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Tinien anerkannt hat, so dedeutet das den Ausschluß der revolu tionären Lyrik, und vor der ist auch Fränkel stillschweigend zurüd gewichen. Nur den verschwommenen politischen Radikalismus hat Kutscher gelten lassen, und wenn man überprüft, was er von Heine, Lenau , Freiligrath , Bed , Pfau aufgenommen und nicht aufgenommen hat, so kann man nicht sagen, daß sein Saz: Ich bringe hier das, was für den einzelnen Dichter und seine Zeit charakteristisch ist," in allen Teilen durchgeführt ist. Bon Freiligrath fehlt alles, was auf das Glaubensbekenntnis" von 1844 folgte! Und bei Heine fehlt ganz und gar jeder politische Ton! Mit Fränkels Auswahl steht es nicht Besser: bei Freiligrath fehlt alles Politische überhaupt, Heine ist auch nur ärmlich bedacht, Grün, Pfau, Sallet desgleichen, und Starl Bed fehlt ganz und gar. Das drückt natürlich den Wert beider Anthologien sehr wesentlich herab.

Wiegt man ihren künstlerischen Wert gegeneinander, so schnellt Fränkels Schale aufwärts. Seine Arbeit leidet an bedenklichen Un­gleichheiten; ein Beispiel nur: Clemens Brentano ist nur mit zwei Gedichten gekennzeichnet, ebenso Maria Janitschel, aber einem Bewer find dreizehn Gedichte eingeräumt. Wichtiges ist erst in einem er­gänzenden Aubange mitgeteilt, und Wichtiges, wie die Beachtung des neuen Bhantafus von Arno Holz , fehlt auch dort ganz und gar, während notorische Banalitäten Aufnahme gefunden haben. Kutschers Arbeit ist in der Auswahl des einzelnen ästhetisch vollwertig, aber ihr Ziel, das für den einzelnen Dichter und seine Zeit Charakteristische zu geben, erreicht sie nicht, weil sie durch die alphabetische Aufreihung das Aufkommen jedes intensiveren Zeitgefühls unmöglich macht. Auch Anthologien find Kinder ihrer Zeit, und ihr Recht, historisches Dokument zu sein, follte nicht geschmälert werden.

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7

6

3

4. 2

1

Schach.

Unter Leitung von S. Alapin. Boshard.

0

do

b C d e f g h 2+( P- 40*)

7

Schachnachrichten. Das internationale Meisterturnier bon San Sebastian ist diesmal nur von 11, allerdings sehr be­achtenswerten Teilnehmern besetzt, die aus nachstehendem Stand nach den ersten zwei Runden ersichtlich sind: Rubinstein 2, Spiel­mann 1 Perlis Duras 1, Teichmann 1, Schlechter 1, Fleisch­mann 1, Tarrasch 12, Marshall 12, Leonhardt, 0, Niemzowitsch 0. Wegen der geringen Teilnehmerzahl wird das Turnier doppelrundig sein.

Die Korrespondenzpartien Berlin - Riga haben folgende Eröffnungszüge: Berlin , Weiß: 1. e4, e5; 2. Sf3, Sc6; 3. Lb5, a6; 4. La4, Sf6; 5. 0-0. Riga , Weiß: 1. e4, e5; 2. Sf3, Sc6; 3. Sc3, Sf6; 4. Lb5, Lb4; 5. 0-0, 0-0; 6. d3, d6. Also Spanisch " und Vierspringerspiel":

Am Sonnabend, den 17. Februar, hielt der Berliner Arbeiter­Die bis Schachklub seine ordentliche Mitgliederversammlung ab. ( Adresse des ersten herige Vorstandschaft wurde wiedergewählt. Vorsitzenden, an den man sich in Klubangelegenheiten zu wenden hat, ist Robert Dehlschläger, Berlin N. 65, Hochstädter Straße 10.) Es wurden im verflossenen Jahre 191 neue Mitglieder aufgenommen und zwar ausnahmslos gewerkschaftlich oder parteipolitisch organi fierte Arbeiter. Demgemäß beschloß der Berliner Verein in die Sabungen des zu gründenden Arbeiter- Schachbundes folgenden Baffus aufzunehmen:" Die Mitgliedschaft ist abhängig von der Bugehörigkeit zur sozialdemokratischen Partei oder einer freigewerk­fchaftlichen Organisation. Vorstandsmitglieder müssen beiden Drga­nifationen angehören". Zu der in Nürnberg am 7. April statt­findenden Bundesgründungsfonferenz ist Robert Dehlichläger delegiert. Das Inventar des Berliner Vereins zählt 166 Schachspiele, 11 Demonstrationsbretter und 22 Schachbücher.

