Feknbrot ausverkauft." sagte sie..IM müßt Ihr mit Butter. brot zum Kaffee vorlieb nehmen." Herr Gott, daß ist ja großartig, sagten sie,Butterbrot schmeckt gerade a'.u allerschönsten zu Kaffee. Es ist nur eine Schande, daß wir Euch so viel Mühe machen!" Hört einmal," sagte Pelle endlich,es mag ja sein, daß es Euch Pläsir macht, Versteck miteinander zu spielen, mir aber nicht! ich will offen von der Leber reden: Hier bei uns herrscht Schmalhans und bei Euch wird es Wohl auch nicht besser sein. Wie steht es bei den Alten eigentlich?" Die schlagen sich schon durch," erwiderte Otto,Kredit haben sie immer, und ein wenig in der Hinterhand haben sie auch, glaube ich. Wollen wir da nicht hingehen und da heute zu Abend essen? Sonst fürchte ich, daß wir nichts be- kommen?" .Ja, ttm wir das! Wir sind freilich erst vorgestern bei den Alten gewesen, aber was nützt das, irgend woher muß es ja doch kommen und es bleibt ja in der Familie!" Die Kälte hatte keinen Einfluß auf Pelle, das Blut rollte rasch in seinen Adern. Er war immer warm. Die Not faßte er als Mahnung auf und fühlte sich nur stärker als bisher. er benutzte den unfreiwilligen Müßiggang, um für die Sache zu arbeiten. Da war keine Zeit zu Volksversammlungen und stark tönenden Worten. Viele hatten nicht einmal Kleider, um die Versammlungen zu besuchen. Die Bewegung hatte in der Kälte ihren Schwung verloren, man hatte genug zu tun, um zusammenzuhalten, was da war. Pelle faßte es als seine Aufgabe auf, die Hoffnung in den Verzagten aufrecht zu halten und war viel unterwegs: er kam mit vielen Menschen in Berührung. Das Elend legte sie bloß und entwickelte seine Menschenkenntnis. Ueberall, wo ein Beruf in Stillstand geriet und die Not Einkehr hielt, waren er und die anderen bei der Hand, um der Demoralisation vorzubeugen und von dem herrschenden Zustand aus zu agitieren. Er sah, wie sich die Not gleich der Pest verbreitete und allmählich das Ganze eroberte, es war eine harthändige Gemeinschaft in dem Schicksal der Massen. In acht, vierzehn Tagen konnte die Arbeitslosigkeit einein Heim alle Traulichkeit nehmen, die durch viele Jahre zu- fcmmengeschrapt und gespart war, so schreiend war das Miß- Verhältnis. Hier war genug, um eine Auffassung in alle hinein zu ätzen, die niemals verging, und genug, um die Agi- tation zu fördern. Jeder, der nicht schlaff geworden war, konnte jetzt einsehen, was sie bezweckte. Hier gab es Leute, die noch so waren wie die daheim! Die Not machte sie noch demütiger. Sie begriffen nicht die Gnade, daß sie Erlaubnis hatten, auf der Erde zu gehen und zu hungern. Mit denen war nicht auszukommen. Sie waren geborene Sklaven und das Sklavenmai saß tief in ihren Ge- mütern als jammervoller, hündischer Sinn. Das waren Leute über ein gewisses Alter hinaus, von einer älteren Generation als die seine. Die jüngere war aus ganz anderem, härterein Stoff, er mußte oft.erstaunt lauschen, so kräftige Gedanken hallten in ihren Gemütern wider. Sie waren bereit zu wagen und setzten hart gegen hart. Da mußte man zurückhalten, damit sie der Bewegung nicht schadeten: denen ging es nie schnell genug vorwärts. lFortsetzung folgt.) (NaSdruck verdolen.) CKacIsdn-IVIiirat. 28] Bon Leo Tolstoi . DaS ists ja, was ich nicht möchte. Es ist immer so peinlich. Sie meinen, ich soll nicht hingehen?" sagte Maria Dmitrijewna. Nein, gehen Sie nicht. Kommen Sie lieber mit nach Hause." Maria Dmitrijewna machte kehrt und ging mit Butler zurück. Der Mond schien so hell, daß Butler trotz des beschattenden Tuches ihr sympathisches Gesicht deutlich sehen konnte. Er schaute sie an und hätte ihr gern sagen mögen, wie sehr sie ihm noch immer ge- falle, doch wußte er nicht, wie er sein Kompliment herausbringen sollte, ohne einen neuen Abfall zu erloben. Sie wartete ihrerseits, was er wohl sagen würde, und so waren sie schweigend bis in die Nähe des Hauses gekommen, als plötzlich eine Abteilung Kosaken mit einem Ofsizier an der Spitze aus einer Seitengasse nach der Straße einbog. Wer kommt denn t>a noch so spät?" sagte Maria Dmitrijewna und wich den Reitern zur Seite aus. Der Mond schien diesen auf den Rücken, so daß sie den voranreitcndcn Offizier erst er- kannten, als er ganz dicht neben ihnen war. Es war Leutnant Kamenew , der früher mit Major Petrow zusammen gedient halt« und von damals her mit Maria Dmitrijewna bekannt war. Peter