.Ihr seid alle Mörder! Ich Sann Euch nicht leiden, ihr-> Mörder," sagte sie und erhob sich. So kann es doch jedem von uns gehen," meinte Butler, der nicht recht wußte, was er sagen sollte.Das ist mal nicht anders im Kriege..." Im Kriege? Ist denn das noch Krieg? Mörder seid Ihr. weiter nichts! Statt den Toten der Erde zu übergeben, treibt Ihr Euren Spott mit ihm ihr Mörder!" wiederholte sie immer wieder, ging dann die Treppe hinunter und verschwand um die HauSecke, um durch den hinteren Eingang nach ihrem Zimmer zu gehen. Butler kehrte in das Zimmer des Majors zurück und bat Ka- inenew zu erzählen, wie sich alles zugetragen hatte. Und dieser erzählte, was er wußte. 24. Es war Chadschi-Murat gestattet worden, in der Nähe der Stadt Spazierritte zu machen, doch nur in Begleitung einer 5dosakencskorte. Es befand sich in Nucha im ganzen ein halbes Hundert Kosaken, von denen zehn Mann beim Kommando Dienst taten, während die anderen da und dort Verwendung fanden und für die erforderlichen Dienstleistungen oft kaum genügten. Sollten nun, wie angeordnet war, mit Chadschi-Murat stets zehn Mann ousreiten, so fehlten an anderen Stellen die nötigen Mannschaften. Am ersten Tage wurden ihm, wie befohlen, zehn Mann beigegeben, dann aber entschied man, daß immer nur fünf Kosaken mitreiten sollten, und man bedeutete Chadschi-Murat, er solle nicht inMcr seine sämtlichen Muriden mitnehmen. An dem verhängnisvollen Tage jedoch ritt er mit allen seinen Getreuen aus. Während er sein Pferd bestieg, bemerkte der Kosaken­offizier, daß alle fünf Muriden sich anschickten, Chadschi-Murat zu begleiten. Der Offizier machte ihn darauf aufmerksam, daß ihm die Mitnahme seiner sämtlichen Leute untersagt sei, doch Chadschi- Murat tat, als ob er seine Worte nicht höre, und ritt davon, worauf der Offizier ihn gewähren ließ. Der ihm beigegebene Unteroffizier war ein stattlicher, untersetzter, blonder junger Mensch namens Nasarow, die Wangen wie Milch und Blut, das Saar vom Scheitel aus nach dorn und hinten gekämmt und rund herum abgeschnitten. Mit Stolz trug Nasarow das GeorgSkreuz für Tapferkeit auf der Brust. Er war der älteste Sohn einer armen altgläubigen Familie, der den Vater früh verloren hatte und seine alte Mutter samt fünf jüngeren Geschwistern unterhielt. Laß ihn nicht zu weit reite», Nasarow!" rief der Offizier ihm nach., Zu Befehl, Euer Wohlgeboren," antwortete Nasarow und setzte, während er die Büchse auf dem Rücken zurechtschob, seinen großen, ttlichen Fuchswallach in Trab. Die vier Kosaken ritten hinter n her. Der eine von ihnen war der als Dieb und Bcutemacher bekannte Ferapontow, ein langer, hagerer Mensch, von dem Ham- salo Schießpulver gekauft hatte. Dann war da ein älterer Kosak, Jgnatow mit Namen, dessen Dienstzeit eigentlich schon um war ein stämmiger Bursche, der gern mit seiner Stärke prahlte. Der dritte der Kosaken , Mischkin, war ein noch nicht volljähriges, schmächtiges Kerlchen, ühcr das alle sich luftig machten. Pctrakow, der vierte, war ein blonder junger Mann, stets munter und freund­lich, der einzige Sohn seiner Mutter. (Fortsetzuilg folgt.) Die Kopfjägern auf Celebea.. Die furchtbare Sitte der 5kopfjögcrei hat zum Glück eine nicht allzu weite Verbreitung unter den Wildvölkern der Erde. Häufig kommt sie nur in Südostasien vornehmlich im Bereiche der Ma- laien und auf den Indonesien benachbarten, zu Australien gc- rechneten Inseln vor; in Afrika und unter den