tot aber hartnäckig, als wisse sie nichts von allem, dem er und seine Kameraden ausgesetzt waren, und wenn er die Rede darauf brachte, schwieg sie störrisch; sie wollte nicht darüber Bescheid wissen. Die Hitze des Kampfes stieg Pelle zu Kopf, mit niemand wollte er seine Stimmung und Feldzugspläne lieber teilen als mit ihr. Ellen hatte ihn auf anderen Gebieten angc- spornt, und er hatte es als einen Zuwachs empfunden, als eine Bestätigung seines Wesens; aber hier schwieg sie. Sie hatte ihn und ihr Heim und die Kinder, und alles andere ging sie nichts an. Die Winternot hatte sie mit ihm geteilt und war doch froh gewesen; die war unverschuldet, aber hier konnte er Arbeit bekonunen, wenn er nur wollte. Sie hatte ihren stummen Widerstand wieder aufgenommen, und das wirkte hemmend auf ihn, nahm ihm etwas von der Freude, im Feuer zu stehen. Wenn er nach Hause kam und erzählte, was an dem Tage angerichtet und geschehen war, �wendete er seine Rede an Lasse. Sie ging in ihren eigenen Sorgen umher, als sei sie taub; und plötzlich unterbrach sie seinen Bericht, indem sie ihni erzählte, daß ihnen dies oder das fehle. Da gewöhnte er es sich ab, mitteilsam zu sein, und legte die ganze Arbeit außer Hause. War da etwas zu schreiben, oder sollte mit Leuten verhandelt werden, so wählte er irgendein Wirtshaus, um von ihrer hemmenden Gegenwart befreit zu sein. Er ver- mied es, ihr von seinem Vertrauensposten zu erzählen; und obwohl sie nicht umhin konnte, auswärts davon zu hören, tat sie doch, als ahne sie nichts. Für sie war er immer nur der Arbeiter Pelle, der sich der Versorgung von Frau und Kin- dern entzog. Diese hartnäckige Ausfassung quälte ihn; bitter, bitter, wie er von Hause aus war, legte er noch mehr Kräfte in den Kampf hinein, und bekam eine reichlich harte Hand. Lasse ging umher und sah sie an und war unglücklich. Er wollte gern vermitteln, wußte aber nicht, wie es ange- griffen werden mußte; er fühlte sich auch überflüssig. Jeden Tag zog er seine alten Kleider an und ging aus, um seine Arbeitskraft für zufällige Vorkommnisse anzubieten, aber da waren ledige Hände genug, die jünger waren als die seinen. Er hatte auch Angst, sich auf etwas einzulassen, wodurch er den andern ihre Arbeit wegnehmen konnte. Auf den Kampf verstand er sich nicht, es ward ihm schwer, zu entscheiden, was verbotenes Land war; aber vor Pelle hatte er unbedingten Respekt. Wenn der junge Sohn so sagte, so war das richtig, selbst wenn man darüber verhungern mußte; der Junge war zu etwas ausersehen. Eines Tages verließ er stillschweigend das Haus; Pelle merkte es kaum, so in Anspruch genommen, wie er war.Er ist wohl wieder zu der Trödlerin nach derArche" gegangen", dachte er. hier ist es ja auch nicht amüsant. (Fortsetzung folgt.) (Nachdruck derSolen.) Sisberge. Von Marcel G o l l e. Wenn der Frühling über die nördliche Halbkugel der Erde geht, beginnt eine Zeit ernster Gefahren für die zwischen Europa und Amerika fahrenden Schiffe die Zeit, wo in Nacht und Nebel plötzlich gigantische Eismassen, wahre schwimmende Berge im Meere , auftauchen und die Fahrstraße bedrohen. Nicht bloß im Gebiet des Polarmecrcs, um Spitzbergen herum und am Franz- Josefsland irren diese Eisberge mit oft fabelhafter Geschwindig- keit durch die Meeresströmungen, sondern sie treiben bis weit nach Süden herunter die amerikanische Küste entlang und kreuzen den Kurs der nach Montreal , Newyörk