Nikolajewitsch sind Sie es?" sprach sie den Offizier an. Ich selbst in eigener Person." versetzte Kamenew.Ah, Butler guten Abend! Sie schlafen noch nicht, sondern promenieren hiev mit Maria Dmitrijewna? Daß Ihnen der Major nur nicht auf den Kopf kommt! Wo steckt er denn?" Hören Sie denn nicht?" sagte Maria Dmitrijewna und zeigte nach der Richtung, aus der sich das Dröhnen einer großen türki» schen Trommel und lauter Licderklang vernehmen ließ.Dort zechen sie wieder mal ganz gehörig." Wer? Die hiesigen Herren?" Nicht die allein es sind Gäste da, Kameraden aus Chiflif, Jurta." Ah, da Hab' ichs ja gut getroffen. Ich muß den Major sprechen, nur einen Augenblick..." Was gibts? Geschäfte?" fragte Butler. Ja, eine kleine Sache." Gut oder schlimm?" Wie maus nimmt. Für uns entschieden gut für andere Leute mags schlimm sein," antwortete Kamenew lächelnd. In diesem Augenblick waren sie ganz dicht am Hause des Majors angekommen. Heda. Tschichirew!" rief Kamenew einem seiner Kosaken zu komm doch mal heran!" Einer der donischen Kosaken ritt aus der Reihe heraus und kam an die Offiziere heran. Er trug die Kelduniform seines Truppenteils, hohe Stiefel, den Mantel und den Oucrsack hinterm Sattel. ..Hol' das Ding mal heraus," sagte Kamenew , während er vom Pferde stieg. Der Kosak stieg gleichfalls ab und holte aus dem Ouersack einen zweiten, kleineren Sack hervor, in dem sich ein rundlicher Gegenp stand befand. Kamenew nahm den Sack aus der Hand des Ko» saken und steckte die Hand hinein. Wollen Sie es sehen? Erschrecken Sie aber nicht," wandte er sich an Maria Dmitrijewna. Warum soll ich denn erschrecken?" meinte sie. Da!" sagte Kamenew , zog einen menschlichen Kopf aus dem Sacke und hielt ihn gerade gegen das Mondlicht. Erkennen Sie ihn?" Es war ein glattrasierter.Kopf, mit zwei Wulften über den Augen und kurz gehaltenem schwarzen Barte. Das eine Auge stand offen, das andere war halb geschloffen; der blutig« Schädel war von Säbelhieben zerhackt, und in den Nasenlöchern befand sich geronnenes schwarzes Blut. Um den Halz war ein blutiges Hand- tuch gewickelt. Trotz der Wunden, die auch das Gesicht entstellten, lag ein kindlich gutmütiger Ausdruck um die blauen Lippen. Maria Dmitrijewna sah eine Weile hin, wandte sich dann um und ging, ohne ein Wort zu sagen. m,t raschen Schritten in das Haus. Butler vermochte seine Augen von dem grausigen Bilde nicht abzuwenden: es war der Kops Chadsckn-Mnrats, mit dem er noch vor ganz kurzer Zeit die Abende in so freundschaftlichen Gesprächen verbracht hatte, was er da sah. Wie ist denn das gekommen? Wer hat ihn getötet?" fragte er. Ausrücken wollte er, aber wir haben ihn gekriegt," sagte Ka- menew und ging mit Butler in das Haus hinein. Er ist übrigens als ein Held gestorben," fügte er hinzu. Wie konnte das nur geschehen?" Warten Sie. bis Iwan Matwjejewitsch kommt, dann will ich alles haarklein erzählen. Das ist ja meine Mission. Ich reite von Festung zu Festung, von Dorf zu Dorf, und zeige ihn herum." Man schickte nach Iwan Matwjejewitsch. Er kam schwer be- trunken an, mit zwei Offizieren, die gleichfalls einen tüchtigen Rausch hatten, und begann Kamenew zu umarmen. Ich habe Ihnen Chadschi-Murats Kopf mitgebracht," sagte Kamenew . Nicht möglich! Habt Ihr ihn getötet?" Ja, er wollte uns entwischen. Ich hab's ja immer gesagt: er wird uns hinters Licht führen! Wo hast Du ihn also, den Kopf? Zeig' mal her!" Man rief den Kosaken, und er brachte den Sack mit dem Kopfe. Der Kopf wurde herausgenommen, und Iwan Matwjejcwitsch sah ihn lange mit seinen trunkenen, blöden Augen an. Er war doch ein ganzer Kerl," sagte er.Gib her ich will ihn küssen!" Ein pfiffiger Kopf War'S ja, das muß man ihm lassen." meinte einer der Offiziere. Nachdem alle den Kopf zur Genüge betrachtet hatten, wurde er wieder dem Kosaken übergeben. Der legte ihn in den Sack zurück und setzte ihn vorsichtig, damit er kein Geräusch mache, auf den Boden. Sag' mal, Kamenow was erzählst Du denn den Leuten» wenn Tu ihn so herumzeigst?" fragte einer der Offiziere. Nein, gib ihn her, ich muß ihn noch einmal küssen er hat mir ja einen Säbel geschenkt!" schrie der Major. Butler trat auf die Haustreppe hinaus. Maria Dmitrijewnn saß dort auf der zweiten Stufe. Sie warf eft'en Blick auf Butler und wandte sich dann zornig ab. _Was ist Ihnen denn, Maria Tmitrijcwna?" fragte Butler.