Lieker. die seine Mutter sang. Er Wied zum berühmten Teigen- Lpieler. dem alle Welt lauscht. Er spielt die dänischen Weisen der Mutter; er spielt sie aber wie ein Zigeuner. In Schlafwagen und Hotels, zwischen herumzigeunernden, dem Ruhm nachirtenden Kunst- menschen, verbringt er sein Leben, die Sehnsucht nach einer Heimat im Herzen und die Augen des Wurzellosen im Kopfe, die anders und scharfer sehen als die Augen der in den Kreis des gebundenen Daseins Gewöhnten. Er ist der Geiger des Schmerzes. Und er möchte doch ein Geiger des starken Lebens, des neuen Jubels sein, wie der große Jens Lund. Die Sehnsucht führt ihn in das Heimat- land seiner Mutter. Hier spielt er. Vielleicht spielt er zum ersten Male so groß und herrlich wie Jens Lund. Und er glaubt für Momente eine Heimat zu finden mit ihrem Glück an Liebe und Herzlichkeit. Aber eS ist eine Täuschung. Dieses kleine, innerlich zerklüftete Dänemark mit seinen lacberlichen Kabalen und seinen engen, gehässig verteidigten eingebildeten Interessen ist keine .Heimat. Und so geht er zurück zu seiner Insel, um dort zu warten, bis das große Schweigen kommt. Die Geige wird er nicht mehr anrühren; denn er hat Jens Lunds neues Sternen- und Lebens- jubellied vernommen, das er nie erreichen wird. Und die Liebe? »Die Insel hat keine Frauen., Welche sollte ich lieben?" Künstlerisch will mir dieses Buch nicht so einheitlich und be- beutend erscheinen wie Bangs frühere Sachen. Vielleicht ist das Motiv auch zu umfassend für die minutiöse Momenttcchnik des Dichters. Gewiß sind die Schilderungen bedeutend, so die Heimat- bilder, das Leben in dem Orientzug mit seiner vielfarbigen Gesell- schaft; und die kleinstädtische Gesellschaft in dem dänischen Nest. Aber eS ist auch viel beieinander in diesem Buche. Die Auseinander- setzung mit Dänemark z. B. Wiederholt hat der Dichter sich um das Problem der Heimat bemüht. Weniger einsichtig noch in denHoff- 'nungslosen Geschlechtern", trotzdem es hier deutlich im Hintergrund steht und die Lage der dänischen Jugend erst verständlich macht. Dann aber bor allem in dem großen RomanZusammenbruch", in dem er dem WirtschaftS- und Kulturproblem der Heimat nahe zu kommen sucht. Und nun in der subjektiven Stellungnahme der «Vaterlandslosen".-* Aber auch noch eine andere Zusammensetzung bringt das Werk. Bang machte mich darauf aufmerksam. Jens Lund ist I. V. Jensen, der den Dichter vor einigen Jahren in recht persönlicher Art angriff. Hier ist die Antwort: die vornehmste, die je gegeben ward: eine Verbeugung vor dem großen, starken Gegner. Es heißt, daß Bang Aufzeichnungen hinterlassen hat, die aber erst nach Prüfung durch seine Aerzte an die Oeftentlichkeit kommen sollen. Aber er bat uns in seinen Werken die Geschichte seiner Seele gegeben, in der ihn finden kann, wer ihn sucht. Die dem neuen Tag Dienenden werden sich vielleicht abwenden von ihm als von einem, den der Verfall des Alten gezeichnet. Aber viele werden ihn lieben als einen, den der Schmerz geheiligt. Und er war ein großer Künstler, trotz Jen? Lund. Er sang den Schmerz seiner Sehnsucht nicht weniger groß und unvergeßlich inS All hinaus, wie dieser den Rausch seiner Kraft; zwei Zeiten singen hier ihr Lied._ P. H. Kleines feuilleton. Aus dem Pflanzenreich. Die Muskatnuß findet im Hausbalt mannigfacke Der- Wendung, und dock, ist über Ursprung und Herkunft dieser Ge» würzfrucht wenig bekannt. Im iüdwestlichen Teil deS indischen Archipels, auf einigen Molukkeninieln, wächst der Lieferant dieser S tuchr wild, er heißt der Muskarnußbaum, Myristica moschata. eit langer Zeit wird die Pflanze in ihrer Heimat, dann aber auch auf den Philippinen, auf