und Philadelphia gehenden Passagier- und Handelsbootc. So hat man sie in manchen Jahren in Meeresstrcckcn beobachtet, welche der geographischen Breite von Porto und Sevilla entsprechen. Tie meisten dieser schwimmenden Kolosse bilden sich in der Nähe der Südspitze Grönlands , wo sie vom nördlichen Eismeere her zunächst als kleinereSchollenhügel" antreiben, um sich dann auf eine Strecke von 150 bis 200 Kilo- metcr hin nach und nach zu gigantischen Gebilden aufzutürmen. Durch den fortwährend erneuten Zustrom an Eis, das im Verein mit den Wind- und Meeresströmungen einen starken Druck aus- übt, gerät die aufgetürmte Masse in Bewegung, zerstückelt sich in furchtbarem Anprall und schwimmt alsdann in einzelnenBrocken " dem Süden zu. DieseBrocken " sind allerdings von einer respck- tablen Größe. Die kleinsten von ihnen erheben sich 20 bis 30 Meter über den Meeresspiegel, nicht selten erreichen sie eine Höhe von 40 bis 50 Metern und man ist selbst solchen von 80 bis 100 Metern begegnet. Da der Eisberg bloß zu ein Achtel aus dem Wasser her- vorragt, hat man es schon bei den unbedeutendsten von ihnen mit Kofosscn pyg 80 Metex Höhe zu tun ujih hcj tzen größeren, die zudem häusig sehr breit sind, mit veritablen Giganten, angesichts deren sich auch die stolzesten modernen Dampfer wie Puppenspiel- zeug ausnehmen. Im übrigen gewähren die Eisberge, wenn sie. bei klarem Wetter von der Sonne beschienen, im tiefgrünen Wasser dahintreiben, einen majestätischen, ja feenhaften Anblick. Sie glei- chen dann gewaltigen Burgen mit seltsamen Türmen, Erkern und Zinnen und mit Wänden aus lauter Spiegeln; oft auch erscheinen sie als stolze Pyramiden oder als massive, mit Panzerbuckcln ver- seheneEissorts", nicht selten als riesige Tore, unter denen selbst ein großes Schiff bequem durchfahren könnte. In der Regel wird es sich allerdings sehr hüten, selbst bei Tage dem schwimmenden Ungetüm allzu nahe zu kommen. Besonders wenn der Eisberg schon längere Zeit auf der Fahrt ist und seine unteren Partien stark abgeschmolzen sind, ist jeden Augenblick Gefahr vorhanden, daß er das Gleichgewicht verliert und umfällt; selbst wenn das Schiff nicht direkt von ihm getroffen würde, müßte es in dem durch den Sturz der Eismasse entstehenden Strudel zugrunde gehen. Ein Umstand, der die Gefahr noch vermehrt, ist der dichte Ncbek, der im Frühjahr in den nördlichen Meergegendcn zu herrschen pflegt. Was es dann bedeutet, zumal bei Nacht, mit der Geschwindig- keit eines in voller Fahrt befindlichen Ozeandampfers diese Regio- nen zu durchfahren, hat niemand packender geschildert, als der Deutschamerikaner Urban in seiner NoveletteDer Eisberg ". Es ist abends nach dem Diner. Während die Passagiere sich im großen Gesellschaftssaal amüsieren und schlechte Witze reißen über die Polarungeheuer", denen man ja doch nie begegne, sind oben an Deck alle Mann auf ihrem Posten. Die Thermometer, die rapide fallen, signalisieren das Vorbeikommen von Eisbergen. Der Kapitän hat längst die Maschine aufhalbe Fahrt" stellen lassen, da man wegen des dichten Nebels nur eine kurze Strecke weit sehen kann. Schon glaubt man. daß die Gefahr vorüber sei, als plötzlich vor dem Schiff eine riesige, bis an den Himmel reichende weiße Masse austaucht.Volldampf rückwärts!!" Der Kapitän hat gut kommandieren volle drei Minuten noch wird es dauern, bis das Schiff, von der Kraft der Maschinen und seinem eigenen