Indianern Süd- amerikas nur vereinzelt. Die Sitte läßt sich nicht aus Mordlust erklären, sondern hängt mit abergläubischen, religiösen Vorstellungen zusammen, unter denen im indo-australischen Archipel solche zweier- lci Art hervorzuheben sind. Zumeist herrscht dort die Anschauung, der Jüngling müsse, che er heirate, den Kopf eines lebenden Menschen erbeuten, damit dessen Seele Schutzgeist für die zu grün- dende Familie werde. Andere Stämme dagegen wollen auf diese Weise den Seelen der verstorbenen Eltern oder Geschwister ein Opfer darbringen, damit die Verwandtenseelen durch den Besitz des Schädels des Geköpften dessen Seele sich dienstbar machen können und infolgedessen bei guter Laune bleiden. Eigentümlich ist dabei, daß in einem Teile von Celebcs die Kopfjägerei zum Gewerbe eines bestimmten Stammes, der Tololaki, geworden ist. Man braucht dort nicht mehr selbst einen Kopf zu erbeuten, was ja manchmal, wenn es sich auch immer nur um Meuchelmord handelt, ein nicht ungefährliches Unternehmen ist, sondern bestellt bei einem Krieger jenes Stammes den erforderlichen Kopf. Die Eingeborenen lassen sich Europäern gegenüber selten über die Sitte aus. Ziemlich genaue Nachrichten über die Kopfjägerei in Südost- Celebes erhielt dort indessen die Frankfurter Sunda-Expedition, deren Leiter, Dr. I. Elbert, sie in dem eben erschienenen ersten Bande seines großen Werkes:Die Sunda-Expedi- tion des Vereins für Geographie und Statt st ik zu Frankfurt a. M," mitgeteilt hat. Die Beobachtungen beziehen sich meist aus die bis dahin uner» forschte Landschaft Rumbia, die noch wenig oder gar nicht unter holländischem Einfluß stand. Stirbt dort«in Fürst oder dessen Frau, so muß ein Kopf erbeutet werden. Vor allem aber muß eine fürstliche Frau, die wieder heiraten will, einen Kopf beschaffen und ebenso d«r fürstliche Witwer, der eine neue Ehe eingehen möchte. Denn würde er nicht vorher für ein Schädelopfer sorgen. so würde die Seele der verstorbenen ersten Frau über die Familie der jungen Gattin Unheil bringen, ja selbst den Tod des Mannes bewirken. Beim Tode eines gewöhnlichen Sterblichen ist das Dar­bringen eines Kopfes nicht so unbedingt erforderlich; man pflegt sich in diesem Falle viel Zeit zur Erfüllung dieser Ehrenpflicht zu lassen und begnügt sich mit einem einzigen Schädel für alle, die innerhalb eines Jahres in der Gemeinde gestorben sind. In der Nachbarlandschaft Mengkoka aber soll ein Kopfjagdzug schon dann für notwendig eracbtet werden, wenn ein unangenehmer Traum, den man dem Einfluß der abgeschiedenen Seelen zuschreibt, auf böse Ereignisse hindeutet.' Die Beschaffung und Opferung eines Schädels findet in Rumbia in Verbindung mit dem Feste der Reis- ernte Ende August oder Anfang September statt. Rückt die Ernte heran, so gehen die Männer wohlbewehrt in einer besonderen Rüstung auf die Kopfjagd. Die Rüstung besteht aus einer ärmel- losen Panzerjacke, die aus den Bastfasern eines Baumes gefertigt ist und Nacken und Schulter durch Klappen aus sckmppenartig über­einander greifenden Büffclfellstückchen schützt. Dazu kommt ein aus Nottang geflochtener Helm und Fellüberzug. Der so bekleidete Jäger trägt einen Schild aus Holz, Schwert und Lanzen und ähnelt einem römischen Gladiator . Das Opfer sucht man beim Nachbar- stamm. Es werden aber auch Sklaven des eigenen Stammes ver- wendet; die Häuptlinge schicken sich gegenseitig den dem Tode Ge- weihten mit einer Botschaft