Springergambit

bom Schachturnier in Abbazia . Spielmann.

1. e2- e4

Neti.

e7-05

e5Xf4

Wer heute eine Ihrische Anthologie schaffen will, muß vor allem von der ganz anderen Bedeutung ausgehen, die der Lyrik heute zu gefallen ist. Wir stellen anders als eine ältere Vergangenheit Die Literaturfennerschaft weit hinter den lebendigen Wert der Dichtung zurück, und den hat weber Fränkel noch Kutscher durch eine originelle, fieghaft eindrucksvolle Form herausgearbeitet. Die Werke beider haben schließlich nur das eine Verdienst, aus den Schatz­tammern deutscher Lyrik mancherlei Einzelnes besser sichtbar gemacht zu haben, das freilich ein besseres Los verdient als das Blühen im Verborgenen. In dieser Hinsicht hat Kutscher entschieden den An­spruch auf besonders hohen Dant. Er hat ja auch bei anderen Ge­Legenheiten genugsam bewiesen, daß er der deutschen Lhrik und ihren Dichterpersönlichkeiten mit Wissen und Empfinden eindringend nahe steht. So gibt er uns wohl einmal eine Anthologie, die auch der Form nach als eine Bereicherung unseres Voltsbesiges gelten fann. In diesen Besitz fügen sich vielleicht zwei Sammlungen Volks. Lieder ein, die in jüngster Beit entstanden: Georg Wehrs Samm Lung Aus Volkes Mund und Herz", die von der Berliner Freien Lehrervereinigung für Kunstpflege bei R. Voigt­Länder- Leipzig in schlicht hübschem äußern Gewande heraus gegeben wurde( 1,80 Mark), und Joseph Beifus' Die bunte Garbe", die bei Martin Möride in München heraustam. Beide Sammlungen ließen in der Aufordmung ihres Stoffs alles Literarische beiseite. Wehr las aus der Fülle der alten Volkslieder das aus, was heute noch im Volksmunde lebendig ist oder doch der Chrischen Art nach sein könnte. Er ist der Ueberzeugung, daß der alte lebendige Volksgesang im Calöschen begriffen und daß seine Wiederbelebung aussichtslos ist. und will nun durch ein Volfsbuch die Freude am Schönen, Gemüthaften und Humorvollen des alten Volksliedes sichern. Sein Buch, das die Lieder nach ihrem Sinn in guter innerer Geschlossenheit aufreiht, gewinnt man lieb. Joseph Beifus greift die Aufgabe von anderer Seite aus an. Wenn schon das alte Volksliedgut zerbrödelt und verweht, so schafft doch zugleich das Volk an anderen neuen Volksliedern, und auf diesem Gegen­wartsfelde heimste Beifus nun Ernten ein. Sein Buch hat eine flotte Frische; man wandert darin wie am hellen Tage und spürt die Bergangenheitsstimmungen nicht, die in andern Volkslieder­Sammlungen so mächtig sind. Beifus, baute eben sein Buch aus Liedern, die er selbst fingen hörte: auf der Landstraße, am Herde, in der Schenke, in den Winkeln und Gassen der Städte. Altes und Neues in eigenartiger Mischung beieinander und das gibt den besonderen Klang. Ueber die Zukunft des Volksliedes denkt Beifus jehr optimistisch, und manchmal zaudert man beim Lesen des Nachwortes. Er hält die Kaserne heute für die vorzüglichste Pfleg stätte des Volksliedes, nennt sie eine Art von Liederbörse, die den Austausch und die Ausbreitung über das ganze Land erleichtere, und Läßt sich nicht ängstigen durch das unheimlich Schnelle, mit der Bassenhauer, Tingeltangel- und Operettenlieder in die entlegenſten Gegenden dringen. Ibn tröstet die Tatsache, daß sich diese Lieder nicht lange lebendig erhalten. Aber das Verderbliche liegt hier wohl vor allem darin, daß sie dem Besseren den Weg versperren und das einst reichgewellte Gelände der Volksliederdichtung zu öder, platter Einförmigkeit abwalzt, die dem mannigfaltig Bolfseigenen den Wurzelboden schmälert. Daß Beifus nicht ebenso aufmerksam wie die Lieder die Kundenlieder beachtet, bringt eine Südke in sein Buch. Die Gesellenlieder, die er mitteilt, stammen aus dem Milieu des alten zünftigen Handwerks. Er weiß sehr wohl und sagt es auch Lb4!, um die soeben er selbst, daß das Volkslied jederzeit bedingt ist durch soziale, religiöse wähnte Analogie mit der Wiener und wirtschaftliche Verhältnisse. So bleibt seiner weiteren Arbeit Partic" herbeizuführen, tam" in Be­also noch das Umschauen in der Welt der Arbeiter von heute. Hans tracht. Se4Xc3