Mauritius , in Brasilien und einigen an- deren Ländern angebaut. Der Muskatnußbaum wird etwa 15 bis 2v Meter hoch; in der Kultur werden etwa 10 Meter hohe buschige Pflanzen bevorzugt. Er beginnt im achten Jahre, manchmal auch schon zeitiger, zu tragen und bleibt bis zum 80. Lebensjahre fruchtbar. Auf eine regelmäßige, brauchbare Ernte wird vom zehnten Lebensjahre an gerechnet. Fast das ganze Jahr hindurch trägt die Pflanze zu gleicher Zeit Blüten und Früchte. Letztere werden in sieben bis neun Monaten reif. Für gewöhnlich wird dreimal im Jahre geerntet, am reichlichsten Ende Juli, dann im November und endlich noch einmal im März. Ein gesunder kräftiger Baum bringt durchschnittlich 2000 Früchte. AuS all diesem läßt sich entnehmen, daß die Ernte der MuSkaMüsse recht reich ist. Wenn trotzdem der Preis für dieses Gewürz recht hoch steht, so rührt dieS daher, weil die holländische Regierung den Handel so ziemlich zu monopolisieren verstand und nicht mehr Ware auf den Markt kommen läßt, als eben gebraucht wird. Der Muskatnußbaum zählt zu den zweihäusigen Pflanzen, daS heißt, männliche und weibliche Blüten sind auf zwei verschiedene Pflanzen verteilt. Die Frucht von der Größe einer Birne ist bell- gelb. Im Reifezustande platzt sie auf und zeigt nun die glänzend braunen Nüsse in einer larmoisinroten Fruchtfleiichhülle eingebettet. Durch die Kontrastwirkung der Farben werden Bögel angelockt, die die Früchte verzehren, aber nur das Fruchtfleisch verdauen, während der eigentliche Same, die Nuß. unverdaut wieder preisgegeben wird. So sorgen die Böge! für die Verbreitung dieser Pflanze. Die reifen Früchte werden gepflückt oder abgeichlagen. Die Rüsse werden herausgenommen und einige Zeit in Kalkwaster gelegt. lflerantwortl. Redakteur: Albert Wachs. Berlin. Druck u. Verlag: Räch dem Abtrocknen find fie mit einer Kalkschicht überzogen, die der Ruß den Geschmack erhält und fie vor Fäulnis und vor Infekten- angriffen schützt. Auch die Tonnen, in denen die Rüffe in den Handel kommen, werden mit Kalkmilch ausgestrichen. Als Nebenprodukte bei der Nußernte ergibt sich die Muskatblüte oder MaciS, das ist der dickfleischige Samenmantel, der die Nüsse umfaßt. Dieser wird bei der Ernte einige Tage an der Sonne oder über einem mäßigen Feuer geröstet und dann mit Seewasser be- feuchtet, wodurch ein Brechen vermieden werden soll. lr. Medizinisches. lieber die Ursachen des Verbrennungstodes ist man bisher nur auf Vermutungen angewiesen gewesen. Erst in letzter Zeit ist es der Forschung gelungen, diese Frage aufzuhellen. und vornehmlich die Chemie ist es gewesen, der wir den Aufschluß hierüber verdanken. In seiner Antrittsrede gibt der Marburger Chirurg Dr. M. H e h d e einen Ueberblick über die verschiedenen An- schauungen, die bis heute über die Ursachen des Verbrennungstodes in der wissenschaftlichen Welt im Schwange waren, und berichtet über die Ergebnisse der letzten Untersuchungen auf diesem Gebiete, die zu der Hoffnung berechtigen, daß die Behandlung schwerer Verbrennungen in Zukunft günstigere Resultate zeitigen wird als früher sMed. Klinik, Nr. 7, vom 18, Februar 1912). Apf« fällig war die Tatsache, daß viele Patienten, die, abgesehen von den örtlichen Beschwerden an der Verbrennungsstelle, sich ganz wohl befanden, plötzlich am 12. 