sonderet Art, die �erklärlicherweise in gewissen GebirMcgenden Häufig angetroffen werden, ist die Schilddrüse oft abnorm groß, aber chunktionsuntüchtig, degeneriert; bei manchen fehlt sie auch vollkommen. In allen Fällen von Knt.niLmuS liegt jedenfalls eine Störung der Schilddrüsenfunktion vor. Sehr häufig geht mit der mangelhaften EntWickelung der geistigen Fähigkeiten auch eine Störung des Körperwachstums einher. Die Kinder gedeihen nicht recht, bleiben klein, sehen hätzlich und plump aus; sie haben im Gesicht einen gleichgültigen, blöden Ausdruck. Unter der Haut dieser Kinder sammelt sich eine sulzige. schleimige Flüssigkeit an, !so daß sie ein gedunsenes Aussehen bekommen; serner bleiben sie erheblich im Knochenwachstum zurück, lernen oft erst sehr spät stehen und laufen. Durch alle diese Eigenschaften wird ein angeborenes Krankheitsbild charakterisiert, das in der medizinischen Wissenschaft als Myxödem bezeichnet wird. Gerade diese angeborene Ver- ckümmerung oller geistigen und körperlichen Funktionen ist in hohem Matze der Besserung fähig, wenn den Kindern in irgendeiner Form Schilddrüsensubstanz zugeführt wird, wie es heute mit großem Erfolg geschieht. Auf den Zusammenhang dieser Erkrankung mit der Schilddrüsenfunktwn ist man erst durch die praktischen Ersah- rungen der Chirurgie gekommen. Namentlich der berühmte Schweizer   Chirurg Kocher hat festgestellt, daß sich nach totaler Schilddrüsenentfernung auch beim gesunden Menschen Erscheinun- gen einstellen, die mit denen des angeborenen Myxödems die größte Aehnlichkeit haben. Durch die Erfolge der künstlichen Schilddrüsen? Verabreichung beim Myxödem wurde dieser angenommene Zusam- »nenhang weiter gesichert. In einem Gegensatz zum Myxödem, einer auf Verkümmerung t>er Schilddrüse beruhenden Erkrankung, steht die Basedowsche Krankheit  . Von allen Symptomen der Krankheit fällt am meisten das Hervortreten der Augäpfel aus den Augenhöhlen auf; dadurch bekommen diese Kranken einen ganz besonderen Ausdruck, der ihre Erkrankung sofort auch dem Unkundigen verrät. Außerdem findet sich bei ihnen eine oft kolossale Vergrößerung der Schild- drüse, eine sehr erregte Herztätigkeit, sowie eine allgemeine psy- chische und körperliche Erregtheit. Meist mogern die Kranken auch sehr ab. Die Symptome stehen also in einem gewissen Gegensatz gu denen des Myxödems. Bei letzlerer Krankheit eine allgemeine Stumpfheit der geistigen Funktionen, bei der Basedowschen Krank- Heit eine Uebererregtheit, bei elfterer eine Verlangsamung der körperlichen Funktionen, Zurückbleiben des Wachstums, Trägheit der Herztätigkeit, bei der Basedowschen Krankheit Beschleunigung beS Herzschlages, zitternde Erregung des ganzen Körpers, beim Myxödem Hautverdickungen und unförmige Anschwellungen, beim Wasedow allgemeine Abmagerung. Der Nervenarzt Möbius hat zuerst auf diesen Gegensatz aufmerksam gemacht und die Theorie «ufgestellt, daß auch bei der Basedowschen Krankheit eine abnorme Funktion der Schilddrüse vorliegen mutz, aber nicht, wie beim Myxödem, eine mangelhafte Funktion, sondern im Gegenteil eine gu reichliche Produktion der in der Schilddrüse hergestellten Stoffe. Damit im Einklang steht die kolossale Vergrößerung der Drüse bei Ider Basedowschen Krankheit  , sowie der unverkennbare Gegensatz ährer Symptome zu den Erscheinungen der Schilddrüsenverkümme- rung. Nach dieser Anschauung gewinnen die Stoffe, die in der Schild. drüse zur Entgiftung des Körpers gebildet werden, die Oberhand »ind wirken nun selbst als Gifte. Daß die Schilddrüse die Ursache der Erkrankung ist, unterliegt keinem Zweifel mehr. Den Beweis dafür haben wiederum die praktischen