So steht

D.

ist 3.

2. f2- f4

3. Sg1- f3 Sg8- f6 Nicht empfehlenswert. Am besten g5! um event. mit Lg7 nebst h6 den Mehrbesitz des Gambit­bauern zu sichern.

4. Sb1-3

Biel stärker ist 4. e5!, Sh5; 5. Le2!, nebst 0-0 und event. Sel. 4.

5. e4- e5

d7- d5

Bir hätten hier exd5 vorgezogen. Auf den Tertzug sollte Schwarz das beffere Spiel erlangen. Sf6- e4

5.

Auch Sh5 täme jezt start in Be­tracht.

6. Lf1- e2

Es ist nunmehr eine Stellung ent­standen, die sich auch aus der Biener Bartie" mittels 1. e4, e5; 2. Sc3, Sf6; 3. f4, d5; 4. fxe5, SXe4; 5. Sf3, Lb4; 6. Le2 ergibt. Der Unterschied besteht nur im Vorhanden­sein des Bft, was in gegebener Bartie doch nur zugunsten von Schwarz jein lann.

6.

6...

Sb8- c6

8. b2c3

9. 0-0

g7-85 Th8- g8

Statt dieses zweifelhaften Angriff­bersuches war 9.... d5- d4! ficher lich vorzuziehen.

10. d3- d4

11. Sf3- e1 12. Le2- d3

13. Lc1-14

14. Sc1Xg2

15. Tal- b1!

g5- g4 f4- f3 Dd8- h4 f3Xg2 Dh4- h5

Wie man sieht, ist der Angriff von Schwarz ganz illusorisch. Weiß ist beffer entwidelt und deshalb bat fein Angriff mehr Aussichten, durch zubringen.

15.

Sc6- d8

Berhältnismäßig besser b7- b6!

16. c3- c4

Lc8- e6

d5c4

c7- c6

Borzuziehen war c7- c6.

17. Sg2- e3

18. Ld3- e4! 19. d4- d5!

Lf8- c5

Lc5Xe3 Sd8Xe6

19. cxd5; 20. SXd5 mit den Drohungen Sf6+ oder Sc7+ ist eben­falls für Schwarz verderblich. 20. Kg1- h11 21. d5Xe6 22. Lf4Xe3 23. Le4Xh7 24. Tf1Xf7!!

Dh5Xе5

Tg8- h8

Entscheidend und schön gespielt.

24.

Ta8- d8

24.

25. Dd1Xg4

KXT; 25. Dd7+ 2c. De5Xe8

26. Lh7- g6

Aufgegeben.

Osterwald hat ihm da gut vorgearbeitet. 7. d2- d3 Berantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin . Drud u. Verlag: VorwärtsBuchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.