15. Tage ihres Krankenlagers starben. Man schloß daraus, daß nicht die Verbrennung selbst außer in den Fällen, wo die Verunglückten wenige Stunden nach dem Unfall starben. sondern erst ein durch fie hervorgerufener Folgezustand den Tod verursacht habe. Zuerst nahm man an, daß er infolge einer Zerstörung der roten Blutkörperchen, der Träger des Sauerstoffs im Blute, eintrete; da jedoch nur 2.4 Proz. von ihnen zugrunde gingen, also noch genügend rote Blutkörperchen übrig blieben, suchte und fand man die Erklärung darin, daß sich in dem verbrannten Gewebe Eiweißabbauprodukte bildeten, die eine den Bakteriengiften ähnliche Giftwirkung zeigten. Es ließ sich experi- mentell nachweisen, daß auch der Harn solcher Kranker giftig ist, wenn er Tieren, z. B. Meerschweinchen, unter die Haut gespritzt wird, und daß verbrannte GewebSstücke, wenn sie, gleichviel auf welchem Wege, einem gesunden Tiere einverleibt werden, die betreffenden Tiere ebenso krank machen und töten, als wenn sie selbstan- gebrannt" worden wären, während die verbrannten Tier«, denen man die GewebSstücke entnommen hatte, am Leben blieben, sofern nur die verbrannte Partie rechtzeitig herausgeschnitten wnrd«, bevor die Giftprodufte ins Blut übergehen konnten. Auf Grund dieser und noch einiger anderer Versuche bat man ermittelt, daß sich gegen das spezifische Gift, das sich in Brandwunden entwickelt und das als Methylguanidin bekannt ist, mit Erfolg Chlorkalzium und A t r o p i n, ein Giftstoff, der sich in der Tollkirsche, im Stech- apfel und im Nachtschatten vorfindet, anwenden läßt, und daß namentlich die sofortig» Ausschneidung der verbrannten Körper- Partie die ficherste Gewähr für einen glücklichen Ausgang deS HeilungS - Prozesses bietet. Technisches. ReueS vom Kautschuk. Der Kautschuk ist durch die im- geheure Steigerung deS Bedarfes namentlich in der elektrotechnischen Industrie, in seiner Bedeutung für den Weltmarkt außerordentlich gewachsen. Besonders in allen Erörterungen, bei denen es sich um die Ausnutzung tropischer Länder handelt, steht die Frage der Kautschukgewinnung an einer der ersten Stellen. In den letzten Jahren hat auch die Chemie in der Erforschung des Kautschuks überraschende Fortschritte gemacht, so daß sich wahrscheinlich schon in einer nahen Zukunft die überaus wichtige Möglichkeit ergeben wird, den Kautschuk im Laboratorium billig genug herzustellen. Mit diesem neuen Zweig wird die chemische Industrie ähnliche Erfolge erringen, wie sie mit der Verdrängung des Indigo bereits erreicht worden find und mit der Einführung des künstlichen Kampfers unmittelbar zu erwarten stehen. Einen neuen Schritt in dieser Richtung soll der russische Chemiker Ostromislenskh von der Universität Wilkau getan hoben, dem eS angeblich gelang, den künstlichen Kautschuk durch ein hinreichend einfache« Verfahren darzustellen. Nach einer Meldung vonEnglish Mechanik " steht die Errichtung einer Versuchsfabrik bereits bevor. Bei dem Verfahren, das angeblich den reinsten Kautschuk ergibt, werden ulttaviolette Strahlen durch Vermittelung einer Quarzlampe benutzt. Etwa« verdächtig erscheint der Zusatz. daß der so erhaltene Kautschuk für den Gebrauch zu rein sei und daher eines Zusatzes bedürfe. Bielleicht ist da« neue Erzeugnis danach überhaupt kein richttger Kautschuk im eigentlichen Sinn, sondern nur eine neue Art von Stoffen, die schon jetzt unter diesem Namen im Handel zu finden sind. Eine andere interessante Mitteilung spricht von der Entdeckung eine« Lagers von sogenanntem mineralischen Kautschuk im nordamerikanischen Staat Kolorado . DieS ist jedoch dahin zu verstehen, daß diese Massen nur eine Art von Erdpech sElaterit ) sind, das zwar einige Aehnlichkeit mit Kaut» schul besitzt, in der Hauptsache aber mir zur Bereitung von Leucht- ga« benutzt wird. Der Elaterit von Kolorado soll fteilich sogar eine Politur annehmen, und daS Lager wird auf mehrere Millionen Tonnen geschätzt.__ vorwärtöBuchdruckerei u.VerlagSanjtalt Paul SingeräiCo., Berlin SVV.