zu, wobei sie sich gewisser Geheimzeichen bedienen. Die Kopfjäger besckleichen ihr Opfer meist beim Sammeln tm Walde oder auf dem Felde und töten es mit der Lanze. Dann schlagen sie dem Gefallenen den Kopf ab und verschwinden, ohne die Leiche weiter zu verstümmeln. Der glückliche Kopfjäger wird in seinem Dorfe mit großen Ehren empfangen, und man rührt kräftig die Trommel. Vor dem Betreten seines Hauses muß er der Sitte gemäß die Rüstung mit der einfachen Jacke aus Baum» rinde vertauschen. In Mengkoka fertigt ihm seine Familie einen turmartigen Hut an. den er bei dem nun folgenden Kopfjägerfest tragen muß. Dieses Fest dauert mehrere Tage. Es werden Büffel, auch Schweine geschlachtet; überall wird stark gegessen und viel Palmwein getrunken. Als Opfer für alle Seelen der seit Jahresfrist gestorbenen Gemcindemitglieder gilt ein Umtrunk aus dem erbeuteten Schädeldach, das man dann am Giebel des über dem Grabe errichteten Häuschen anbringt. Bei diesen Festen wird auch viel getanzt, gespielt und gesungen. Besonders beliebt sind die Ringtänze(die Tänzer bewegen sich langsam im Kreise), bei denen die beteiligten Männer unbekleidet und die Frauen in Röck- chen aus Palmblattstreifen auftreten. Die Gesänge sind vor- wiegend religiösen Inhalts oder stellen einen Heldenmythus dar. Zwcikämpfer in Kopfjägertracht führen unter Musikbegleitung Scheingefechte auf, tanzen umeinander, machen plötzlich Ausfälle und Seitensprünge, rennen mit den Schilden zusammen und führen Schwcrthiebe. Durch den Palmweingenuß angeregt, geraten die Fechter manchmal in eine wahre Wut. Stundenlang dauern diese Kampfspicle, bei denen alle Männer der Reihe nach ihre Kräfte erproben; die Menge sitzt im Kreise um sie herum und zollt Beifall. Die Kopfiagd hängt, wie angedeutet, mit dem Totenkult zu- sammen. Bis zur gemeinsamen Bestattung bei Gelegenheit deS Erntefestes bewahrt man die Toten in bootförmigen Särgen in einem besonderen Häuschen im Walde auf. Die Leiche eines Fürsten bleibt bis zur Becodigung in diesem Hause. Die Leiche eines Priesters erhält überhaupt kein Erdgrab, sondern ein eigenes Hüttchen, wo sie ständig bleibt. In manchen Gegenden aber be» gräbt man jeden Toten für sich, schon- nach einigen Tagen. Im Sarge liegt die Leiche nackt und mit zusammengebundenen Beinen; die Kleider weiden zu Bündeln verpackt und unter Kopf, Füße und auf den Leib gelegt. Ein Fürst bekommt außerdem ein Schwert. Nachdem der Leiche noch etwas Erde in den Mund gesteckt und ihr der Kopf auf die rechte Seite gedreht worden ist, verschließt man den Sarg, verschmiert alle Ritzen und stellt- und Genußwaren daneben hin. Bei der engen Verbindung der Kopfjagd mit dem Totenkult und den religiösen Anschauungen der Eingeborenen der Sundawclt darf es uns nicht wundern, wenn man sie nur ganz allmählich und mit größter Vorsicht einzuschränken vermag. Mit einem allgemeinen Verbot und Ausrottungsmatzregeln wäre nichts zu erreichen. Ueberdies könnte einem Verbot nur dort Nachdruck verliehen werden, wo die holländischen Beamten die nötigen Macht- mittel in Händen haben, und das ist in dem weiten Archipel außer auf Java noch lange nicht überall der Fall. Kleines feuilleton. Astronomisches. DieLeeredcsWeltalls. Wer in klaren Winternächten den Blick auf das Firmament richtet, dessen Augen gewahren ein schier unermeßliches Gewimmel von Sternen, die mit hell flim» merndem Licht blitzen, von anderen, die mild, leuchten, und noch