war.
"
Sie redeten bunt durcheinander. Jeder hatte seine Bemerfungen über Heulpeter zu machen. Es war verdammt gut gemacht," sagten die Männer, er prügelte die ganze GeFellschaft von Anfang bis zu Ende durch, so'n Prachtkerl! Na ja, Kraft hat er ja auch. Aber zum Teufel auch, warum hat er denn solche lange Zeit gebraucht? Und sich alles gefallen Jaffen?"
Ja, das zu begreifen, ist ja für uns nicht so leicht, für ims, die wir so fest auf unser Recht pochen," erwiderte Belle lachend.
,, Na, Du bist wirklich gut, da hast Du uns eine ordentfiche gelangt!" rief der fröhliche Jakob aus.„ Aber brauchst Du mal eine Faust, da hast Du meine!" Er schlug in Belles Hand ein.
Die Lichter waren längst niedergebrannt, sie merkten es nicht. Ihre Augen hingen jest fuchend an Belle, mit einem eigenen Glanz, der in lichten Fragen kam und ging. Und plötzlich überfielen sie ihn mit Fragen. Da war genug, was fie wissen wollten. Eine ganze Welt von Herrlichkeiten, be= Hauptete er, gehöre ihnen, und nun beeilten fie sich Besitz dabon zu ergreifen. Selbst der alte Lumpensammler ließ sich mit fortreißen; es war zu verlockend, sich so einen fleinen Rausch zu bereiten, selbst, wenn vielleicht ein Alltag darauf folgte.
Belle stand stark zwischen ihnen und bestätigte ihre Fragen mit einem sicheren Lächeln; er wußte, daß das alles das ihre werden würde, selbst, wenn es nicht so auf einmal geschehen konnte. Geduld und Ausdauer gehörten dazu, aber das würden sie jest nicht verstehen können. Wenn sie erst die Herrlichkeiten in Besitz genommen hätten, so würden sie wohl aviffen, sie zu verteidigen. Zweifel herrschte nicht in ihnen, er stand zwischen ihnen als ihr verkörpertes Können, glücklich auf tiefen Wurzeln ruhend.
9)
( Fortsetzung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Die Kameraden hatten den verwundeten Awdjeje nach dem Razarett gebracht, das in einemt fleinen, mit Brettern gedeckten Hause am Eingange der Feitung lag. Sie hatten ihn dort in bem gemeinsamen Kranfensaal auf eins der freien Betten gelegt. In dem Saale befanden sich vier Kranke; einer von ihnen litt
am Typhus und hatte ein glühend rotes Gesicht, ein zweiter mar bleich, hatte dunkle Ringe um die Augen und gähnte beständig in Erwartung eines Fieberanfalles, und die beiden letzten waren bei einem drei Wochen vorher stattgehabten Ueberfall blessiert worden: der eine hatte einen Schuß durchs Handgelenk bekommen und ging umher, während der andere im Rüden verwundet war und auf seinem Bett saß. Alle, bis auf den Typhustranten, umringten ben neu Hereingebrachten und fragten die Träger aus.
Manchmal fommen die Kugeln so dicht, als wenn Erbsen gefät würden, und keiner wird getroffen, und diesmal sind höchstens fünf Schüsse gefallen, und da hatte er auch schon was weg," erzählte einer der Soldaten, die Awdjejew gebracht hatten.
Wem's eben beschieden ist..
„ Oh, oh!" ächzte Amdjejew, obschon er den Schmerz zu verBeißen suchte, laut auf, als er auf das Bett gelegt wurde. Sobald er niedergelegt war, zog er die Brauen finster zusammen und ftöhnte nicht mehr, nur seine Fußsohlen zudten beständig. Er hielt die Hände auf der Wunde und blidte starr vor sich hin. Der Arzt tam und ließ den Kranken umwenden, um zu sehen, ob die Kugel nicht am Rüden herausgefor men fei.
binden und ein Pflaster daraufzulegen, worauf er sich entfernt:. Während die Wunde untersucht und verbunden worden war, hatte Awdjejew mit aufeinandergepreßten Zähnen und geschlossenen Augen dagelegen. Als der Arzt sich entfernt hatte, öffnete der Verwundete die Augen und blidte erstaunt um sich. Seine Blide waren nach den Kranken und dem Feldscher gerichtet, doch schien er sie nicht zu sehen, sondern auf etwas anderes, das ihn in Erstaunen sette, zu schauen.
Der Unteroffizier Panow fam mit einem zweiten Kameraden namens Seregin, um nach ihm zu sehen. Awdjejew blieb liegen, ohne sich zu rühren, und schaute nur immer voll Erstaunen vor fich hin. Seine Augen waren zwar auf die Kameraden gerichtet, doch fonnte er sie lange nicht erkennen.