Resultate der Chirurgie ge- liefert. Die beste Behandlung der Basedowschen Krankheit ist gegenwärtig die operative; durch Entfernung eines großen Teiles der abnorm entwickelten Schilddrüse wird die Krankheit oft in kurzer Zeit gebessert. Man muß sich dabei nur hüten, die Schild- drüse, wie es früher geschah, völlig zu tntsernen, da dadurch, wie <aus unseren heutigen theoretischen Ansichten leicht erklärlich ist, das Gegenteil hervorgerufen wird, die vollständige Aufhebung der Schilddrüsenftmktion und die damit im Zusammenhang stehenden Krankheitsersckeinungen, die wir vorher geschildert haben, nämlich das künstliche Myxödem. Ihrer ganzen Wirkung nach gehört die Schilddrüse, deren Be» deutung wir immer mehr schätzen gelernt haben, zu den sogenann. iten Drüsen mit innerer Sekretion. Während nämlich die ge- wöhnlichen Drüsen, die Speicheldrüsen, die Schleimdrüsen, die Nieren, die Keimdrüsen usw. die von ihren Zellen hergestellten Stoffe, die Drüsensekrete, durch einen besonderen Ausführungs- gang, einen je nach der Größe der Drüse mehr oder weniger dicken Kanal entleeren, die Speicheldrüsen den Speichel in die Mund- thöhle, die Nieren den Harn in die Harnblase, besitzen die Drüsen mit innerer Sekretion keinen besonderen Ausführungskanal zur Entleerung ihres Sekrets. Die Schilddrüsenstoffe werden nicht idurch einen Ausführungsgang nach außen entleert, sie gelangen vielmehr direkt in das Blut, sie diffundieren durch die Zellen der Drüse in die zahlreichen Blutkapillaren, die sich in ihr ausbreiten. Gerade dadurch können diese Stoffe eine Allgemcinwirkung auf «den Organismus ausüben, da sie mit dem Blute in alle Teile des Körpers gelangen, während die Drüsen mit Ausführungsgang ihr Sekret immer an einen bejb.mmten Ort entleeren. Die innere Sekretion, d. h. die Bildung bestimmter Stoffe im Innern drüsiger Organe und ihre Abführung in das Blut, spielt beute in der Physiologie eine große Rolle. Noch eine Reihe anderer Organe, von denen am besten die Nebennieren untersucht sind, pro- Kerantwortl. Redakteur: Albert Wachs, Berlin. Druck u. Verlag: duzieren Stoffe, die in derselben Weise in das Blut gelangen vnd dadurch eine Allgemeinwirkung auf den Körper ausüben. Die Nebennieren, die den Nieren aufsitzen, mit ihnen aber funk- tionell nichts zu tun haben, bilden einen Stoff, der den Blutdruck in charakteristischer Weise beeinflußt. Es ist sogar gelungen, den wichtigsten Bestandteil der Nebennieren künstlich im Laboratorium herzustellen, das sogenannte Adrenalin, und damit eine Wir- kung hervorzubringen, die der von den Nebennieren selbst ausgc- übten sehr nahe kommt, nämlich eine starke Erhöhung des Blut- drucks durch Zusammcnziehung der Muskelfasern hervorruft. Dieses künstlich auf Grund der physiologischen Erfahrungen hergestellte Produkt findet heute in der praktischen Chirurgie eine große Anwendung. Da es die Muskelfasern der Blutgefäße kontrahiert, 'zusammenzieht, erhöht es einmal den Druck in diesen Gefäßen und verhindert außerdem stärkere Blutungen. Das Adrenalin ver­engert die Gesäße. Deshalb wird es bei der Lokalanästhesie, der örtlichen Unempfindlichmachung, dem Betäubungsmittel Kokain oder Novocain beigemengt und erzeugt nun eine Blutleere, die natürlich die Arbeit des Chirurgen wesentlich erleichtert. Auch das Adrenalin gelangt als Produkt der inneren Sekretion ständig in den Blutkreislauf und gehört, wie ebenfalls Tierversuche ergeben haben, zu den unentbehrlichen Bestandteilen des menschlichen Körpers._ G. Wolfs. Kleines f euilleton* Geographisches. ITeßer dem Meeresspiegel'. Dieser Ausdruck, der sich in jedem Geographiebuch findet, soll besagen, daß