Gewichte geradeaus gerissen, dem neuen Kommando gehorchen und tatsächlich rückwärts gehen kann. Man lese bei Urban nach, was in den Seelen der braven Männer vorgeht, die, den Tod vor Augen, mit unerschütterlicher Kaltblütigkeit auf dem Posten bleiben, bis nach den Minuten des Entsetzens der Dampfer dem neuen Steuer- druck gehorcht und just im letzten Augenblick vor dem grau­sigen weißen Gespenst zurückweicht. Nicht immer enden die nächtlichen Begegnungen der Schiffe mik denEiszyklopen" so glücklich, und die Geschichte der Seefahrt weiß von mancher furchtbaren Katastrophe zu erzählen, wo die Fahrzeuge mit Mann und Maus zugrunde gingen. Solch ein Schicksal erlitt z. B. der amerikanische DampferHuronian", ein stolzes Schisi von 4400 Tonnen, das mit 350 Mann Besatzung im Atlantischen Ozean versank; man fand nachher seine Trümmer zwischen schwimmenden Eisbergen eingeklemmt und erfuhr so, wie es untergegangen war; von der Besatzung wurde niemand mehr wiedergefunden. Im Jahre 1881 verlor eine englische Schiffs- gesellschaft einen ihrer prächtigsten Dampfer durch eine ähnliche Katastrophe. Das Schiff befand sich auf der Fahrt nach Kanada und begegnete unterwegs zahlreichen Eisbergen. Es gelang ihm stets, ihnen rechtzeitig auszuweichen und schon hatte es sich der Küste bis auf wenige Meilen genähert, als es in der letzten Nacht gegen einen riesigen Eisblock rannte. In Zeit von wenigen Minu- ten sank das Fahrzeug in die Tiefe; nur ein einziger Matrose, dem es galang, den Eisberg zu erklettern, konnte sich retten. Vier Tage und vier Nächte schwamm er auf dieserRettungsplanke" die Küste hinunter, bis er von Fischern gesehen und an Land geholt wurde. Noch unvergessen ist das Unglück, welches dem Dampfer Arizona " in einer Novembernacht des Jahres 1879 auf der Reise von Liverpool nach Ncwyork widerfuhr. Das große Schiff, das nicht weniger als 550 Mann Besatzung und Passagiere an Bord hatte, lief in der genannten Nacht in voller Fahrt gegen einen Eisberg . Der Stoß war so heftig, daß die dicken Stahlplatten des Bugs wie Kartonblätter zusammengequetscht wurden. Im Nu ergoß sich das Wasser in Strömen ins Innere des Schiffes. Dieser kritische Augenblick zeigte den Kapitän, einen ergrauten Seebär, auf der Höhe seiner Aufgabe. Ohne sich durch den fürchter- lichcn Wirrwarr, den die aus dem Schlafe geschreckten Passagier«: verursachten, beirren zu lassen, ließ er die wasserdichten Schotten des Vorderschiffes schließen unddonnerte" die Mannschaft an die Pumpen. Erst nach stundenlangen, übermenschlichen Anstrengun- gen gelang es, einem weiteren Steigen des Wassers Einhalt zu tun; wieder begingen Stunden, und man stellte nach und nach ein Abnehmen der Flut fest. Trotzdem auch ein Teil der Maschinen unbrauchbar geworden war, brachte man das Schiff am folgenden Tage wieder notdürftig in Gang, so daß man sich, immer noch unter verzweifelter Arbeit an den Pumpen, der Küste nähern und den nächsten Hafen anlaufen konnte. Wie sich nachher heraus- stellte, hatte der Dampfer bei dem furchtbaren Zusammenstoß über 200 Tonnen Eis aus dem ihm begegnendenZyklopen" gerissen; diese Masse füllte das Leck aus. Sic hatte im übrigen, indem sie die Bresche gleichzeitig einigermaßen verstopfte, mit dazu beige« tragen, das Schiff über Wasser zu halten. Die direkten Zusammenstöße mit den Schiffen sind nicht ein« mal dje einzigen Gefahren, welche die Eisberge verursachen. Schoij