Willst Du nicht eine Nachricht nach Hause schicken, Petra?" fragte ihn Banow.
Awdjejew sah ihn an, ohne zu antworten.
Ich frage Dich, ob Du nicht die Deinigen benachrichtigen willst," fragte Panow noch einmal und berührte seine kalte, knochige Da erst schien Awdjejer zum Bewußtsein zu erwachen.
Hand.
Du bist es..., Antonytsch?" fragte er mit matter Stimme. Ja. Ich wollte Dich fragen, ob Du nicht den Deinigen eine Nachricht schicken möchtest. Seregin wird den Brief schreiben." Du wirst schreiben... Seregin..." sagte Awdjejew, während er feine Augen mühsam nach Seregin wandte.„ Schreib so:„ Guer Sohn Petrucha... wünscht Euch... langes Leben." Ich hab beneidet hab's Dir ja gesagt Und jetzt bin ich froh er lebt und mag weiter leben. Gott segne ihn, ich bin froh... Schreib das." Dann schwieg er eine ganze Weile und sah Panow an. Hast Du... den Pfeifentopf gefunden?" fragte er plöblich. Banow antwortete nicht sogleich.
den Bruder
Den Pfeifenkopf, den Pfeifentopf, sag' ich... hast Du den gefunden?" wiederholte Awdjejew.
" Ja, er war in meinem Quersad."
...
„ So, so. Nun, jest reicht mir eine Kerze... ich werde gleich sterben," sagte Awdjejew.
In diesem Augenblic trat Boltorazkij in den Krankensaal, um nach seinem Soldaten zu sehen.
Nun, Bruder, wie geht es Dir? Nicht zum besten?" begann er. Awdjejew schloß die Augen und schüttelte den Kopf. Sein fnochiges Geficht war bleich und hatte einen strengen Ausdrud. wiederholte nochmals, zu Banow gewandt: Er antwortete nicht auf die Frage des Vorgesetzten, sondern wiederholte nochmals, zu Banow gewandt:
.Gib mir... eine Kerze, ich werde sterben."
Man gab ihm eine brennende Kerze in die Hand, doch seine Finger schlossen sich nicht mehr, man mußte ihm die brennende Kerze zwischen die Finger schieben und siz da festhalten. Boltoraziij ging hinaus, und fünf Minuten später legte der Feldscher das Ohr an Awdjejews Herz und erklärte, daß er tot sei.
In dem Berichte, der über die Affäre an den Oberstkommandierenden nach Tiflis gefandt wurde, ward auch Awdjejews Tod erwähnt. Die betreffende Stelle lautete:
Am 23. November verließ die zweite Kompagnie des Kurinischen Regiments die Festung, um im Walde Holz zu schlagen. Am hellichten Tage griff plötzlich eine ansehnliche Schar von Bergposten zogen sich zurüd, worauf die zweite Kompagnie den Feind bewohnern die bei der Arbeit befindlichen Soldaten an. Die Vormit dem Bajonett angriff und zurückschlug. Diesseits wurden zwei Soldaten leicht verwundet und einer getötet. Die Bergbewohner verloren gegen hundert Mann an Toten und Verwundeten."
8.
An demselben Tage, an dem Petrucha Awdjejew im Zazaretk der Festung Wosdwischenskoje sein Leben aushauchte, broschen seine alter Vater, die Frau seines Bruders, in dessen Vertretung Betrucha Soldat geworden, und die älteste Tochter seines Bruders, die nun bereits Heiratsfähig war, auf der offenen Tenne der Scheune den Hafer. Am Abend vorher war tiefer Schnee gefallen, und am Morgen hatte es tüchtig gefroren. Der Alte war bereits beim dritten Hahnenschrei erwacht. Als er den hellen Mondschein durch das gefrorene Fenster schimmern sah, froch er vom Ofen hinunter, 3og feine Stiefel und den Pelz an, setzte die Müße auf und ging nach der Tenne. Nachdem er dort zwei Stunden lang gearbeitet hatte, kehrte er ins Haus zurüd und weckte seinen Sohn und die Frauen. Wie diese auf die Tenne tamen, fanden sie den zum Dreschen bestimmten Platz bereits vom Schnee gereinigt vor. Die hölzerne Schaufel war in die weiße, immer höher steigende Schneedede gesteckt, der Besen stand mit dem Reisig nach oben gekehrt daneben, und die aufgelösten Haferbunde waren in zwei langen Reihen mit den Aehren nach innen auf der sauberen Tenne hin