alle Höhen auf der Erdoberfläche von einem und demselben Niveau aufwärts gemessen werden und daß diese Nullfläche daS Niveau des Ozeans ist. Nun entdeckt jedoch die weitere Forschung an diesem scheinbar einfachen Verfahren einen Haken, da das Niveau verschiedener Ozeanteile wesentlich verschieden ist. Schon für Europa   sind die Unterschiede ziemlich bedeutend. DerGeographische Anzeiger' stellt von einigen Forschern ge- wonncne Resultate wie folgt zusammen. Das miltlere Niveau im Mittelländischen und Adrialischen Meer liegt etwa 13 Zentimeter tiefer als in der Ostsee  . Die Höhenlage der Ostsee   befindei sich um etwa 19 Zentimeter über dem Kaitegat. Aehnliche Differenzen kommen auch an südlichen und nördlichen Küsten vor. Für einige Punkte an der holländischen Küste erreichen sie bis zu 15 Zenti­meter. Diese Sachlage macht es begreiflich, warum die Bestrebungen, eine europäischeNormaluull' einzuführen, bisher ohne Erfolg ge- blieben find. Selbst für ein und dasselbe Land ist eS nicht leicht, eine derartige Normalnull zu finden. In Preußen z. B. wurde die Normalnull seit 1866 schon zweimal verlegt und nach den letzten Berechnungen zeigt eS sich, daß sie etwa 0,3 Zentimeter über dem Nullpunkt deS Amsterdamer Pegels und etwa 6,6 Zentimeter über der Swinemünder Null gelegen ist. Technisches. Eichenlohe. Durch die Gerberei wird aus den rohen Tier« häuten brauchbares Leder hergestellt, indem man die Häute nach sorgfältiger Reinigung von Fleisch, Haaren, Unterhautzellgewebe usw. im Wasser erweicht und dann mit Gerbstoff fest und widerstand.s» sähig macht. Trotz mancher gebräuchlichen Surrogate ist die Lohe noch immer das beste und unentbehrlichste Mittel zum Gerben der Rinds» und Pferdehäute sowie der Kalbfelle. Man nennt dieses Verfahren daher Rot- oder Lohgerberei, und die Forstwirtschaft zieht in manchen Gegenden Deutschlands  , namentlich in der Pfalz   und den Moiellandschaften, namhaften Gewinn aus der Anpflanzung junger Eichen, sogenannter Schäleichen, deren Rinde den geschätzten Gerbstoff, die Lohe, liefert. Die Eichbäumchen dürfen nur 1012 Jahre alt sein, um daS beste Erträgnis abzuwerfen. Die Rind« ist dann am reichste» an Gerbstoff sTanninj; ältere Rinden sind zwar ebenfalls brauchbar, liefern aber ein minderwertiges Produtt. Zur Zeit der Ernte der Eichenlohe hacken die.Lohmacher' die Bäume ab, putzen die schwachen Aestchen mit den Blättern aus und schneiden die stärkeren Aeste in handliche Stecken von etwa einem halben Meter Länge, die sie alsdann mit der stumpfen Seite der Axt klopfen(ganz in der Art, wie unsere Kinder mit dem Stiel ihres Taschenmessers ihre Weidenpfeifen), um die Rinde zur Ablösung zu bringen. Da sich diese Arbeit schneller und leichter ausführen läßt, wenn die Rinde der Bäume naß ist, so wird hauptsächlich früh und abends sowie an regnerischen Tagen Lohe geschlagen. Und ängstlich wacht der Lohmacher darüber, daß die Feuchtigkeit in der in Bündeln gepackten Rinde erhalten bleibt, bis diese gewogen ist; denn da sie nach dem Gewicht bezahlt wird, bedeutet jede AuStrockuung einen Verlust. Nach dem Ab« wiegen werden die Bündel an einfache Gestelle zum Trocknen gelehnt und alsdann in die Lohmühle gebracht, wo sie zennahlen werden. Diese zermahlcne Rinde ist die eigentliche Gerberlohe. Die Stämme der Eichbäumchen finden noch anderweitige Verwendung. Mau hackt sie nämlich nicht an der Wurzel ab, sondern'Jva   in Mannshöhe, läßt sie, nachdem man sie geschält hat, bis zum nächsten Frühjahr stehen und verkauft sie dann an die Stellmacher, die sie alsWerk« stücke' schätzen.___ ttorwärtsBuchdruckerei u.Verlagsanftnlt PaulSingeräcCo.,Berl!N SW.